Genügend Gründe hätte er, einmal nicht mehr zu erscheinen. Wir wären dann ohne blaue Bänder, süsse Düfte und natürlich auch ohne träumende Veilchen. Als Kind war der Frühling meine liebste Jahreszeit. Wir wohnten damals an einer Sonnseite über dem Gürbetal. Entlang des Schulwegs wuchsen Kirsch- und Apfelbäume, eine Hecke, durch welche ein kleiner Bach ins Tal plätscherte, trennte die Felder. Büschel leuchtender Dotter- und Schlüsselblumen wuchsen an seinem Rand. Ich glaube, meine Lehrerin Rosa Kestenholz war auch eine Frühlingsnärrin, denn die Lieder und Gedichte aus ihrem Unterricht sind bis heute in mein Gedächtnis eingenäht:

alle Vögel, alle / die Finken schlagen / plötzlich entronnen in aller Pracht /
von Mittag weht es lau / auf zum frohen Springen / Reis' ist Goldes wert /
Knospen schwellen / treiben wir den Winter aus / den alten, kalten
Krächzer / Brummbär, Ächzer / holder, holder Frühling / die Flur verjüngt /
sanfter, süsser Hauch / nun will der Lenz uns grüssen / aus allen Ecken spriesset /
Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte /
Loub am Boum u Schnee im Haag /
Singt's uf em Schleedornhag /
ds Härz, das isch gäng parat /
L' in­ver­no è pas­sa­to!

Mit meiner Enkelin pflanze ich Kefen, „Chifu“ in Berndeutsch. Die Kinder nennen die knackigen Schoten „grüne Chips“.

Er ist der erste und auch der letzte Blüher im Jahr, der Winterschneeball. 1 Biene wurde bereits gesichtet.