Alles oder nichts


Anfangs Dezember blättere ich jedes Jahr in meinen Archivschachteln (staube sie auch ab), schaue Fotos an, lese alte Briefe. Der Grund: meine beiden Töchter und Pflegegeschwister haben in diesem Monat Geburtstag.

Heute trage ich auch unser Minimädchen in den Stammbaum ein.
Vorfahre Bendicht G., * 1688 – (nicht zu verwechseln mit Bendicht S., * 1627, Urgrossonkel des Urgroßvaters des Onkels meines Vaters) – wurde noch mit Federkiel in den Kirchenrodel seiner Emmentaler Gemeinde aufgenommen. Sein Enkelsohn Friedrich, * 1764, bekam einen Eintrag mit der Stahlfeder. Meine Enkelin erhält eine elektronische Namenstafel und wird – schwupsdiwups – mit ihren zahlreichen Familienmitgliedern bis zurück (vorläufig) ins 17. Jahrhundert verbunden.

Historische Aufzeichnungen aus Registern, Verzeichnissen und Zeitungen hängen sich an. Nach und nach wachsen weitere Äste von angeheirateten Sippen aus verschiedenen Teilen der Welt hinein in unseren Baum. (Natürlich werde ich regelmässig per Mail an die aktuell anstehnden Geburtstage meiner näheren, weiteren und weitesten lebenden Verwandten erinnert).

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„Di kulturelli Spitzi het o-e Würkig uf d’Breiti u isch o-n-e Befruchtig für d’Gruppe!”

(Klaus Baumgartner, SP, gestorben am 10.12.2015)

Obwohl ein Parteigenosse von mir, habe ich ihn nie geduzt. Manchmal ging er mir gehörig auf die Nerven, u.a. mit seiner Überzeugung, Berns Westen könne mit einer Grossüberbauung das Ghetto-Image los werden. Trotzdem will ich zu seinem Todestag auf einen Blogk-Beitrag vor zehn Jahren verlinken. Einen Teil der Rede habe ich 1994 wortwörtlich notiert und muss darüber noch heute schmunzeln.

Um ein Engelshaar wäre der Stern von Bethlehem …

Stern 1

… in diesem Advent nicht mehr aufgegangen.

Stern 2

An der neuen Fassade könne keine Aufhängevorrichtung dafür befestigt werden, beschlossen die Architekten – natürlich sind sie Auswärtige mit Einfamilienhäusern in der Agglomeration.

Stern 3

Der Hausmeister liess nicht locker. Bethlehem ohne Stern, das durfte nicht sein. Die zuständigen Bauherren versprachen – hier würde schlussendlich passen – sich etwas zu überlegen.
Vor einigen Tagen, bei kalttrockenem Wetter richtete der Hausmeister zusammen mit Nachbarn den Stern an der neuen Metallschiene auf.

Aufrichten

(Fotos in diesem Beitrag: R. Stutz, 26./27.11.2015)

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… in dunklen Tagen!
Willkommen Kleinstesmädchen in der Blogk-Familie!

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Wir tun alles, versuchen, Vorbild zu sein, unterdrücken das H-Wort und Flüche, die mit „Gott …“ anfangen oder schwächen solche ab, was bei mir dann zu einem harmloses „Gottliebduttweiler“ wird. Aber alles nützt nichts: unsere Kleinen reden wüst, manchmal erschreckend wüst. Schlimmer ist es geworden, seit sie von 3018, wo man weniger wüst spricht, in die Schule nach 3027 gewechselt haben. Da die Schulzimmer der Unterstufe und der Mittelstufe nebeneinander sind, haben die Kleinen nicht nur auf dem Pausenplatz Gelegenheit, die neuesten Varianten von H- und F-Wörtern zu hören. Auch N-Wörter gibts mehr als genug. Es ist nicht verwunderlich, dass aus dem „Notenbuch“ dann ein „Nuttenbuch“ wird. „Coquillage“ wird klar ein „Coquillarsch“. (An Fantasie fehlt’s den Bern-West-Kids nicht).
Bei Gelegenheit spreche ich das Thema bei den Enkelkindern an. „Wenn wir zu Besuch sind, reden wir nie wüst.“
Ja, Gottliebduttweiler, weshalb ist das für mich keine Beruhigung?

Wald 1

Golden tropft …

Wald 2

Blatt …

Wald 3

um Blatt …

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Grossmutter am Montag: „Wie hat dir der Match gefallen?“
Kleiner Bub zeichnet …

Bewertung

… und Grossmutter ist wieder auf dem neuesten Stand – Berner Fussball mässig.

Spiel vom 01.011.2015 im Stade de Suisse, Bern

„Ist das nicht ein bisschen spät?“ fragte ein Passant die Kandidatin, welche am Samstag vor der Wahl ihre Flyer verteilt. „Nein, wir kämpfen bis zuletzt,“ antwortet sie.
Passant (nicht Parteimitglied): „Ich habe schon gewählt und zwar voll in Ihrem Sinne.“

Bald werden wir sehen, ob genug andere das auch getan haben.
Der SP-Wahlkampf in Zahlen:

Über 3500 SP-Mitglieder haben in den letzten Wochen an über 550 Anlässen in 100 Gemeinden und Städten im ganzen Land mit 100‘000 Wählerinnen und Wählern gesprochen!

(Mail an die Mitglieder am 18.10. 09.05 Uhr)

Nicht alle Angerufenen goutierten die Telefonaktion, obwohl sie das Herzblut darin sehen. Bei unbekannten Nummern heben sie gar nie ab.

Wer sich finanziell nicht nach der Decke strecken muss, kann natürlich einen anderen Wahlkampf betreiben wie z.B. die aktuelle Nummer des berühmtesten Kulturmagazins der Schweiz kaufen, um darin die persönliche Kunstsammlung zu präsentieren. Dann kann man auch, kurz vor der Wahl, damit eine *Ausstellung eröffnen, die prompt alle bisherigen Besucherrekorde des Museums sprengt.
Dem würde meine Mutter „mit der vollen Kelle anrichten“ sagen. Das hätte sie zeitlebens wenigstens einmal gerne getan. Ihr blieb immer nur das Herzblut.

*Das Schöne bei der Ausstellung sind nicht nur die Bilder. Es werden auch Workshops für Kinder mit Migrationshintergrund und anderen Schwächen angeboten, damit sie spüren lernen, was „Heimat“ ist.

Bleiben wir noch ein eine knappe Stunde optimistisch, bittee!

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Ahornblatt

„Kuckuck, Kuckuck ruft’s aus dem Wald, lalalalaalalalalalalla, Frühling, Frühling wird es nun bald“, singt eine Grossmutter in das Schaffell eines Kinderwagens. Sie trägt bereits Winterliches, schiebt den Wagen entlang des Beckenrandes.
Ich steige die Treppe hinunter und lege mich rücklings ins glitzernde Wasser – bei 14° niemals Brust voran! Die Frau erzählt mir, dass sie sich gestern noch in den Zugersee gewagt, aber nur sehr kurz, da ihr die Zehen abzufrieren drohten. Ich entferne mich Zug um Zug. Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht. Eine feine Biese kräuselt das Wasser, auf welchem schon einige Herbstblätter schaukeln.

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Auf dem Markt treffe ich Ida. Eben hat sie zwei Äpfel und einen Topf Herbstaster eingekauft. Ich grüsse nur kurz, weil ich weiss, dass die alte Frau um diese Uhrzeit immer in Eile ist, denn um halb Zwölf wird im Spittel gegessen. Heute hat sie Zeit für einen Schwatz, was mich erstaunt. „Weisst du, ich melde mich anfangs der Woche jeweils für einige Mittagessen ab. Das gibt mir einfach mehr Freiheit.“ „Dann hast du Zeit für einen Kaffee?“ frage ich. Zielstrebig schiebt Ida den Rolator durch die Gasse. Sie weiss, wo es die beste heisse Schokolade der Stadt gibt. Das sei dann ihr „Zmittag“.

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Die Zahl der Wahren und Mutigen (Aline Trede, GPS) in der Schweiz steigt.
Welche weiteren Einsatzfelder sollen für die jährlich über 33’000 jungen Männern (à 260 Diensttage) zusätzlich erschlossen werden, damit sie ihren Zivildienst leisten können?
Z.B. die Schule.
„Geit’s no!“ rufen die Rechten, „sollen wir für Pausenäpfelverteiler, Schnürsenkelbinder und Nasenputzer ein Gesetz revidieren und gutes Geld ausgeben?“ Besser, einfacher, billiger erhöhe man die Hürden zu diesem Schoggijob: grössere Leistungsansprüche, längere Dienstzeit, reduzierter Sold, damit der Militärdienst nicht noch weiter geschädigt werde. Im Mai 2015 lehnte der Nationlrat diesen Schuleinsatz ab.

Vor zwei Wochen wollte sich unser Bildungsminister vor Ort ein eigenes Bild zu Zivis in Schulen machen und kam mit seiner fachlichen Entourage in Berns Westen. Da mangelt es nicht an ausländischen Namen, Migrationshintergründen und Störungen jeglicher Art. Hier sind auch schon Zivis im Einsatz.

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„Willst du mal … ?“

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Supergabentisch

(Gabentisch, gesponsert von den Geschäften im Quartier, Juni 2015)

Heute treffe ich meine Nachbarin nicht im Schwimmbad, sondern am Fussballplatz, wo unsere Enkel alles geben für 3018 gegen 3027. Mit den Knirpsen ist nicht zu spassen. Sie tribbeln und pässlen hoch konzentriert, vielsprachig angefeuert von ihren Familien am Spielfeld. Einigen Sportlern hängen die Leibchen in diesem Jahr noch über die Knie. Wer im grossen Tor steht, weiss auch ohne Pedro: „Dr Goali bin ig.“ Wir Grossmütter sitzen im Schatten, bewundern die Fortschritte unserer Enkel und sind stolz auf ihre Väter und Mütter, die dieses Turnier profimässig leiten. Wie war das doch früher, als diese Väter Buben waren und sich in verfeindeten Quartier-Banden gegenseitig vertöffelten?
Leider verlor Bethlehem das Heimspiel, und unsere Bümplizer gingen als Sieger vom Platz. Klar wollten sie nicht mit den Grossmuttertaschentücher den Schweiss abgewischt bekommen, der ihnen von den Stirnen strömte.

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Wenn ich so richtig über Zeitmangel jammern will sage ich: „Ich kam nicht mal dazu, den Kalenderzettel abzureissen.“
Gerade habe ich mich dieser tristen Beschäftigung hingegeben.
6, 7, 8, … 15, 16, 17, … 23, 24, 25
Max Ernst, Di Bartolomeo, Huber (Ika, einsam unter Männern), De Vries, Derain, Schiele, Fruhrunk, Perugino, Munch, Moret, Jones, Bellini, Bonnard, Russolo, Flegel, Sperl … alle ab ins Altpapier – Sorry, ihr Grossen!

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Rose

Den Schirm griffbereit im Einkaufswagen, in Jacke und Halstuch (aber mit Riemchensandalen) stehe ich vor dem Stand mit Schnittblumen. Es ist auch dieses Jahr kühl um den Sommeranfang. In einem der zahlreichen Eimer stehen aparte Buschrosen Eierschalenweiss mit Pink. Der Gärtner wickelt mir einen Zweig mit Blüten und Knospen ein.
„Diese Rose geht auf mich!“ ruft ein Mann, der sich am anderen Ende des Standes mit Marktbesuchern unterhält. „Das ist ja henne nätt, danke!“ sage ich erstaunt und erfreut, schüttle ihm die Hand und wünsche ein schönes Wochende in die Runde.
„Man kann ja auch einmal jemandem etwas schenken, den man nicht kennt“, meint der Mann lachend.
Recht hat er.

Im Tram treffe ich eine Genossin, die sich wundert, dass ich vom Markt komme. Um diese Jahreszeit sollte ich als Hobbygärtnerin doch genug eigenes Grünzeug ernten können, oder nöd?

Heimatstuedeli

Heimatstüdeli, hat da jemand nicht gehalten??

Und Tor

Nein, heute nichts über Fussball!!

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Juli 1998

Fall in keinen tiefen Graben,
stochre in kein Wespennest!
Tiger, welche Eile haben,
halte nicht am Schwanze fest!
Lass noch manches andre bleiben,
doch vergiss nicht – ab und zu –
mir eine SMS zu schreiben.
(nach Josef Guggenmos)

Mein lieber erster Enkel
deine Lego-Piratenschiffe waren einfach superschön, mit dir Pokémonkarten zu sammeln – die Schulkinder bewunderten meine Pikachu-Ohrenringe – ein grosses Vergnügen, und erst die Paninibilder, die Spiele mit Zizou bis zum Ende, die erfolglose Suche nach einem bestimmeten Fussballtricot, die meterlange Zeittafel für Parasaurolophus, Triceratops, Diplodocus & Co., die Fossilien, die Rätsel des Weltalls, nicht zu vergessen die Ritter und die zahlreichen Begehungen der Stadtmauer mit Proviant für die Rast in den Wehrtürmen, die dicken Bücher, die Musik zum Teil aus dem reichen Fundus der Eltern und deren Eltern, der Flamenco und die Gitarre, die zeitraubende Wahl eines Bully-Spieltieres und der Unterschied zu Schleich, das erste Wischen nach rechts im April 2010 und dann die gemeinsame Reise nach Amerika – einfach unvergesslich. Merci 1000!

Alles Liebe und Gute zu deinem neuen Lebensjahr wünscht dir deine Grossmutter

Heute sind es 27 Paar Socken und 15 Einzelpilze
(Die Machine hat 15 gefressen)

Bärlauch hat laut Orangem-Riesen-Magazin ca. 56 kcl
(Achtung, es könnten auch beinahe 57 sein)

Im oberen Teil des Okawango sind 6’000 Quadratkilometer permanent überflutet
(der untere Teil je nach Saison)

Die Postkarte aus Malacca, Malaysia, war 27 Tage unterwegs
(Merci Marwa und Christine)

Bei umfassenden Sanierungen ist es den Vermietern erlaubt, 50 bis 70 % der Investition durch Mietzinserhöhungen auf die Mieter zu überweisen

Die Spargelravioli mit gemischtem Salat kosten heute Fr. 10.90 und der Manhattan Nagellack Fr. 4.40 statt 5.90
(Zeit, sich wieder den Nagel der grossen Zehen zu lackieren)

28 von 900 (oder mehr?) Flüchtlinge haben heute ein weitere Katastrophe überlebt

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Sonntagmorgen

(04.2015: Sonntagmorgen in der Camargue: Vorbereitung zur Ferrade, ist längst nicht mehr nur Männersache.)

„Mach‘ es wie die Sonnenuhr, zähl‘ die heitern Stunden nur“, schrieben wir uns früher in die Poesiealben. In blogk überwiegen die heiteren Stunden, obwohl die anderen, über die wir aus verschiedenen Gründen nicht schreiben können, uns täglich beschäftigen.
(Im Moment sind wir daran, einige tausend Franken Anwaltskosten von etwas Unheiterem abzubezahlen).

Deshalb hier noch einmal ein paar erfreuliche Impressionen aus dem Süden von Montélimar:

Die Billetzange beisst sich nur ungern durch die währschafte Fahrkarte aus der Schweiz. Madame La Chauffeur reisst am Papier und verzichtet auf ein sauber geknipstes Sternchen. Der regionale Bus von Nîmes ist voll besetzt. Es ist Feierabend, und wir sind die einzigen Touristen. Auch hier scheint es „feste“ Plätze für die Stammpassagiere zu geben. Viele besetzen zwei Sitze. Fährt man die drei Dutzend Kreisel in den Süden, braucht es einen starken Magen, dafür bekommt man so einiges von der Landschaft und den täglichen Sorgen der Leute mit.
Am kleinen Bahnhof ist der Taxistand, wie auch im Sommer, verwaist. Der Bahnhofvorsteher weiss auch nicht, wie man zu einem Taxi kommt, habe er doch nur eine interne Linie. 2nd2nd, female lässt nicht locker und macht dem Mann klar, dass sie mit ihren kleinen Kindern an seinem Schalter kleben bleibt, bis … So kurz vor Feierabend wäre das lästig. Ungern ruft der Bedrängte endlich Taxifahrer Fred an, lässt kurz darauf den Rolladen der Eingangstür herunter, denn bis morgen Vormittag ist kein Zug mehr zu erwarten. Von Fred hören wir dann, dass der Stationsvorsteher gegen seinen Willen in dieses Kaff versetzt wurde, weg von Freundin und Kind, der Arme. Natürlich haben wir nun mehr Verständnis für den Griesgram.

Der Frühling in der Camargue ist richtig lieblich. Alles blüht und ist grün, die Pferde sind noch schneeweiss, denn sie wälzen sich noch im frischen Gras und nicht im Sommerstaub, die Mauern der Häuser werden frisch gestrichen, die Kleider der Heiligen Sarah sind neu arrangiert. Der Pater bittet nach der Messe um einen Obolus, da niemand anderes als die Gemeindeglieder die Kirche am Laufen hielten. Klar lasse ich mein ganzes Kleingeld in den Opferstock scheppern.
Die Leute kaufen Geranien und Petunien auf dem Marché aux plantes. (Ich halte mich nur mühsam zurück mit Kaufen. Es ist chez nous noch zu kalt zum Anpflanzen. Die Gärtnerin versteht das, denn ihr Bruder wohnt im Wallis.)

Die Wasservögel werden noch nicht von den Autoschlangen vertrieben und lassen sich geduldig beobachten, recken lange Hälse, stelzen auf dünnen Beinen, picken mit feinen Schnäbeln, segeln elegant über dem Brackwasser. Der Bac-du-Sauvage-Fährmann erlaubt den Kindern, die Kleine Rhone in seinem Steuerkabine zu überqueren.
Was das 5-Stern-Hotel Bellevue Palace in Bern bei seinem Afternoon Tea nicht zustande bringt, ist im Beizli am Strassenrand im Nu zubereitet: ein duftender marokkanischer Tee mit frischer Minze im Glas. (Bellevue: eleganter Teekrug mit geschmacklosem Teebeutel in heissem Wasser. Es kommt auch vor, dass der Teebeutel fehlt;-))

Der Frühling ist für die diversen Camargue-Mücken eine herrliche Zeit. Begeistert besuchen sie unbedeckte Haarschöpfe, Ohren, nackte Arme und Beine und nehmen auch mit einer Stirne vorlieb. Sie lehnen jegliche Freundschaft ab und sind immun gegen gute Gedanken, also doch Antibrumm.
Ich hoffe, es gibt diese Blutsauger noch sehr lange, denn sie verhindern den Bau von Golfplätzen und Hotelanlagen äusserst wirkungsvoll.

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„Alles ist parat, sogar vier Probeeier in den momentan erhältlichen Farben gefärbt. 2nd2nd rechnet mit 300 Eiern, da die Jungfärberinnen nun nachgewachsen und auch sehr produktiv sind.“

Das ist die Nachricht, die mich morgens um 06.00 aus dem Block erreicht. Karfreitag ist ein guter Anlass für eine Momentaufnahme der blogk-Sippe:

1st, female, die Schreiberin der Nachricht, ist emsig wie eh und je, auch wenn sie ihr Arbeitsleben vermisst und all das Gartnen, Kochen und Backen, das Bereitstellen und Unterstützen sowie das ewige Integrieren nicht immer anregend findet. Aber was will sie schon machen? Die Anpruchsgruppen sind nun mal definiert und ab und zu ein Match auf Grossleinwand im Pub oder eine Diskussion im Café Littéraire liegt trotz allem drin.

2nd, female ist beruflich wie privat absorbiert mit der Begleitung der heutigen Jugend. Zuweilen ist sie unzufrieden, vor allem weil sie zu wenig vor die Türe und kaum zum Lesen kommt. An manchen Tagen hält sie die Integrations- und Integriermöglichkeiten für ausgeschöpft, an anderen hat sie neue Ideen dazu. Dass der Kompetenzunterricht ein Thema wird und die Finnen – die Vorbilder – ganz ernsthaft die Fächer abschaffen, motiviert sie, noch etwas in der Schule zu bleiben.

2nd, male ist wie immer beruflich eingespannt, die liebste Freizeitbeschäftigungen bleiben Küche, Literatur und Sprachen. Ausser dem Kochen lässt sich alles wunderbar mit Reiseberuf verbinden, gerade wenn es sonst an Herausforderungen mangelt, weil die Kundschaft halt nicht immer jede Veränderung mit Palmwedeln und Freudestrahlen begrüsst, sondern bremst und hemmt und trötzelt. Vielleicht kommt irgend einmal noch ein Flugausweis zu den vielen Motoren-Permis.

2nd2nd, female ist von uns die Vielseitigste. Als Heilpädagogin, Mutter, Präsidentin des Quartiervereins, unerschrockene Kämpferin für Recht und Gesetz auch im Ghetto, Werberin für Bern-West und für Veränderung im Kleinen wie im Grossen, in der Wohnung wie im Schulzimmer, hat sie permanent Hochsaison. Es sind der Herausforderungen viele und leider manchmal auch der Tragödien. Es ist ein gutes Umfeld nötig, um diese Belastungen auszuhalten und ich glaube, sie ist mit unserem ganz zufrieden.

2nd2nd, male hat als Hausmeister soeben stolz den höchsten Gerüstbau Berns begleitet und seine multikulturelle Bewohnerschaft wie immer gut im Auge. Der hier im Blogk geschilderte schwere Anfang in dieser Funktion ist vergessen, die Menschen können sich ihren Block ohne ihn nicht vorstellen. Seine Landsleute aus der Schweiz und aus Kosovo verhalten sich respektvoll, wenn ihre psychische Stabilität das zulässt (und sie nicht zu seiner Blutsverwandtschaft gehören). 2nd2nd, male ist aber auch ein Hausmann. Er versenkt jeden Morgen gesundes Znüüni in passenden Tupperwares und unterstützt die Kinder bei allem, was sie wollen, können und müssen, von Mobilität über Sport bis hin zur Hygiene. Zudem ist er ein treuer Chauffeur von 1st.

3rd, male hat sein dreimonatiges Praktikum in der Psychiatrischen Anstalt gut gemanagt und auch sonst alle seine Prüfungen an der Hochschule bestanden. Seinen baldigen Geburtstag feiert es hauptsächlich unsertwegen, er steht nach wie vor nicht gern im Mittelpunkt, obwohl er viele gute Freunde hätte zum Feiern. Aber die 20 gefällt ihm, er meint, er sei froh, den Teenager los zu sein. Er hat eine von uns allen geschätzte Freundin, die kurz vor der Abschlussprüfung als Pflegefachfrau steht und dann auch gleich mit dem weiteren Studium beginnt. In seiner Freizeit organisiert 3rd Treffen für Metaller, die erfolgreich und stets ausverkauft sind, auch dann, wenn sie in Höhlen stattfinden.

3rd, female beendet bald die Basisstufe und steigt ein in die normale Volksschule, worauf sie sich sehr freut. Der Schulort liegt viel näher und gerade das entspricht ihrem grossen Bedürfnis nach Selbstständigkeit. Singen, tanzen, schauspielern und zeichnen sind vordringliche Beschäftigungen für sie und ihre exzellenten geografischen Kenntnisse sowie ihre permanente Umsicht beeindrucken Lehrpersonen und Familie. Sie bleibt eine begeisterte Schwimmerin und wird die Saison bestimmt in den nächsten Tagen eröffnen. Zusammen mit ihrem Bruder besucht sie neu die Albanischschule, was sie wirklich sehr zu interessieren scheint. Sie ist nicht besonders gelassen, dafür enorm engagiert.

2nd3rd, male ist der Coolste von allen, er regt sich selten auf und behauptet sich und manchmal auch falsche Dinge voller Selbstvertrauen. Weil er ziemlich schlau ist, durfte er zum Test, überspringt nun zwei Stufen und besucht ab Sommer mit seiner Schwester die 3. Klasse. Als Ausgleich lernt er von seiner Grossmutter Gartenarbeit und von seiner strengen Albanischlehrerin schnurgerades Schreiben. Er ist ein begeisterter Fussballspieler und liebt alles, was ihn schneller macht, v.a. Roll- und Schlittschuhe.

So, jetzt gehe ich ins Orgelkonzert und danach Eier färben. Dazu mehr demnächst in diesem Theater.

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