Doch, doch, wir färbten auch dieses Jahr Eier. Ich lehnte mich ein bisschen zurück und liess die Jungen und ganz Jungen machen, habe sozusagen den Stab das Ei weiter gereicht. Das Färben fängt ja schon beim Kräuter Sammeln an. Welche Blüte, welches Blatt, welcher Halm passt sich der Eiform am besten an? Meine Enkelinnen übernahmen diese Aufgabe zuverlässig.

In den vergangenen 45 Jahren entstanden in den Händen zahlreicher zugewandter Färber*innen die schönsten Ostereier. Der grösste Teil wurde regelmässig an Nachbarn und weitere Bekannte verschenkt oder zu Gunsten einer Schule verkauft.

Früh am Ostermorgen packten wir dann Schoggihasen – schon wieder 0 Hennen – und Eier zusammen und machten uns auf nach Süden. Trotz der Feiertage kamen wir gut voran, denn alle, alle waren schon vor uns dort. Die meterdicken Mauern von Aigues Mortes hielten dem Andrang der europäischen Ritter Besucher*innen stand, der Wirt vom dicht besetzten Café de la Bourse zauberte im Nu Tische für neun neue Gäste. Beinahe vollzählig sass Familie Blogk dann unter den kahlen Dudabäumen an der Sonne. Die ganze Stadt war bis hinauf in die Turmspitze der Tour de Constance, in die Strassenlampen und Balkone mit bunten Schmetterlingen geschmückt: Printemps en Camargue. Neben den Besucher*innen in warmen Jacken, Kappen und Halstüchern gab es schon blutte Bäuche und viel nacktes Bein.

Am Ostermontag suchten die Kinder dann in Büschen, hinter Steinen und auf Baumästen ihre Ostersachen und tütschten die bunten Eier. Voll in Aktion waren auch die hungrigen, kamerascheuen Stechmücken.

Mein Wiedersehen mit dem Meer verlief frustrierend. Der Zugang zu meinem Lieblingsplatz am Strand ist zum Schutz der Düne aufgehoben worden. Der neue Weg ans Wasser ist nun eine Treppe aus aufeinandergelegten Baumstämmen, gesäumt von einem Staketenzaun – ein Vergnügen für Bergziegen. Ich schaffte die Querung nur dank zwei kräftigen Familienmitgliedern. Noch mehr Überwindung meinerseits braucht es, die peinlichen Fotos dieser Aktion in den diversen Smartphones gespeichert zu wissen. Aber ich sage mir: Es gibt Schlimmeres.