Do 30 Jan 2014
Fotoalben gabs bei uns keine, dafür eine Fototrucke (Schachtel), in welcher wir Kinder gerne stöberten. Bis ins hohe Alter erzählte uns die Mutter Geschichten zu den abgebildeten Personen, so lebhaft und präzise, als wäre sie noch gestern mit ihnen zusammen gewesen, während sie sich an alles, was vor fünf Minuten war, nicht mehr erinnern konnte.
Nach langer Zeit nehme ich einige Schachteln des Nachlasses meiner Eltern zur Hand, schaue mir besonders die alten Hochzeitsfotos an – und bin ganz gerührt. Dabei versuchte ich diese Anlässe mit wenigen Ausnahmen zu meiden. Von der Verwandtschaft wurde ich oft und gerne zu Hochzeiten eingeladen, galt ich doch als die, welche Schwiegermutters selbstgedichtetes Gedicht lustig vortrug, dem Griesgrämigsten ein Lächeln entlockte, schnell eine Dekoration für unangemeldete Gäste „ersann“ und aus dem stets paraten weissen Stofftaschentuch und einem Blütenzweig den vergessenen Brautstrauss ersetzte.
Marie, Ida, Lina, Dorli, Frieda, Ruthli, Hanni, Margaretha, Johanna – diesen jungen Frauen hier zwischen Emme und Simme steht ein arbeitsreiches Leben bevor.
Sie haben das Beste daraus gemacht.
Und hört nicht auf mich. Heiratet und macht viele Fotos!
S isch äben e Mönsch uf Ärde, Simelibärg!
S´isch äben ä Mönsch uf Ärde, Dass i möcht bi-n-em si
U ma-n-er mir nit wärde, Simelibärg!
U mah-n-er mir nit wärde, Vor Kummer stirbe-n-i.
Ha di no nie vergässe
Ha di no nie vergässe, ha immer a di dänkt.
Zu den beiden letzten Bildern:
Meine Eltern, Jakob und Johanna Glauser heirateten am 27. März 1943 in der Kirche Oberdiessbach. Fehlende Essensmarken verhinderten einen Festschmaus und die Rationierung des Benzins ein „Reisli“.