Nur ein Schäumchen ersten Schnees braucht es, und schon hägen die Autos an der steilen Strasse hinauf zur Autoverladestation Kandersteg im Stau. Einige Fahrer*innenn machen auf der engen Strasse haarsträubende Wendeversuche. Der Gegenverkehr – die Nerven behalten – rutscht an uns vorbei den Berg hinunter. Ich hätte daran denken müssen: Für diese Fahrt schon anfangs Oktober Winterreifen montieren!

Alles geht gut. Wir rattern auf den Zug und essen im Auto Käsebrötchen. Am Ende des Tunnels – GsD – Licht und kein Schnee. Wieder geht’s bergauf bis auf 1400 Meter. Wir schauen hinunter auf die schlammgraue Rhone, die nach dem heftigen Regen in der vergangenen Woche über die Ufer getreten ist. Ihre Zuflüsse hatten grosse Mengen Geröll ins Tal geschoben. Die Jungkrähen sind sehr beeindruckt von dem Fluss, den sie in den Sommerferien vor seiner Mündung ins Meer mit der Fähre überqueren. Da ist Le Rhône breit und blau, die Ufer gesäumt mit kleinen Schiffen und Fischerhütten.

Unser Hotel hat einen direkten Zugang zum Thermalbad. Begeistert, sicher völlig ungesund, verbringen wir den ganzen Tag in dieser warm blubbernden, plätschernden, dampfenden, brausenden Wasserlandschaft, schauen hinauf zu den verschneiten Felsenhörnern, schwimmen bei Nieselregen ein paar Längen draussen im Sportbad. Oft reihen wir uns ein für die Fuss-Bein-Massage. An der länggsseitigen Beckenmauer des Hallenbades trifft abwechselnd aus Unter-, Mittel- und Oberdüsen ein starker Wasserstrahl auf den unteren Körper. Eine Klingel gibt das Zeichen, wann von einer Düse zur nächsten gewechselt werden muss. Interessant ist diese Art der Massage um die Mittagszeit. Da verbringen Einheimische mit ihren Arbeitskolleg*innen die Pause an den Unterwasserbrausen, besprechen Berufliches, meist aus der Tourismusbranche, planen Sitzungen, Umbauten, Dekorationen für festliche Anlässe und Bergtouren oder geben – es ist Jagdsaison – Wildrezepte weiter.

Jeden Morgen kontrolliet der Hotelbesitzer himself vor dem Frühstücksraum die angesagten Hygienemassnahmen – natürlich mit einem freundlichen „Guten Tag“. Walliser ChäsuBrot werden von der Chefin in Hygienehandschuhen serviert, so kann keine Gemütlichkeit aufkommen.

Nach drei Tagen kehren wir etwas „ausgewaschen“ heim durch den Lötschberg. Der Schnee auf der Alpennordseite ist inzwischen geschmolzen.