2017


Houptversammlig vom Gmeinsdienscht 28. April 2017 (84. Jahr)

Guete-n-Abe mitenang, i danke öich, dass dir so zahlriich sit erschine.
Z’ersch wei mir mit dene Rose u Cherzli dene gedänke, wo hüt nümm unger üs si. I bitte alli wo chöi, churz ufzschtah. Danke!
I danke dr Margrit, dass si o das Jahr ds Protokoll schribt. Das isch gäng e grossi Arbeit. Danke!
Martha, würdisch du bi de zwe vordere Tische ds Stimmezelle übernäh? Danke.
Ueli, chönntisch du das für die zwe hingere mache? Danke.
Het öpper öppis drgäge? Danke, de fahre mer witer.
Margrit, würdisch du ds Protokoll vo 2016 verläse? Danke.
Wär das wott gnähmige, söll doch bitte d’Hand ufha. Eistimmig, danke viumau!
Mir chöme zu de Jahresbbrichte. E grosse Dank allne Leiterinne vo dr Wäbgruppe, dr Turngruppe, dr Cafégruppe, dr Alterszentrumsgruppe, dr Arbeitsgruppe Veielihoger u em Café littéraire. Mir danke für das grosse Angaschema.
D’Theres erlüteret üs d’Jahresrächnig. Danke, Theres, für die zueverlässegi u suberi Füehrig vo üser Buechhaltig.
Dank verschidene Schpände vor Kollekte us Truurgottesdienschte hei mir im vergangene Jahr unger Angerem mit 4’800 Franke d‘ Seniorearbeit u mit 3’500 Franke d’Jugendarbeit chönne ungerstütze. O verschideni Hilfswärk hei e Biitrag übercho u mir hei ds Material für üser Bastel- u Handarbeite chönne zahle. Danke allne ganz härzlech!
Dr Verein „Gmeinsdienscht“ het am Zibelemärit e Schtang gha, het e Adväntsverchouf im Chirchgmeidhuus gmacht u e Schtang (Marktstand) am Oschtereiermärit uf em Loryplatz. 400 Eier si im Schwick scho vor de Elfe verchouft gsi. Danke allne, wo gäng wider die vielfältegi Arbeit hälfe meischtere.
Üse langjährig Revisor, dr Beat, list üs itz dr Revisorebbricht vor. Danke, Beat, dass du die Arbeit gratis machsch!
(Dr Beat danket dr Theres für di tipptopp-korräkti Rächnigsfüehrig.)
Mir chöme zu de Wahle. Alli bishärige Vorschtandsmitglider wärde eischtimmig widergwählt.
Danke vilmal, e settegi Wärtschätzig u Anerchennig isch üs gäng wider Motivation.
D’Kathrin suecht no Hälferinne u Hälfer für im Novämber d’Wiehnachtschrippe im Antree vo dr Chilche ufzschtelle u im Jänner de wider abzruume. Das isch e schöni u kreativi Arbeit, wo jedes siner Idee cha iibringe.

Äs git no vil z’danke a däm Abe:
dene, wo d’Tische so schön deckt hei,
dene, wo Kafi oder Tee iischänke, dene, wo die feine Bletterteigschalusie bbache hei,
dene, wo dr Taxidienscht mache,
am Sigerischt, wo dr Hällrumprojeter u d’Bestuehlig igrichtet het,
em Chirchgmeinrat u dr Pfarrerin wo ar Versammlig hei teil gno.
E ganz härzleche Dank de 204 Mitglider, wo ihre Mitgliderbitrag (Fr. 12.-) zahlt hei, vili sogar meh, als si hätte müesse!

Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt sicher über 65 Jahren. Junge Leute wären hoch willkommen.
Auch bei der nächsten Hauptversammlung werden Kerzen brennen, aber jemand wird noch da sein, um jemandem zu danken.

Weisse Pferde, schwarzes Hornvieh und auch die Schienen der Lokalbahn versinken im saftig grünen Gras.
Wenn die Möven über blaues Wasser segeln, schimmern ihre Federn türkis. Sträucher, die im Sommer vertrocknet scheinen, tragen weisse Blütenkugeln, über welchen junge Blättchen wie feuerrote Flammen züngeln.
Überall wird um- und angebaut. Im „Intermarché“ ist die Kundentoilette eine Baustelle. „Ihr müsst auf dem Parkplatz Pipi machen“, wird der Mutter mit Kind am Infoschalter geraten. Also los, an die Akazien!
Die Mücken auf dem Delta haben die Alten entdeckt. Hinterhältig stechen sie mich mitten auf die Stirn. Sofort wächst mir dort eine rote Beule, welche mindestens drei Tage über meine Augenlider zurück auf die Stirn „wandern“ wird – merci beaucoup;-(
Dabei wäre es doch ein Leichtes, mich mit Antibrumm einzusprayen, ein rustikales Lederarmband getränkt mit Geraniensaft und Zitrone umzubinden oder mich sogar mit einem klebrigen Stift einzuschmieren, der sich „Cinque à Cinque“ nennt, wenn alle diese Produkte nur nicht so bestialisch stinken würden.
Der Campingplatz (4 Sterne) wird mit einer neuen App verwaltet. Kleine Reparaturen wie lockere Türangeln und knarzende Lunettes de toilette müssen die Mitarbeiter nun per App ihrem Boss melden, welcher dann über das Mobiltelefon sein Ok gibt. Was früher mit Notizblock und hinter die Ohren schreiben subito funktionierte, dauert nun Tage. Es kann gut sein, dass die langjährigen MitarbeiterInnen der App Widerstand bieten.
Gestern haben wir ein paar Eier gefärbt, was gar nicht einfach war. Die Kräuter „de sable“ sind dick und pelzig, sogar die Löwenzahnblätter sind mit einem Flaum bedeckt.
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In dem hohen, breiten Ehebett verkroch sich Grossmutter an den äussersten Rand, so weit wie möglich entfernt von ihm, so dass sie häufig heraus fiel.
Wenn bei Vollmond Licht durch die Läden der Türen drang, die zum Laubengang führten, und den Rücken ihres Mannes beschien, fürchtete sie sich nahezu vor diesem seltsamen Fremden, von dem sie nicht einmal wusste, ob er schön war oder nicht, sah sie ihn doch genau so selten an wie er sie. (…)
Auch er zog sich, korpulent wie er war, so weit an den Rand des Bettes zurück, dasss er ebenfalls hin und wieder heraus fiel, und so waren beide stets mit blauen Flecken übersät.

Aus: Agus, Milena : Die Frau im Mond, Hoffmann & Campe, 2007

Marokkanisches

(Irgend einmal weiter unten passt dieses Foto in den Text.)

Den März-WMDEDGT-Tag verbrachte ich mit lästiger Grippe im Bett. Die Notizen zum 5. April kommen etwas verspätet. Die Inder würden jetzt sagen: Better late then never.
Weitere pünktlich erschienene WMDEDGT-Beiträge auf der Website der In­i­ti­an­tin dieser Rubrik.

Erika wachte auf und wusste nicht, wo sie war. Es war Nacht, aber hell. Sie tastete nach der Nachttischlampe, aber da war keine. Ihre Hand berührte die kalte Wand. Sie schreckte auf. Ein dicker Mond sah aus, als bückte er sich, um zu ihr hereinzuschauen…

Das bin natürlich nicht ich, sondern das ehemalige Model Erika Keiner. Erika hat sich eben von ihrem Ehemann getrennt und ist von einem Haus am Zürichberg in ein „Problemquartier“ an den Stadtrand gezogen. (Vor dem Aufstehen lese ich ein paar Seiten aus „Das wahre Leben“).

Heute stehe ich um sechs Uhr auf. Draussen ist es noch grau und kalt – Mantelwetter. Ich dusche und wasche mir die Haare, trockne nach Anleitung von „Brigitte Woman“ einzelne Strähnen (für mehr Fülle) und nur lauwarm. Bis ich draussen in der feuchten Luft bin, klappt das kurz mit dem Volumen. Dann lüfte ich die Wohnung, mache das Bett und räume das Geschirr aus der Spülmaschine.

Um zehn nach sieben Uhr hole ich meine Enkelin im 12. Stock ab, um sie ein Stück weit in die neue Schule zu begleiten. Obwohl sie den Weg gut kennt, kann ich ihr damit eine Freude machen. Am „Beerenplatz“ – die Ansagerin vermeidet das ä – steigt die Schülerin aus und ich beschliesse, eine Runde über die Endstation der Tramlinie zu drehen. Zuerst ein Stück durch die Altstadt Richtung Zytglogge, dann nach rechts. Von der Brücke aus habe ich einen weiten Blick auf die Aare mit den aperen Kiesbänken. An Museen und Villen vorbei ruckelt das Tram Richtung Südosten bis ans entgegengesetzte Ende der Stadt. Hier gibt es auch Hochhäuser. In der Wendeschleife hat jemand einige Gartenbeete angelegt. In zwanzig Minuten bin ich wieder in der Stadt.

Beim Bancomat erschrecke ich einen Kunden, als ich an das Nachbargerät trete. Man kann ja nie wissen, wer einem Geld oder Code entreisst. Ich biege in „meine“ alte Gasse und in das Haus, in welchem ich viele Arbeitsjahre verbracht habe, ein. In der früheren Lehrbuchsammlung befindet sich jetzt ein Café mit Polsterstühlen und Sofas.
Meine „Schale“ – mit einem Glas Wasser – wird umgehend gebracht. Ob ich auch ein „Gipfeli“ möchte? Nein, danke. (Wenn ich eins will, bestelle ich es.)

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Frau Zaugg muss schon wieder gehen – zur Physio. Sie verabschiedet sich von Hermann und Greti, welche mit Ruedi und seiner Begleiterin vor Schale und Gipfeli sitzen. Hermann hat eben eine seltsame Nachricht auf sein iPhone erhalten. Unerklärliches erschien bei ihm gestern auf dem PC. Ruedi weiss auch keinen Rat. Drüben an der Wand spielt jemand kurz Handorgel (mini Närve!). Ein dunkelhäutiger
Mitarbeiter in oranger Arbeitsschürze wischt Tische ab und stellt die künstlichen Primeln gerade. Bei Greti macht er Halt für ein kurzes Schwätzchen. Man kennt sich. Greti strahlt den jungen Mann an, der wahrscheinlich ein verkleidetes Model ist. Hermann schaut säuerlich und Ruedi wendet sich der Gratiszeitung zu. Das Restaurant des Orangen Riesen füllt sich zusehends mit Seniorinnen und Senioren. Ich falte meine Zeitung zusammen und räume die Tasse ab. Im unteren Stockwerk wird gerade die Orange-Riesen-Filiale geöffnet. Es herrscht bereits ein grosses Gedränge. Besonders viele Alte (mich eingeschlossen) sind zu dieser frühen Stunde unterwegs. Die Warteschlangen an der Kasse sind länger als sonst.
„Haben Sie die Seniorenkarte?“, fragt mich die Kassierin geduldig. Ah, deeeshalb dieser Auflauf von Rentnerinnen und Rentnern in der unteren Stadt: heute ist der 10-Prozent-Dienstag mit der Vorteilskarte! Mein Einkauf ist immerhin Fr. 5.- günstiger. Die MitarbeiterInnen werden sicher auf diesen Ansturm vorbereitet, sie sind alle sehr nett und hilfsbereit.
Als ich vorhin meinen Kaffee in die Tasse laufen liess, kam eine orange freundliche Fee und fragte, ob sie mir beim Tragen helfen könne.
Den Kaffee schaffe ich gerade noch, obwohl ich mich an diesem Morgen besonders alt und gebrechlich fühle.
Auf dem Weg zur Tramhaltestelle komme ich beim günstigsten Brillengeschäft Europas vorbei: der Laden ist gerammelt voll – Sie wissen schon, von wem.

Gartenschlaefer

(Selbst vom kleinsten Papierchen wie dieser Briefmarke kann man etwas lernen.)

Hinter trüben Wolken versteckt nahm er zu, bis er gestern Nacht dann hell auf mein Bett schien. Dabei hätte ich in den vergangenen Wochen viel Zeit gehabt, neben Husten und Fiebern, ihm ein bisschen beim Vollmöndeln zuzuschauen.

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Frauentag

Es hätten gut noch einige hundert Frauen Platz vor dem Bundeshaus gefunden. Allerdings hätten diese auf ein pinkes Strickzeug verzichten müssen, denn diese Farbe ist seit gestern in der Stadt so ziemlich ausverkauft.

AHV

Die letzten Knäuel wurden in ein eindrückliches Transparent gegen die Erhöhung des AHV-Alters für Frauen verstrickt.

Frauentag I Frauentag II
Frauentag III Frauentag IV

Trotz angesagten Regens kommt doch ein lustiges Grüppchen pinkbehüteter Strickerinnen – unbewilligt – auf dem Bundesplatz zusammen. Ich freue mich sehr, einige Frauen aus meinem früheren Leben in der „Frauenszene“ wieder zu treffen (vor mehr als 20 Jahren).

Dass Frauen wieder einmal zu laut sind, wird ihnen so gegen 13:00 Uhr aus dem nahen Bundeshaus mitgeteilt: „Ruhe! Session wird massiv gestört! Weg mit den Lautsprechern! Werden sonst konfisziert!“ Pfiffe und übermütiges Gelächter auf dem Platz: „Klar, im Mund halten sind wir Spitze, ha, ha, ha!“
(Medienwirksam wurde am Vormittag auch im Bundeshaus gestrickt, wobei die willigen Männer geduldig von den Parlamentarierinnen angeleitet wurden.)

Frauentag V

Dieser Pussyhat ist nicht rechtzeitig zum 8. März fertig geworden, was aber die Trägerin nicht zu stören scheint. Sobald sie wieder eine freie Minute hat, wird sie weiterstricken.

„Weshalb sind Sie hier?“ fragt mich ein junger Journalist. Ja, weshalb? Die Liste der Gründe wäre lang.

„Der Umgang der Schweiz mit den Frauenrechten ist in vielerlei Hinsicht bedenklich, ja besorgniserregend. Es besteht staatlicher Handlungsbedarf, und zwar nicht zu knapp. Zu diesem Schluss kommt der jüngste Bericht des Uno-Ausschusses zur Geschlechtergleichstellung in der Schweiz, der Ende 2016 mit über siebzig Empfehlungen veröffentlicht worden ist.“ (NZZ, 07.03.2017)

Frauentag VI

Journalistinnen sind in grosser Zahl angerückt und froh über alles, was man ihnen erzählt.

Regula Ritz Flavia Wasserfallen
Frauentag VII Frauentag VIII

Ich wünsche uns allen, auch den Männern, ein weniger frauenfeindliches Jahr!

Quint Buchholz

(Bild: Quint Buchholz)

seiltänzer

fasst
fuss
auf wenig

fusst
fast
auf nichts

setzt
fuss
vor fuss

hoch
über
köpfen

Kurt Marti, 31.01.1921 – 11.02.2017

Im Moment gibt es nicht viel Erfreuliches von ennet dem Grossen Teich zu lesen, deshalb bin ich froh um den kleinsten Lichtblick.

Danke allen Lehrerinnen und Lehrern, die heute pünktlich ihre Klasse in Empfang genommen haben. Das ist nicht selbstverständlich!
Danke meinen beiden Töchtern, die heute gut vorbereitet vor ihre SchülerInnen und MitarbeiterInnen treten und Unvorhergesehenes managen werden.

Meine Enkelin (10 J.) hat einen Abschiedskuchen gebacken – Schoggi mit bunten Zuckerperlen und Marzipangemüse. Heute ist ihr letzter Tag in der schlechtesten Schule der Stadt. Wir alle haben’s versucht, bis das Mädchen jeden Abend weinte, nachts nicht mehr schlafen konnte und keine Hausaufgaben mehr heim brachte. Die Klasse war ihr viel zu chaotisch und laut. Die Schlägereien, besonders in der Pause, waren ihr zuwider. Sie wurde vor einiger Zeit zur Peacemakerin gewählt (Wer Ruhe und Frieden will, soll gefälligst selber dafür sorgen?). Dieses „Amt“ belastete die Viertklässlerin nur noch mehr, besonders, wenn sie Konflikte lösen wollte/sollte – etwa nach Turnstunden mit verlorenen Spielen – und keine Erwachsener weit und breit zu finden war.
3rd, female hat einen Platz in einer sehr guten Schule erhalten. Um ihn zu bezahlen, werden wir uns alle einschränken müssen. Aber das kennen wir ja schon von früher. Viel Glück zum Start am neuen Ort!

… im alten Haus.
Über das alte Haus im Dorf habe ich hier schon oft berichtet.
Nach dem Tod der Eltern räumten wir nicht nur ihre hinterlassenen Sachen aus Stuben, Keller, Garten und Bühne, sondern auch alles, was frühere Bewohner in den vergangenen hundertdreissig Jahren zurück gelassen und Generationen von fleissigen Spinnen mit einem grauen Vlies zugedeckt hatten. Neben papierenen Wespennestern gab es zwischen den Balken auch die fein erhaltene Mumie einer Ratte. Während wir drei Schwestern mit der Unterstützung unserer Kinder putzten und fegten, konnten wir uns nach und nach vom Haus „Dorf 10“ verabschieden. Wer hier wohl einziehen wird? Werden neue Besitzer alles „aushöhlen“ und teure Eigentumswohnungen in die historische Hülle einbauen?

Das Haus hatte Glück. Von der neuen Besitzerin, einer Stiftung, wurde es fachgerecht und liebevoll umgebaut. Viel Altes wurde aufgefrischt und am Ort belassen. Unter dem weiten Dach hat eine sozialpädagogische Wohngemeinschft ihr Zuhause. Es wird nun u.a. musiziert, gemalt, geschreinert, und regelmässig finden auf der ehemaligen Bühne kulturelle Veranstaltungen statt.
Ich bin sicher, dass irgendwo auch eine neue Generation Spinnen netzelt.

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A Dieu

(Bild: ABC News, 20.01.2017)

… müssen wir uns – bis auf Weiters – wärmer anziehen und zur Aufheiterung ein gutes Buch lesen – denn der schlechte Film läuft schon – auch bis auf Weiters.

Am 30. November 2016 habe ich hier geschrieben:

Je näher die Wahlen rücken, desto mehr zweifle ich daran, dass wir nach 184 Jahren Herrschaft endlich eine Stadtpräsidentin bekommen

Das Stadtpräsidium von Bern bleibt fest in Männerhand! Das ist bitter.
Mein Dank und meine Hochachtung allen, die sich für eine Stadtpräsidentin einsetzten. Es war nicht leicht, sich zu exponieren, denn der Gegenkandidat und heutige Sieger samt seinen zahlreichen Anhängerinnen und Anhängern gehören einer Gruppe an, die das Sagen in den meisten Bereichen unserer Gemeinde hat.
Interessant war, dass sich diesseits die Wahl ähnlich abspielte, wie ennet dem Grossen Teich – nur eben auf Seldwyla zugeschnitten.
Kein Blatt war sich zu schade, die Kandidatin zu diskreditieren, monatelang herunterzumachen, in ihrem Privatleben auf Jahre zurück zu schnüffeln, Frisur und Kleidung zu kritisieren, sämtliche frauenfeidlichen und verleumderischen Kommentare stehen zu lassen, die Verdienste der Politikerin abzuwerten und sie als Frau zu verspotten. So etwas muss frau aushalten. Ich könnte z’luter Wasser gränne.

Die Unterlegene wird ihre Arbeit im Gemeinderat fortsetzten zum Wohle unserer Stadt – und des neuen Stadtpräsidenten.

Eines Tages, wer weiss, wird sie zu der Überzeugung gelangen, dass die heutige Niederlage gut für sie war.

Seit siebeneinhalb Jahren wird in diesem Blog der Beitrag „Seniorenrabatt“ immer wieder aufgerufen.
Gerne bringe ich diesen vom Orangen Riesen gewährten Seniorenvorteil wieder auf den aktuellen Stand, denn vor einigen Tagen erhielt ich eine neue Karte zugeschickt.
Zwar ist mein 10%-Rabattag immer noch der Dienstag, aber die begrenzten Einkaufszeiten (9:00-17:00) wurden aufgehoben. Gültig ist der Ausweis nun auch für Do it + Garden, melectronics, Micasa, SportXX und OBI. Das ist gut, denn es gibt doch ein paar Rentner und Rentnerinnen, die gärtnern, ihres fortgeschrittenen Alterns zum Trotz elektronische Geräte benutzen, eine neue Matratze und Wanderstöcke kaufen oder zu Hause etwas knutselieren und sei’s auch nur eine Sitzerhöhung fürs WC.
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Graue Wolken hängen über den Alpen. Wacker macht die Sonne den Versuch, sie zu durchbrechen. Heute früh hat der Regen einen grossen Teil des Schnees weggewaschen.

12:33:58 Uhr ist der Januar-Mond voll. Mit einer nächtlichen Aufklarung ist nicht zu rechnen, denn Schnee ist angesagt.

O süßer Mond, o holde Nacht,
wenn Ruhe thront, nur Liebe wacht,
wenn Ruhe thront, nur Liebe wacht.

(Otto Nicolai: Mondaufgang aus der Oper Die lustigen Weiber von Windsor,
Skala Operakor, 05.02.2016)

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Botschaft an die Nachkommen

Hier eine mütterliche Zettel-Botschaft an die Nachkommen:

Diese Pfanne hat noch dem Grosi Rosa Schenk-Haueter gehört, darum stelle ich sie beiseite. Euch wird es nicht schwer fallen sie weg zu schmeissen.
Grosi Glauser-Schenk

Heute vor zehn Jahren – es war auch ein Dienstag – ist meine Mutter gestorben. Ich erinnere mich an die friedliche Stimmung im alten Haus. Mutter lag still in ihrem Bett, als ob sie noch den Liedern auf ihrer Lieblings-CD lauschen würde: Heimlig isch der Summer gange, Näbel isch uf d’Bärge cho
Im Ofen brannte das Feuer und um den Esstisch sassen Familienmitglieder und Besucher, während meine Schwester Rosy etwas kochte und alles ruhig im Griff hatte, wie in all den Jahren, als wir Müeti pflegen halfen.
Mutter hatte immer sehr gern geschrieben. Ihre „träfen“ Briefe an Ämter, Zeitungen, Familienmitglieder und Verwandte lösten nicht immer eitel Freude aus. Sie schrieb auf jedes Zettelchen, das ihr in die Hand kam. Das hing sicher mit ihrer entbehrungsreichen Kinder- und Jugendzeit zusammen. So ein leerer, weisser, linierter Schreibblock, ein freier Augenblick nach einem langen Arbeitstag, dazu eine umher hängende Ungerechtigkeit in der Familie, der Gemeinde, der Welt und schon purzelten die Wörter aufs Blatt.
Vater sagte dann: „Advokat hätte sie werden sollen, unsere Mutter.“
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drei Knaben

Zusammen mit den anderen Krippenfiguren werden sie heute weich verpackt in die Holztruhe gelegt. Jedes Jahr ist das ein Moment, in welchem ich mich frage, wie es wohl beim nächsten Auspacken sein wird. Mache ich das noch selber oder lesen meine Kinder die kleinen Zettel in den Schachteln?
Drei Könige, zwei Teile. Sorgfältig und auf weicher Unterlage auspacken. Liebe Grüsse und eine friedliche nicht allzu stressige Adventszeit. I., 9-11-2011

Auf der Truhe steht der Name meines Grossvaters und das Jahr 1893, an welchem er 20 Jahre alt und volljährig geworden war.
Über diesen Johann Sch. weiss ich nicht viel. Man sagte, er sei ein uneheliches Kind einer Bauernmagd und eines Wanderarbeiters aus dem Süden gewesen. Das „fremdländische“ Aussehen habe er seinen Kindern vererbt. Er war ein geschickter Schuhmacher, Reisigwellenbinder und Feldmauser, der nach dem Tagewerk auf seiner Handharmonika spielte. Leider konnten er und seine Frau Rosa trotz fleissiger Arbeit „vo eire Tagheiteri zur angere“ nur eines ihrer vier Kinder ernähren. Die anderen drei verbrachten ihre Jugend als Verdingkinder bei Bauern.

Ich habe es verpasst, mehr über meine Grosseltern mütterlicherseits heraus zu finden. Vor einigen Jahren wurden die Akten der kantonalen Ämter umgelagert. In meiner Heimatgemeinde macht man den Beamten mit Nachfragen zurück ins 20. Jahrhundert (noch nicht digitalisiert) gar keine Freude. Um den Todestag meiner Grossmutter mütterlicherseits im Archiv nachzuschlagen, brauchte es über ein Jahr und die Androhung eines Leserbriefs, bis jemand in den Keller der örtlichen Turnhalle hinunter stieg und einen Ordner öffnete.

(Über die Vorfahren meines Vaters – meist Bauern und Totengräber im Nebenamt – geht der Stammbaum zurück bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.)

Meine Enkelkinder lieben es, in der alten Truhe, dem Trögli, zu kramen.
Wenn ich alle Weihnachtsdekoratioen weggeräumt habe, öffnen wir den Deckel anfangs April wieder für Ogdern – kein Schreibfehler, sondern aus Emil Steinbergers Kreuzworträtsel;-)

Isabelle schlug die Decke zur Seite, stand auf und trat ans Fenster. Draussen war es noch dunkel. Der Sternenhimmel war von einer unglaublichen Intensität – der Mistral hatte jeden Schleier weggeblasen, weit weg, hinaus aufs Meer. Es hatte deutlich abgekühlt. Irgendetwas peitschte in den Böen gegen das geschindelte Dach ….

Das bin natürlich nicht ich, sondern Isabelle Bonnet, ehemalige Chefin der Police nationale und jetzt, auf eigenen Wunsch, Kommissarin in einem südfranzösichen Dorf, 978-3-426-52111-3.

Ich erwache um 05:43 Uhr mit Kopfschmerzen, draussen ist es heller als sonst – der angekündigte „Schnee bis in die Niederungen“ bedeckt spurenlos das Quartier unter mir. Im Block ist alles ruhig. Ich schlüpfe noch mal unter die Decke und öffne auf meinem iPad die Leseprobe (siehe oben) eines Krimis. 62 Gratisseiten lang befinde ich mich in der Provence, wo Isabelle Bonnet bei einem frühen Morgenspaziergang – auch sie ist mit Kopfschmerzen erwacht – über eine nackte Männerleiche stolpert.
Am Ende der Leseprobe drücke ich nicht auf „Kaufen“.
Anschliessend lese ich hundert Seiten aus dem Februarbuch für „mein“ Café littéraire. Eine Mutter-Töchter-Schwestern-Geschichte, wird als Mutmacherbuch angepriesen und war der Vorschlag einer Leserin aus der Gruppe. Nach hundert Seiten bin ich überzeugt, dass die restlichen zweihundertvierundsechzig von mir ungelesen bleiben werden.
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