2020


Aaretal mit Gerzensee

Und er hatte sich auch noch nie vorgestellt, wie das wäre, wenn man hoch in der Ludft dahinflöge. Das war ja gerade, als flöge man weit weg von seinem Kummer und seinen Sorgen und von allen Widerwärtigkeiten, die man sich denken konnte. (Lagerlöf, Sema : Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, Nymphenburger Verl. 1948)

Ist es das Alter, „die Situation“ oder beides, dass bei mir viele Erinnerungen aus meiner Kindheit auftauchen, die mich selbst erstaunen? Ab und zu – wenn’s passt – bekommen die Jungkrähen etwas davon ab, (u.a. die Bambusflöten-Ratten-Geschichte).
Mein erstes Flugzeug sah ich im Alter von neun Jahren. „Ein Heliokopter!“ rief Lehrer Aerni und zeigte aufgeregt auf ein brummendes Gerät, das seltsam schwankend über dem Wald hinter der Käserei verschwand. Wir Kinder waren auf dem Maibummel und neben meiner zerschlagenen Sirupflasche war dieser „Heliokopter“ das wichtigste Ereignis des Tages.

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Es ist spannend zu spüren, wie die neuen Übungen ganz andere Muskelpartien bewegen, die wir schon längere Zeit vergessen haben, schreibt mir meine Schwester Hanni über ihre Physio im Therapiebad. Mir scheint, dass ich seit dem 23. September (Saisonende im Schwimmbad) von den über 650 Muskeln nicht einmal die 50 in meinem Gesicht bewege.
Gestern, an diesem martinssömmerlichen Sonntag, widmete ich mich wieder einmal dem TMB-Kreuzworträtsel im „Magazin“. Obwohl es nicht zu den Schwierigsten gehört, war ich trotzdem froh, einigermassen hurtig das Lösungswort zu finden (HEIZPILZSAISON). Bei 23 waagrecht Randständiger a.D. und Namensvetter der Ikone aus Courgenay setzte ich die 5 richtigen Buchstaben subito ein (hatte ja schon das senkrechte S von den Humus aufbereitenden Bintjefressern).

Seitdem auch der Garten eingewintert ist, bleibe ich morgens gegen sechs Uhr noch eine Weile auf dem Bettrand sitzen, schaue, wie der Tag beginnt und was das Wetter so macht. Manchmal steigt der Nebel auf meine Fensterbank, auf welcher eingewanderte Käfer nach Wärme krabbeln oder es hängen Wolken tief über den Bergketten und der Stadt. Dann gibt es diese Sonnenaufgänge, wo sich die Alpen gestochen scharf von einem orangen Himmel abheben. Absolut dramatisch wird es ca. acht Tage nach einem Wirbelsturm in der Sahara. Durch den Saharastaub in der Luft bekommen sogar die Hauswände der Hochhäuser etwas ab von dem goldroten Licht.

Ein Umgewöhnen an „die Situation“ ist es schon, nachdem ich mein Leben lang dazu angehalten wurde, statt mit der Faust dreinzuhauen (habe mich gerade mit „Fust“ verschrieben, da ich auf eine neue Waschmaschine warte), das Gespräch zu suchen, auf den anderen zuzugehen, wenn nötig, ihm/ihr die Hand zu reichen oder in Trauer wie in Freunde zu umarmen, ein Krankenbsüechli zu machen, mir Zeit für einen Schwatz am Gemüseregal des Orangen Riesen zu nehmen. Damit ist jetzt Schluss. Trotz meiner Vermummung und der stets angelaufenen Brille werde ich erkannt und in nötigem Abstand begrüsst, was mich ein bisschen wundert. Das kann nur an meiner Postur und der Kleidung liegen, denn beide sind seit Jahrzehnten immer gleich.

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Blue Moon

Die Menschen verstecken sich, ein jeder verschliesst die Tür, meidet seine Nachbarn und betet zu Gott, er möge sein Haus verschonen. Man redet nicht mehr miteinander. Hastiges Flüstern hinter der vorgehaltenen Hand …

(Text aus: Auf der Gasse und hinter dem Ofen – Eine Stadt im Spätmittelalter, Verlag Sauerländer 1995)

Das Original des Grafikers Joerg Müller hängt seit Jahren etwas versteckt im „Bibliothekli“, wie die Jungkrähen das Zimmer mit meiner Bilderbuchsammlung nennen. Diese winterliche Prozession der Mönche durch eine von der Pest gebeutelten Stadt des Spätmittelalters schien mir passend für die heutige Zeit, in welcher einsam gestorben und in Lagerhallen aufgebahrt werden muss.

Nur ein Schäumchen ersten Schnees braucht es, und schon hägen die Autos an der steilen Strasse hinauf zur Autoverladestation Kandersteg im Stau. Einige Fahrer*innenn machen auf der engen Strasse haarsträubende Wendeversuche. Der Gegenverkehr – die Nerven behalten – rutscht an uns vorbei den Berg hinunter. Ich hätte daran denken müssen: Für diese Fahrt schon anfangs Oktober Winterreifen montieren!

Alles geht gut. Wir rattern auf den Zug und essen im Auto Käsebrötchen. Am Ende des Tunnels – GsD – Licht und kein Schnee. Wieder geht’s bergauf bis auf 1400 Meter. Wir schauen hinunter auf die schlammgraue Rhone, die nach dem heftigen Regen in der vergangenen Woche über die Ufer getreten ist. Ihre Zuflüsse hatten grosse Mengen Geröll ins Tal geschoben. Die Jungkrähen sind sehr beeindruckt von dem Fluss, den sie in den Sommerferien vor seiner Mündung ins Meer mit der Fähre überqueren. Da ist Le Rhône breit und blau, die Ufer gesäumt mit kleinen Schiffen und Fischerhütten.

Unser Hotel hat einen direkten Zugang zum Thermalbad. Begeistert, sicher völlig ungesund, verbringen wir den ganzen Tag in dieser warm blubbernden, plätschernden, dampfenden, brausenden Wasserlandschaft, schauen hinauf zu den verschneiten Felsenhörnern, schwimmen bei Nieselregen ein paar Längen draussen im Sportbad. Oft reihen wir uns ein für die Fuss-Bein-Massage. An der länggsseitigen Beckenmauer des Hallenbades trifft abwechselnd aus Unter-, Mittel- und Oberdüsen ein starker Wasserstrahl auf den unteren Körper. Eine Klingel gibt das Zeichen, wann von einer Düse zur nächsten gewechselt werden muss. Interessant ist diese Art der Massage um die Mittagszeit. Da verbringen Einheimische mit ihren Arbeitskolleg*innen die Pause an den Unterwasserbrausen, besprechen Berufliches, meist aus der Tourismusbranche, planen Sitzungen, Umbauten, Dekorationen für festliche Anlässe und Bergtouren oder geben – es ist Jagdsaison – Wildrezepte weiter.

Jeden Morgen kontrolliet der Hotelbesitzer himself vor dem Frühstücksraum die angesagten Hygienemassnahmen – natürlich mit einem freundlichen „Guten Tag“. Walliser ChäsuBrot werden von der Chefin in Hygienehandschuhen serviert, so kann keine Gemütlichkeit aufkommen.

Nach drei Tagen kehren wir etwas „ausgewaschen“ heim durch den Lötschberg. Der Schnee auf der Alpennordseite ist inzwischen geschmolzen.

(Programmvorschau Nord Süd Verlag, Herbst 2020)

Weil dieses Jahr keine herkömmliche Frankfurter Buchmesse stattfinden kann, ein kurzer, dankbarer Blick zurück auf herrliche Oktobertage mit Büchernärrinnen, Tausenden von Neuerscheinungen, „Berühmtheiten“ ganz aus der Nähe, Gespräche und ein Glas Wein mit VerlegerInnen, müden Füssen, matschigen Sandwiches, Übernachten im Hotel Central in Wiesbaden im Mobiliar der 40er-Jahre, den feinen Schrippen neben Gummibäumen und Usambaraveilchen und – Zeiten vor dem Internet – den bleischweren Koffern voll mit Verlagsvorschauen für unsere Buchhandelskundinnen, die wir mit letzter Kraft in die Schweiz schleppten. Und nicht zu vergessen, die Deutsche Bundesbahn, die Garantie für die tollsten Abenteuer auf Schienen.

… sagt Baldula das Gespenst zu den Kindern:
„Dank euch habe ich grossen Spass gehabt bei König Babar. Aber ich muss schon sagen, dieses aufregende Leben ermüdet mich. Ich kehre nun auf mein Schloss zurück.“

Babar

Aus: De Brunhoff, Laurent: Babar und das Gespenst, Diogenes 1981

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Immer und immer wieder drücken die Baumwurzeln durch den asphaltierten Pausenplatz nach oben. Selbst zarteste Gräser jeglicher Art entwicklen Riesenkräfte und durchbrechen den Belag.
Bevor die Schule beginnt, rückt mann Wurzeln und Gräsern zu Leibe mit einer heissen, teerigen Masse …

Garaus

… und macht damit jeder Himmelsstürmerin und jedem Himmelsstürmer den Garaus.
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Sternennacht

Seit seiner Ankunft in Arles am 8. Februar 1888 kreisen Van Goghs Gedanken ständig um den „Nachteffekt“. Im April 1888 schreibt er seinem Bruder Theo: „Ich brauche eine Sternennacht mit Zypressen oder vielleicht über einem reifen Weizenfeld“. Im Juni äußert er dem Maler Emile Bernard gegenüber: „Wann werde ich endlich diesen Sternenhimmel machen, an den ich immer denken muss?“ und im September schreibt er seiner Schwester: „Es will mir oft scheinen, dass die Nacht noch farbiger ist, als der „Tag“. Im gleichen Monat verwirklicht er dann endlich das Projekt, das ihn schon so lange verfolgt.

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Zu klein

Wir wechseln für drei Wochen das Bad von hier …

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… und fröhlich sein, denn im nächsten Herbst sind wir vielleicht alle ruiniert.“

Das sagte sich Vita Sackville-West, kaufte in den 1930er Jahren das halbverfallene Sissinghurst Castel und verwandelte den Schlosspark in die schönste Gartenanlage Englands. Daneben schrieb sie Romane und Gedichte. 1962 starb sie auf Sissinghurst Castel. Jährlich zieht es über eine halbe Million BesucherInnen in dieses irdische Paradies.
(Quelle: Sackville-West, Vita : Mein Sommergarten, Piper 2012,
ISBN 978-3-492-24726-9)

Heute verbrachte ich fünf Stunden im Garten – nie ist man fertig. Die Sonne schien durch die Blätter. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge turnten im Lavendel. Die Schnecken hatten ein kühles Plätzchen aufgesucht und die Vögel vertilgten die restlichen Kirschen am Baum.
Ich hackte und jätete und tat, was Lady Nicolson-Sackville-West den GärtnerInnen dieser Welt ans Herz legte:
Mit voller Phantasie an die Zukunft denken.
Hier ein paar Bilder aus meinem Sommergarten:
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rusalka

Silberner Mond du am Himmelszelt,
strahlst auf uns nieder voll Liebe.
Still schwebst du über Wald und Feld,
blickst auf der Menschheit Getriebe.

Aus: Rusalka – Lyrisches Märchen von Antonin Dvořák.
Aufgeführt 2017/2018 in der Oper Leipzig
Rusalka: Olena Tokar
Foto: Kirsten Nijhof 2017

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„Wir kommen aus dem Morgenland und haben schwarze Ohren.
Die Sonne hat uns schwarz gebrannt, drum sehn wir aus wie Mohren.
Meister, gib uns Arbeit.“

Die Kindergruppe geht sprechend auf das Kind zu, welches den Meister spielt.

Meister: „Was für welche?“
Mohren: „Schöne und gute.“
Meister: „Zeigen Sie mal vor.“

Die Schwarzgebrannten zeigen die Arbeit pantomimisch.
Sobald der Meister diese erraten hat, springen die Kinder zurück. Wer vom Meister gefangen werden kann, muss bei ihm bleiben und mitraten.

Unzählige Male haben wir dieses Spiel gespielt. So übermütig und gut man zu dem Vers hüpfen konnte, blieben mir die Zeilen als Kind ein Rätsel. Würden unsere Moren mit ihren rosarotweissen Ohren im Morgenland auch schwarz gebrannt? Was können Moren (Mutterschweine) überhaupt arbeiten?
Ich glaube, ich habe das Wort „Mohr“ in meiner Kindheit nie verstanden.

Manchmal spielten wir auch „Was weit dir mache, we dr schwarz Ma chunt?“

Ein Kind fragt:
„Was weit dir mache, we dr schwarz Ma chunnt?“
Die anderen Kinder antworten:
„Usriisse u flieh!“
Sie rennen los und der schwarze Mann muss versuchen, sie vor dem abgesprochenen Ziel zu fangen.

Bis zu meinem sechsten Lebensjahr war ich nie jemandem begegnet, der eine andere Hautfarbe hatte.
Ich kannte nur „das Negerli“ von der Sonntagsschule. Ich liebte es, wie es so auf der grünen Missionskasse kniete in seinem weissen Hemdchen, die Händchen zum Dank zusammengelegt und etwas erhoben. Wenn dann die Geldstücke von uns Kindern in die Kasse fielen, nickte das schwarze Kerlchen dankbar. Ohne dieses Nicken hätte mir die Sonntagsschule viel weniger gut gefallen.
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Helvetia III

(Bild: Frauenrechte beider Basel)

Seit vierzig Jahren sitzt Bettina Eichins „Helvetia auf der Reise“ über dem Rhein, herausgestiegen aus der Münze, also des Geldes, ist unterwegs, um sich müde, nachdenklich und abgewandt auf ihrem Sockel auszuruhen – Eigenschaften, die an Frauen nicht geschätzt werden. Sie schaut rheinabwärts zur Chemie und über die Grenzen. Sie hat abgerüstet und ihre Hoheitssymbole hinter sich abgelegt, der Koffer ist ein Hinweis auf ihr Unterwegssein, auf ein Jahrhundert Kofferpacken, Flucht und Aufbruch. (Ch.Dueblin: Interview mit B.Eichin 2010)

Eine nachdenkliche Helvetia mit Koffer an der Schweizer Grenze – staatszersetzend fand das ein Oberer von der Sandoz 1986 und entzog ihr einen Auftrag, den die Künstlerin nach dem Grossbrand mit vergiftetem Rheinwasser nicht nach seinen Vorgaben gestalten wollte.

Ins neue, bereits angebrochene Frauenjahr gehe ich mit Bettina Eichins Worten, die auch nach 20 Jahren noch passen:

Für die nachfolgenden Generationen wünsche ich mir eine gerechte Welt, eine lebbare Umwelt und Frieden. Ich wünsche mir, dass meine Generation, die die momentanen Krisen vorbereitet und verursacht hat, für Gerechtigkeit, Umwelt und Frieden alle Kräfte mobilisiert. Dafür wünsche ich mir weltweit Heere von grauen PantherInnen, die nicht für sich selber, sondern für eine lebenswerte Zeit nach uns sofort auf die Barrikaden steigen und handeln!

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Coronadecke

Die einen bauen eine Baumhütte, die anderen häkeln Pfanntatzen, schreibt mir meine Schwester Hanni. Sie hat ihre 48. Decke aus einem alten Duvetbezug fein gequilltet. Sie nennt die Decke „Corona“.
(Zu sagen ist, dass meine beiden Schwestern Hanni und Rosy begabt sind, besonders arbeitsintensive, präzise Handarbeiten in wunderschönen Farben zu schaffen, dazu sind diese erst noch praktisch und halten lange.)
Schon immer fiel es uns schwer, etwas wegzuwerfen, und oft wundere ich mich, dass aus uns keine Messies geworden sind. Wir hatten und haben das Glück, in ausrangierten Stücken gleich das Neue zu sehen und die Umgestaltung so bald wie möglich in Angriff zu nehmen.
Ich erinnere mich an meine Mutter, die einmal ein Kleiderpaket – getragene Kleider von Bekannten für uns Kinder – öffnete, das zerknitterte Packpapier bügelte, dann mit den einzigen Ölkreiden blau und rot eine Blumenwiese darauf malte. Das Bild hängte sie in unserer finsteren Küche über einen hässlichen Fleck an der Wand. Das sah einfach prima aus!

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… in dieser sonderbaren Zeit.
Letztes Wochenende las ich in der Zeitung, dass „die Alten ab Montag wieder am sozialen Leben teilnehmen dürfen, natürlich mit den gegebenen Vorsichtsmassnahmen“. Merci vielmal, ihr Erlauber, aber auf Kommando ist das gar nicht so einfach. Für die Tramfahrt zur Dentalhygienikerin – seit Jahren am selben Ort direkt an meiner ÖV-Linie – hielt ich im Fahrplan nach Hindernissen Ausschau wie Baustellen, Unterbruch der Geleise oder Verschiebungen der Haltestelle.
Die Zähne waren sehr gut und bald auch blitzsauber. Ohne den traditionellen Zwischenhalt in der Buchhandlung strebte ich gleich nach der Behandlung meinem heimischen Quartier zu, ein bisschen erschrocken über den Ausflug ennet die Kirchenfeldbrücke.

Anfangs der Woche schien der Mond schon wieder hell auf mein Bett. Heute verbirgt er sich voll hinter den regenschweren Wolken.

Zum zauberhaften Animationsfilm, von dem ich leider nur den Trailer veröffentlichen darf:

Marooned tells the story of a cantankerous and selfish robot named C-0R13. Stranded on an abandoned lunar outpost, C-0R13 longs to return to Earth. With a partially built ship and his last power source, this determined robot will stop at nothing to achieve his goal. When C-0R13 accidentally stumbles on a deactivated robot named A-L1C1A, his character and his mission are put to the test when his naive little friend helps him learn what it truly means to be selfless.

Text: AWN.com

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Meine Dusche

Das Eingangstor ist nur wenig geöffnet. Auf dem Boden kleben gelbe Abstandhaltestreifen. Weit und breit sehe ich keine Badegäste, schon gar niemanden von den befürchteten Risikölern. Elektriker montieren ein Kabel über dem Infoschalter. Nein, die privaten Umkleidekabinen auf der Terrasse seien abgesperrt, ich müsse die allgemeinen benutzen, sagt mir der Anlageleiter.
Dass er die Anlage leitet weiss ich aus einem letzthin in der Zeitung erschienenen Interview mit Bild. Niemand scheint in Eile zu sein, der Ansturm der RentnerInnen zu so früher Stunde ist nicht eingetroffen. Herr Giger freut sich, dass ich ihn auf den Zeitungsbericht anspreche, den er schon vergessen zu haben scheint. Gerne erzählt er mir noch ein bisschen mehr von seinem Heimatstädtchen mit dem trutzigen Schloss über dem wilden Fluss, wo er aufgewachden und zur Schule gegangen ist. Im Schwimmbad unter der Sandsteinfluh hat er schwimmen gelernt, später dann im Ort eine Lehre gemacht und heute wohnt er immer noch dort.
Da meine Eltern aus dieser Gegend stammten, sind wir bald in einem interessanten Gespräch. Der Leiter erzählt mir von der Megabaustelle quasi vor seiner Haustür. Ein Dorfbach, der sich bei Gewitter in ein reissendes Ungetüm verwandle, werde nun gezähmt, Kostenpunkt etwas über 14 Mio Franken. Ich sehe, es läuft etwas in dem lauschigen Tälchen auf dem Land.
Mein Vater ging mit uns Kindern dort oft spazieren. Im Winter brach er für uns lange Eiszapfen am Bachufer.
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Eigentlich sollte dieser Beitrag „Katzenjammer“ heissen und davon handeln, dass ich es satt habe, in den Gewursteltopf der „Risikogruppe“ geworfen zu werden.
Am 27. Februar verlängerte ich mein ÖV-Abo und habe es seither nie mehr benutzt. In diesen 13 Wochen ist es den Zuständigen nicht gelungen, die Gruppe der Vulnerabeln auseinander zu dröseln. Jahrelang musste ich lesen und hören, wie die Alten die Gemeinschaft – besonders finanziell – belasten. Mir darf man ins Gesicht hinein sagen, dass Spitäler und Pflegekräfte nicht von coronakranken Alten belegt werden sollten. Das würde ich verstehn. Stattdessen labbert man heuchlerisch von „Schutz“, und jeder und jede plappert das nach. Im Zusammenhang mir der Eröffnung des Schwimmbades am 25.05. meldet das Sportamt der Stadt Bern: „Die Risikogruppe wird gebeten, zu Hause zu bleiben.“

Aber nun zu etwas anderem.
In den vergangenen Wochen haben mich die Blogeinträge der Verfasserinnen und Verfasser meiner Blogroll „verbunden“ immer wieder aufgerichtet.
Danke vielmal und schreiben Sie bitte weiter!
Als ich z.B. diesen Blogeintrag las, sagte ich: „Herzerwärmend!“ (Seit einiger Zeit führe ich ziemlich laute Selbstgespäche).

Kinder

Ein Foto aus meiner Archivschachtel: Zwei meiner Lieblinge auf dem „Chatzer grutaot“ im Kibbuz Daliah.

Foto: Chris Mirsch, 1967

Nun taten wir es wieder, obwohl ich vor Jahren „nur über meine Leiche“ sagte!
Wir mussten – aus finanziellen Gründen – Kleinesmädchen in der schlechtesten Schule der Stadt anmelden. Auf dem Anmeldeformular konnte man ankreuzen, ob man den Schulstart des Kindes über den Kindergarten oder die Basisstufe (Kindergarten mit Verbindung zur 1. und 2. Klasse) wünscht. Unserer Jüngsten angepasst wählten wir die Basisstufe.
Am Samstag kommt der vom Kind langersehnte Brief: Kleinesmädchen erhält ohne jegliche Erklärung keinen Platz in der Basisstufe.
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Akalei 1

… sei die Akelei als Heilpflanze. Vergessen solle man sie allerdings nicht, da sie sich als schöne Ergänzung zu anderen Heilpflanzen anbiete, z.B. bei Skorbut, Ekzemen, Fisteln, Parasiten und Nervenreizung.

Akelei 2 Akelei 3
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… Und Grossmutter? Sie habe immer weggewollt, sagte sie, zu aufwendig sei es, hier Landwirtschaft zu betreiben. „Irgendwohin, wo die Weiden und Äcker flach sind.“ Und schmunzelnd fügte sie jeweils an: „Warum nicht nach Russland – oder Schaffhausen?“ […]
Sie begann, Gedichte zu schreiben. Immer des Nachts, wenn die Arbeit ruhte. Gedichte über ihren Vater, ihre Mutter, über das Leben in den engen Gassen von Albinen, über eine Geburt, eine Beerdigung […]
und über den Mond, der ihr Trost und Kraft spendete.

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