Fr. 5 Sep. 2008
Obwohl die Tür des Grossen Saales erst um 19 Uhr göffnet werden soll, warten davor schon zahlreiche Mieterinnen und Mieter. Eine alte Frau ist auf dem Vorplatz gestolpert und wird nun von ihren Nachbarn aus der Pfütze wieder auf die Beine gestellt. Es regnet in Strömen, ab und zu rollt der Donner über die Dächer. Alle sind gekommen, um sich über die bevorstehende Totalsanierung unseres Blocks informieren zu lassen. Aufgereiht auf der Bühne sitzen bereits die Fachmänner (Fachfrauen sind nicht vorhanden) für Haustechnik, Betonsanierung, Architektur, Verwaltung, dazu ein junger „Trübel“ mit schmalen Schultern, welcher für sämtliche „Mieterangelegenheiten“ während der zweijährigen Bauphase zuständig sein wird.
Der Redner macht dem eifrigen Getuschel des Publikums ein Ende, indem er den dröhnenden Lärm einer Kernbohrung auf Band abspielt. Zügig und solange das angebohrte Publikum noch Ruhe behält, wird nun powerpointunterstützt „ehrlich und offen“ informiert: Küche elektrisch mit Glaskeramikherd und Geschirrspüler (Klatsch, klatsch von den Hausfrauen). Dann folgt ein (ehrliches) Bild von einer herausgerissenen Küche. Dieser Zustand wird mindestens 5 Wochen andauern: deshalb Verpflegung bei Freunden organisieren, evtl. Abgabe von Kochplatten durch den Hauswart. Anschliessend Bad/Dusche geplättelt (Klatsch, klatsch von den Hausfrauen): Duschen und Bislen im abschliessbaren Kontainer vor dem Block. Herr Meise aus dem Publikum hebt seine Krücke und ruft, dass er pro Nacht mindestens dreimal müsse. Der Redner bittet um Ruhe und rät, die Ferien so zu planen, dass das Bislen in den Griff zu bekommen sei. Eine Attikabewohnerin in den hinteren Reihen verlangt eine Terrassensanierung – Teeren statt Verbundstein, damit kein Unkraut durchstösst.
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