Eine Gruppe Jugendlicher springt um mich herum, als ich gegen Mittag aus dem Tram steige. Die Knaben lachen und stossen sich gegenseitig, tragen trotz der Kälte weder Mützen noch Jacken. Dazu gehört ein dünnes Mädchen mit Brille, welches sich an dem Gejohle nicht beteiligt.

Ich: „Tschou zäme. Isch öppis? Heit dr eigentlech ke Schuel?“
Jugendliche: „Momol, mir hei e-n-Uftrag, aber mir säge nüt. Säg nüt, Tschännu.“
I: „Säget nume, was dr z’säge heit. Es lütet ja gly.“
J: „Auso, mir säges: ‚Dir sit e Schande für d’Umwält‘.“
I: „Ig, e Schand für d’Umwält?“
J: „Ja.“
I: „U de dir, was syt de dir? Späteschtens we dir de so alt sit wie-n-i, sit de dir o e Schande für d’Umwält.“
J: „Mir meine gar nid richtig öich, äs isch nume Gspass.“
I: „Das söll e Gspass sy? Wie chömet dr druuf?“
J: „Dr Äbdu het Geburtstag u het sech gwünscht, dass mir emene Erwachsene gö ga säge ‚Dir sit e Schande für d’Umwält.“
I: „Das isch em Äbduh si Geburtstagswunsch? Säget das enang nie, das isch eifach gemein. Mir macht das nüt us, i kenne Ching wi dir sit guet. I dr weute Klass sit dr?“
J: „I dr Füfte, bir Frou Käller Veronica.“
I: „Göt iz ine, süsch erfrüret dr no. Tschou zäme, es anders Mal.“
J: „Adiö, e schöne Tag no.“

Die Knaben und das Mädchen kraxeln den Hügel hinauf, hinter welchem das Schulhaus liegt. „Das isch e huere Nätti“, höre ich sie sagen.

Eine Gruppe von sieben Fünftklässlern darf den Unterricht verlassen, um auf der Strasse einer fremden Person zu sagen, sie sei eine Schande für die Umwelt, weil sich das ein Schüler zu seinem Geburtstag wünscht?
Obwohl es in meinem Umfeld von Lehrerinnen und Lehrern nur so wimmelt und ich selber Jahre in und um Schulen verbracht habe, wird mir diese Institution immer fremder.