Die Zwiebel-Zöpfe sind gefährdet! Der Nachwuchs fehlt. Die Jungen mögen die angebotenen Flechtkurse von Renate Probst nicht besuchen. Auch Frau Siegenthaler aus Mörigen sieht schwarz für die „Trütschlen“, denn immer häufiger werden diese von ausländischen Arbeitskräften im Akkord geflochten. Aber eben: ausländsch, qualitativ nicht das, was man von Bern erwartet. So etwas ist schlecht zu verkaufen.
„Der Sommer war sehr gross … “ Rilke konnte über eine so perfekte Saison dichten. Die Gemüsebauern überfällt das grosse Jammern, denn es gab viel zu viele Zwiebeln, mehr als doppelt so viele wie letztes Jahr: 18 500 Tonnen! Jeder Lappi pflanzte Zwiebeln, nachdem die Preise 2003 so gut waren. Da hat man nun den Dreck: die krumm gewachsenen Rüebli und die überschüssigen Zwiebeln werden im Märzen, wenn der Bauer die Rösslein einspannt und Felder und Wiesen setzet in Stand mit dem Mistzetter verteilt und „ungere gfahre“, möglichst nicht zu auffällig, damit die seelandwandernden Konsumentinnen und Konsumenten sich nicht etwa noch Gedanken machen.
Auf jeden Fall halten sich trotz reicher Ernte die Preise, denn gegenwärtig flechten Frau Probst (71) und Frau Siegenthaler (85) noch und liefern feste, regelmässige mit Strohröseli bekränzte Zwiebelzöpfe aus Spezialzwiebeln. Wenigstens der Zibelemärit 2004 ist gerettet!
Wer weiss, vielleicht steigen nächstes Jahr die Getreide- , Milch-, Fleischpreise? Da werden die Bauernschlauen umsteigen, nur weg von der Zwiebel. Die Preise werden beim Überangebot wieder fallen und die Produzenten werden nie nichts zum Weinen haben.
Auch die Konfetti sind nicht mehr wie früher. Die Farben sind leuchtender geworden, weg von diesem trüben Rosa, Türkis und schmutzigen Gelb. Es gibt sie neu auch in Dunkelschwarz und Leuchtendweiss.
Die Bahnhofhalle riecht, trotz heftigem Durchzug, nach Käse- und Zwiebelkuchen.