Weihnachten im Blockquartier ist etwas sehr Besonderes. Ja, das sagen die draussen auf dem Land, die Waldweihnachten feiern und glückliche Ehen führen, von ihrem Fest natürlich auch.

Aber es sind so viele Fenster, so viele Lebensfilme, die hier ablaufen und an Weihnachten irgendwie übereinander abgespielt werden. Das ist einmalig. Denk ich jedes Jahr.

Manche Stubenfenster sind dunkel. Die der albanischen Bauarbeiterfamilien, die über den Jahreswechsel länger Ferien haben und deshalb nach Prisren und Pristina ausgeschwärmt sind. Zu den Gräbern ihrer Eherfrauen und -männer, Mütter und Väter und manchmal sogar Kinder. Denn beerdingt wird in Heimaterde. Egal wo gestorben wird. Und eine Person fliegt gratis mit dem Sarg und Kinder unter 12 auch.

Auch die Fenster der älteren Menschen im Block sind schwarz. Sie sind abgeholt worden, vom Betax oder von der Schwiegertochter, zu Anlässen in Altenheimen oder Familienfeiern in der Agglomeration. Da ist es schön, da ist es eben ebenerdig.

Dann gibt es Stuben in denen ein Gewusel herrscht, Kerzen brennen, Geschenke und Panetone gereicht werden. In einer 3 1/2-Zimmer-Wohnung im ersten Stock ist eine lange Tafel gedeckt, dort, wo sonst die Polstergruppe steht. Es sitzen bestimmt 20 Menschen dran. Ignoriert flimmert der in die Ecke gepferchte Fernseher.

Manche Wohnungen sind so oppulent geschmückt, dass ich nichts erkenne, als die auf den Balkon hinaustretenden Raucher, die geduldige den Weg durch die Lichterketten freilegen.

So weit ich sehen kann, leuchtet auf jedem Hochhaus ein Stern. Und in vielen Fenstern von Menschen, die Weihnachten nicht feiern, blinken kleinere davon. Denn der Stern von Bethlehem ist hier ein Symbol, das wir teilen.