Am besten kann ich mich erholen, wenn ich so en passant etwas völlig Unnötiges aufnehme.
Hier ein Beispiel: Woran starb Mann im 19. Jahrhundert?

Einige Todesursachen, zusammengestellt aus den Neujahrsstücken der Künstler-Gesellschaft in Zürich:

Abzehrung
Altersschwäche
Brustkrämpfe
Brustübel
Brustwassersucht
Erschöpfung
Faulfieber
Gallenfieber
Gliedersucht
Halbe Lähmung von Händen und Füssen
Hautwassersucht
Hodenwassersucht
Lähmung der Gesichtsnerven
Lungenentzündung
Lungengeschwür
Nervenschwäche
Nicht ausgebrochener Friesel
Öftere Unpässlichkeit
Schlagfluss
Schmerzhafte Unterleibskrankheit
Steckfluss

Daran gestorben sind Zürcher Maler, Bildhauer und Kupferstecher.
Woran ihre Frauen gestorben sind, ist in den „Neujahrsstücken“ nicht vermerkt.
Nur, dass sie die oft viel älteren Männer liebevoll gepflegt
und ihnen bis zu 19 Kinder geboren haben.

I mües mer überlege, was i wöll mache, weni pensioniert wärdi, süsch ghei-i ines Loch. I ha überleit u überleit. I chönnt dr Chuchischaft ändlech e chli gäbiger irume, d‘ Ordner u d‘ Archivschachtle nöi beschrifte, die alte Fotone u Negativ sortiere. I förchte nume, dass das alls innert ere Wuche erlediget wär, u de gheiti de glich i ds Loch. Vorgeschter hani spontan gseit, i lehri no Flöigefische. „Ou ja“, hei miner Ching gmeint, „das isch soo guet!“ I weiss, das me a dene schottische Löcher Kurse cha näh, aber sicher gits ou Müglechkeite, a dr Aare lehre z’fische.
I kenne eine, wo d‘ Flöige sälber knuzeliert. Jedi freii Minute baschtlet är a dene Köder. Wener irgendwo i dr Wält e Fisch gfange het, schickt är de Fründe es MMS: Mein erster Fisch in Alaska ….
Das mit em Flöigefische isch nume so ne Gedanke, dass i wenigschtens e Huuch vomene Plan ha, was i de nach minere Pensionierig chönnt mache. I gseh scho, dass die Fischerei de letschtamänd am Gäld schitteret. Mi cha sicher si, das i mir no Andersch überlege. Bsundersch das, wie-n-i us däm Loch use chämt, falls i dri gheiti.

Glaubt man Frauchen und Herrchen, gibt es keine bösen Hunde. Sie sind ausnahmslos „lieb“ und „tun einem nichts“.
Leider gibt es immer noch Menschen, welche ohne Hund leben wollen. Sie machen sich keine Gedanken darüber, was ihnen dieser oder jener Vierbeiner sagen möchte, wenn er mit seiner Stimme spricht, knurrt, bellt, die Zähne zeigt, beisst, mit dem Schwanz wedelt oder ihn zwischen die Beine klemmt.
Damit solche Ignoranten einmal aussterben, hat das Bundesamt für Veterinärwesen eine Broschüre herausgegeben, um Kinder ab dem zartesten Alter im Umgang mit Tapsi anzuleiten.
Kleinesbübchen und Kleinesmädchen (1 + 3 Jahre) bringen das Heftchen aus der Kita mit nach Hause. So lerne auch ich Tapsi kennen:

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Wasserspiegel

Der Herbst war da, bevor ich richtig „abgebadet“ hatte.
Deshalb steige ich heute beim Schwimmbad aus, um für mich persönlich die Badesaison abzuschliessen. An der Kasse steht Frau Löffel und grüsst freundlich durch die Scheiben. Im Winter übernimmt sie jeweils die Hallenbad-Kasse. Für sie ist immer Saison.
Im Bassin spiegeln sich die Bäume und die Wolken. Im Wasser schwimmen bunte Blätter. „Restaurant offen. Bitte Eingang neben der Eisbahnkasse benutzen. Danke!“
Zu dieser Jahreszeit ist das Schwimmbad eine Oase der Ruhe.

Treppe im Herbst

Heute liegen einige Gotthelf-Werke bei mir auf dem Schreibtisch, alte Ausgaben mit Goldschnitt und in französischer Sprache. Die „Käserei in der Vehfreude“ heisst „La fromagerie de Bêtenval“ und ist reich illustriert mit Bildern von Albert Anker. Eine kleine Zeichnung, wahrscheinlich aus den ganz frühen Jahren des Malers, erinnert mich an eine Begebenheit in meiner Jugend.
Als junges Mädchen machte ich „Landdienst“ bei einer Kleinbauernfamilie im Emmental. Die Bäuerin betrieb einen Krämerladen und mochte nicht „ausrücken“ in Stall und aufs Feld. An einem heissen Sommertag schickte mich der Bauer mit einer rolligen Sau zum Eber.

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Meine Versicherung gehört mit zu den Sponsorinnen und Sponsoren des neuen „weltweit einzigartigen Bärenparks“. Sie lädt mich ein, dieses ebenfalls einzigartige Einweihungsfest „kostenlos“ zu besuchen. Dasselbe haben auch einige Tausend andere vor. Der Stadtvater mit rotem Schal und ohne Hunde bewegt sich ungehindert und sichtlich zufrieden in der Menge. Irgendwie, das zeigt die Erfahrung mit solchen Situationen, werden die Mehrkosten von 10 Millionen schon aufzutreiben sein. Heute ist ein Tag zum Feiern und sich Freuen. Und schliesslich wollen wir ja eine Bärenstadt, wies in Abermillionen von chinesischen und japanischen Reiseführern steht.
Im alten Graben wüten die Kummerbuben, und auf dem Grabenturm hat sich Chantal Michel eingenistet.
Im neuen Park mit Schwimmbecken und hässlichen, aber teuren Stützmauern rührt sich absolut nichts – wohl, ganz oben rechts neben dem Gitter streckt einer der Gefeierten die Nase heraus oder etwa doch nicht? Lebendige Bären bekomme ich keine zu Gesicht. Die Marktstände am abschüssigen Klösterlistutz stehen dicht an dicht und ganz im Zeichen des Bären, gebacken, gepatchworkt, gepuzzelt, geschnitzt, gesägt, gestrickt, getöpfert, gemalt, gedruckt. Mir gefallen am besten die genähten aus alten Armeewolldecken. Ich spreche ein bisschen mit der Künstlerin über das noch ursprüngliche Schweizerkreuz auf Bär Saschas Herzseite, kaufe dann am nächsten Stand drei Miniminimandlebärenlebküchelchen für neun Franken, begrüsse Bekannte, welche auch mit Kindern, Nüggeln, Schoppen und Ballonen unterwegs sind, esse mit meiner Familie im Stehen frische tibetanische Momos. Im „Schedi“ am Bärenplatz bei Bier, Sirup, Kaffee und Frites endet unsere sonntäglicher Bärenbesuch. Wir lassen noch den letzten Ballon fliegen, der grediufe in den grauen Himmel steigt.

Ich komme

Sommernotizen aus der geheizten Stube

Schon immer war er da, der Mann mit dem Früchtestand hinter den Dünen. Pfirsiche, Tomaten, Melonen, Aprikosen, alles Früchte aus der Region. Die Bilder, welche ihn mit verschiedenen Filmstars zusammen zeigen, hat er inzwischen von seinen Autoscheiben entfernt. Etwas Flottes hat er immer noch mit seiner Mütze und dem Ringelshirt, welches er bei besonders heissen Temperaturen bis über die Brustwarzen aufkrempelt. Mit einem Fischmesser putzt er die angeschlagenen Früchte und verteilt die saftigen Schnitze an die Kundschaft.

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Beim Einkaufen treffe ich meine ehemalige Schülerin Aliva. Sie wohne nicht mehr im Quartier, sei ans andere Ende der Stadt gezogen, um Distanz zu Familie und Verwandtschaft zu bekommen. Vor dem Umzug habe sie den Eltern noch die Arzttermine organisiert, ihnen die Bus- und Bahnabonnemente erneuert und Winterkleidung eingekauft. Sie habe Vater und Mutter auch gezeigt, wie sie mit dem Postauto Alivas Bruder auf dem Land besuchen können. Ahmed sei mit Frau und Kindern in ein Dorf gezogen. Er wolle nicht, dass seine Kinder mit lauter Ausländern in den Kindergarten gehen müssten. Auf dem Land seis in dieser Hinsicht besser, wenig Ausländer und im Gegensatz zur Stadt, alte erfahrene Kindergärtnerinnen.
Aliva habe sich zurück gehalten und dazu nichts gesagt. Es sei dann aber doch noch zu einer Auseinandersetzung gekommen, als sie sich weigerte, ein Papier für Verwandte zu unterschreiben. Demnach wäre sie die Tagemutter der verwandten Kinder, und ihr „Gehalt“ könnte von den Steuern abgezogen werden. So etwas möge sie nicht machen, habe sie nie gemacht und sei damit gut gefahren. Nie hätte sie die geringsten Probleme mit Behörden gehabt. Nun brauche sie, Aliva, etwas Ruhe. Im Heim, wo sie arbeitet, waren in den letzten Wochen viele Pflegekräfte krank und sie hatte als ausgebildeten Fachfrau einige Zusatzdienste zu leisten.
Im Sommer waren ihre beiden Söhne zu Besuch in der Schweiz, zum ersten Mal nach ihrer Entführung. Es gefiel ihnen nicht besonders hier. Sie waren die vielen Regeln nicht gewohnt, die es hier zu befolgen gibt. Dagegen sei das Leben in einer Hauptstadt im Nahen Osten unendlich viel freier. Auf dem Gymnasium lernen sie neben Arabisch auch Französisch. Aliva möchte, dass sie später einmal in der Suisse romande studieren können, einer Musik, der andere Mathematik.
Sie selber macht immer wieder Weiterbildung in ihrem Beruf. Sie wird von den Kollegen und den Patienten geschätzt – mehr, als von der eigenen Familie.

Zuerst bügle ich den festen Saum der buckligen Plane. Als Markierung habe ich vor der Wäsche einen grünen Faden angebracht. Dieser Teil kommt seitlich rechts. Anspannen und auch seitlich links und vorne überziehen, Kante auf Kante in die Falze streichen, Rückenteil hinunter ziehen, anschliessend die Falten mit dem Dampfbügeleisen ausbügeln. Dann die Befestigungsrohre in die Vertiefungen drücken – je eins seitlich und eines hinten und an den unteren Kanten die Klettbänder festdrücken. Darüber lege ich ein handgewobenes Leintuch mit gesticktem Monogramm aus der Aussteuer von Albert.

Fertig!
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Herbstfarben

Nicht oft, aber in der vergangenen Woche wieder einmal, fragte ich mich etwas havariert und ausser Atem: „Wie habe ich das früher gemacht?“ „Da warst du ja auch noch jung,“ meinte mein älterer Enkel (3rd, male). Gerade hatte er den beiden Kleinen mit der Musik „Once upon a time in the west“ zum mittäglichen Schlafen gebracht. Hm, am Alter soll es liegen, dass ich nach ungezählten „Der standhafte Zinnsoldat“ und „Die Torte ist weg„, einigen Memory-Runden mit anschliessender Kärtchensuche zwischen Sofakissen und unter Teppichen, Salat, Gemüse, Huhn im Ofen, Apfelmus, Füttern, Wickeln, 2 Maschinen Wäsche, Händchen-, Mündchen, Zähnchenreinigung, Unterstützung der Gehversuche von Kleinesbübchen, Frisieren von Kleinesmädchen undsofort ein bisschen zerknautscht aussehe? Schon möglich.
Kleinesbübchen kann zwar noch nicht gehen, aber auf den Deckel der Abwaschmaschine und in das drehbare „Ei“ klettern. Kleinesmädchen wird von ihrem Cousin (3rd, male) nach und nach in die Geheimnisse des Fussballspiels eingeführt und ich finde mich damit ab, an solchen „Kindertagen“ nicht perfekt zu sein.

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95% seien begeistert von der Oper im Quartier. Der Rest fühle sich besonders von der Spider-Kamera in der Privatsphäre gestört. Die glänzende Spinne hängt an zwischen den Blöcken verankerten Tauen und blinzelt rot, wenn sie daran auf und ab kraxelt und filmt. Seit Juni wird mit den einheimischen Statisten gearbeitet. Frau Schneider und Frau Burger wurden aus einem grossen Angebot als Waschfrauen ausgewählt. In der Waschküche waschen sie ihre echte Schmutzwäsche, während daneben in den höchsten Tönen gesungen wird. Frau Schneider hat noch einen weiteren Auftritt in einer Szene vor der Pizzeria. Dazu musste sie sich einen Partner suchen, um mit ihm untergehakt über den Platz zu gehen. (Die Suche erwies sich als schwierig, da einige der angefragten Männer das Gerede fürchteten). Nun träppelet der Mann einer Nachbarin mit der „Waschfrau“ Arm in Arm durchs Bild – kein Problem. Unter der bunt beleuchteten Brücke singt die schwindsüchtige Mimi herzzerreissend. „Sicher stirbt sie bald.“ „Nein, nein, nicht hier in der Öffentlichkeit“, meint eine Frau mit Rucksack. „Sie stirbt zu Hause in der WG.“

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Rosen Orchideen.
Bei Herrn Feldmann steht ein Blumentopf auf dem Schreibtisch. „Wenn du nicht bald blühst, werfe ich dich weg!“ Jahrelang droht der Mann der verselbelten Pflanze. Endlich, nach fünf Jahren, entschliesst sich diese zu neuem Blühen. Herr Feldmann, ein pensionierter Kinderarzt, ist glücklich und erzählt es dem Hauswart.

Es freue sie ja auch, dass die Familie das Wochenende so genossen hätte, aber nun sei endlich genug gedankt, meinen die beiden Geburtstagskinder, welche uns ins Hotel am See eingeladen hatten.
Unglaublich, wie schnell man sich als Blockbewohnerin an ein Fünfsternehotel gewöhnen kann. Zum Empfang des reisestaubigen Gastes werden in der Loundge warmweiche Erfrischungstücher gereicht, auf Serviertablett mit Zange. Dann gibts einen Kelch Cidre. Vor dem Fenster der Niesen, welcher einen Wolkenkragen trägt.
Ehe man sichs (als Spa-Hasserin) versieht, schlappt man in Bademantel, Riesenbadetuch „am Arfel“ durch teppichbelegte Gänge, der Wellnessoase zu – und bleibt stundenlang. Man hängt wie ein Walfisch im warmen Salzwasser in welches einige Regentropfen fallen, wartet auf Blubber, Strömung und Strahl aus Düsen. Nach einigen Längen schwimmen im Hallenbad wird es Zeit für die Bodylotion „Alpiénne“ aus einheimischen Kräutern und „Babor“, die Blitzverjüngungskur aus der Ampulle (mit einem Kleenex sorgfältig die Spitze abbrechen und gleichmässig auf Gesicht, Hals und Decollté auftragen). Zum Apéro erscheinen alle porentief rein, duftend wie eine Alpenwiese und sichtbar verjüngt.

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Als ich zur Bushaltestelle komme, ist der Streit schon in vollem Gange.
„Du schwarze Aff, gang zrugg uf Afrika, am beschte imene Flugzüg mitere Bombe drin!“ wettert die ältere Frau, und weicht keinen Schritt zurück, als der Beschimpfte auf sie zukommt: „Du Schlange mit Gift, pass uuf, wotjusei!“
Ich stelle mich neben die Frau, nehme sie leicht am Arm: „Chömet, löt ne la si, das bringt doch nüt.“ Frau schaut mich freundlich an und beruhigt sich erstaunlich schnell. Der schwarze Mann gehört zu einem kleinen Jungen und einer Frau mit schweren Koffern. Er ist immer noch zornig und verlangt, dass die Giftschlange das mit dem schwarzen Affen und der Bombe wiederholt. „I ha gseit, was i gseit ha“, zischt diese halb hinter meinem Rücken. Der Junge kommt, schlägt mit kleinen Fäusten auf Vaters Beine und versucht, ihn weg zu zerren. Die schwarze Frau, die sich bis jetzt nicht eingemischt hatte, öffnet eines der Gepäckstücke und nimmt ein Buch hervor. Es ist in Leder gebunden und mit zahlreichen Merkzetteln versehen. „Das ist die Bibel und hier drin steht, dass wir einander mit Liebe begegnen sollen“. „Isch mir egau, was dert steit, i ga nie id Chiuche.“ Die Bibelfrau sagt, dass die Erde allen gehöre und die Hautfarbe bei der Liebe Jesu zu den Menschen keine Rolle spiele. Ein junger hünenhafter Tamile nimmt seine Ohrstöpsel raus und versucht der Predigerin klar zu machen, dass es sich hier um einen hoffnungslosen Fall handle. Der Tamile und ich entschuldigen uns, schon wegen des Jungen. Wir helfen das Gepäck im Bus verstauen. Auf dem Rollkoffer steht „Jesus.com“

Endlich kommt ein „Auswärtiger“ und sagt über das sonst so geschmähte Quartier etwas Nettes.
Das wird sicher wunderbar. Ausserdem lernen wir nach den begabten Rappern mit albanischen Wurzeln, einmal einen albanischen Tenor kennen.
Ja, ja, ich weiss, dass die Moderatorin Sandra S. es schafft, einem die beste Sendung zu vermiesen

„Die Handwerker brauchten zwei Stunden, um die Halterung des neuen Fernsehers mit Sandsteindübeln in der Wand zu verankern. Schliesslich wiegt der Bildschirm 35 Kilo. Aber jetzt ist alles bombensicher. Der Beamer wird später an die Decke montiert, sobald die neuen Vorhänge, die dann als Leinwand dienen, aufgehängt sind. Mehr Wände bräuchte man in der neue Wohnung, aber irgendwie gehts immer. Gegenwärtig ist es noch ziemlich lärmig, da die Folgen eines grösseren Wasserschadens bei Nachbars behoben werden müssen. So einen Parkettboden kann man ja nicht geräuschlos heraus reissen. Bis jetzt ist im Eingang noch keine Familie mit Kindern eingezogen. Hoffentlich bleibt das so, denn die Wohnungen sind eigentlich nur geeignet für Singels oder Paare. Wenn keine Kinder kommen, gibt es auch keine neue Schule, welche ein Pech wäre, so direkt vor dem Fenster. Im Nachhinein und im Hinblick auf die Schule hätten wir die Wohnung nicht gekauft. Für eine Einsprache ist es leider noch zu früh, auch für das Anmelden einer Wertminderung.“
Die Frau neben mir im Bus spricht mit einem jungen Paar, er Schweizer, sie Asiatin. Die beiden haben letzten Oktober auch eine Wohnung in der neuen Siedlung gekauft. Sie sind gegen eine Schule. Von Kindern verstehen sie nichts. Gibt es in ihrer Familie überhaupt Kinder? Nein, glaub nicht. In der Familie der Asiatin gibt es keine. Der junge Mann überlegt. Doch, sein Bruder hat eins, aber nur ein ganz winziges. Ein angenehmes Kind, immer zufrieden. Wenns weinen will, gehen die Eltern mit ihm nach Hause.
Wären alle neuen Bewohnerinnen und Bewohner so, müsste man den Namen der Siedlung ändern.

Ich weiss nicht, wann der Gartenbauunterricht an den Berner Schulen eingestellt wurde. Eine Zeitlang war er noch Wahlfach wie „Flöteln“, „Töpfern“ oder „Handball“. Fürs Gärtnern interessierte sich kaum jemand.
So krauten und wuchern einige Schul-Pflanzplätze vor sich hin, seis als Ablage für allerlei Gerümpel oder als Schnecken-Eldorado, sicher aber als Ägernis für die Anwohner.
Familie Blogk hat, zusammen mit dem neuen Hausmeister des Schulhauses, einen dieser vergessenen Gärten aufgeräumt – auf Kosten des Blogschreibens. Noch würden wir jeden Kürbis-Wettbewerb verlieren, die Böhnchen reichten für den Salat, Malven und Kosmeen sind ein bisschen schwächlich und der Weg zu einer kräftigen Stockrose noch weit. Dafür sind die Schnecken dick und rostrot, halten trotz Hacken und Rechen die Stellung. Ratschläge zu ihrer Dezimierung erhalte ich täglich. Korn, Salz, Messer, Bier!!! Ein Igel der Wildstation auf Schloss Landshut sei das einzig Richtige. Die Sonnenblumen aus Kernen, die mein Vater in seinem letzten Lebenssommer trocknete, gedeihen allerdings prächtig. Lauch und Krautstiel aus dem alten neuen Garten wurde am Familientisch (immer Montagabend) mit Begeisterung verputzt.
Noch sind wir nicht überfordert mit einer Riesenzucchetti, einer Tasche Zwetschgen oder Bohnen aus der Hand arrivierter Gärtenrinnen und Gärtner, aber ich habe Zwiebeln „mit Keimgarantie“ in die Erde gesetzt. Sollten Sie nächsten Frühling einen Bund Zwiebeln im Briefkasten oder auf Ihrem Schuhschrank vorfinden – sie sind von mir.

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Seitdem wir WESTside haben, sind unsere Nächte und Stuben immer hell. Wir schneiden Haare und Bäume, wies unsere Termine erlauben, säen, waschen und heiraten ohne auf den Mann im Mond zu achten, schütteln den Kopf, wenn jemand fragt, ob wir den Vollmond auch spürten. Nein, denn wir sind resistent.
Wenn die absolut anspruchslose Phacelia auf dem Beet verkümmert, denken wir nicht an den missachteten Mondkalender, und suberwui geht man bei zunehmendem Mond zum Zahnarzt, statt sich bei abnehmendem Mond Schmerzen zu ersparen.
Heute scheint der Mondhousi still und freundlich in mein Schlafzimmer.
Ich ziehe die Vorhänge nicht zu.

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Sevillana

Heute vor fünf Jahren feierten wir den letzten gemeinsamen Geburtstag meiner Eltern. Es war ein fröhliches Fest mit der Familie, den Verwandten, den Leuten aus dem Dorf, und selbstverständlich mit „Züpfe und Hamme bis gnue“.
Das „Echo vor Gibelegg“ jodelte den „Geburtstagsjutz“ auf dem Hausplatz und sang Lieder wie „Am Wildbach“, „E Handvoll“, „Wach uf u sing“, „Es chunt, wies mues“. Und als besonderes Highligt gab’s eine Sevillana und einen Tango, dargeboten von 2nd2nd, female und 3rd, male. „Die haben schon immer alles anders gemacht als wir,“ haben die Ureinwohner des Dorfes gemeint. (Wir waren erst 1957 hierher gezogen.)

Lesemaus

Ein grosses Kompliment an die Stadtbibliothek Winterthur.
Dort liess man den ganzen Sommer über die Lesemäuse fliegen
und heute gibts das grosse Schlussfest.
Nach einem Ende mit Lesen siehts aber an diesem Tag nicht aus.
Im Untergeschoss der Stadtbibliothek wird emsig neuer Lesestoff ausgesucht.

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