Aus erster Hand


Der Teamleiter kauft in der stadtbekannten Bäckerei frische Gipfeli für die MitarbeiterInnen. Die Verkäuferin schichtet die noch warme Ware in Papiersäcke und packt noch drei Gipfeli gratis dazu:
„Sie werden beim Abkalten noch ein bisschen einfallen.“
Wer mit der Karte bezahlt, bekommt einen Apfel gratis. Die KundInnen-Freundlichkeit wird noch weiter getrieben: Sogar beim Kauf von nur einem Buttergipfel kann man die Karte zücken und bekommt den Apfel.
Es wird eine vergnügte Kaffee-Pause nach einer pünktlich beendeten Sitzung. Lachend stellen wir uns die Seiten langen Bankauszüge am Ende des Monats vor, nachdem wir jeden Tag unser Znüni, Fr. 1.60, mit der EC-Karte bezahlt haben.
Und erst die Körbe voll Gratis-Äpfel …!

Bern am Nachmittag

ökologisch, hilfsbereit und …

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Am Donnerstag sei er noch bei der Coiffeuse gewesen, habe anschliessend, wie immer, im „Bären“ einen Milchkaffee getrunken. Und gestern Freitag dann dieses grauenhafte Ende! Nein, einen solchen Tod wünsche man niemandem. Es sei nur zu hoffen, dass er bewusstlos gewesen sei, als er in die brennenden Tannäste fiel. Sein Bruder habe ihn gefunden, wie er im Feuer lag, schon ganz verkohlt. Fritz sei doch ein so Besonnener gewesen, habe schon manchen Frühling draussen dürre Äste verbrannt. Trotz falsch programmiertem GPS seien Polizei und Rega in kürzester Zeit auf der Egg gewesen, konnten aber nur noch an Ort und Stelle einsargen. Nun müsse man auf den Bericht des „Gerichtsmedizinischen“ warten.
Die Leute im Dorf sind geschockt, und auch ich halte mich an meinem Gartenrechen fest, während die Wirtin mir diesen gestrigen Unfall schildert.

Bevor ich heute früh aufs Land fuhr, erzählte mir ein Nachbar, dass es auf unserer Baustelle einen schrecklichen Unfall gegeben habe. Ein Bauarbeiter sei von einer Betonsägemaschine erfasst und schwer verletzt worden. Der Nachbar war so früh unterwegs, weil er nicht schlafen konnte. Von seinem Balkon aus hatte er alles mit angesehen. „Die Schreie gehen mir immer noch durch Mark und Bein“, sagte er mit zitternder Stimme.

Am Freitag, dem 13. kann’s nicht liegen, denn es war am Donnerstag, als sich der deutsche Tornado-Jet in ein oberländisches Einbahn-Tal „verirrte“.

In Wien werden die Hauswarte „Hausmeister“ genannt. Ist dieser Posten aber von einer Frau besetzt, so ist sie nicht „Hausmeisterin“, sondern „Hausbesorgerin“, erklärt mir die Cousine meines Schwiegersohnes, welche mich zusammen mit ihren fünf Kindern im 13. Stock besucht. Sie „besorgt“ das Haus, in welchem sie wohnt. Es ist ein Bau aus dem 18. Jahrhundert in der Wiener Innenstadt gelegen, mit hohen Zimmern, altem Parkett, Türen mit Glasfenstern und einem Lift mit Spiegel im Goldrahmen. Eigentlich mögen die Hausbesitzer, Rechtsanwälte seit Generationen, weder Ausländer noch Kinder. Aber bei der siebenköpfigen Familie aus dem Kosovo machten sie eine Ausnahme, denn auch in Wien sind versierte Hausbesorgerinnen rar.

Kran en face

Von Angesicht zu Angesicht mit dem Kranführer sollten die vor fremden Blicken sonst Verschonten im 12. Stock langsam lernen, sich weder nackt zu bewegen noch sonst irgendwie ungebührlich zu benehmen, denn im Cam-Zeitalter liesse sich sogar ein offener Hosenstall in den eigenen vier Wänden filmen und irgendwie halböffentlich verbrämen.

(Der Kranführer hatte seine Freude weil ich ihn zuerst vergessen – räusper – und dann verewigt habe. Er hat gewinkt. Das kann ich jedoch nicht veröffentlichen, da die für sein Einverständnis notwendige verbale Kommunikation so hoch über dem Bauplatz bedauerlicherweise gottseidank nicht möglich ist.)

3rd, female schläft (endlich). nicht mehr. 2nd, male murmelt: „Es Stündli schlaafe, es Stündli chräije“, während er die alte BERNINA auseinanderbaut, um ihren Schaden zu finden und zu beheben. Und wenn jemand um Mitternacht noch etwas Aufbauendes lesen möchte, so sei ihm eine alte BERNINA Gebrauchsanweisung ans Herz gelegt, denn Problembeschreibungen wie „Das Krausziehen des Nähgutes“ entspannen ungemein.

2nd2nd, male liest das GEO Buch, in welchem Menschen aus der ganzen Welt ihr Hab und Gut vor der Wohnung auf die Strasse stellen, um sich von Peter Menzel mit allem fotografieren zu lassen.

2nd2nd, female häkelt einen Essmäntel (warum Mäntel, wenn’s gar keine Ärmel hat?) für Kleinsmädchen. Sie hält reihum allen Familienmitgliedern ein immer kleiner werdendes Klüngel violettes Garn unter die Nase und fragt, ob das wohl reiche? Die einzige, die das beurteilen könnte ist 1st, welche auch Kleinsmädchen zum Einschlafen überreden könnte, wenn sie nicht die Abschwaschmaschine ausräumte oder Decken für Gäste bezöge oder Pfannen polierte oder ihrem Enkel geeignete Fineliner heraussuchte.

3rd, male will eigentlich noch vor Mitternacht mit seiner Anmeldung fürs Feriensportlager fertig werden. 2nd, female hilft unter Murren beim Ausfüllen und setzt sich ab zum Bloggen.

An der Barriere, im Napfgebiet, 1913

Posieren an der Barriere. Es war wohl auch zur Zeit der Maul- und Klauenseuche. Viele Gebiete wurden abgesperrt, nur Menschen durften passieren und stellten sich auf, um die Milch in Empfang zu nehmen. Die Grossmutter von 2nd, male, im Vordergrund auf dem Bild. Ob sie an ihrem eigenen Milchkarren lehnt, ist nicht bekannt. Das Foto wurde vermutlich für eine Lokalzeitung gemacht.

Endlich wohnen wir nicht mehr im Westen von Bern.
Ich habe diese schlecht erzogenen und aggressiven albanischen Kinder satt. Ausserdem war unsere Wohnung voller Schimmel. Hier in Muri wächst unsere Tochter viel besser auf. In der Schule hat es nur Schweizer Kinder und alle sprechen nur Deutsch. Das ist so schön! Und ein bisschen weniger Steuern bezahlen wir auch. Jetzt bleiben wir hier. Näher bei der Arbeitsstelle meines Mannes zu wohnen, wäre schon praktisch, aber dort hat es eben auch so viele Ausländer. Sie beeinflussen einfach meine Tochter negativ.
Nein, standesamtlich geheiratet haben wir noch nicht. Dass unsere Tochter immer noch meinen Namen trägt, stört unsere Familien schon. Bei uns ist es halt so, dass der Stammbaum nur über den Namen der Väter wächst. Zu einer zivilstandesamtlichen Trauung fehlen uns noch verschiedene Papiere. Eine Bestätigung aus Prishtina, dass mein Mann nicht bereits verheiratet ist, der Geburtsschein meiner Tochter und…
Hauptsache, wir hatten unser Hochzeitsfest, sonst würden wir nicht zusammen hier wohnen und müssten uns immer noch heimlich treffen. Hoffentlich wird sich unser Mädchen einbürgern lassen können. Mir haben das meine Eltern verboten und mein Mann hätte schon gewollt, könnten wir es uns überhaupt leisten und wäre er nicht betrieben worden.

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Seit seinem Hirnschlag vor sechzehn Jahren ist mein Pflegebruder gelähmt. Viele Leute meinten damals, es wäre besser, wenn er sterben dürfte. Seine Frau nahm ihn nach Hause auf den abgelegenen Bauernhof im Jura, liess eine Rampe ins Haus zimmern, stellte ihn bei schönem Wetter im Rollstuhl unter einen Baum, damit er die Arbeiten auf dem Hof mitbekam. Die Familie lernte die Laute des Vaters verstehen und er sah die Kinder aufwachsen.
Nur mit dem Daumen seiner linken Hand gelingt ihm eine leichte Bewegung. Will er etwas schreiben, wählt er aus dem vorbeiziehenden Alphabeth auf dem Bildschirm des Computers den passenden Buchstaben aus, indem er damit ein Metallplättchen an seinem linken Zeigefinger berührt.
Letzte Woche hat er seinem Pflegevater folgenden Brief geschrieben:

Lieber Vater

bevor es ganz Frühling wird, möchte ich dich doch mal fragen, wie es dir geht.
Ich habe vernommen, du seist in der Zwischenzeit im Spital gewesen. Aber es ginge dir jetzt wieder viel besser. Das ist doch normal, wenn der Frühling kommt, dann erwachen die alten Menschen und sie fangen an zu hüpfen wie Kälber, die zum ersten mal nach draussen gehen.
Bei uns da oben hat es schon Schneeglöckchen und das ist hier sehr früh. Ob sie sich am Datum verschaut haben, ich weiss es nicht.
Schnee haben wir nicht viel, aber für mich ist es super, denn mit dem Rollstuhl im Schnee, das geht nicht gut.
Nadine und ich sind nun mit Isabelle allein zuhause. Beatrice ist fertig mit der Lehre als Krankenschwester. Sie arbeitet in Neuenburg und ist damit ausgezogen nach Neuenburg.
Nun wünsche ich dir noch einen milden Winter und gute Gesundheit

Heinz und Familie

Seit Monaten bereiten die Lehrerinnen ihre Klassen auf den Umzug vor. Die Kinder konnten zuschauen, wie auf dem Feld M das neue moderne Holzhaus entstand, durften bei der Gestaltung der Räume und der Umgebung ihre Ideen einbringen. Architekt und Landschaftsgärtner nahmen sich viel Zeit, um auf die Wünsche und Vorschläge einzugehen und sie umzusetzen.
Am Freitag wird jedes Kind sein Sitzkissen und die Fasnachtsbastelarbeit nehmen um damit in den neuen Kindergarten umzuziehen. Schon lange reissen die Bagger und Presslufthämmer Strassen und Plätze auf, und bald wird auch der alte Kindergarten abgebrochen. Für einige Kinder ist das eine schreckliche Vorstellung: ihre „Pyramide“, ihr Heim, wird zerstört, dem Erdboden gleich gemacht. Sie schlafen schlecht und haben fürchterliche Träume, in welchen sie unter den Trümmern begraben werden. Zwar haben sie ihre Spielsachen selber in Schachteln verpackt, aber kann man alles in Sicherheit bringen, bevor das Dach einstürzt?
Eines der Kinder weint bitterlich: „Ich werde zerschnitten!“

Die nächsten Jahre verbringen wir auf und zwischen Bauplätzen und werden zwischendurch das Gefühl nicht los, zerschnitten zu werden.

„Der grosse Woodtly lernt einfach seriös jede Probe. Das kommt daher, dass er vor dem Gymer schon eine Lehre als Zimmermann gemacht hat. Wenns einmal mit der Note nicht klappt, lässt er sich nichts anmerken. Nicht so wie die Anis, die sich wahnsinnig aufregt, wenn sie nur eine Fünf bekommt.“

„Die Anis, das ist doch die mit den schönen Augen?“

„Nein, die mit den starken Augen! Sie rennen dir direkt in die Seele.“

Betrifft: Kindertagesstättenplatz

Sehr geehrte Familie

Bedauerlicherweise werden wir auf den städtischen Plätzen keine Kapazität haben ab Februar 2007 und können Ihnen deshalb vorläufig kein Angebot machen.
Wir melden uns bei Ihnen, sobald sich eine Möglichkeit abzeichnet, was aber, wie es aussieht, kaum vor den Sommerferien der Fall sein wird.

Mit freundlichen Grüssen

Kindertagesstätten
die Leitung
C. E. “

Ich habe Kleinmädchen auf die Warteliste gesetzt, als ich im 5 Monat schwanger war. Bern ist wirklich kein Vorbild, was die Kitas anbelangt. Und jetzt?

Kalt stellen

Auch diese Jahr bis im allerletzten Moment. Wie immer mit Hilfe des Aussenraumes Balkon. Drinnen würden die Spitzbuben mit Herz und sehr viel Butter einfach verlaufen.

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Verbunden 4

Gut versorgt.

Wir haben ihn montiert. Ja, den riesigen drei Meter grossen Stern. Wir haben alle Lichter kontrolliert, damit er im ganzen Quartier und auch von den Nachbarquartieren gesehen werden kann. Ich glaube, dass er der höchste Punkt in der ganzen Stadt ausmacht.

Eine Fotografin hat ganz viele Bilder davon gemacht, wie ich ihn mit meinem Freund und mit meinem Schwager aufgehängt habe. Vielleicht erscheint eines davon nächstes Jahr in ihrem Buch über unser Quartier.

Der alte Hauswart hat den Stern immer am ersten Advent angezündet. Ich zündete ihn aber schon am 1. Dezember an, weil an diesem Tag die Kinder das erste „Törli“ von ihrem Kalender öffnen dürfen und weil ich am Sonntag versuche, frei zu machen.

Sternmontage

Verbindungen 3

Jeden Samstag, seit neun Jahren, fährt 1st am Morgen früh aufs Dorf zu ihren Eltern. Seit Grossmutter gestorben ist, fährt sie zu Grossvater. Und später – das schwört sie jeden darauf folgenden Sonntag – wenn er auch nicht mehr da ist, dann wird sie nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem Dorf verbinden.

Sie trägt alte, dick gefütterte Herrenhandschuhe, einen ärmellosen Blümchenrock und zu grosse Wanderstiefel, als sie Brett für Brett des sehr alten Kinderbettes zu den Tischtennistischen stellt. Langsam, ganz langsam bewegt sie sich von ihrem Eingang, den Block entlang, die Treppe hoch und zu dem Platz auf dem die Tische stehen.

Ich frage, was sie tut und sie lächelt milde und erzählt:

Meinem Sohn hat sein Bett nicht mehr gefallen, ich habe auseinander genommen und die liebe Leute in der Werkstatt werden etwas Neues davon machen. Schauen Sie mein Gesicht, ich bin jetzt achzig und heisse Schmutz. Ich hatte einen lieben, ganz, ganz lieben Mann, er war Schweizer und lebt nicht mehr. Jeden morgen um vier Uhr hat er ein Wecker gestellt, sich schön rasiert und gesagt: „Mein Liebchen, die Karriere wartet. Ich bin früh aufgestanden, damit du das Badezimmer für dich alleine hast.“ Ich musste nie kämpfen für meine Rechte bei diesem lieben Mann. Ich habe ihn aus Vernunft geheiratet, erst mit vierzig, weil fünf Schwestern mir gesagt haben, du musst heiraten. Und was ist besser wenn du aus der Slowakei bist als ein so lieber Mann? Und mein lieber Sohn!

Ich gratuliere zum zweiten Grosskind, denn ich kenne den Sohn, er ist gleichzeitig wie ich hier aufgewachsen.

Ja, ja, er hat auch liebe Kinder aber ich bin alt. Und gestern hat er mich zum Mittagessen geladen und gefragt: „Willst du einen Kaffee?“ und er hat mir Kaffee gebracht. Und dann noch einmal gefragt „willst du Kaffee?“ und noch einmal gebracht mit einem Stück Schwarzwäldertorte. Und dann hat er meine Hand genommen – so! – und gesagt „Jetzt habe ich auch so eine Alte, die ich sehr liebe“. Hihi, „…auch so eine Alte…“ – und das hat meinem Herz so gut getan. Ich habe mich erinnert, an die Tschudogriffe, die ich ihm gezeigt habe, als er sehr klein war, damit er alle diese grosse Kerle am Boden legen kann. Und er ist jetzt selber so gross und stark und so ein lieber Mensch.

Ich bin seit jeher der Meinung, dass Vereinsarbeit und politische Arbeit ein Handwerk sind, das man erlernen und nutzen kann. Ich würde niemals in einem Quartier leben, ohne dem Quartierverein beizutreten oder einen solchen zu gründen. Dies nur so nebenbei, weil oft über „Vereinsmeierei“ geschnödet wird.

Heute um 7:30 an „meinen“ Verein geschrieben:

Wegen der Grossbaustelle haben wir eine neue Busstation an einer zu Stosszeiten stark befahrenen Strasse (auch Lastwagen, z.B. von Coop). Ich habe das heute morgen eine Stunde beobachtet, jeder ist herzlich eingeladen, werktags um 7.00 bei mir vorbeizukommen und das Gleiche zu tun. Um diese Busstation zu erreichen, müssen die Leute, die von den Blöcken X und Y kommen, die Strasse in einer Kurve überqueren. Diese Strasse hat zwar einen Fussgängerstreifen und ist beleuchtet, aber sie ist unübersichtlich.

Folgen der neuen Situation:

1. Es ist erwiesen, dass Menschen und ganz besonders Kinder, sich auf ihr Ziel – also den Bus – konzentrieren und weniger auf die Strasse. Es ist für die Leute hier eine Umstellung eine so grosse Strasse überqueren zu müssen und es kommt deshalb vor, dass sie auf diese neue Strasse rennen, um den Bus noch zu erwischen.

2. Schulkinder unter 10 Jahren müssen wieder in die Schule begleitet werden.

3. Die älteren oder weniger flexiblen Menschen haben Angst vor dem Übergang und benutzen die nächste Busstation, was einen zusätzlichen, steilen Fussweg bedeutet.

4. Wenn eine Gruppe gemeinsam auf den Bus geht oder vom Bus kommt (Kurse im Gemeinschaftszentrum, Schul- oder Kindergartenklassen), wird es chaotisch, alles steht still: Die wartenden Autos, die eintreffenden Busse. (Dass die Gruppen kaum Platz zum Warten haben, ist ein anderes Problem.)

Vorschlag:

Ich bin dafür, dass wir noch vor Winterdunkelheit und -glätte eine Ampel fordern. Die kann von mir aus grundsätzlich auf Stand-by sein, aber wenn ein Fussgänger sie durch Knopfdruck aktiviert, muss sie funktionieren.

Grund:

Genau diese Sachen sind es, die die Menschen hier gegen diese Baustelle und das neue Quartier wie auch gegen die Verkehrsbetriebe aufbringen, weil sie zeigen, dass man an die (vielen!) Menschen hier zu wenig denkt. Ein Unfall würde die ohnehin schlechte Akzeptanz des Projekts um Jahre zurückwerfen.

Herzlichen Dank.

Am 23. Oktober 1956 sprach die Lehrerin mit den Kindern ein Gebet. Danach bat sie alle, den Eltern mitzuteilen, dass jede Familie unbedingt einen Notvorrat anlegen müsse: Hörnli, Zucker, Reis, Öl.
„Notvorrat“ brauche man im Krieg. Verängstigt kam meine kleine Schwester Rosmarie nach Hause und berichtete, was Fräulein Lange der Klasse aufgetragen hatte. Die Mutter führte das Kind zu der alten Holztruhe und hob den Deckel:
„Hier ist unser Notvorrat.“
Die Truhe war gefüllt mit gedörrten Apfel- und Birnenschnitzen.

Ich habe meine Freundin A. auf Wunsch einer Leserin gebeten, diese Geschichte aus dem Jahr 2004 weiter zu erzählen. Sie schickt mir ein Zitat aus dem Antwortschreiben des Amtes vom 14.10.2004:

„Sie äussern Ihr Unverständnis darüber, dass das Bundeamt nicht Mutter und Tochter S. Asyl erteilt hat, sondern nur der Mutter. (…) Sie werden verstehen, dass wir aus Datenschutzgründen nicht mit Ihnen über Details aus den Asylverfahren korrespondieren können. Das Amt prüft jedes eingereichte Gesuch sorgfältig und individuell. Frau S. und ihre Tochter sind beide volljährig, deshalb wurden zwei getrennte Verfahren geführt und individuell geprüft, ob Asylgründe vorliegen oder nicht. (…) Wie Sie selber feststellen, gelingt es S.S. auch mit Ausweis F, für ihren Lebensunterhalt selber aufzukommen.Ohne Vorliegen von neuen und erheblichen Tatsachen oder Beweismitteln kann auf den Asylentscheid der Tochter nicht erneut eingegangen werden – daran kann auch ein Anwalt nichts ändern. Mittelfristig ergeben sich u.E. auf für S.S. gute Perspektiven: als integrierte, fürsorgeunabhängige junge Frau kann ihr durch die kant. Fremdenpolzei eine Aufenthaltsbewilligung erteilt werden, mit der sie auf dem Arbeitsmarkt noch bessere Chancen hat. (…)“

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