Sa 15 Jun 2019
… nach Nägeln mit Köpfen!
1991 hätte ich nie gedacht, dass es noch mal einen (?) Streik brauchen würde, um dringlichste Frauen- und damit auch Männeranliegen durchzusetzten.
Einen grossen Teil des 14. Juni 1991 verbrachte ich an einem Bücherstand in der Zeughausgasse, eingezwängt in der Menschenmenge des ersten Frauenstreiktags der Schweiz.
Wir Frauen vom Berner Frauenbuchladen hatten vor, zu diesem einzigartigen Anlass die seit 30 Jahren erwartete Neuauflage des Buches Frauen im Laufgitter von Iris von Roten zu verkaufen. Der Verlag konnte die Bücher nicht termingerecht liefern. Wir legten Bestelllisten auf, die sich im Nu füllten. In Erinnerung geblieben sind mir die fröhliche Stimmung und die zahlreichen Gespräche mit den Kundinnen, besonders mit den Frauen vom Land, welche nicht so oft in die Stadt kamen.
28 Jahre später, um einiges „ergraut und erlahmt“ stehe ich vor dem Eingang des Bundeshauses, über mir ein tanzender Riesentampon aus Papiermaché, um mich eine IPhone-bewaffnete Frauenschar, immer wieder abgedrängt von den Reportern mit Maxikameras. Die National- und Bundesrätinnen wollen die Sitzung für eine Viertelstunde unterbrechen, um sich unters Frauenvolk zu mischen.
Im Gegensatz zu 1991 begleiten mich meine engagierten Töchter und Enkelinnen auf den Bundesplatz. Sollte es, was ich nicht hoffe, in einigen Jahren wieder eine solche Aktion brauchen, weiss ich: Die Jungen sind bereit zu kämpfen.
(Foto: u.a. Tagesanzeiger und Aargauerzeitung, 14.06.19)
Was mich besonders freut: Ich habe heute viel Zeit mit Frauen zu sprechen, die ich lange nicht mehr gesehen hatte,
z.B. mit unvergesslichen Kolleginnen aus den verschiedenen Berner Bibliotheken. Es war sehr schön mit euch!
Wir setzten uns für die gleichen politischen Anliegen ein! (Meine Töchter und ich mit Edith Olibet.)
Auch sie, eine Kämpferin in Stiefeln, nimmt sich Zeit für einen vergnügten Schwatz. Heute trägt sie Kniehohe.
Unsere gescheiten Töchter, für die der Frauenstreik in die Geschichtsbücher aufgenommen wird.
Natürlich steht nicht alles still, wie es in einigen Zeitungen heisst. Sie dokumentiert die ohrenbetäubende Stimme der Frauen.
Er hält und zündet wo’s nötig ist, während seine Frau ein Interview gibt oder ein bisschen tanzt. Merci!!
Die grösste politische Demonstration …
… der neueren Geschichte der Schweiz.
Zu den Fotos:
Die meisten sind von Mitgliedern der Blogk-Familie gemacht.
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Juni 24th, 2019 at 09:39
Wow, danke für den schönen Beitrag! Es war ein genialer Tag und es hat mich sehr gefreut, dich anzutreffen 🙂 Meine 7jährige Tochter wollte später unbedingt auch noch an den Frauenstreik, ist beeindruckt am Umzug mitgelaufen, ass Flammkuchen im Pyri und hat am Stand der einen Gewerkschaft eine Menge Schöggeli bekommen. So bleibt ihr der Tag sicher zumindest als rundum „fein“ in Erinnerung.
Juli 1st, 2019 at 21:17
Also, wenn ich die Mädchen und jungen Freuen sehe, wie sie sich engagieren für eine gerechtere Verteilung von allem, bin ich recht zuversichtlich. Es ist schon sehr lange her, dass ich so lange auf einer Bank sass und so viel mitbekam, wie an diesem 14. Juni.
Schöne Ferien!