Oktober 2012


Glockenrebe im Schnee

(Glockenreben ab dem 16. Stock)

Obwohl man mir seit drei Tagen mehrmals Smartphones mit den Wettervorhersagen unter die Nase hielt, erwartete ich den Schnee eigentlich nicht bis „in die Niederungen“. Erst, als dann gestern Mittag die Amseln über die Beeren der Stechpalme her fielen, ein untrügliches Zeichen für Schnee, der Baum innerhalb kürzerster Zeit abgeräumt war und gleich darauf die ersten Flocken wirbelten, musste ich einsehen, dass es wieder einmal dem Winter zu geht.
In der vergangenen Woche habe ich gegen zweihundert Blumenzwiebeln gepflanzt, und heute habe ich den verschneiten Garten vom 16. Stock aus fotografiert.

Garten im Oktober

(Garten mit Gartenhaus unter den Bäumen, rechts im Bild)

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Letzte sonnige Gartentage

Nun ist das Trampolin „eingewintert“. Jeden Tag füllen wir Körbe mit Laub. Die letzten Blätter werden dann, beschwert mit etwas Kompost, auf den Beeten liegen bleiben. Ich schneide die Himbeeren zurück, ernte Sellerie, Federkohl und Lauch. Wer frisst heimlich den Winterblumenkohl? Nachbars junge Katze gräbt die Blumenzwiebeln aus, spielt mit ihnen, beisst sie ein bisschen, bis ich die Zwiebeln mit Erde zudecke. Heute ist ein nasskalter Tag mit Hochnebel. Ich ordne ein paar Fotos von den letzten warmen Tagen, an welchen die Kleinkrähen aus den Schuhen schlüpfen und in Strümpfen durch den Garten rennen.

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Wenns kalt werde im Nest, berichten mir meine Freunde, steige einer an die Erdoberfläche, lasse sich von der Sonne aufwärmen und kehre dann als „Bettflasche“ in die Familienhöhle zurück. Schlängle eine hungrige Schlange vorbei, komme es vor, dass sich ein Nacktmull für die Gemeinschaft opfere. Nach und nach werden mir weitere aussergewöhnliche Dinge über diese Nager berichtet: Soziales Verhalten, Vorkommen, Fortpflanzung, Harnausscheidung, usw. (Smartphones bleiben ausgeschaltet.)
Wie wir dann über allerneuste Bibliothekssoftware zu Agent 007 kommen, weiss ich nicht. Auf jeden Fall erzählen wir uns zu Bratwurst mit Zwiebeln, Speckrösti und Spiegeleier Lieblingsszenen aus dem Film mit dem Schilthorn. Und weil da ja Büchermenschen zusammen sitzen, kommts zu einem spontanen „Bière littéraire“. Vorgestellt werden in ungezwungener Runde u.a. die drei ersten Bände der Reihe Hausarzt Dr. Bolliger von Patrick C. Frey:

Bd. 1: Hausarzt Dr. Bolliger : sein Leben, seine Liebe, seine Patienten (2010)
Bd. 2: Das Geheimnis des Tramführers : Klosterfrau Melissengeist ist kein Medikament (2010)
Bd. 3: Das Ekzem war ihr Schicksal : wenn ein Ausschlag die Liebe zerstört (erscheint demnächst)

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Karin Widmer: ... Fabelwesen & Furzideen

Bild: Karin Widmer, ca. 1994

Als Franz Hohlers „Rückeroberung“ 1982 erschien, war sie für mich nur eine absurdspannende Phantasiegeschichte. Daran musste ich denken, als letzthin eine Dokumentation über die Wildschweinrotten in Berlin sah und ich in der Zeitung las, dass nahe bei Berlin ein Elch beim Überqueren der Autobahn getötet wurde. Woher das Tier stammte, war unklar. (NZZ, 02.09.12).
In unserem kleinen Land ist die Rückeroberung unspektakulärer. Noch halten sich Bachen und Keiler vom Betteln an Busstation fern, doch es wäre vernünftig, einen Blick in den Ordner „Praxishilfe Wildschweinmanagement“ zu werfen. Die Rück-Eroberung ist in vollem Gange. Füchse steigen durch Katzentürchen völlig neuen Geschmackserlebnissen entgegen, Biber rangeln u.a. am Aareufer zwischen Wohlensee und Thun um Reviere, fällen Bäume auch in gepflegten Gärten und unterhöhlen teure Natursteinmauern. Dieser M13 kümmert sich keinen Deut um Grenzen, taucht immer wieder in der Schweiz auf, Wolfs erlauben sich auf Schweizer Territorium eine Familie zu gründen, der Rothirsch futiert sich um Verkehrsregeln, und die Solothurner Luchse breiten sich ins Baselbiet aus. Das alles ginge ja noch, wenn nur die fremden Fötzel nicht wären: Wasserratte, Waschbär, Marderhund. Aus Süd- und Nordamerika, selbst aus Sibirien sind sie auf dem Weg zu uns!
Über diesen habe ich schon früher geschrieben. Seitdem seine Jagdgründe überbaut worden sind, habe ich ihn leider nicht mehr gesehen.
Damit mein Balkon nicht erobert wird, braucht es tägliches Huschhusch und Arme verwerfen, sonst liegen in Blumenkästen und Töpfen Taubeneier und alles ist mit Taubendreck versch … (Aufgehängte Plastikraben und CDs schrecken nicht ab.)
Seit einiger Zeit haben wir hier in der Stadt eine Taubenmutter mit einem Taubenkonzept. Die Tauben der ganzen Stadt wurden gezählt. Erstaunlicherweise konnte in unserem Quartier keine einzige gesichtet werden. Anscheinend sind sie schlauer, als ich dachte.

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Dinomania

„Samlet dr d’Märggli“, fragt man mich an der Coop-Kasse. „Was gits?“ „Töpf, Pfanne, Pfannetechle.“ „Nein, danke, Pfannen mit Deckel habe ich genug.“ „Sammlet dr Animanca?“ werde ich an der Migros-Kasse gefragt. Animanca ist nichts für die Küche, das ist sicher. Nach den magischen Kraft-Steinen, mit deren Hilfe man „das Tier in dir“ entdecken konnte, kommen die Dinoskelette zum Zusammensetzten: „Entdecke den Saurier in dir!“ Richtig härzigschnüggelig. Pro 20 Franken Einkauf gibts ein Holzplättchen mit eingestanzten Knochen, einem Bildchen und einer Anleitung zum Zusammenstecken. Wie schon hier geschrieben, verhält sich das Personal an der Kasse unterschiedlich. Die einen geben für Fr. 39.95 ein Plättchen, andere zwei, dann kommts vor, dass die Kleinkrähen, wenn sie an der Kasse herzig gucken, eine Handvoll dafür erhalten. Item, wir setzen zusammen und …

Abfall von drei Figuren

… produzieren, zusammen mit der übrigen Animanca-Sammelgemeinde, einen Riesenberg Abfall.

Um mein schlechtes Gewissen fadenscheinig und für den Moment zu beruhigen, nenne ich das – nach der Schreibweise unseres quartiereigenen Brockenhauses – „Apfal brodusiern“. Hat etwas mit „Apfel“ zu tun und „brodusiern“ etwas mit „Stickerei“. Ich produziere keinen Abfall, sondern besticke einen Apfel. Ein bisschen weit hergeholte Beruhigung, ich weiss. Mein Oranger Riese macht das viel besser mit dem Schutz für die Umwelt. Er macht zwar immer wieder diese umwelt-un-freundlichen Stickerusw-Aktionen, verspricht aber daneben, „bis 2015 200’000 Kinder und Jugendliche für Umweltthemen zu sensibilisieren“. Ab sofort benutze ich die Gemüse-, Früchte- und Brötchenplatikbeutel mehrmals. Falls auch Sie mithelfen möchten, den Plastikozean nicht über die Fläche Deutschlands anwachsen zu lassen, fragen Sie mich. In meiner Mappe trage ich auch ein Reservemehrwegbeutelchen für Sie mit.

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