Oktober 2015


„Ist das nicht ein bisschen spät?“ fragte ein Passant die Kandidatin, welche am Samstag vor der Wahl ihre Flyer verteilt. „Nein, wir kämpfen bis zuletzt,“ antwortet sie.
Passant (nicht Parteimitglied): „Ich habe schon gewählt und zwar voll in Ihrem Sinne.“

Bald werden wir sehen, ob genug andere das auch getan haben.
Der SP-Wahlkampf in Zahlen:

Über 3500 SP-Mitglieder haben in den letzten Wochen an über 550 Anlässen in 100 Gemeinden und Städten im ganzen Land mit 100‘000 Wählerinnen und Wählern gesprochen!

(Mail an die Mitglieder am 18.10. 09.05 Uhr)

Nicht alle Angerufenen goutierten die Telefonaktion, obwohl sie das Herzblut darin sehen. Bei unbekannten Nummern heben sie gar nie ab.

Wer sich finanziell nicht nach der Decke strecken muss, kann natürlich einen anderen Wahlkampf betreiben wie z.B. die aktuelle Nummer des berühmtesten Kulturmagazins der Schweiz kaufen, um darin die persönliche Kunstsammlung zu präsentieren. Dann kann man auch, kurz vor der Wahl, damit eine *Ausstellung eröffnen, die prompt alle bisherigen Besucherrekorde des Museums sprengt.
Dem würde meine Mutter „mit der vollen Kelle anrichten“ sagen. Das hätte sie zeitlebens wenigstens einmal gerne getan. Ihr blieb immer nur das Herzblut.

*Das Schöne bei der Ausstellung sind nicht nur die Bilder. Es werden auch Workshops für Kinder mit Migrationshintergrund und anderen Schwächen angeboten, damit sie spüren lernen, was „Heimat“ ist.

Bleiben wir noch ein eine knappe Stunde optimistisch, bittee!

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„Je schlechter die Zeiten, desto schöner die Gärten“ habe ich in einem Film gehört.
Seit heute – nach 234 Tagen – gibt es im 16. Stock wieder eine netz- und gerüstefreie Sicht auf die gepützelten akkuraten Beete und Sitzplätze der Reihenhäuser und weiter hinten, über den Wipfel der Birke hinweg, auf meinen Garten, der geordnet unordentlich ist.

Auch die Europäer flüchten und zwar ins Private (Sonntagszeitung vom 13.09.2015, S.51-52). Bei tagtäglichen Nachrichten über Elend und Verzweilflung ziehe man sich zurück ins Elchhaus in die heimischen vier Wände, backe Törtchen in pastellfarbigen Förmchen, nähe Schürzen mit passenden Tischdecken und schauen Filme mit Happyend. Auch seien die Sozialen Medien übervoll von herzlieblichfriedlichglücklichen Abbildungen.
Bei mir kann ich ähnliche Symptome beobachten wie, neben dem täglichen im Garten Werkeln, Konfitüre und Sugo einkochen, Lavendelsäcklein als Tischdekoration binden, Kräuter trocknen, Ringelblumenblätter über den Salat streuen, Bohnen und Apfelmus einfrieren, positive Zeitungsartikel sammeln, wieder mehr Briefe und Karten schreiben und ab und zu statt eines Gutscheins ein Päckli verschicken.

Als ich im August vor 37 Jahren in Kandahar zu einigen Europäern sagte, es braue sich hier in Afghanistan ein Krieg zusammen – ich konnte so einiges beobachten, das ich aus anderen Kriegsländern kannte – wurde mir gesagt, ich hörte „das Gras wachsen“.
Heute wäre ich froh, hätte ich es nicht wachsen gehört. Ist das der Grund, dass ich sogar die unvorteilhaft abgebildeten Rezepte aus dem „Anzeiger“ sammle? Schalte ich etwa ab mit Lauchküchlein und Marronigratin? Das wäre deprimierend.
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