(Postkarte aus der Rue de la Poissonerie)
Früher stand er mit seiner Kamera während der ganzen Sommersaison am Kanal, fotografierte Familien und Pärchen vor Fischerbooten und Leuchtturm. Die Bilder konnten über ein paar steile Treppenstufen in seinem Lädelchen in der Rue de la Poissonerie noch am gleichen Tag abgeholt werden. Besonders hübsche Ferienbilder kamen als Werbung in den Schaukasten am Quai Colbèrt.
In vielen Sommern kauften wir dort unzählige Postkarten: Salinen mit oder ohne Flamingos im Flug oder äsend, Stiere auch im Flug (über Abschrankungen in der Arena) oder grasend zwischen den Etangs, Sonnenblumen- und Lavendelfelder, Pferde mit Mähnen im Wind mit oder ohne Reiter, blumenumrankte Fenster in engen Gassen, Olivenbäume und -seifen und natürlich Strand und Meer bei jeder Tageszeit.
Nun hat der inzwischen ältere Herr mit seinen eigenen Händen den Laden umgebaut. Die enge Treppe ist weg und es gibt noch mehr Drehständer für Postkarten. „Im Winter habe ich ja sonst nichts zu tun“, meint er und freut sich, dass wir sein Werk rühmen. Ich beschliesse, dieses Mal von meiner Postkarten-App nur wenig Gebrauch zu machen und kaufe 20 Postkarten mit Flamingos im Flug oder äsend im Morgenlicht … siehe oben. Meine Tochter (2nd, female) hat sich um den zeitraubenden Markenkauf zur Post begeben, weil man meist in einer langen Schlange anstehen muss.
Auf dem Campingplatz frage ich nach dem Briefkasten. „C’est moi, la boîte aux lettres“, sagt der Mann an der Réception „die Leute haben un portable“. (Auf die Internetverbindung in dieser Region ist allerdings wenig Verlass).
Ich hoffe, dass der Mann mit den Postkarten nicht zu sehr in die roten Zahlen rutscht und wenigstens die Exemplare mit dem sonnenbadenden Mann, bekleidet mit nur zwei Sombreros, gut laufen. Wenn es nach meiner Enkelin geht (bald 11 J.), sieht die Zukunft dieser Ferienpost nicht so trüb aus, fliesst doch ihr Taschengeld hauptsächlich in den Kauf von Postkarten, und dann noch in eine geräumige Sammelschachtel mit Deckel.