Fr 20 Aug 2010
Aus meinen Feriennotizen (31/07/10) zu einer aktuellen Nachricht:
Wenn in den letzten Julitagen zur Fête de la Madeleine* die Stiere durch die Strassen getrieben werden, in den Courses Camarguaises die regionalen raseteurs um die Goldene Palme kämpfen und eine Corrida der nächsten folgt, dann kümmert sich auf dem Delta niemand mehr um die internationale Politik. (Auch die Fussballschlappe wird mit dem Gruss „Viva Espagna“ anstelle von „Bonjour“ lässig abgetan, schliesslich hat OM gegen Catagna 2:0 gewonnen.)
In mindestens 15 regionalen Arenen werden Ohren abgeschnitten, sowohl von ausländischen, als auch von einheimischen Matadoren. Heute eröffnet der Newcomer Alberto Aguilar, noch ein richtiges Bubi, die Fête in Beaucaire. Im regionalen Käseblatt lese ich: „Le chant des cigales unterstützt den Rhythmus des linkshändigen Kampfes mit dem Stier“. Der Toro erhält zu Beginn drei Speere von den Picadores verpasst. Das Tier stammt aus der Zucht von Antonio Lopez Gibaja. Antonio liefert für diese Eröffnungs-Corrida 6 Stiere: 590, 530, 520, 540, 585 und 575 Kilo schwere Prachtstiere. Das sind 3340 kg Fleisch für die Armen und 2 Ohren für Albertli.
Um die sechs Kolosse zu bodigen, braucht es allerdings 12 Begegnungen mit den Lanzenreitern auf ihren wattierten Pferden. Der erste Stier stösst einen samt Pferd zu Boden und nimmt sich flink Zeit, den Eingeklemmten mit spitzen Hörnern zu bearbeiten. Das Trachtenhütchen ist futsch und auch die widerhakigen Speere liegen im Sand. „Hilfe“ winkt das weisse Reiterhändchen unter dem Schlachtross hervor. Ich frage mich, wie und wo Matadore ihre abgeschnittenen Stierohren aufbewahren. Öffnet man Fans und Freunden den Gefierschrank? Keine Ahnung.
Es finden überall vor den Arenen Demos gegen den Stierkampf statt. Solange Menschen Menschen quälen, sieht die Blogk-Familie schwarz für die schwarzen Stiere.
Für die Katalanen, welche den Stierkampf „mise à mort“ einige Tage später tatsächlich gesetzlich verbieten, sparen die Befürworter nicht mit Spott und Hohn. Ha, die Katalanen, diese Beschmutzer des spanischen Nests, sind selber schuld, wenn in den Arenen von Barcelona kein Geld mehr gemacht wird. Von wegen Tierliebe, hier gehts doch nur um Politik.