2007


Bergk�¤se

Allen Befürchtungen zum Trotz hat sich der
hundertjährige Riemenboden aus Tannenbrettern
unter den 78 Tisch-, Stuhl- und Menschenbeinen nur
ein wenig gebogen, als wir heute Vaters Stubentisch
zu voller Länge auszogen, um ihn mit Brot, Züpfe, Kuchen,
Butter, Käse, Schinken, Honig, Konfi, Eiern, Müsli, Saft, Kaffee
und Kirschen zu beladen für ein Vor-Geburtstags-Frühstück mit
Töchtern, Enkelinnen, „Schwiegersöhnen“ , Urenkel und Urenkelin.

Grünzeug

Damit mache ich Vater eine Freude: Zeitung, Salat, Ruchbrot, Lattich, Bananen, Apfeltasche, Schnecke, Petunie und das Album mit den Hochzeitsfotos seiner Enkelin Cornelia. Der Kaffee ist für mich.

Seit Monaten verpasse ich den montäglichen Verkauf der Jetons zum betriebseigenen Kaffeeautomaten. Ich trinke dann, wenn auch widerwillig, einen Hagebuttentee, welcher gratis ist. Meine Freundin Marwa findet, dass ich darob trübsinnig würde und schenkt mir immer wieder einen Jeton aus ihrem nie versiegenden Vorrat.
Danke 1000!
Heute sitze ich wieder einmal vor einer Tasse mit dem roten Wasser, schaue über die Taubendrähte zum Fenster des Bordells im Haus gegenüber. Die Vorhänge sind zugezogen. Eine der Frauen hat ihr rotes Kuschelherz mit Armen auf den Sims gelegt. Durch das offene Dachbodenfenster sieht man auf eine Wäscheleine, an welcher Handtücher hängen – Tristesse pur!

Was haben folgende Käffer gemeinsam?

Auswil, Bangerten, Belprahon, Berken, Court, Crémines, Därstetten, Dürrenroth, Farnern, Gelterfinngen, Guggisberg, Kandergrund, Kirchthurnen, Isleltwald, Leimiswil, Röthenbach, Rüti bei Riggisberg, Saules, Scheunen, Scheuren, Sorvilier, Untersteckholz, Walliswil-Bipp, Wiggiswil und Deisswil und Wyssachen.

Also, eines Tages – das war im Januar gewesen – sei der Chef gekommen und habe gesagt, auf den Ersten Ersten des kommenden Jahres werde umsgestellt. Auf den Computer.

Er selber habe noch so gemurmelt, das sei doch nicht dem sein Ernst, aber das war es dann eben schon. Wer nicht wolle, könne gehen. Wer aber wolle, bekomme alle Bildung, die dazu nötig sei.

Jawohl, das sei dann auch wieder das Gute gewesen an der Insel. Zwar war man ganz unten, aber der Chef, der vergass einen nicht. Kein Weihnachtsessen und keine Bildung in der Insel habe je ohne die Magaziner stattgefunden. Das wiederum sei keine Selbstverständlichkeit, viele hätten noch kurz vor der Pensionierung umstellen müssen auf den Computer ohne dass denen jemand geholfen hätte. Kein Wunder, wenn sie dann nicht zSchlag gekommen seien mit der Maschine.

Also man habe ja immer schon mit Maschinen gearbeitet, das war ja nichts Ungewöhnliches. So mancher habe sich schnell auf noch viel grösser Maschinen einstellen müssen. Aber dann sei es eben für zwanzig Jahre gewesen, unter zwanzig Jahren habe sich ja keine Maschine amortisiert. Aber der Computer! Der sei vielleicht schon nach zwei Jahren ein anderer geworden. Jedenfalls habe er die Umstellung mitgemacht und es nie bereut. Im Gegenteil, er habe gesehen, dass das nicht stimme mit dem Hänschen. Was in ein altes Hirn noch alles reinbringe, das habe ihn schon erstaunt.

Nun, diesen Nachmittag sei er auf der Nationalbibliothek gewesen, mit der Seniorengruppe. Und da sei ja mit den Magazinern genau das Gleiche passiert wie in der Insel. Aber eben, jetzt sei das ja auch alles in den Computern und man habe sich daran gewöhnt. Es sei schon gäbig, wie schnell man jetzt die alten Vereinsblättli finde. Aber es sei noch nicht ein jedes aufgenommen. Das ginge wesentlich länger als bei den Medikamenten und Schürzen und Tassen und Schläuchen in der Insel, das sei ja kein Vergleich. Jetzt müssten die noch anbauen. Ja, ja, wer denke, der Magazinerberuf sei keine Herausforderung, der trumpiere sich.

(Erfahren am 14. Juni 2007 im Treppenhaus.)

Nach und nach lernen wir, wie eine Ringlinie funktioniert: es gibt keine Haltestelle in der Gegenrichtung!
Umfallen können wir nicht, auch wenn der Bus sich ruckweise, eingequetscht zwischen dem Privatverkehr, um fremde Hausecken schiebt. Die Rentnerin neben mir schimpft über die Mütter, welche sich während der „Stosszeiten“ trauen, mit Kinderwagen einzusteigen. So etwas sei früher verboten gewesen. „Sie waren wahrscheinlich nicht berufstätig,“ wird sie von ihrer Sitznachbarin unterbrochen. Nun ist die Stimmung im übervoll besetzten Ringbus wieder bestens. Die Passagiere beraten einander gegenseitig, wie dieser oder jener Ort am besten zu erreichen sei, nachdem die Innenstadt wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Das Ungewohnte bringt die Leute zusammen, führt zu kurzen Gesprächen zwischen den Haltestellen. Auch die FahrzeuglenkerInnen, sonst immer hinter ihrer Glasscheibe versteckt, sind erstaunlicherweise viel weniger griesgrämig als beim normalen Betrieb. Könnte es sein, dass es ihnen gut tut, nach vielen Jahren einmal eine andere Strecke zu fahren, den Passagieren wieder Auskunft zu geben, von ihnen gegrüsst und verabschiedet zu werden, ein „Danke“ zu hören?
Auch die HelferInnen von Bern Mobil an den Umsteigestellen tun ihr Bestes und bleiben freundlich, wenn sich die Leute über das Gschtungg und Gmoscht, den Lärm und den Dreck beschweren.
Die Info-Frau an meiner Haltestelle, am Montag noch unsicher und schüchtern, ist kaum wieder zu erkennen. Sicher und bestimmt managt sie die Schar der Fahrgäste und lenkt sie zu den richtigen Bussen.

Urgrossmutters Zaine

Heute …

chosle

wächst alles …

Feuerlilien

… oder läuft sie schon?

Ich habe Kleinsmädchen schon so lange nicht mehr gesehen, dass ich Fotos von ihr gucken muss. Ja, ja, die Arbeitswelt frisst einem die Nichten-Entwicklung vor der Nase weg.

Kleinsmaedchen im April

In letzter Zeit bin ich öfter der Meinung, dass in unsere Quartier viel mehr gute Menschen leben als in anderen Quartieren. 2nd, male findet es schon fast bedenklich. Aber ich kann ihn trösten, das sind bloss Phasen.

Zum Beispiel letzte Woche. Da hatten wir Vereinsversammlung. Die Bauführerin haben wir zum Referat eingeladen und sie ist gekommen. Ein alter Mann hat sich nach dem verletzten Arbeiter erkundigt, dessen Schreie er über den Balkon hinein gehört habe. Ja, der sei vom Spital wieder daheim, man habe Kontakt, antwortete die Bauführerin. Das Sägeblatt sei abgesprengt und ihm direkt ins Bein, aber dieses hätte gerettet werden können.

Vier Mal operiert sei er, rief die Frau aus dem Quartierkaffee, sie unterhalte sich regelmässig mit seinen Kollegen über den Fall. Es sei hart, aber nicht hoffnungslos.

Ein anderer bedankte sich bei einem Vorstandsmitglied, das in der Nacht eine riesige, neue Scheibe eigenhändig geputzt habe. Die Scheibe war im Zuge des Umbaus bei einem Durchgang eingesetzt, aber von den Monteuren mit Leimspuren und „Tapen“ hinterlassen worden. Er könne das ja versuchen, die guten Taten im Geheimen zu machen, aber verdankt werde er trotzdem. Das müsse sein.

Der Vereinspräsident teilte der Bauführerin entschlossen mit, dass ein Baubeginn um 4.30 Uhr nicht drin liege, selbst wenn es darum gehe, einen Tag Spezialkranmiete einzusparen. Bei uns seien schliesslich über 2000 Leute vom Lärm betroffen. Sie entschuldigte sich in aller Form und auch noch schriftlich. Sehr, sehr nett.

Dieses Wochenende wurde ich fast wieder von meinem Philo-Quartierismus geheilt. Gestern am Nachmittag tropfte es mir beim Staubsaugen auf den Kopf. Es regnet nun schon eine Weile und immer, wenn sich auf dem Flachdach Pfützen bilden, wird es bei uns feucht bis nass. (Bitte, bitte, bitte nicht den Witz! Ich kenne ihn, ich höre ihn seit Jahren von Nachbarn, Vermietern, Dachdeckern, Sanitärs, Malern. Danke.)

In der Nacht hörte ich bis 3.30 Uhr die Rockmusik des Oberbars und Dachbewohners. Aus den Achtzigern, nicht unerträglich, aber doch sehr laut. Wahrscheinlich bahnte sich der Ton den Weg mit dem Wasser zusammen durch sämtliche Rinnstellen. Schlafen war irgendwie schwierig.

Und heute hatten die Spanier den ganzen lieben langen Sonntag ihr Jahrestreffen. Sämtliche spanischen Klubs von Bern machen jeweils im Juni zusammen eine Fete in unserem grossen Gemeinschaftszentrum. Der leicht angetrunkene, falsche Schunkelsound ist ohrenbetäubend, die Galizier mit ihren Hüpftänzen lassen die Erde beben und die Falmencogruppen nicht minder. Ich habe dieses Fest jahrelang hautnah miterlebt, weil ich ja selber Mitglied eines spanischen Clubs war, da 3rd dort fünf Jahre lang Flamenco tanzen lernte. Wir haben sicher an die fünfzig Auftritte zu solchen Anlässen in der ganzen Schweiz absolviert.

Und heute haben wir dann darüber sinniert, ob es uns nun wehmütig stimme, den Anlass nur noch von Aussen mitzubekommen? Die schön gekeideten Flamencogruppen die Treppen hinunter steigen zu sehen, während 3rds Falmencohose ungebraucht über dem Bügel hängt und sein Hut verstaubt? 3rd fand, dass eher nein, er hätte seinen Auftritt von 17.00 Uhr ohnehin erst um 23.00 Uhr gehabt. 2nd, male hat sich aus Angst vor Gehörschaden schon immer überwinden müssen, an solchen Anlässen die Stellung zu halten. Und ich habe völlig bei meiner eigenen Integration versagt. Weder die Sprache, noch die Anlässe, noch die netten und wohlwollenden Menschen konnten mich je dazu bringen, den Klub oder eine seiner zahlreichen Veranstaltungen auch nur ein einziges Mal freiwillig zu besuchen. Ich schätzte die Flamenco-Lehrerin ausserordentlich und möchte keine der Tanzstunden für 3rd missen, aber dazu gehören? Unmöglich. Keiner meiner Anläufe hat sich gelohnt. Es brauchte mich dort schlicht und einfach nicht.

Aber das sagen die Integrations-Verweigerer immer.

Das Essen kann à la carte Vorort bestellt werden …

Wieder einmal werde ich zu einer Klassenzusammenkunft eingeladen. Diesmal an einem Samstag und ohne Predigt in der Dorfkirche. Solche Anlässe sind mir ein Gräuel, aber anscheinend signalisiere ich diese Abneigung überhaupt nicht, denn nur so kann ich es mir erklären, dass ich für den 1. September zu dem Klassentreffen einer Schule eingeladen bin, die ich nie besucht habe!

Muttersprache

Mini,
dini,
sini,
iri
üsi,
eui,
ihri
Mueter Släng

Es sind nun schon einige Wochen vergangen, seit ich ein neues Gesuch zur Übernahme der Krankenkosten für meinen Vater eingereicht habe. Das erste wurde durch die Ausgleichskasse abgelehnt, da ein Papier fehlte.
Heute habe ich die zuständige Sachbearbeiterin angerufen. Ich wollte wissen, ob die Unterlagen angekommen seien, ja sogar noch, ob dieses Mal nichts fehle. Natürlich hatte ich die Versicherungsnummer meines Vaters präsent.
Frau Röthlisberger teilte mir mutz mit, dass sie dazu keine Auskunft geben könne, da sie immer wieder Telefondienst habe und pro Tag bis zu 20 Telefongespräche à durchschnittlich 10 Minuten führen müsse. Das absorbiere sie völlig von ihren eigentlichen Aufgaben. Sie mache immer, das könne ich ihr glauben. Auch andere müssten warten. Sie werde sich nach und nach durch die Dossier-Berge arbeiten und ich käme eben dran, wenn ich dran sei, hexen könne sie nicht und mehr Leute würden nicht eingestellt.
Ausserdem hätte sie jetzt schon wieder ein Dossier bearbeiten können, wenn ich nicht angerufen hätte. Hoppla!
Habe ich Frau Röthlisberger verärgert? Wird sie zur Strafe unser Gesuch am Fusse des Papierberges vergraben? Manchmal sind die Betagten schon tot, wenn sie die Unterstützungsbeiträge endlich zugesprochen erhalten.
Zu diesem Telefongespräch habe ich mir Notizen gemacht und diese an die Gesundheits- und Fürsorgedirektion geschickt. Ich hoffe, dass die Leute dort besser zurecht kommen mit ihren Dossiers.

Niemand kann behaupten, dass in Bern neben den brennenden Themen wie Verkehr, Sparen, Umweltverschmutzung, Sparen, Kultur, Sparen, Fussball-EM, Sparen, Gassenküche, Sparen, Sauberkeit, Sparen, die Bären vergessen werden. Unser Wappentier ist schlecht untergebracht, tierunwürdig. Darin sind sich alle einig und wer gut zu Fuss ist, macht gerne Parteien übergreifend an einem Sponsorenlauf mit, um dem abzuhelfen. Aber die benötigten 10 Mio Franken für den Bärenpark sind nicht zu erlaufen, da greifen zum Glück Baufirmen, Versicherungen, Stiftungen tief in die Tasche. Eine Firma hat noch mehr getan und bereits einen jungen Braunbären in einem finnischen Zoo reserviert. Der wuschelige Kleine heisst Knud Losi, nach der Spenderfirma. Sorgfältig wird bereits nach einer geeigneten Partnerin für ihn gesucht, wie der „Bund“ vom Samstag berichtet.
Wir hoffen nun, dass sich der Finne wunschgemäss integriert, denn er wird so schnell wie möglich ein Berner Bär sein müssen!
Für den Park brauchts am 17. Juni noch eine Abstimmung. Da sich die Einwanderung von Finnland in die Schweiz in Grenzen hält, darf der zukünftige Stammvater Losi auf ein nettes Heim mit Umschwung hoffen.

So richtig jemand war eine Hausfrau in den Sechziger Jahren, wenn sie ein Service aus der Manufaktur „Rössler“ besass. Dieses währschafte Geschirr, heute ein Sammel- und Kultobjekt, gabs in verschiedenen Farben. Die Vornehmeren wählten meist Blau, die Bauern auf dem Land schworen auf Braun.
Als Meieli zu Walter auf den Hof zog, schenkten die Schwiegereltern der jungen Frau ein braunes Rössler. Die Jahre gingen dahin, in denen Meieli für ihre Familie und die Schwiegereltern den Tisch mindestens dreimal im Tag mit diesem unverwüstlichen Geschirr deckte. Neben der Arbeit hatte sie nicht viel zu sagen, rissen die Schwiegereltern doch auch die Erziehung der Enkel an sich. Walter liess nach langem Werweisen im oberen Stockwerk eine Küche für seine Eltern einrichten. Diese zogen, beleidigt bis zornig weg vom gemeinsamen Tisch.
Das Kafi-Geschirr von Rössler nahmen sie mit.
Nun sind die Schwiegereltern gestorben, die Enkel längst erwachsen und Meieli und Walter gesundheitlich angeschlagen.
Aber sie sind wieder vereint: Tassen, Kännchen, Schüsseln, Platten, Teller.
Nach siebenunddreissig Jahren öffnet Meieli den braunen Küchenschrank und schaut zufrieden auf sein braunes, unversehrtes Rössler – ohne Groll.

Unsere ganze Familie neigt zu dieser Rolle, was natürlich niemand zugegeben würde. Ausser meine Schwester vielleicht, die der albanischen Sippe in albanischer Sprache locker aus dem Kaffeesatz liest und dafür im hintersten Kosovo bei jung und alt breite Anerkennung findet. Aber wir anderen nennen es lieber Prognose oder Diagnose, schlimmstenfalls Hiobsbotschaft.

Jedenfalls hatte wieder einmal einer recht. Als das rentabelste Stück aus der guten alten Post herausgelöst wurde, ereiferte sich sogar der sonst eher kühle 2nd, male (also wenn, dann bei diesem Thema ). Entweder die trieben die Bieridee weiter und die Swisscom noch in den Ruin, worauf der Staat sie dann retten müsste, da er sonst selber ruiniert wäre oder aber die kämen zur Vernunft und machten die Sache rückgängig und die Quersubvention wieder möglich, weil sie dann umso nötiger würden, um die im Globalisierungswahn begangenen Fehler zu finanzieren. So die Prognose. Auch den schleichenden Hintertür-Protektionismus für Quasi-Monopolbetriebe der Staaten sah er in der Kristallkugel: „Mit staatstragenden Betrieben kannst du keine Experimente ännet der Grenze machen, punktum.“ Und so ähnlich scheint’s zu kommen: Frankreich gegen Italien, Spanien gegen Deutschland, ein protektionistisches EU-Theater.

Aber auch innerschweizerisch machen die Zick-Zack-Kurse rein dramaturgisch etwas her. So hat heute wieder einmal ein Kommentar in der Lokalzeitung unsere heimatliebenden Herzen erfreut. Merci, Hans Galli!

Einst gab es die gute alte PTT, liebevoll der gelbe Riese genannt. Sie war für Briefe, Pakete und für das Telefon zuständig. Von Letzterem gab es zuerst nur schwarze, dann auch graue.

Später wurde die Telecom PTT ausgegliedert. Vor knapp zehn Jahren ging sie als Swisscom an die Börse. Seither gibt es auch den blauen Riesen. Auch die Telefone sind längst farbig. Viele sind nicht einmal mehr ans Kupferkabel gebunden, sondern begleiten ihre Besitzer überallhin.

Das Ganze (in einfachen Worten erklärt).

Natürlich habe ich sofort nach dem „Bund“ eine „NZZ“ gejagt, weil die die Swisscom-Loslösung dazumal über allen Klee gelobt hatten. Und was schrieben sie heute? Von einer guten, unaufgeregten Entscheidung.

Einfach. Alles aus einer Hand.

Endlich. Das Rad erfunden.

Nun, solange die Umstrukturierungen in diesem Land richtige Komödien hergeben, können wir ja alle froh und dankbar sein.

Die Baustellen haben mich mehr gepackt, als ich dachte, denn sie verfolgen mich sogar bei meiner Arbeit. Schlage ich ein Buch auf, in welchem über den Bau oder Abriss von irgend etwas berichtet wird, muss ich wenigstens einen Abschnitt lesen. Hier ein Beispiel aus den Neujahrsblättern der Feuerwerker-Gesellschaft in Zürich. Es wird über den Bau an der Zürcher Stadtbefestigung vom 30. April 1642 berichtet.
Pfarrer Uetz hat eben sein Gebet gesprochen.
„… Dann stiegen die Mitglieder des Direktionsrates hinunter zu den Arbeitern und entledigten sich ihrer Mäntel. Fähnrich Werdmüller reichte jedem einen Pickel. Statthalter Rahn tat im Namen Gottes den ersten Streich. Die übrigen Mitglieder des Direktionsrates folgten der Reihe nach seinem Beispiel. Als sie die Werkzeuge wieder abgelegt hatten, wollte von den übrigen Ratsherren und Bürgern hohen und niederen Standes, jungen und alten, jeder der erste sein und auch durch etliche Streiche beweisen, dass ihm das Unternehmen wohlgefalle.
Inzwischen gingen die Werkleute an die Arbeit.“
Diesem Lese-Zwang muss ich unbedingt frau werden!

Der Teamleiter kauft in der stadtbekannten Bäckerei frische Gipfeli für die MitarbeiterInnen. Die Verkäuferin schichtet die noch warme Ware in Papiersäcke und packt noch drei Gipfeli gratis dazu:
„Sie werden beim Abkalten noch ein bisschen einfallen.“
Wer mit der Karte bezahlt, bekommt einen Apfel gratis. Die KundInnen-Freundlichkeit wird noch weiter getrieben: Sogar beim Kauf von nur einem Buttergipfel kann man die Karte zücken und bekommt den Apfel.
Es wird eine vergnügte Kaffee-Pause nach einer pünktlich beendeten Sitzung. Lachend stellen wir uns die Seiten langen Bankauszüge am Ende des Monats vor, nachdem wir jeden Tag unser Znüni, Fr. 1.60, mit der EC-Karte bezahlt haben.
Und erst die Körbe voll Gratis-Äpfel …!

Roter Block

Nach langer Zeit öffne ich wieder einmal die Zeichnungsmappen und -rollen meiner Kinder, (entsch … , ich gehöre zu den „Archivarinnen“ unter den Müttern.)
Für blogk nehme ich diese Bilder heraus, da Blöcke auf Kinderzeichnungen nicht oft vorkommen. Sonst gäbe es sicher eine Dissertation darüber.
Für eine Vierjährige scheint das Zeichnen ihres Hauses mit 13 Stockwerken, Fenstern von mehr als 200 Wohnungen und einem 47 Meter hohen Kamin kein Problem zu sein 😉

Blockkinder

Mit fünf Jahren hat man viele Freunde, die einem von den Balkonen aus zu lächeln. Die Feuertreppe wird nicht vergessen. Schlägt die Malerin neben einem begrünten Dach auch noch ein Klettergerüst vor?
Begrünung ist 1984 ein grosses Thema und der Anfang von einer wilden Rebe am Hochkamin, die sich noch heute daran empor rankt.

Block im Winter

Das Kind kommt aus dem Kindergarten nach Hause. Ist es ein kalter Wintertag und muss geheizt werden?
Mitte der Achziger Jahre ziehen viele Familien aus der Stadt aufs Land, finden das Landleben, meist in einem Stöckli mit Gärtli gesünder für die Kinder.
Im Block näht man Vorhänge und häkelt Spitzen, isst bei jedem Wetter draussen, strickt für den Steiner-Schule-Bazar Schafwollenes und demonstriert „Natur auch im Block“.

Block mit Liane

Die Kinder malen Peace-Zeichen und Regenbogen auf Turnschuhe und Schulhefte – auf alles, stricken während des Unterrichts heimlich unter dem Pult meterlange bunte Schals mit Fransen und nähen tibetische Glöckchen dran.
Auch der Block wird, wenigstens auf dem Papier, zu einem Ort des Friedens. Da alle Beteiligten furchtlose KlettererInnen sind, besucht man die Freunde per Liane.

Ehrlich gesagt, das Wort kam mir gestern nicht in den Sinn und ich musste bei LEO nachschauen. Der Professorin aus Südafrika erklärten wir die beinahe leere Instituts-Bibliothek mit einem morgigen „christlichen Feiertag“.
Vor der geschlossenen Hauptpost standen die Leute, schauten ratlos auf ihre Uhren und gingen dann unverrichteter Dinge davon, hühnerten über den „umstrukturierten“ Bubenbergplatz, ein bisschen vor dem Schlimmsten bewahrt von zwei älteren Securitas-Mannen. Beim Orangen Riesen im Bahnhof herrschte ein unglaubliches Gedränge, welches scharf im Auge behalten wurde von einem weiteren Securitas-Wächter, dieser jung und cool. Ich wurde in die Käseabteilung Richtung Babyfood an Gummihandschuhen, Geschenkpapier und Badezusatz vorbei geschoben, und so sah dann mein Einkauf für Auffahrt auch ein bisschen befremdend aus: Parmesan, Kräuterstreichkäse, Bananenpfirsichmus für Kleinesmädchen, grüne Gummihandschuhe, Kneipp-Mandelhandcreme und Kneipp-Rosmarinbadezusatz und ein Doppelpack Glühbirnen.
Nun ist die diesjährige Auffahrt auch vorbei, ziemlich käsig, mit ununterbrochenem Regen, aber ohne Baulärm und einem – jupii – zu Ende gelesenen Buch!

Unvergesslich bleibt mir eine Schülerin, die immer dann lachte, wenn jemand den Finger einklemmte, das Knie aufschürfte, mit dem Fahrrad stürzte oder die Treppe hinunter fiel. Vor Lachen weinte sie dann dicke Tränen.
Nun schreibt mir ein guter Freund aus Deutschland, dass er, seit er das Chanson „Alpenflug“ von Mani Matter kenne, immer lächeln müsse, wenn er von einem Flugzeugabsturz höre. Ob das schlimm sei?

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