„Wir kommen aus dem Morgenland und haben schwarze Ohren.
Die Sonne hat uns schwarz gebrannt, drum sehn wir aus wie Mohren.
Meister, gib uns Arbeit.“
Die Kindergruppe geht sprechend auf das Kind zu, welches den Meister spielt.
Meister: „Was für welche?“
Mohren: „Schöne und gute.“
Meister: „Zeigen Sie mal vor.“
Die Schwarzgebrannten zeigen die Arbeit pantomimisch.
Sobald der Meister diese erraten hat, springen die Kinder zurück. Wer vom Meister gefangen werden kann, muss bei ihm bleiben und mitraten.
Unzählige Male haben wir dieses Spiel gespielt. So übermütig und gut man zu dem Vers hüpfen konnte, blieben mir die Zeilen als Kind ein Rätsel. Würden unsere Moren mit ihren rosarotweissen Ohren im Morgenland auch schwarz gebrannt? Was können Moren (Mutterschweine) überhaupt arbeiten?
Ich glaube, ich habe das Wort „Mohr“ in meiner Kindheit nie verstanden.
Manchmal spielten wir auch „Was weit dir mache, we dr schwarz Ma chunt?“
Ein Kind fragt:
„Was weit dir mache, we dr schwarz Ma chunnt?“
Die anderen Kinder antworten:
„Usriisse u flieh!“
Sie rennen los und der schwarze Mann muss versuchen, sie vor dem abgesprochenen Ziel zu fangen.
Bis zu meinem sechsten Lebensjahr war ich nie jemandem begegnet, der eine andere Hautfarbe hatte.
Ich kannte nur „das Negerli“ von der Sonntagsschule. Ich liebte es, wie es so auf der grünen Missionskasse kniete in seinem weissen Hemdchen, die Händchen zum Dank zusammengelegt und etwas erhoben. Wenn dann die Geldstücke von uns Kindern in die Kasse fielen, nickte das schwarze Kerlchen dankbar. Ohne dieses Nicken hätte mir die Sonntagsschule viel weniger gut gefallen.
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