April 2022


Finale Ligure, 14. April 21:39
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Wahrscheinlich habe ich die beliebten Aprilscherze in den Zeitungen übersehen. Oder gab es diesen 1. 4. passenderweise keine? Doch, der Quartieranzeiger „Blizer Woche“ konnte sich nicht zurückhalten und veröffentlichte schon Ende März einen Beitrag über den Kunstrasen rund ums neu sanierte Schwimmbad in Berns Westen. Nicht besonders witzig.

Obwohl ich vom Putzen nach Kalender nichts halte, überkommt mich vor Ostern vermehrt das Bedürfnis, hier etwas feucht abzuwischen, dort auszuspülen, zu polieren, einzuräumen, umzutopfen, runde Ecken eckig zu fegen, auch wenn sie sich hinter Möbelstücken verbergen, diesen oder jenen Stapel Papier durchzusehen, meistens wegzuwerfen. Papier „versuumt“ (raubt Zeit). Ich stosse auf einen Brief an meine Freundin Rosmarin, Lektorin bei einem grossen Kinderbuchverlag. Ich habe ihn vor 20 Jahren geschrieben. Hier ein Teil daraus in Erinnerung an eine grosszügige, belesene Frau mit viel Humor:

… schicke ich dir noch ein Paar handgestrickte Socken für frühlingshafte Temperaturen. Meine Töchter finden sie zu gross, aber ich sagte, dass du Modell „Schiff“ willst, welches wirklich nicht drückt. Das Muster ist ein sehr altes mit Löchligang und rechts und links. Mit mir wird diese „Kunst“ in der Familie aussterben. Das ist ein hausfraulicher Niedergang: Niemand mehr kann im Maschenstich flicken, niemand ein Käppchen (Sockenferse) stricken, niemand weiss, wie Öpfelrösti richtig geht, seit meine Schwiegermutter Berthi in der weitläufigen Himmelsküche – derjenigen auf Erden ähnlich – knetet und schnipselt. Und die Handarbeitslehrerinnen wurden nach 150 Jahren auch abgeschafft.

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Wenn ich hier bei blogk in die ersten Jahre zurück lese, sehe ich, wie mir der Humor im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Als Kind hatte ich ab und zu schmerzhafte Lachanfälle. Grund dafür waren meist aufgeschnappte Gesprächsfetzen von Erwachsenen, die ich mit meiner Fantasie verknüpfte, so dass die „kurligsten“ (sonderbaren, komischen) Bilder entstanden. Meine Mutter hatte die Ottomane – das Wort „Sofa“ kannten wir noch nicht – beim Sattler neu beziehen lassen. Als ich wieder einmal sterben musste vor Lachen, warf ich mich auf das neue, grüne Tuch mit den beigen Blüten und liess meinen Tränen und der Schnudernase freien Lauf. Es war in einer stürmischen Nacht, als ich im flatternden Nachthemd den Hang vor dem Haus hinauf stieg zur Strasse, wo ich zum Vergnügen der ganzen Familie bei den zwei Birken die Stalllaterne schwenkte. Unbrauchbar war ich bei der Feldarbeit, weil ich Vater, Mutter und Geschwister zum Lachen brachte und so den ordentlichen Ablauf des Heuwendens störte. Als Erwachsene wurde ich gerne an Hochzeiten eingeladen, denn neben mich konnte man jedes Müeti, jeden Ätti, überhaupt jeden komischen Kauz platzieren, sogar die Grimmigen, Verbitterten fanden am Ende das Fest gelungen. Ausserdem war ich gut im Vorlesen von Hochzeitsgedichten. Es gab einige Leichenschmäuse, an denen ich die Angehörigen, besonders die Nachkommen, ein bisschen trösten konnte, indem ich ihnen heitere Begebenheiten aus dem Leben der Verstorbenen erzählte.

Alles Schnee von gestern.

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