So 7 Apr 2013
Erklärung zum letzten Beitrag „Westwärts“, der einigen LeserInnen Rätsel aufgab:
Sonntag an der Galveston Bay, Texas
Es ist schon einige Tage her, seit ich meine winterweissen Beine an der Galveston Bay sonnte, sie ein bisschen in Wellen aus dem Golf von Mexico schwadderte, mich dann in den warmen Sand setzte, wo die texanischen Mütter unter improvisierten Sonnensegeln aus Kühlboxen Essen verteilten, wovon auch die Möven etwas ab bekamen.
Und wo nächtigt frau nach dem Ausflug an den Strand? Am liebsten im Hyatt Regency Houston, im 20. Stockwerk mit Blick auf Wolkenkratzer, die sich in Wolkenkratzern spiegeln.
Schon bald gehts raus aus der geschäftigen sauber geputzten Stadt Richtung Weimar, wo die Zimtschnecken und Beerenkuchen noch elsässisch schmecken und die alt Eingesessenen nicht unbedingt begeistert sind, dass die Zuwanderer in ihre Käffer eine andere Hautfarbe haben als sie.
Nach einer Fahrt vorbei an vielen, vielen Viehzäunen, Fahnen und Kirchen kommen wir nach Castroville. Auch hier gibts noch Elsass.
Das Landmark Inn am Medina River, gebaut als Laden und Wohnhaus vom Schweizer Kaufmann Cesar Monod 1849
Im Landmark Inn, einer umgebauten Mühle aus dem 19. Jahrhundert, kommt man mit Ländlichem voll auf die Rechnung: Quilts auf Betten und an den Wänden, blühende Bäume, quakende Frösche, feines Essen, nicht zu verschmähen die hausgemachte Gemüsesuppe in der örtlichen Beiz.
Hinter Castroville wird es immer trockener. Keine Ahnung, wovon Mensch und Vieh in den zahlreichen Ranches leben. Viele Meilen später stehe ich über dem Canyon des Rio Grande. Es ist kein Wasser zu sehen, in der Tiefe wachsen grüne Büsche und Bäume (Tamarinden?) Ein Adlerpaar kreist über dem Abgrund. Ob das die Golden Eagles sind?
Rio Grande bei Langtry, Texas
Viele Meilen später kommen wir nach Marfa…
… der super lässigen Nicht-Stadt (Foto: Tanja)
Der Ort liegt mitten in der Wüste. Man lasse sich aber von dem unscheinbaren Platz in Hitze und Staub nicht täuschen. Er ist beinahe ein Wallfahrtsort für Kunstfreaks jeglicher Art. Einige suchen die Nähe zum Werk von Donald Judd, andere möchten sehen, wo Giant gedreht wurde. Damals stieg die ganze Crew im „El Paisano“ ab. Wir auch. Es kann gut sein, dass ich im Bett von Liz Taylor schlafe. Man kommt auch nach Marfa, um unerklärliche Himmelslichter zu beobachten. Tauchen sie nicht auf, kann man sich gut mit dem Sternenhimmel trösten.
Nachtrag vom 28.04.2013
Kurz nachdem wir Marfa verliessen, erschien in der NZZ dieser lesenswerte Bericht.
Da wir in Marfa der Schweizerin Verena begegneten, die uns an Christine von der Judd Fondation verwies, machten wir eine Führung durch des Künstlers Wohnhaus samt Ateliers, Bibliothek, Gartenanlage mit Hühnerstall.
Weiterer lesenswerter Bericht über Marfa: Nik Afanasjew : Gestrandet, Reportagen 64, Mai 2022, S. 132-134 (nachgetragen von 1st, female, 30.09.2022)
April 15th, 2013 at 13:47
Danke für den Reisebericht und bitte mehr davon! Stillt ein klein wenig das Fernweh, nachdem die letzten Ferien schon 8 Monate her sind…