Kurz stehen gelassen und zapzarap schon weg. Wer steckt hinter den unspektakulären und misteriösen Diebstählen im Block? Unsere eigenen NachbarInnen, Handwerker, jugendliche BesucherInnen, die im Treppenhaus rauchen und trinken, ZeugInnen Jehovas, Swisscom-, Sunrise- oder CablecomvertreterInnen, organisierte VerbrecherInnen aus dem Ausland, der Bauer oder gar die Kirche Christi? Die Fälle von geklauten Flamencoplakaten, neuen Bettgarnituren, Marken-Blusen, Bohrmaschinen und Fahrrädern bleiben ungelöst. Es wäre ein Highlight in meiner Karriere, würde ich eine/n auf frischer Tat ertappen.

Stolze Hausbesitzerin

Eines Tages beobachtete ich einen Schreiner in der Werkstatt Tscharnergut, der an einer Puppenstube arbeitete. Der kleine Brunnen gefiel mir besonders. Weil ich Holz liebe und ich gerne etwas für Kleinmädchen bauen wollte, sammelte ich von da an Ideen zur Konstruktion einer Puppenstube.

Zu Weihnachten erhielt ich von 1st ein Buch, wie man sich vorbereitet, was es für Zubehör gibt und das sogar einen Bauplan beinhaltet. Ich konnte x Nächte nicht schlafen, weil mir das Haus im Kopf herumgeisterte und ich so viele Ideen hatte. Also erarbeitete ich einen eigenen Plan und kaufte Holz. Das Benutzen der Werkstatt und der Maschinen fand ich sehr teuer. Ein Puppenhaus zu kaufen, wäre mir finanziell etwas aufs Gleiche gekommen.

Schlussendlich kam das Haus ganz anders als geplant, viel schlichter, ohne Schiebetüren und Fensterchen. Einfach so, dass Kleinesmädchen freie Hand zum Spielen hat. Endlich ist es fertig. Alle Leute, die in die Werkstatt kamen, waren begeistert und erzählten ihre eigenen Puppenhaus-Geschichten. Aber niemand korrigierte mich oder sagte: „Ich hätte das anders und dieses so…“ Das Puppenhaus scheint vollkommen. Gestern nahm ich es nach Hause. Nach der ersten Begeisterung wollte meine kritische Frau schon das Dach rot anmalen. „Ja, das machen wir. Der Grundriss steht. Jetzt kann die Einrichtung beginnen.“

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Letzte Woche ist eine neue Mieterin eingezogen. Eine streng gläubige Muslima aus Sri Lanka. Sie wollte wissen, welche Nationalität ich hätte. Ich antwortete, ich sei Schweizer mit kosovarischen Wurzeln und auch Moslem. Uh, wie sie sich freute: „Allah ist gross! Er hat mich zu dir gebracht. Siehst du, wenn man an ihn glaubt, tut er dir nur Gutes!“

Sie begann, mir ihre Geschichte zu erzählen. Sie habe sich von ihrem Mann getrennt und lebe jetzt alleine. Er habe ihre extreme Religiosität nicht mehr ausgehalten und wollte eine „modernere“ Frau. Sie hingegen kauft ihr Fleisch nur beim Türken. Alles andere sei „haram„. Wenn sie dann doch einmal in die Migros müsse, nähme sie die Liste mit den E-Angaben (den Haram-Produkten) mit, denn Schweinepartikel seien in vielem enthalten. Sie schaue keinen TV und höre nur Koranverse ab CD.

Als ich sie um ihren genauen Namen bat, damit ich ihre Klingelschilder in Auftrag geben kann, musste sie in ihrem Handy nachschauen. Sie sei in einem Frauenschutzprogramm und hätte eine neue Identität erhalten.
Nun heisse sie Frau Imnamengottes.

Es hat in einem Nachbarsblock gebrannt. Alle haben die Feuerwehr angerufen und zugeschaut. Ich konnte nichts machen, ausser den gesperrten Durchgang bei uns öffnen, damit der Schulbus durchfahren konnte, damit alle Kinder pünktlich von der Schule abgeholt und andere Termine eingehalten werden konnten.

Ein Feuerwehrmann hat gesagt, es sei niemand verbrannt; bis jetzt jedenfalls hätten sie keinen gefunden. Eine Nachbarin war so froh, gerade einkaufen und nicht im Haus gewesen zu sein. Ihr Sohn ist Polizist und eben jetzt hier im Einsatz.

Ein Mädchen hat so geweint. Sie wusste noch nicht, ob ihre eigene Wohnung auch betroffen ist und was mit der Mieterin über ihr passiert ist. Für die Feuerwehr war das bestimmt einer der schweisstreibendsten Einsätze. Man muss sich das mal vorstellen: mit einer 30 Kilo schweren Ausrüstung in den neunten Stock zu rennen. Denn im Brandfall darf nie ein Lift benutzt werden, von niemandem.

Meine Frau wollte schon lange Kamerafrau werden und hat natürlich den Brand gefilmt. Sie war die Einzige. Telebärn kauft ihr die Sequenzen vielleicht ab. Wen’s interessiert, der muss heute Abend um 18:00 Uhr die News schauen.

Zum Glück ist das nicht in unserem Block passiert. Sonst wäre ich sprachlos gewesen und hätte nicht gewusst, wo anfangen.

Bild folgt, an solchen Tagen ist man in Eile.

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Nachtrag 16:23 Uhr:

Brand 2.2.2007

Wir haben ihn montiert. Ja, den riesigen drei Meter grossen Stern. Wir haben alle Lichter kontrolliert, damit er im ganzen Quartier und auch von den Nachbarquartieren gesehen werden kann. Ich glaube, dass er der höchste Punkt in der ganzen Stadt ausmacht.

Eine Fotografin hat ganz viele Bilder davon gemacht, wie ich ihn mit meinem Freund und mit meinem Schwager aufgehängt habe. Vielleicht erscheint eines davon nächstes Jahr in ihrem Buch über unser Quartier.

Der alte Hauswart hat den Stern immer am ersten Advent angezündet. Ich zündete ihn aber schon am 1. Dezember an, weil an diesem Tag die Kinder das erste „Törli“ von ihrem Kalender öffnen dürfen und weil ich am Sonntag versuche, frei zu machen.

Sternmontage

Nachdem es lange zu nass war, konnte ich nun endlich die Parkplatzlinien nachziehen lassen. Das war eine grosse Organisation, weil ich ja schauen musste, dass der Parkplatz zur richtigen Zeit leer war.

Alles ist gut gegangen. Das einzige kleine Problem war ein kleines Stück Strasse, das nicht zum Block gehört. Es gehört der Stadt und ich kann eigentlich nicht darüber entscheiden.

Aber ich wollte dort ein Kinderschutz-Zeichen, weil so viele Kinder vom Tagi und vom Kindergarten dort durchspazieren. Dieses Zeichen leuchtet auch im Dunkeln, weil es wird genau von einer Stassenlaterne angezündet.

Das Zeichen, das ich wollte, gibt es bis jetzt nur im Kanton Aargau. Ich hatte zwar keine Bewilligung, aber ich habe so lange begründet, bis es mir die Strassenbezeichnungsfirma trotzdem gemalt hat. Am Schluss hat es dem Firmenchef so gut gefallen, dass er es fotografiert hat und damit Werbung machen will.

Neues Zeichen für Fussgänger

Gestern hatte ich mehrere Termine in verschiedenen Wohnungen. Der Bodenleger und der Storenmonteur waren im Block. Morgens um 08:18 erhielt ich eine anonyme SMS:

Bitte nicht Läuten.. Bedienen Sie sich Die Türe ist Offen. Merci

Fertig!

So viel Abfall habe ich noch nie gehabt seit ich Hauswart bin, auf einmal hatte ich keine Container mehr.

Die Leute haben auch den Frühling putz über Ostern gemacht und ihren Balkon aufgeräumt.

Zum Glück wurde heute der Abfall abgeholt. Es war stressig über Ostern den 20 stockigen Block sauber zu halten. Oft werfen die Leute Sachen aus dem Fenster.

Ich war ganz überrascht ob diesen Unmengen von Leuten, die uns grüssen gekommen sind. Es kamen mehr als 130 Personen. Der Jüngste war zwei Jahre und der Älteste 80 Jahre alt. Ich habe 16 Jahre in diesem Block gewohnt und erst jetzt vielen MitbewohnerInnen die Hand geschüttelt. Einige Leute wohnen über 30 Jahren in diesem Block, der 1972 gebaut wurde, und waren noch nie im Gemeinschaftsraum. Wir waren die Ersten, die die Türe für alle aufgemacht haben. Die MieterInnen hatten grosse Freude und hiessen uns herzlich willkommen. Auch der Verwalter, der sich kurzfristig einladen liess, war begeistert von der Idee des Begrüssungsapéros, von den vielen Gästen und unserer gut durchdachten Organisation.

Die Begegnung war nicht nur für uns wichtig. Die BewohnerInnen unter sich haben die Gelegenheit auch genutzt, um sich Zeit für einander zu nehmen. Es wachten alte Erinnerungen auf und es wurden beinahe unglaubliche Geschichten erzählt.

Die Königskuchen waren ein wahnsinns Erfolg. Der Bäcker, 2nd male, und die Bäckerin, 2nd2nd female, bekamen unzählige Komplimente. Nächstes Jahr wollen sie noch mehr Kuchen backen.

Liebe Blogk-Familie, aller herzlichsten Dank für eure Hilfe!