November 2005


Hüt bim Bös. Zwo auti Froue am Stock zu-n-enang:

„Ja, jetz sy si de dunger, die Bletter.“
„Da bini froh. De gseh-n- ändleche wider ir Orning vom Bös zu mim Baukoon. Es söu nume grad eso blybe. Es paar Tanne sy gnue Grüen.“

Heute an der Bussstation. Zwei alte Frauen am Stock zueinander:

„Ja, jetzt fallen die Blätter.“
„Da bin ich froh. Dann sehe ich endlich wieder vom Bus aus zu meinem Balkon. Es darf ruhig so bleiben. Ein paar Tannen reichen fürs Grün.“

EIN ETWAS GEDANKENLOSES Huhn behauptete, es spüre eine grosse Leere im Kopf, genau an der Stelle, wo sich gewöhnlich das Gehirn befinde. „Ich fürchte, dass ich kein Gehirn habe“, sagte das arme Huhn weinend, „denn wenn ich eins hätte, würde ich es doch spüren.“ Aber die anderen Hühner beruhigten es, indem sie ihm versicherten, auch sie spürten ihr Gehirn nicht.

Es bleiben 127 weitere Geschichten zu lesen. In dem Buch da ist jedes Huhn drin.

Als mein Grossvater Johann 1948 an Krebs starb, blieb die Uhr stehen. Grossmutter brachte sie im Laufe der Jahre mehrmals zum Uhrenmacher – vergebens: „Ds Zyt isch bliibe staa“. So hing die Uhr, inzwischen des krönenden Adlers beraubt, einfach stumm vor sich hin. Oft wurde sie gezügelt, an andere Wände gehängt und verlor dabei auch die gedrechselten Tropfen am Gehäuseboden.
Zweiundzwanzig Jahre später holte ich „ds Zyt“ in meine erste Stadtwohnung, gab dem Pendel einen sanften Schubs und – tick, tack … Der fehlende Adler wurde durch eine Hühnerfamilie aus Keramik ersetzt.
Seit über dreissig Jahren tickt die Uhr zuverlässig, wenn sie jede Woche aufgezogen wird. Zahlreiche Kinder haben an ihrem Zifferblatt nicht nur Zeit ablesen, sondern auch die römischen Zahlen gelernt.
Über Grossvaters Herkunft wissen wir nicht viel. Unehelich sei er gewesen, der Sohn einer Magd, die sich wahrscheinlich mit einem Wanderarbeiter aus dem Süden eingelassen habe. Woher kämen sonst die Hitzköpfe in unserer Familie?

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