Seit meine Freundin Mutter ist, kommt sie selten mit uns in den Ausgang. Doch das Mattenfest verpasst sie kaum ein Jahr. Wegen dem Hochwasser musste es ins Wankdorf verlegt werden. Der Aufwand lohnte sich. Die MattenbewohnerInnen erhielten viele Spenden. Der Samstagabend verlief zu unserer Zufriedenheit.
Auf dem Nachhauseweg parkierten wir neben der grossen Schanze, weil der Fahrer unbedingt pinkeln musste. Wasser, versteht sich, unsere zwei Begleiter trinken keinen Alkohol. Er stieg der Stadtgärtnerei in das Frankenpärkchen, wo uns auch gleich zwei Schwarzafrikaner auffielen. Wir gaben ihnen zu verstehen, dass wir kein Interesse an Drogen hatten. In dieser Ecke der Stadt wird man immer bedrängt, Kokain zu kaufen.
Plötzlich ging alles sehr schnell. Der stierartige Afrikaner schrie meinem Kollegen französische Flüche und Drohungen entgegen. Dieser realisiert nicht, was abging und konnte die schwarze Faust nur noch abblocken, urinierend, versteht sich. Während er sich seine Hose rauf zog, schlug der Schwarze wieder zu, verfehlt ihn jedoch. Mein Kollege riss seinen Gürtel aus den Schlaufen und schlug den Angreifer auf den Kopf, der Getroffene taumelte, raffelte sich aber auch nach dem zweiten Schlag auf. Nach vier Schlägen war die metallene Gurtschnalle verblutet und kaputt. Mein Freund rannte dazu, um seinem Kollegen zu helfen. Er kickte den Übeltäter wie Jackie Chan in den Solarplexus, dieser flog zwei Meter in die Büsche, schien jedoch keinen Schmerz zu spüren. Da merkten meine zwei Begleiter, dass Drogen verladene und sonst irgendwie traumatisierte Verrückte auch mit Kickboxen nicht zu bodigen waren und kamen zu uns zwei verstörten Frauen zurück.
Als wir endlich wieder zusammen waren und in unseren VW stiegen, sah ich die zwei Afroblacks in dem Container an der Ecke wühlen. Mein Kollege legte den Rückwärtsgang ein und wir fuhren los. Meine Freundin schrie: „Sie kommen!“, da prasselten auch schon die Scherben auf uns. Sie schlugen mit einem flaschengefüllten Kehrichtsack eine Scheibe ein. Unser Fahrer fing die meisten Scherben mit dem rechten Arm ab. Unsere zwei Männer hatten natürlich keine Angst. Aber meine Freundin und ich dachten, die zwei nähmen eine Pistole hervor oder würden etwas Metallenes auf uns werfen. Zum Glück überfuhren wir keinen und konnten wegfahren.
Meine Freundin und ich rufen beide die Polizeinotrufnummer 117 an. Keiner ging ran. Sie versuchte weiter. Ich wechsle auf die Auskunftsnummer 111. Stopp, ein Fräulein sagt mir, das sei jetzt 1899. Klar, hätte ich wissen sollen. Verbinden Sie mich sofort mit der Stadtpolizei. Eine männliche Stimme gab mir wieder die Nummer 117. Ich erklärte, dass dort keiner ran ging. Also wurde ich mit einem Anschluss verbunden, bei dem mir dann ein Band sagte, was zu tun sei. „Sind sie in unmittelbarer Not? Dann legen Sie den Hörer auf und wählen Sie die Nummer 117… dann drücken Sie die 2. Haben Sie… dann drücken Sie die 3.“ Mehrere Minuten verstrichen. Bei meiner Freundin ging immer noch niemand ran, bis sie es mit der Feuerwehr 118 versuchte. Mein Herz pocht immer noch. Endlich meldete sich bei mir ein Herr Sowieso, der mir versicherte, dass sofort jemand kommen würde. Wir warteten mindestens zwanzig Minuten.
Der Polizist Freiburgirgendwie von der Sicherheitspolizei und sein Kollege stiegen aus dem Kastenwagen. Wir schilderten ihnen, was geschehen ist und beschrieben die Typen. „Wir können weder zaubern, noch die zwei erwischen. Ihnen können wir leider auch nicht helfen. Es liegt in ihrem Ermessen, ob Sie Anzeige gegen Unbekannt erstatten oder nicht. Am Montag zwischen 11:00 und 18:00 könnt ihr euch auf dem Posten melden. Die Scheibe müsst ihr selber bezahlen, das versteht sich ja von selbst. Nein, etwas zum wischen können wir euch nicht anbieten. Nichts für Ungut.“
Durch den Wind fuhren wir zuerst meine Freundin nach Hause. Bevor sie sich zu ihrem Sohn ins Bett legte, duschte sie sich die Scherben ab. Ich zog meinem Kollegen ungefähr 20 Splitter aus dem Kopf. Morgen könne er zum Arzt. Er wollte nicht. Seiner Mutter sollen wir auch nichts erzählen. Sie würde sich nur unnötige Sorgen machen. Ich verarztete seinen zerschnittenen Arm. Nein, der Schwarze könne ihn unmöglich mit Aids infiziert haben.