November 2016


Just vor dem ersten ernstzunehmenden Reif konnte ich meinen Garten vollends einwintern. Dabei werkelte ich mit Besen und Laubsack, schnitt die Himbeersträucher zurück, verteilte um Stauden und Büsche wärmenden Kompost und jätete die Gartenwege. Als es im Orangen Riesen die Tulpen- und andere Frühblüherzwiebeln zum halben Preis gab, konnte ich nicht widerstehen. Falls die zarten Knollen nicht in hungrigen Mäusebäuchen verschwinden, sollten im Frühjahr über zweihundert Tulpen und Glocken spriessen.

Winterschlaf

Die abgeernteten Beete grub ich ein bisschen um und bedeckte sie mit dem golgelben Laub des Kirsch- und Apfelbaums, welches auch beim Einnachten noch schön aussieht. Überhaupt genoss ich die Abendstunden im Garten. Während ausserhalb des Zauns die Strassenlampen angingen und Bewohnerinnen und Bewohner nach Hause eilten, füllte ich Herbstlaub in Säcke und stellte das Vogelhaus auf. Mein Nachbar, ein Biologe, hat mit der Winterfütterung der Vögel bereits begonnen. Kleiber, Berg- und Grünfink, Gimpel, Sumpf-, Kohl- und Blaumeise samt Wacholderdrossel sind bei ihm schon eingekehrt. Mir werden die gemeinen Sperlinge, ein paar Amseln und eine einsame Türkentaube bleiben – wahrscheinlich wird sich auch der Buntspecht aus der hohen Buche den Futtervillen des Wissenschaftlers auf der anderen Strassenseite zuwenden.

Von wegen zuwenden: mit der Frau als Stadtpräsidentin werden wir wohl noch ein paar Jährchen warten müssen. Am 15.01.2017 gibt es einen 2. Wahlgang mit 1 Frau und 1 Mann.)
Im Moment ist es schier unerträglich, wie niederträchtig, böse und gemein über die Kandidatin (und ihre Familie) geschrieben wird. Der Kandidat – wofür steht er eigentlich ein? – wird dagegen in den Medien hoch gelobt (in den Kommentaren mit vielen orthographischen Fehlern) – wofür??
Bis jetzt habe ich von diesem Kandidaten, Abkömmling einer alter Berner Patrizierfamilie (seit 1270) noch kein Wort gehört, das den Dreckbewurf auf die Kandidatin verurteiltmissbilligt. Vous devriez avoir honte, monsieur le candidat!

In England dürfen rothaarige Frauen keine Schiffe taufen, habe ich heute in der letzten Sonntagszeitung gelesen. Schwangere dürfen in Frankreich nicht.
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Der Bethlehemstern auf unserem Block wurde am Freitag bei trockenem Hochnebelwetter aufgerichtet. Die Beleuchtung funktioniert tadellos.
Wie jedes Jahr haben die Bewohnerinnen und Bewohner im benachbarten Glöggliweg alles gegeben, um Reihenhäuser und Gärten festlich zu schmücken.
Auf dem Heimweg werfe ich einen Blick auf die Lichterketten.
Eine grimmige Männerstimme aus dem Vorgärtchen:
„Gottfriedstutz, warum brönnt dä Bock nid?“
(Gemeint ist der Leuchtschlauch-Rehbock)

fuckfaktisches:

Meine Tochter (2nd, female) schreibt mir am 21.11.16, 22:17:

Wenn du mal Zeit hast, 8 Seiten zu lesen …

Ich habe die acht Seiten eben gelesen und muss, quasi als Verdauungshilfe, meine Blog-Woche mit diesem Video abschliessen (Link ebenfalls von meiner Tochter):

(1996 Kennedy Center Honors, Washington D.C.)

Auch in unserer kleinen Stadt stehen Wahlen an.
Je näher sie rücken, desto mehr zweifle ich daran, dass wir nach 184 Jahren Herrschaft endlich eine Stadtpräsidentin bekommen, denn seit Monaten wird eine für dieses Amt bestens qualifizierte Kandidatin wacker demontiert. Auch sie hat (siehe oben) „zwei Gesichter“, „prescht schon wieder vor“ wie damals, „mit Ambitionen auf einen Sitz im Gemeinderat“, sie „nimmt Mitfrauen Wind aus den Segeln“, „desavouiert Bündnispartner“. Sie sei schnippisch, schaue nur für ihr Wohnquartier, nehme ihre Kinder bis spät in die Nacht mit an Veranstaltungen. Taxifahrer und auch -fahrerinnen verfluchen sie wegen der Baustellen in der Stadt, den Velowegen und -streifen, den mangelnden Parkplätzen und ihrer Nichtnähe zu den „Büetzern“. Ganz klar, dass über keinen kandidierenden Mann so etwas geschrieben wird.
Wir müssen einfach sofort damit anfangen, vor unseren eigenen Türe zu wischen.

Den „Supermond“ werde ich unter diesem Hochnebel wohl verpassen .
Macht nichts, denn am 25. November 2034 gibt es wieder einen in der ähnlichen Konstellation;-)

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Friedhof am Langen Berg

Bei Nebel und Schnee die Gräber der Eltern mit Tannenästen zudecken, mit einem Topf Christrosen und einer weissen Kerze schmücken (mit Sensor, damit sie nur im Dunkeln brennt.)

Der November tut’s dem Oktober nach: er drängelt sich eilig an mir vorbei. Ich mache es diesen Wochen auch leicht, denn oft habe ich keine Hand frei, sie mindestens ein bisschen aufzuhalten. Ich buttele Kleinstmädchen, singe 11 vergessen geglaubte Vogelhochzeitsstrophen bis Kindchen schläft, schleppe letztes Gemüsegrün vom Garten in die Küche, wasche fein, bügle dampfend, streiche Brote gesund, übe mit den „Grossen“ Ergänzen auf eine Million, Wortarten und Sauriernamen, rühre Schoppen und Suppen, lese vor, schimpfe ein bisschen JackenaufhängenSchuhezusam-menstellennichtinderWohnungschutten, flicke – auch heute noch – völlig durchgewetzte Lieblingshosen (mit Kindchen auf dem Schoss, welches das Schnurren der Nähmaschine liebt und mich mit grossen Kirschenaugen anschaut, wenn ich sage: „Nei, nei, nid ds Fingerli i d’Nadle ha, das macht ganz fescht Bobo!“ (Sage im Laufe des Tages noch ganz andere Sachen als „Bobo“).
Immer wieder nehme ich mir vor, einmal das Protokoll eines Wochentags zu machen. (Woran anderen Bloggerinnen auch schon dachten und wahrscheinlich sogar umsetzten).

In meiner Zeit als Bibliothekarin in einem Archiv für Frauengeschichte begegnete ich Augusta Gillabert-Randin – nicht persönlich, denn sie starb bereits 1940. Um der Frauenarbeit sichtbar zu machen, schrieb sie u.a. auch so eine Alltagsliste.
Am vergangenen Mittwoch traf ich mich mit Frauen aus „meinem“ Café Littéraire. Wir verbrachten den ganzen Vormittag in einer Buchhandlung, kauften viele Bücher, sprachen kaum über die US-Wahl, sondern nur darüber, was wir gerne gelesen hatten, welches von den neuen Büchern wir als erstes lesen würden und welche Titel wir den Frauen im Café Littéraire fürs 2017 – unserem 35. Jubiläumsjahr – vorschlagen könnten.
Vor einigen Tagen wurde ein junger Journalist gefragt, was er nun nach diesem Berichterstattungsmarathon aus Washington zu Hause in der Schweiz als erstes tun würde. Er werde seine Kinder umarmen.
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