Bergk�¤se

Allen Befürchtungen zum Trotz hat sich der
hundertjährige Riemenboden aus Tannenbrettern
unter den 78 Tisch-, Stuhl- und Menschenbeinen nur
ein wenig gebogen, als wir heute Vaters Stubentisch
zu voller Länge auszogen, um ihn mit Brot, Züpfe, Kuchen,
Butter, Käse, Schinken, Honig, Konfi, Eiern, Müsli, Saft, Kaffee
und Kirschen zu beladen für ein Vor-Geburtstags-Frühstück mit
Töchtern, Enkelinnen, „Schwiegersöhnen“ , Urenkel und Urenkelin.

Grünzeug

Damit mache ich Vater eine Freude: Zeitung, Salat, Ruchbrot, Lattich, Bananen, Apfeltasche, Schnecke, Petunie und das Album mit den Hochzeitsfotos seiner Enkelin Cornelia. Der Kaffee ist für mich.

Urgrossmutters Zaine

Heute …

chosle

wächst alles …

Feuerlilien

Das Essen kann à la carte Vorort bestellt werden …

Wieder einmal werde ich zu einer Klassenzusammenkunft eingeladen. Diesmal an einem Samstag und ohne Predigt in der Dorfkirche. Solche Anlässe sind mir ein Gräuel, aber anscheinend signalisiere ich diese Abneigung überhaupt nicht, denn nur so kann ich es mir erklären, dass ich für den 1. September zu dem Klassentreffen einer Schule eingeladen bin, die ich nie besucht habe!

Muttersprache

Mini,
dini,
sini,
iri
üsi,
eui,
ihri
Mueter Släng

Niemand kann behaupten, dass in Bern neben den brennenden Themen wie Verkehr, Sparen, Umweltverschmutzung, Sparen, Kultur, Sparen, Fussball-EM, Sparen, Gassenküche, Sparen, Sauberkeit, Sparen, die Bären vergessen werden. Unser Wappentier ist schlecht untergebracht, tierunwürdig. Darin sind sich alle einig und wer gut zu Fuss ist, macht gerne Parteien übergreifend an einem Sponsorenlauf mit, um dem abzuhelfen. Aber die benötigten 10 Mio Franken für den Bärenpark sind nicht zu erlaufen, da greifen zum Glück Baufirmen, Versicherungen, Stiftungen tief in die Tasche. Eine Firma hat noch mehr getan und bereits einen jungen Braunbären in einem finnischen Zoo reserviert. Der wuschelige Kleine heisst Knud Losi, nach der Spenderfirma. Sorgfältig wird bereits nach einer geeigneten Partnerin für ihn gesucht, wie der „Bund“ vom Samstag berichtet.
Wir hoffen nun, dass sich der Finne wunschgemäss integriert, denn er wird so schnell wie möglich ein Berner Bär sein müssen!
Für den Park brauchts am 17. Juni noch eine Abstimmung. Da sich die Einwanderung von Finnland in die Schweiz in Grenzen hält, darf der zukünftige Stammvater Losi auf ein nettes Heim mit Umschwung hoffen.

So richtig jemand war eine Hausfrau in den Sechziger Jahren, wenn sie ein Service aus der Manufaktur „Rössler“ besass. Dieses währschafte Geschirr, heute ein Sammel- und Kultobjekt, gabs in verschiedenen Farben. Die Vornehmeren wählten meist Blau, die Bauern auf dem Land schworen auf Braun.
Als Meieli zu Walter auf den Hof zog, schenkten die Schwiegereltern der jungen Frau ein braunes Rössler. Die Jahre gingen dahin, in denen Meieli für ihre Familie und die Schwiegereltern den Tisch mindestens dreimal im Tag mit diesem unverwüstlichen Geschirr deckte. Neben der Arbeit hatte sie nicht viel zu sagen, rissen die Schwiegereltern doch auch die Erziehung der Enkel an sich. Walter liess nach langem Werweisen im oberen Stockwerk eine Küche für seine Eltern einrichten. Diese zogen, beleidigt bis zornig weg vom gemeinsamen Tisch.
Das Kafi-Geschirr von Rössler nahmen sie mit.
Nun sind die Schwiegereltern gestorben, die Enkel längst erwachsen und Meieli und Walter gesundheitlich angeschlagen.
Aber sie sind wieder vereint: Tassen, Kännchen, Schüsseln, Platten, Teller.
Nach siebenunddreissig Jahren öffnet Meieli den braunen Küchenschrank und schaut zufrieden auf sein braunes, unversehrtes Rössler – ohne Groll.

Der Teamleiter kauft in der stadtbekannten Bäckerei frische Gipfeli für die MitarbeiterInnen. Die Verkäuferin schichtet die noch warme Ware in Papiersäcke und packt noch drei Gipfeli gratis dazu:
„Sie werden beim Abkalten noch ein bisschen einfallen.“
Wer mit der Karte bezahlt, bekommt einen Apfel gratis. Die KundInnen-Freundlichkeit wird noch weiter getrieben: Sogar beim Kauf von nur einem Buttergipfel kann man die Karte zücken und bekommt den Apfel.
Es wird eine vergnügte Kaffee-Pause nach einer pünktlich beendeten Sitzung. Lachend stellen wir uns die Seiten langen Bankauszüge am Ende des Monats vor, nachdem wir jeden Tag unser Znüni, Fr. 1.60, mit der EC-Karte bezahlt haben.
Und erst die Körbe voll Gratis-Äpfel …!

Roter Block

Nach langer Zeit öffne ich wieder einmal die Zeichnungsmappen und -rollen meiner Kinder, (entsch … , ich gehöre zu den „Archivarinnen“ unter den Müttern.)
Für blogk nehme ich diese Bilder heraus, da Blöcke auf Kinderzeichnungen nicht oft vorkommen. Sonst gäbe es sicher eine Dissertation darüber.
Für eine Vierjährige scheint das Zeichnen ihres Hauses mit 13 Stockwerken, Fenstern von mehr als 200 Wohnungen und einem 47 Meter hohen Kamin kein Problem zu sein 😉

Blockkinder

Mit fünf Jahren hat man viele Freunde, die einem von den Balkonen aus zu lächeln. Die Feuertreppe wird nicht vergessen. Schlägt die Malerin neben einem begrünten Dach auch noch ein Klettergerüst vor?
Begrünung ist 1984 ein grosses Thema und der Anfang von einer wilden Rebe am Hochkamin, die sich noch heute daran empor rankt.

Block im Winter

Das Kind kommt aus dem Kindergarten nach Hause. Ist es ein kalter Wintertag und muss geheizt werden?
Mitte der Achziger Jahre ziehen viele Familien aus der Stadt aufs Land, finden das Landleben, meist in einem Stöckli mit Gärtli gesünder für die Kinder.
Im Block näht man Vorhänge und häkelt Spitzen, isst bei jedem Wetter draussen, strickt für den Steiner-Schule-Bazar Schafwollenes und demonstriert „Natur auch im Block“.

Block mit Liane

Die Kinder malen Peace-Zeichen und Regenbogen auf Turnschuhe und Schulhefte – auf alles, stricken während des Unterrichts heimlich unter dem Pult meterlange bunte Schals mit Fransen und nähen tibetische Glöckchen dran.
Auch der Block wird, wenigstens auf dem Papier, zu einem Ort des Friedens. Da alle Beteiligten furchtlose KlettererInnen sind, besucht man die Freunde per Liane.

Ehrlich gesagt, das Wort kam mir gestern nicht in den Sinn und ich musste bei LEO nachschauen. Der Professorin aus Südafrika erklärten wir die beinahe leere Instituts-Bibliothek mit einem morgigen „christlichen Feiertag“.
Vor der geschlossenen Hauptpost standen die Leute, schauten ratlos auf ihre Uhren und gingen dann unverrichteter Dinge davon, hühnerten über den „umstrukturierten“ Bubenbergplatz, ein bisschen vor dem Schlimmsten bewahrt von zwei älteren Securitas-Mannen. Beim Orangen Riesen im Bahnhof herrschte ein unglaubliches Gedränge, welches scharf im Auge behalten wurde von einem weiteren Securitas-Wächter, dieser jung und cool. Ich wurde in die Käseabteilung Richtung Babyfood an Gummihandschuhen, Geschenkpapier und Badezusatz vorbei geschoben, und so sah dann mein Einkauf für Auffahrt auch ein bisschen befremdend aus: Parmesan, Kräuterstreichkäse, Bananenpfirsichmus für Kleinesmädchen, grüne Gummihandschuhe, Kneipp-Mandelhandcreme und Kneipp-Rosmarinbadezusatz und ein Doppelpack Glühbirnen.
Nun ist die diesjährige Auffahrt auch vorbei, ziemlich käsig, mit ununterbrochenem Regen, aber ohne Baulärm und einem – jupii – zu Ende gelesenen Buch!

„Die Fliegen sind mager, sind nur noch zwei Fecken“, meint Vater. An eine Fliegen-, Wespen- und Mückenplage nach dem aussergewöhnlich milden Winter will er nicht glauben. Zwar würden weit mehr Eier gelegt als in anderen Jahren. Das bringe die Plaggeister aber so in Stress, dass die Brut schwächlich ausfalle.
Hätte ich bei meinem letzten Besuch im Elch-Haus doch dem Mainstream folgen, in den tiefen Kontainer tauchen und mir die letzten drei Speiseschutzgitter schnappen sollen?
Es könnte ja sein, dass es die „schwächliche Brut“ mit knapper Not bis auf meine Schüsseln schafft und darin, zu Tode ermattet, die mickrigen Fecken (Flügel) streckt.

�berlebt

Heute finde ich alles hässlich, sogar die Leute im 14er gehen mir auf die Nerven. Die Blondinen mit den Blechschnallen im Haar, die Männer in den Trainingsanzügen, welche die Gratiszeitung lesen, die Rentnerinnen in ihren Gesundheitsschuhen und zopfigen Strickjacken, eine trägt einen Strohhut mit Vögeln und Blumen, die Krücken, Plastiktaschen, Kinderwagen – und ich gehöre auch dazu. Grauenhaft! Ich steige aus und beschliesse, zwischen den Baugruben, Gräben, Schutthaufen, Absperrungen, Umleitungen, Gerätekontainern etwas Schönes zu suchen. Ich habe das Gefühl, sonst verrückt zu werden.
Einige Rosenstöcke neben dem Fussweg zu meinem Quartier wurden von der Baggerschaufel verschont – schön. Die Blüten duften. Auf dem Weg hat jemand mit blauer Farbe „SCHWEIZ ARSCHLOG“, „TAMIL ARSCHLOG“ und „SEX“ gesprayt. Unter einem Baum sitzt eine alte Frau mit Kopftuch und langem Mantel und bewacht einige Kartonschachteln. Neben meinem Eingang hängt ein neues Plakat:
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Vater nennt sie „Schwiegersöhne“, die Lebenspartner seiner Grosstöchter. (Die Männer seiner Töchter haben sich alle drei auf die eine oder andere Weise verflüchtigt.) Gestern sind die Jungen gekommen, um die Baumstämme für den nächsten Winter zu zersägen und zu spalten.
Mit Tränen in den Augen meinte Vater: „Arbeiten lernen ist nichts gegen das Lernen, nicht mehr arbeiten zu können.“ Vor zwei Wochen hatte er die Säge zur Hand genommen, brach aber nach dem ersten Schnitt durch den knorrigen Stamm kraftlos zusammen. Bis zu seinem vierundneunzigsten Lebensjahr machte er aus den dicksten Stämmen handliches Brennholz. Schweren Herzens, mit bald sechsundneunzig Jahren, hat er gestern diese geliebte Arbeit weiter gegeben. Alle Werkzeuge waren bestens im Schuss, Schwiegersöhne und Enkelin mit Freuden dabei, hinterliessen alles sauber und ordentlich.
Meine Schwester Rosy kümmerte sich um das Zvieri mit Brot und Hobelkäse. Kleinesmädchen strahlte seinen Urgrossvater an, der sich gefasst hatte und bereit war, ein bisschen über Weitergeben und Freude zu sprechen, dass die Jungen von ihm etwas gelernt haben.

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In jeder Familie gibt es Geschichten, welche, zum völligen Überdruss bei den Kindern, von Eltern immer und immer wieder erzählt werden. Ich bin da keine Ausnahme. Die von den Frigöörli habe ich während Jahren hundert Mal „gebracht“.
Wie die erste und zweite Klasse vor dem Klettergerüst in Viererreihe steht und auf „Los“ sich je vier Kinder auf die schrägen Stangen stürzen. Hurtig klettern sie hinauf, berühren das Ende wo sich gerade und schräge treffen, sausen wieder hinunter, lassen sich in die Sandkuhle plumpsen. Das schnellste Kind bekommt ein Frigor-Schöggeli aus der roten Schachtel, welche die Lehrerin Fräulein Schneider zum Geburtstag erhalten hat. Es ist 1953, und ich habe so etwas herziges, wie diese kleine Schokolade noch nie gesehen. Ein Blick auf meine KonkurrentInnen gibt mir Hoffnung, muss ich doch nur gegen zwei anklettern. Meine Schwester in derselben Gruppe habe ich nicht zu fürchten.
Los – hinauf – hinunter. Die Waden brennen. An der Stange hängt meine hübsche Schwester, klammert sich daran fest. Ihre langen blonden Zöpfe und ihre Schürze berühren den Sand. Ihr Gesicht ist rot vor Anstrengung. Ich marschiere zur Lehrerin, um meinen Preis entgegen zu nehmen. Halte ich schon die Hand ausgestreckt?
Fräulein Schneider geht an mir vorbei, hin zu dem Kind, welches wie ein Faultier an der Stange hängt, hilft ihm, wieder sicheren Tritt zu fassen und gibt ihm das Frigöörli, welches eigentlich mir gehört. „Für dich wars kein Problem, hinauf zu klettern, aber für Hanneli wars eine grosse Leistung, so lange hängen zu bleiben. Deshalb gehört ihr der Preis. Los, die Nächsten!“
Klar habe ich im Laufe der Jahre unzählige rote Schachteln mit quadratischen Schokoladetäfelchen erhalten, auf dass sich meine masslose Enttäuschung endlich verflüchtige. Mit Erfolg, denn ich möchte heute keine Frigor-Schoggi mehr, und diese Geschichte habe ich hier zum letzten Mal erzählt.

Zusammen mit meinem Enkel klappere ich sämtliche Sportgeschäfte und -abteilungen der Stadt ab, sportlich treppauf und treppab. Wir sind auf der Suche nach einem Fussballtricot, einem speziellen. Chelsea hätten sie, aber nur in XL. Drogba könnte man drauf drucken lassen. Die Verkäuferin telefoniert in sämtliche Filialen, aber Kindergrössen sind ausverkauft. 3rd hat sich inzwischen auf unseren Wanderungen durch Gassen und Passagen, vorbei an Biker-Tricots, Surfbrettern und Wanderschuhen ein neues Ziel gesetzt: ein Maradona-Leibchen Grösse 152. Schweinsteiger, Klose und Riquelme werden verworfen, aber nicht, bevor ich einige biografische Daten der Stars erklärt bekomme, welche ich natürlich mit grösstem Interesse „aufsauge“. Ich sei eine Grossmutter nicht wie andere, mit mir könne man sooo gut über Fussball reden, meint das Kind zufrieden. Endlich stossen wir in einem Gestell auf die Farben Argentiniens – leider zu klein. Auch hier ist der junge Verkäufer nett, erklärt, dass es im Moment bös sei mit Shirts, da kein WM-Jahr, aber vielleicht im Internet …
Während ich zu Hause dann einen Teller Nudeln koche, sucht der frischgebackene Maradona-Fan im Internet – und wird fündig. Allerdings kostet der Versand aus dem Ausland mehr als das Tricot.
Wir beschliessen, den Kauf noch eine Nacht zu überschlafen.
Alternativen zum Tricot gibt es nicht, nicht einmal die neuen Hosen „Ronaldinho“ und Fussballschuhe hat der Junge schon.

Die Gratiszeitung „21Minuten“ hat Konkurrenz bekommen. Bernmobil bietet für die Fahrt ein chinesisches Massage-Programm an. Die Übungen sind äusserst Platz sparend und können ideal in überfüllten Bussen absolviert werden (siehe Flyer).
Angekommen am Bahnhof, ist Ihre Konzentrationsfähigkeit verbessert, denn Sie haben die Ohrläppchen mit Daumen und Zeigefinger massiert bis sie rot wurden. Auch die Bauchschmerzen sind weg und die Verdauung ist reguliert durch das Anwinkeln des linken Arms über der Brust, dessen Ellbogenunterseite mit dem Daumen der rechten Hand in der Vertiefung 18 mal massiert wurde. (Wechseln zur anderen Seite.) Gegen Frühlingsmüdigkeit und allgemeine Unlust am Morgen aufzustehen, legen Sie sich die linke Hand auf die rechte Schulter mit am Körper anliegendem Ellbogen, heben Sie mit den vier Fingern die darunter liegende Muskulatur und kneten Sie 9 mal den Punkt Jian-Jing. (Wechsel zur anderen Seite.)

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Chinesisch

In dieser Form findet man Gabeln in China Town San Francisco

(Geschenk von 2nd’s, wohlbehalten wieder in Berns Westen „gelandet“)

Nach Palmen, Oliven, Oleander, Bambus, Lorbeer, Zypresse wird nun auch die Feige eingetopft, eingezwängt und massiv zurück gestutzt. In angeketteten Kübeln soll sie die Eingänge zu den Geschäften schmücken. Die Sonne scheint in die alte Gasse, ein prächtiges Fotowetter mit richtiger Ferienstimmung.
Ich selber bin in Eile, sehe das ja jeden Tag (muffel, muffel).
„Juhuu!“
An einem grossen Holztisch eines Restaurants unter ausladendem
Sonnenschirm winken mir einige Frauen zu, bieten mir einen Stuhl mit Seidenkissen an. „Hast du Zeit? Komm, was möchtest du trinken?“ Auf dem Tisch stehen braune Glasflaschen mit altmodischem Bügelverschluss.
Ich begrüsse die lustigen Weiber – drei Generationen – und vergesse augenblicklich meine Eile. Hier sitzt der starke Teil einer weit verzweigten türkisch-kurdischen Sippe bei „Ramseier Suure“, meinem Lieblingsmost. Einer der Söhne aus der dritten Generation bringt auch mir eine Flasche. Er ist flott gekämmt, der Lausbub, trägt ein Schildchen am Hemd „Ich schnuppere hier!“ und schenkt mir gewandt ein: „E Guete!“
Macht er das nicht wunderbar? Wir sprechen über unsere Kinder, wie schön und klug sie zum Glück sind usw. Ab und zu klingelt eines der Handys auf dem Tisch und ich realisiere, dass ich hier mit der kompetenten Stellvertretung des Wirts suure Moscht trinke. Vor drei Jahren hat ein junger Mann aus der Familie das Restaurant in der unteren Altstadt übernommen. Die Frauen managen die Lieferanten, die Bestellungen, das Personal, die Arbeitspläne, kein Problem. Gerade kommt eine Rentnerin aus der Nachbarschaft vorbei. Sie hat für das Restaurant Dekorationskerzen bemalt, gelb mit roten Rosen. Sogleich bringt ihr die Kellnerin einen Milchkaffee, man kennt sich. Der Most macht uns ganz fröhlich. Wir sprechen über das kleine Dorf wo sie alle herkommen, nicht weit vom Ceyhan, welches übersetzt Schwarzes-Hassan-Dorf heisst und sind uns einig, dass wir einmal mit unseren Familien den Sommer dort verbringen, im Schatten des Dorfbaumes bei Feigen und Melonen.
Etwas unsicher auf den Beinen gehe ich wieder zurück an meinen Schreibtisch.

(Die Familie kenne ich schon viele Jahre. Den Kindern, auch dem Wirt, habe ich Deutsch und Rechnen beigebracht und ich bereue es nicht, streng gewesen zu sein. Eine der Töchter studiert Jura. Ist es nicht beruhigend, eine Juristin im Bekanntenkreis zu haben?)

Anke

Grosse Probleme zu lösen ist mir leider nicht beschieden. So versuche ich mich, um nicht zu verzweifeln, an den kleinen, mit welchen es mir meist auch nicht besser geht. Hier ein Beispiel:
Seit einiger Zeit kaufe ich den „Bärner Anke“ angeboten vom Orangen Riesen als Produkt „Aus der Region“. Dieses wird in der Emmentaler Schaukäserei von Hand gemodelt.

gemodelt

Um die Butter, das „Mödeli“, auf einen Butterteller zu kippen, müsste das Bild auf der geschlossenen Seite der Verpackung liegen. Aber nein, Sonne mit Berg und Butterblume, sind dort, wo ich die Verpackung öffne. Daher ist das fragile Model oft zerdrückt. Benutze ich ein Messer, eine Tortenschaufel oder einfach die Finger, um diese A-Z-Handarbeit auf den Butterteller zu befördern?
Als interessierte Konsumentin nahm ich vor einigen Tagen mit der Infostelle der Emmentaler Schaukäserei Kontakt auf und schilderte mein Probelm, welches zwar kein weltbewegendes, aber im Alltag doch ein lästiges sei.
Heute bekam ich von Fritz Jakob folgende Antwort:

Sehr geehrte Frau C.

Zuerst möchte ich mich entschuldigen für die späte Reaktionszeit, ich war die letzten Tage ausser Haus. Sie haben sich freundlicherweise zu unseren Buttermödeli gemeldet.

1. zerknisterte Model.
Da der ganze Prozess (Produktion, Modellierung, Verpackung und Auszeichnung) Handarbeit ist haben wir tatsächlich teilweise leicht zerdrückte und zerknisterete Mödeli. Die Käser werden laufend angehalten sich Mühe zu geben.

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Am Donnerstag sei er noch bei der Coiffeuse gewesen, habe anschliessend, wie immer, im „Bären“ einen Milchkaffee getrunken. Und gestern Freitag dann dieses grauenhafte Ende! Nein, einen solchen Tod wünsche man niemandem. Es sei nur zu hoffen, dass er bewusstlos gewesen sei, als er in die brennenden Tannäste fiel. Sein Bruder habe ihn gefunden, wie er im Feuer lag, schon ganz verkohlt. Fritz sei doch ein so Besonnener gewesen, habe schon manchen Frühling draussen dürre Äste verbrannt. Trotz falsch programmiertem GPS seien Polizei und Rega in kürzester Zeit auf der Egg gewesen, konnten aber nur noch an Ort und Stelle einsargen. Nun müsse man auf den Bericht des „Gerichtsmedizinischen“ warten.
Die Leute im Dorf sind geschockt, und auch ich halte mich an meinem Gartenrechen fest, während die Wirtin mir diesen gestrigen Unfall schildert.

Bevor ich heute früh aufs Land fuhr, erzählte mir ein Nachbar, dass es auf unserer Baustelle einen schrecklichen Unfall gegeben habe. Ein Bauarbeiter sei von einer Betonsägemaschine erfasst und schwer verletzt worden. Der Nachbar war so früh unterwegs, weil er nicht schlafen konnte. Von seinem Balkon aus hatte er alles mit angesehen. „Die Schreie gehen mir immer noch durch Mark und Bein“, sagte er mit zitternder Stimme.

Am Freitag, dem 13. kann’s nicht liegen, denn es war am Donnerstag, als sich der deutsche Tornado-Jet in ein oberländisches Einbahn-Tal „verirrte“.

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