An der Südseite der Martinskirche ist es „hilb“ (angenehm warm). Eine Familie sitzt auf der neuen Bank an der Mauer und isst Brote aus dem Rucksack. In „meinem“ Dorf gibt es nicht viele Plätze, wo man gratis und gefahrlos die Aussicht auf …

die Klosterruine und den Alpenkranz geniessen kann.

„Alpenkranz“ sagten meine Eltern, die hier lebten und nun auf diesem Friedhof begraben sind. Jahrelang kümmerten sie sich um die Gräber von Verwandten und Bekannten, gossen die Pflanzen, nahmen im Herbst Samen ab für die neuen Setzlinge im Frühling und hoben vertrauensvoll, nach Psalm 121, ihre Augen auf zu den Bergen.

Obwohl der Schnee sehr nahe ist, blüht der Rosmarin auf Johannas Grab.
Jakobs Erdbeerstaude links hat noch zahlreiche Früchte angesetzt.

Mein Schwiegersohn und ich jäten die Gräber, schneiden die Kräuter zurück, und decken die Erde mit kleinen Weisstannenästen ab.

Dann fahren wir über den Langen Berg durchs Köniztäli hinunter in die Stadt. Beim Blick auf die sattgrünen Wiesen erinnere ich mich an die Frage der Navajofrau im Monument Valley, welche ein Kalenderbild von der Schweiz gesehen hat: „Is everything really so green in Switzerland?“ Yes, very green – yet.