August 2011
Monthly Archive
Di 30 Aug 2011
Wenn ich das Bajram-Fleisch vom Türken auspacke, bin ich froh, dass ich eine Bauerntochter bin. Ich wetze das Messer und schneide das blutige Fleisch quer zur Faser in Stücke, brate es an, lege es in eine feuerfeste Form, würze provençalisch, spicke mit roten Zwiebeln, gebe ein wenig Jus bei und schmore alles bei mässiger Hitze im Ofen. Dazu gibts nach dem grünen Salat die letzten Buschbohnen aus dem Garten mit frischen Kartoffeln. Die ganze Familie kommt festlich angezogen zum Essen. Der Tisch ist mit Blumen geschmückt, die kleinen Kinder erhalten – juppi – Schleckzeug, wie gäggiblaue Zucker-Haifische, rote Geleeherzen, saure Schlangen, gelbe Chätschi-Tennisbälle, Sugus und neue Kleider. Das grosse Kind, der Gymeler, bekommt ein Badetuch mit Bajram-Batzen.
Zum Dessert gibts Baklava mit Kaffee. Alle sind zufrieden. Die Integration funktioniert – heute.
Und weil der traditionelle Milchreis bei den Orangen Riesen in Berns Westen total ausverkauft ist, besinne ich mich an meine Kindheit, koche eine Pfanne Milchreis, fülle ihn auf Apfelmus (von Tante Hanni) ab, bestreue mit Zimt und Zucker nach Gotthelfs Küche.
Das tue ich, weil mein Schwiegersohn mir immer so zuverlässig mit dem Weihnachtsbaum hilft.
Fr 26 Aug 2011
Jetzt, wo wir endlich wissen, was wir gegen die Wespen auf dem Freiluft-Zwetschgenkuchen tun können, soll das warme Wetter – für die mit dem halbleeren Glas sogar der Sommer – vorbei sein – bald.
So wars gestern Abend höchste Zeit, die Feierabendfahrt mit einigen meiner Freundinnen und Freunden zu unternehmen. (Denn, wie gesagt, wie Onkel Ernst G. soll es mir nicht ergehen. Jahrelang schob dieser eine Schifffahrt auf dem 20 km entfernten Thunersee auf, dann lag er auf dem Sterbebett mit dem unerfüllten Wunsch nach Schiff und See. Sein Lebensmotto bis zum Grab: „Wer zahlt, befiehlt“). Wieder zuckten die Blitze, grollte der Donner entlang der Stockhornkette, schlug die „Blümlisalp“ an den Ländtesteg in Merligen. Kurz fragten wir uns, ob ein Schiff nach dem Faradayschen Prinzip …, überliessen alles dann dem Kapitän mit seinen einheimischen Mannen. Der Regen prasselte aufs Deck, einige Tropfen fielen auf Riesencremschnitten, Panna Cotta mit Minze und spritzten in den Aperol-Spriz, was keine Schmiere ist für die Räder des Dampfers, sondern ein anscheinend beliebtes Getränk von Italien bis Deutschland. Es war schon dunkel, als wir 21:21 Uhr das Schiff verliessen. Auch die mit dem halbvollen Glas mussten zugeben: die Tage sind tatsächlich kürzer geworden.
Ach ja, der Tipp mit gegen die Wespen. Man lege eine Reihe goldglänzende Fünfrappenstücke auf den Esstisch. Die Wespen werden nur noch an den Nachbarstischen nerven. Achtung, es geht nur mit Schweizer „Füfi“! (Mein Wespen-Gewährsmann ist ein enger Freund von Erich von Däniken. Ich nehme an, dass die ausserirdischen Besucher unseres Planeten sich beim Kuchen- und Hammeschnitze essen entsprechend schützten).
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Mi 24 Aug 2011
Laut Hausordnung
ist es nicht gestattet, Pflanzen
in den Bereich von benachbarten Wohnungen
wachsen zu lassen. Diese hier winden und prunken sich
die Fassade hoch, ohne Rücksicht auf Regeln – bis jetzt noch ungestört,
sind sie jeden Morgen eine kühle Augenweide.
Ganz anders die Zaunwinde, die als Unkraut der Albtraum des Stadtgärtners ist.
Mit mahnenden Erklärungen versucht er uns Gärtnerinnen und Gärtner im Schulgarten
von diesem Übel zu warnen. Wir haben darauf zu achten, dass aus dem von uns beackerten Erdreich keine Ableger übergreifen auf „seine“ Berberitzensträucher
um sie zu umklammern, zu ersticken.
Ich verspreche es hochundheilig und mache dem mickrigsten Gewinde den Garaus – und ab ins Feuer.
Denn wo kämen wir hin ohne Berberitzenhäge? Vielleicht würde der Garten, alle Schulpavillons, LehrerInnen (all ihre Autos auf dem Parkplatz) samt Schulkindern eingewunden …
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Fr 19 Aug 2011
Entsch … ,
ich bin wohl die Hundertste,
die diesen Text bloggt, aber ich habe ihn
erst heute auf einer Karte des Stämpfli Verlags gelesen.
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So 14 Aug 2011
Sie putzt ihre Brille, schüttelt die Federn, schüchtert die Hausmaus ein und flattert, trippelt, wischt und schnipselt so vor sich hin bis zum letzten Tram und noch ein bisschen in die Ruhe hinein, lässt den Regen rauschen und die Blitze über dem Weissenstein zucken.
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Fr 12 Aug 2011
Bei mässigem Wind kann mit Schirmen angebaut werden.
In einem Landstrich, wo natürlicher Schatten am Strand gleich null ist und die Winde aus allen Richtungen daher fahren, entwickeln die Menschen erstaunliche Fähigkeiten, sich ein kühles Plätzchen zu schaffen. Da werden Sonnenschirme tief gestellt, ihr Gestänge eingebuddelt und mit Meerwasser im Sand eingeschwemmt, so dass nur noch ein darunter Kriechen möglich ist oder die Schirme werden wie bunte Räder in den Wind hinter einen feuchten Sandwall gelegt. Trotzdem macht sich immer wieder einer selbständig, rollt und hüpft wild dem Strand entlang. Da braucht es Mutige, die diesen textilen Stier an den Hörnern der Stange packen, ihn hurtig zuklappen und den Besitzern übergeben: „Merci, merci beaucoup!“ Manche Familie (meist aus dem Ausland) montiert eine Strandmuschel. Mit dem Gewicht einer fünfköpfigen gelingt es, diese bei einem der hundert camarguaisischen Winden auf dem Boden zu halten.
Merci, merci beaucoup! Sie haben es erraten: Familie Blogk hat ihr eigenes, seit Jahrzehnten bewährtes, selbstverständlich unwettertüchtiges Beschattungs-System. Ich war die Ur-Beschatterin, beschattete (sicher oft zum stillen Ärger der sonnenhungrigen Familienmitglieder) mit jedem Fetzen Schnufp-, Hals-, Lein-, Tisch-, Kopf-, Bade-, Geschirrtuch, einigen Stecken, etwas Schnur optimal. Inzwischen sind meine Töchter diejenigen, welche mit ausgebreiteten Armen in leichten Sommerröcken die Windrichtung bestimmen, um dann präzis und blitzschnell unser Sonnensegel auf den Wind zu legen, die mächtigen Sandhäringe einschlagen, die Schnüre richten und dafür zu sorgen, dass die Verankerung markiert ist, damit niemand darüber stolpert.
Das abendliche Zusammenfalten der „Plache“ ist eine Wissenschaft für sich, und jemand muss das Kommando übernehmen, damit sich die Schnüre nicht verheddern und die orange „Wurst“ samt Metallstangen, Häringen und Hammer in den schmalen Zeltsack passt.
… und für nächstes Jahr brauchen wir dringend neue Häringe …