So etwas von antriebslos war ich in diesem November. Die kleinsten täglichen Herausvorderungen empfand ich als mühsam, und ich versuchte oft, sie zu ignorieren oder hinauszuschieben. Weit und breit sehe ich nur halbleere Gläser und darüber grauen Hochnebel. Zum Glück erhielt ich in diesem Monat oft Besuch, z. B. eine frühere Freundin, die mich nach sehr vielen Jahren wieder sehen wollte. Nach anfänglichen Bedenken meinerseits, die Frau nennt Blöcke Kaninchenställe, wurde es ein vergnügter Nachmittag. Zwischendurch konnte ich kaum glauben, dass ich das war, die in den lebhaften Erinnerung meiner Freundin „auferstand“. Es kam u.a. ein dunkelhaariger Patrik mit blauen Augen vor, der mich oft besucht hatte. Was wohl aus ihm geworden sei? Keine Ahnung. Einen solchen Patrik habe ich nie gekannt. Ich glaube, nach so langer Zeit bringt meine Besucherin doch etwas durcheinaner. Das nächste Mal kommt sie mit den Fotoalben.

Auf dem Balkon blüht und blüht die Begonie. Den Topf mit der Christrose stelle ich daneben und lege ein paar Tannäste drumherum. So richtig vorweihnächtlich sieht das nicht aus.

„Tschällänsch“ habe ich bis jetzt noch nie gesagt. Sollte ich das Wort in meinen Wortschatz aufnehmen wie z. B. Energieeffizienz? Alle, die „Tschällensch“ oder „Tschällänsch“ sagen, scheinen mir so ganz das Gegenteil von antriebslos zu sein. Zum Beipiel unser Nati-Torhüter, der ist froh, wenn ihn seine Managerin tschällenscht. Er freut sich für seine Ehefrau (Anwältin), wenn sie wieder eine Tschällänsch hat und er sie bei der Familienarbeit unterstützen kann. (Fämili ist sein wichtigster Ort zum Abschalten und zum einfach Sein).

In der Zeitung lese ich, die chaotische Gegenwart und die Aussicht auf eine düstere Zukunft sei der Grund, dass wir die Vergangenheit verklären und die vermeintlich guten alten Zeiten zurück wünschen. Deshalb hier nur kurz verklärt: Ich erinnere mich sehr gerne an frühere Meisterschaftsspiele mit meinen fussballverrückten Freund*innen in Gartenwirtschaften, verlotterten Schuppen, in Pubs mit LBT-Sandwiches, südfranzösischen Beizen oder im Block. Bis ins fortgeschrittene Alter sammelte und tauschte ich begeistert Panini-Bildchen. So, das reicht zum Thema Fussball-WM.

Aus einem Teil der Herbstdekoration habe ich einen Topf Kürbissuppe gekocht. Die Krippenfiguren sind aus dem Seidenpapier geschält und aufgestellt worden, trotz meiner Antriebslosigkeit. Es ist mir gelungen, diese Tschällänsch anzunehmen.