Wieder ein grauer, kalter Tag. Ich erledige nur das Nötigste. Heute will ich aus aktuellem Anlass hauptsächlich lesen. Das gerettete Buch des Simcha Guterman steht seit 1993 auf meinem Bücherbrett. Bis heute konnte ich es nicht lesen. Ich versuche es – ein erschütterndes Dokument.

Bei Bauarbeiten im polnischen Radom wurde 1978 eine versiegelte Flasche mit zusammengerollten, engbeschriebenen Papierstreifen gefunden. Es ist der Nachlass des Juden Simcha Guterman, der unter grössten Gefahren auf der Flucht durch Polen die grausamen, vernichtenden Erlebnisse seiner Familie und seiner Mitbürger*innen auf diese Streifen kritzelte, in der Zuversicht, dass diese Flaschenpost einmal gefunden würde.

Ein Buch, das von der Würde des Menschen im Angesicht von Grausamkeit und Tod berichtet, geschrieben, um Leben zu bezeugen, zu erhalten und weiterzugeben.

(Quelle: München : Carl Hanser, 1993 ISBN 3-446-17007-3)

In Erinnerung an Freunde und Freundinnen, die mir ihre Geschichten erzählt haben.
Wo ihr auch seid – ihr bleibt unvergessen!