Ich kaufe in der Bäckerei ein Sonnenblumenkernenbrötchen. Ob ich mit der Karte bezahlen möchte, fragt mich die nette Verkäuferin und erklärt mir, dass es hygienischer sei, wenn sie neben den Backwaren und Kafibechern kein Geld anfassen müsse. Ausserdem sei dann kaum Geld in der Kasse.
Ich bezahle mit der Karte und darf mir aus einem Korb eine Frucht aussuchen.

Beflaggung

In die Gasse (und in meinen Föteler) scheint die Morgensonne, ein „Wind mit noch etwas Schnee drin“ weht leicht in das Fahnentuch – eine Frühlingsstimmung in der Altstadt, wie sie mir lieb ist. Ich habe in einigen Ausnahmefällen einen Hang zum Bünzligen. Bern ist beflaggt wie selten. Anscheinend sehe ich einheimisch aus, denn ich werde oft auf die unbekannten Sujets wie gekreuzte Haubitzen, aufgerichtete Löwen mit Stiefel in den Vorderpranken, Ruder mit Ruderhaken, gekrönte Böcke usw. angesprochen. Gibt es irgendwo ein Nachschlagewerk? Leider nein, denn das Buch „Der heraldische Führer durch Bern“ meldet die Universitätsbibliothek als vermisst. Auch die EURO08-Organisatoren und die Tourismusverantwortlichen können mir nicht helfen. Aber ich werde verwiesen an das „Veranstaltungsmanagement, Marketing“, (die frühere Gewerbepolizei?). Die zuständige Frau Schiess gibt mir sechs Adressen und schreibt:

„Die Flaggen gehören den Leisten. Es handelt sich nicht nur um Landes- und Kantonsfahnen, sondern auch um Gemeinde-, Amtsbezirks- und Zunftfahnen, deshalb sind so viele ausserordentliche Sujets dabei, die man z.T. normalerweise gar nie sieht.
Ich hoffe, dass Sie der Fahnen-Sache damit auf den Grund gehen können und wünsche Ihnen viel Erfolg und Vergnügen.“

Eine so nette Antwort bekommt man, wenn man endlich einmal Thema wechselt und nicht immer und immer wieder wegen dem mangelhaften Service bei BernMobil oder dem Kehricht reklamiert!

Info für Leute, die wie ich, den Unterschied zwischen Fahne und Flagge nicht kennen: Die Flagge könne mittels einer Leine am Flaggenmast gehisst werden.
Ich kenne einige, die das auch schon mit einer Fahne getan haben.

Wer sich viel vornehme, werde viel leisten wurde uns in der Schule gesagt.
Nach all den Jahren bin ich eine Künstlerin im Viel-Vornehmen geworden.
Dabei bleibt blogk auf der Strecke.
Hier doch noch einen kleinen Rückblick auf die vergangene Woche:

Bestsellers

Vielfalt statt Einfalt

Nach dem Rennen

Endlich Glacewetter

Wo sind die Deutschen?

Herausgeputzt

Integrieren??

Gelandet in Bethlehem

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Prinzessinnen

Zuschauerinnen beim Tanz der Prinzen.

Weils nicht in meiner Zeitung stand, hier zum Nachlesen und Erinnern

In knapp einer Stunde ist der „Welttag des Buches“ vorbei und ich frage mich: Was habe ich heute gelesen?

u.a.
1 Tageszeitung
1 Gratiszeitung
1 Postkarte aus Frankreich mit einem Ratatouille-Rezept
1 Bericht über die Beständigkeit der Gundula Gause
1 Trauerrede für den Chemiker Walter Feitknecht
1 Wikipedia-Eintrag über den Atomphysiker Friedrich Georg Houtermans
1 Bericht zur Entdeckung des Löwenmenschen bei Ulm im Jahr 1939
1 Zeitungsartikel über den neuen Traumjob der Direktorin „meiner“ Institution
1 Artikel zur Geschichte des Alcacyls
1 Erzählung, triste, „Chrysanthemnduft“ von D.H. Lawrence

Lest noch etwas und bleibt schlaft schön!

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Hansi

Jeden Nachmittag setzte er die grossen Pfannen auf den Herd,
um den Zvieri-Kaffee für die Angestellten zu wärmen.

Als dieses Foto vor 50 Jahren gemacht wurde, hiessen die Bernischen Kinderheime längst nicht mehr „Rettungsanstalt für bösgeartete Kinder“, „Staatsarmenheim“ oder „Erziehungsanstalt“. Seit 1934 waren es „Erziehungsheime“. Der Name verbesserte sich im Laufe der Zeit, aber die „Zöglinge“ gehörten immer noch zu den Armen. Körperstrafe war noch nicht verboten. Das Heimleiterpaar musste von Kindern und Angestellten mit „Vater“ und „Mutter“ angesprochen werden und man schwor auf den „Chlapf im richtigen Moment“, der nichts schade. Ausreissern wurde der Schädel kahl geschoren und Bettnässer wurden kalt geduscht. Als ich als junge Erzieherin 1962 eine Gruppe von 16 Buben übernahm, hatte ich im Heim einen schweren Stand. Nicht etwa wegen den „schwererziehbaren Knaben“, nein, die Erwachsenen tadelten meine „Gutmütigkeit“ und versuchten mir die Idee auszutreiben, dass „satt und sauber, gepaart mit strenger Arbeit“ für die uns anvertrauten Buben nicht genug sei. Ich blieb drei Jahre in welchen ich nur kleine Dinge verbessern konnte.
Die Buben sind unvergessen.

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War sie, als Tochter einer Putzfrau, bei wohlhabenden Klassenkameradinnen eingeladen, gab ihr die Mutter zu Hause noch ein Stück Brot zu essen. Sie sollte sich nicht hungrig an einen fremden Tisch setzen und „uverschant“ zugreifen. Die Mutter zeigte dem Kind auch den Umgang mit der Serviette und wie man sich damit unauffällig den Mund abwischen könne. Noch heute esse sie vor jeder Einladung ein Stück Brot. Ihr Mann habe diese Gewohnheit auch übernommen und sie seinen damit immer gut gefahren.

Schon vor einigen Tagen hätte ich anfangen können, ein strahlendes Lächeln aufzubauen mit Hilfe der neuen elektrischen Zahnbürste. Der kompakt runde Bürstenkopf umschliesse jeden Zahn einzeln und „erreiche auch schwer erreichbare Stellen“. So steht es auf der Packung, die ich seit zwei Tagen zu öffnen versuche, ohne den Inhalt zu beschädigen. Noch ein bisschen behindert durch die Schnittwunde, die ich mir vorgestern an den scharfen Kante der Verpackungsfolie zugezogen hatte, gelingt es mir, wenigstens den halben Griff der Bürste frei zu legen. In ca. 2 Wochen werde ichs geschafft haben. Bis spätestens am 9. Juni muss es mit dem „stralenden glimlach“ klappen. Zusammen mit dem Gesamtbundesrat erwartet Schweiz Tourismus von uns allen Scharm, Scharm, Scharm. In Österreich sind sie damit schon viel weiter, was auch an den Zahnbürsten liegt, die dort offen verkauft werden.

In der Familie Blogk sind die Meinungen zur Kundgebung am Freitag geteilt. So wurde (von der Männerseite) gefragt, wann endlich Schluss sei damit, dass linke Frauen sich stark machen für eine von ihrer eigenen Partei Malträtierte? Es sei Zeit, diese hängen und die Suppe selber auslöffeln zu lassen? Schliesslich beteuern besonders die Politikerinnen aus der Schafs-Vertreibungs-Partei bis zum Gehtnichtmehr, wie für sie ein Austritt nicht in Frage komme. (In der eigenen Stadt, in der eigenen Gemeinde hätten sie es ja eigentlich „glatt“ und leisteten gute Arbeit).
Muss man nach einer solchen Solidaritätsbekundung sogar befürchten, dass Bundesrätin Widmer-Schlumpf nun einen besonders harten Kurs fährt, um den Feinden aus den eigenen Reihen etwas zu beweisen? Noch schlimmer: Wird sie bei der nächsten Gelegenheit mithelfen, „unsere“ linke Bundesrätin zu desavouieren?
Es kann gut sein, dass die Kundgebungsteilnehmerinnen der Familie Blogk, wünschten, sie wären nicht dabei gewesen – Einstehen für politische Kultur und demokratische Werte hin oder her.

„Äs isch wie nes Zeiche!“ meint die Frau neben mir.
Denn just in dem Moment hört es auf zu regnen, als die
Bundesrätin das Wort ergreift.

Schweiz vielfarbig

In den vier Landesssprachen dankt die Justizministerin den Bürgerinnen und Bürgern:
„Sie sind nicht nur wegen mir hier, sondern weil wir uns alle dagegen wehren,
wenn demokratische Werte in Frage gestellt werden und wenn
Grenzen im Umgang miteinander überschritten werden.“

Bei meiner Arbeit begegnen mir die unterschiedlichsten Schliess- und Sicherheitssysteme, wobei der Schlüssel, den man ins passende Schloss steckt und umdreht, das einfachste ist – glaubte ich bis heute. Da flog nämlich die Schulhaustür elektronisch entfesselt seitlich in die Wand zurück, der Kopf* des Schlüssels wurde abgeschlagen und rollte rotsilbern zu Boden, während der Bart in der Tiefe des Schlüssellochs (das bestimmt auch einen neuen Namen hat) begraben blieb. Eine der albanischen Putzfrauen hob den Abgefallenen auf, wischte ihn mit dem Tuch ab und überreichte ihn mir mit ernster Miene, während ihre Kolleginnen an den verschaumten Fenstern betreten verstummten. Ich fragte nach dem Hauswart, der lange auf sich warten liess. Endlich tauchte ein kleiner noch jüngerer Mann auf, der mich grimmig ins Visier nahm. Ich wusste gleich, was es geschlagen hatte und wo Bartli den Most hat. Weshalb ich überhaupt die Tür öffnen wollte? Die sei automatisch von innen verschlossen, da gerade geputzt werde. Warum müsse ich ausgerechnet diese und nicht eine der anderen benutzen? Weshalb ich nicht dem Reinigungsteam von aussen Zeichen gegeben hätte? So ein Zusatzkrampf fehle ihm gerade noch. Ich entschuldigte mich kurz, nicht zu unterwürfig und fragte ihn höflich, ob er merke, dass er mich gerade ein bisschen sehr zusammenstauche, und was ich zur Behebung des Problems beitragen könne, ich sei gut versichert. Hier gehe es nicht um Geld sondern um etwas ganz anderes. Ich:“???“ Er sage jetzt nichts mehr. Damit verschwand er im Untergeschoss.
Die albanische Putzgemeinde, angeleitet von einem tüchtigen Vreni, machte sich wieder an die Frühlingsreinigung. Wie konnte ich diese Situation vorbildlich abschliessen? Sicher wusste heute Abend halb Bern-West von der Schlüssel-Story mit Kopfwäsche, obwohl sich diese in einem völlig anderen Stadtteil zugetragen hatte. Nach einiger Zeit tauchte ein weiterer Hauswart auf, sehr freundlich und ruhig. Er kenne mich seit Jahren vom Sehen. Übrigens auch sein Jonas kenne mich. Er sei der Willy. Das mit dem Schlüssel sei nicht meine Schuld. Das Schliess-System sei noch nicht fertig und darum für Hauswarte und Dozenten ein dauerndes Ärgernis. Ich solle doch einen Kaffee trinken, während er mir den alten Schlüssel aus dem System nehme und den neuen anmelde.

*Reide

Eigentlich sind die „Angefressenen“ jetzt im Bahnhof, hängen mit Freunden ab und warten darauf, dass der Panini-Bildersturm los geht. Seit Tagen knüpfe ich meine Tausch-Netze und bleibe am Schärme.

… und schon in voller Blüte, (mehr …)

Neues aus Altem

Inzwischen haben zahlreiche Gegenstände aus dem Haushalt meiner Eltern wieder neue zufriedene Besitzerinnen und Besitzer gefunden. Die Sägen, Seile, Fahrräder, Messer und Scheren, Wäscheständer, Körbe, Zainen, Beerensträucher, Gemüse- und Blumensamen, der Küchenschrank und der Stubentisch, Hand- und Geschirrtücher, Teller und Schüsseln, Besen und Bürsten. Da der „pflegliche“ Umgang mit den Sachen für Vater und Mutter selbstverständlich war, wird alles noch lange halten.
Übrig geblieben sind die Duvetbezüge aus der Zeit vor dem Schwedenduvet. Zum Glück haben wir Tante Hanni, die mit Nähmaschine und Nadel aus jedem Stück Stoff noch etwas zaubern kann. So entstand aus einem noch sehr gut erhalten Deckenbezug in den alten Massen diese Steppdecke mit passendem Kissen.
Kleinesmädchen mit Eltern freuts!

… eine Ostern am 23. März!

Kleines Kraut ...

Während es draussen stürmt und schneit, werden im 13. Stock
die Eier mit ersten Gräsern und frühen Blumen eingebunden
und gefärbt.

... ganz gross

Begegnung.

Auch ich koche mit Wasser Gas.

Sonne im leeren Haus

Das alte Haus wird leerer. Immer wieder ruft jemand an
und möchte einen letzten Blick hinein werfen. Heute ist
es hier auf der „Laube“ besonders sonnig und warm.

Auf und zu

Einmal im Monat treffe ich mich mit früheren Arbeitskolleginnen in der Quartierbeiz. Wir bestellen dann Rotwein und Schinkenbrote mit Salat. Heute sitzen fünf Männer am Tisch hinter uns und hören aus drei Handys laute Musik. Ich drehe mich zu ihnen um und bitte sie, diese abzustellen. Sie werden unterschiedlich zornig und beschweren sich über mich bei der Kellnerin, als diese ihnen das Bier bringt. Die Frau kommt zu mir und erklärt, dass es mit diesen Männern hier im Restaurant immer Probleme gebe. Von Frauen liessen sie sich nichts sagen. Wir sollten sie einfach nicht beachten und uns nicht aufregen. Hoppla. Meine Kolleginnen sind auch dieser Meinung und bitten mich inständig, mich ruhig zu verhalten. „Ja, Gottfriedli, muss ich mir das gefallen lassen? Auch ich bin hier zu Hause.“ Ja, aber ich wisse doch, was passieren könne, wenn man solche Leute provoziere. Ich solle mich bitte, bitte zurück nehmen, denn ich hätte doch noch etwas anderes vor als mit einem Messer …
Später ziehen die Männer dann ab, immer noch wütend. Einer sagt mir: „Du nicht meine Chef, du nicht in dein Haus, hier Restorant, alle kann machen was gefällt, du ganz frech Frau, du kein Respekt vor Auslander!“ Dazu sage ich nichts. Innerlich muss ich ein bisschen lachen. Die Kellnerin, überraschend mutiger geworden, kommt und bittet die „Herren“, die „Damen“ in Ruhe zu lassen.
Widerstrebend zieht auch der ab, welcher mich nicht als Chef will. Unter der Tür wirft er mir einen bösen Blick zu und droht:
„Ich scheiss auf deine Kopf.“
Die Kellnerin spendiert uns auch heute einen Kaffee. Bei jedem Besuch dankt sie uns dafür, dass wir ihren Söhnen Deutsch und Mathematik und ein bisschen Gümmäng* beigebracht haben. Der Ältere konnte heute seinen Lehrvertrag unterschreiben.
(Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“)

Zum Valentinstag

Ein netter Kollege, der nicht weiss,
dass ich eine totale Valentinsmuffelin bin,
schenkte mir heute diese Rosen. Ich muss zugeben:
auch Rosen machen sich gut vor meinem Bürofenster.
Auf jeden Fall kam ich mir auf dem Nachhauseweg nicht so
ausgestossen vor, denn auch ich trug eine „Blumentüte“
und versuchte diese im voll besetzten Bus heil nach Hause zu bringen.
Ohne eigenen wären mir die anderen Sträusse auf die Nerven gegangen.
Manchmal ist es einfacher (und in diesem Fall schön) mit dem Strom …
oder nid?

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