März 2021


Eigentlich hatte ich, zugehörig der Risikogruppe, das Kästchen „Inselspital“ angekreuzt. Das bedeutet, dass ich DIEIMPFUNG im Impfzentrum des Inselspitals bekommen wollte. Auf wunderbare Weise erhielt ich aber einige Stunden nach meiner Registrierung den Bescheid, dass ein Impfteam mich zu Hause aufsuchen würde. Ich müsse mich aber gedulden, man würde sich dann per Telefon melden. Interessant, ich hatte nichts gegen diesen einzigartigen Service einzuwenden. Nachdem ich mich sieben Wochen geduldet hatte, kam der versprochene Anruf. Laut und sehr langsam wurde mir im Walliserdialekt mitgeteilt, dass ich an diesem Vormittag die erste Impfung erhalten würde. Es kamen dann ein junger Mann und eine Frau um die Fünfzig, welche beide von der Aussicht – Alpen bis ins Luzernische, Voralpen bis ins Freiburgische und Jurahügel bis zum Weissenstein – aus dem 16. Stock fasziniert waren.
Sie verabschiedeten sich in normaler Lautstärke.

Drei Wochen später kündigte mir eine Frau Mürgi per Telefon die 2. Impfung an:
„Mir chöme im mittlere Morge.
Äs cha gäng wider Verzögerige gä.
Tüet de nid grad drvo loufe, we mer no nid grad da si!
Mir chöme sicher.“
Natürlich versprach ich Frau Mürgi, nicht davon zu laufen und auf das Team zu warten.
Während der Wartezeit fotografierte ich einen Teil meiner Osterdekoration, denn es wurde einem in den Medien gegen den Pandemiekoller ja immer wieder geraten, u.a. die Wohnung zu dekorieren:

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Rochel hatte schon lange nicht solch eine Nacht gesehen. Der Mond spazierte mitten am Himmel, und um ihn herum waren tausend Sterne ausgeschüttet, glitzernde Brillanten. Die Luft warm, leicht und frisch, kein bisschen Wind …

Aus: Scholem Aleijchem: Stempenju, Ill.: Anatoli Kaplan

Leipzig : Reclam, 1989
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Da kann’s stürmen, schneien, bei Minustemperaturen einem den Wintermantel um die Waden winden oder sogar erdbeben, der Frühling ist da und mit ihm der Bärlauch. Der Orange Riese überschlägt sich gerade mit Produkten, welchen saisongemäss dieses Wildkraut beigemischt wird: Brat- und Lionerwürste, Schinken, Fusscreme, Käse, Antischuppenschampoo, Brotaufstriche, Teigwaren, Saucen, Salate, Möbelpolitur gegen Wasserflecke … Verarbeitet mag ich Bärlauch jedenfalls nicht mehr sehen.
Den ganzen Winter über hat mich der Verlust des Gartens geplagt. Den Fussweg dem Zaun entlang vermied ich, denn ich wollte mir den tristen Anblick der leergeräumten Beete und des nun mit Abfall verschmutzten Sitzplatzes ersparen. Im Januar machte ich einmal einen „verbotenen“ Besuch im Garten, um so viele Schneeglöckchenbüschel auszugraben wie ich tragen konnte. Diese pflanzte ich dann in die Rabatten vor den Block. Zusammen mit dem Hausmeister und zur Freude einiger Bewohner*innen jätete und hackte ich anfangs März auch das Kräuterbeet vor dem Haus. Wir klaubten die unzähligen Zigarettenkippen, die bei uns täglich von den Balkonen vom Himmel fallen, zwischen Rosmarin- und Lavendelbüschen raus, bis alles „e gueti Falle“ machte (gut aussah). Vielleicht war ja jetzt die Zeit gekommen, wo ich mich auf das „Chräbele“ von Blumenrabatten und einem gemütlichen Schwatz mit den Nachbarn – im Moment sind es glückliche Impfgeschichten – auf dem Bänklein vor dem Block beschränken sollte?
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… lokal gefeiert in Berns Westen.

Für sie git’s nüt wo’s nid git
U aus wo’s git, git’s nid für ging
Sie nimmt’s wie’s chunnt u lat’s la gah

Aus: Patent Ochsner: W. Nuss vo Bümpliz *


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… dann erwachen die alten Menschen und sie fangen an zu hüpfen wie Kälber, die zum ersten Mal nach draussen gehen.

Diese Zeilen schrieb Heinz im März 2007 an seinen Pflegevater Jakob Glauser. Heinz war schon damals seit vielen Jahren gelähmt und konnte die Arbeiten auf seinem Bauernhof nur vom Rollstuhl aus mitverfolgen.

Heute vor zwei Wochen, dreissig Jahre nach seinem Hirnschlag, ist mein Pflegebruder Heinz an Krebs gestorben.
In den ersten Lebensjahren wurden er und seine fünf Geschwister von den Eltern verlassen und dann von der „Fürsorge“ in verschiedene Pflegefamilien verteilt.*
Als Erwachsene nahmen die beiden Schwestern Nelli und Rita wieder Kontakt mit den lange von ihnen getrennten Geschwistern auf.
Dass Heinz uns als glücklicher Mensch in Erinnerung bleiben darf, ist das Verdienst seiner Frau und seiner drei Töchter.
Sie gaben ihm in diesen schweren Jahren Liebe und Halt, so dass er im Frühling mit den Kälbern „hüpfen“ konnte.

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