Mit dem serbisch-orthodoxen Weihnachtsfest geht heute die Feierzeit dieses Winters zu Ende. Und weil morgen Sonntag ist, haben die Quartiere des Westens entschieden, den Schmuck bis Montag zu lassen: Die Laternen, die Lichter an den Tannen und den Stern von Bethlehem.

Auch gibt es dieses Jahr die Entsorgung der Bäume gratis am 9. Januar, so dass eben auch die Orthodoxen, die hier nicht Tannen, sondern Geäst anderer Bäume schmücken, vom kostenlosen Angebot der Müllabfuhr profitieren können. So ist’s allen Recht getan.

Gefeiert werden im Herbst Gauri Puja und Deepavali von den Hinduisten, davon merken wir im Quartier nur wenig, denn die Feste sind oft ausserhalb der Stadt. Aber wir sehen schön geschmückte Menschen im Bus.

Meistens im November ist dann Id al-Fitr (je nach Nation auch Bayram, Ramadanfest – aber das ist irgendwie mehrmals), das ist hier fast wie Weihnachten. Es reisen viele Verwandte an und das Fest wird von aussen gesehen sehr ähnlich begangen. Viele Geschenke, gut gekleidete Männer und Frauen in fliessenden Röcken, aber auch Stressgespräche im Lift über fordernde Schwiegerväter.

Auf Dezember fällt Loy Krathong, ursprünglich ein hinduistisches Fest aber heute in Thailand auch ein offizieller buddhistischer Feiertag, der vielen hier wichtig ist. Auch Chanukka berührt den Dezember, aber ich kenne hier im Block nur eine jüdisch-christliche Familie, also realisiere ich das nicht so sehr.

Ich sage nicht, dass es immer eitel Freude ist, aber die Lichterfeste sind noch nie im Geringsten zu einem Problem geworden, im Gegenteil, irgend jemand feiert immer und irgend jemand arbeitet immer. Die Gemeinschaftsräume werden geteilt, alle sind guter Dinge.

Wenn die Feiern nicht auf Wochenenden fallen, haben wir im Kanton Bern eine Regelung, die erlaubt, dass Kinder 5 Halbtage in der Woche unbegründet der Schule fern bleiben können, wenn sie sich am Vortag abmelden. Jeder kommt so zu dem Fest seiner Kultur.

Ich halte das für die richtige Art mit unserem Menschen- und Lebensgemisch zurecht zu kommen. Ich wehre mich gegen die Welle, auf der die Radikalen reiten, weil das Zusammenleben nicht einfach ist, weil es Kraft und Mut braucht – und – am meisten von allem – Zeit. Ich wehre mich gegen ein Asyl- und ein Ausländergesetz, für die ich mich vor den Kindern bis in alle Ewigkeit werde schämen müssen.

Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass nicht nur die aus den schöneren, geputzteren und freundlicheren Quartieren diese besorgniserregende Entwicklung abwenden helfen. Sondern dass auch wir hier als Berns Westen ein weniger feindliches Zusammenleben und Abstimmungsverhalten an den Tag legen.

Bald ist Newroz. Und die kurdischen Kinder werden über das Feuer springen und dem Winter den Garaus machen.