Alles oder nichts


1. Die Serie über unser Quartier hat begonnen. Optimistisch wie sich das gehört.

2. Israel zieht sich zurück. Ob hier Konfliktpotenzial aufweicht, vermögen nur die vor Ort zu sagen. Und die vielleicht.

3. Die Personenfreizügigkeit Ost: Der Abstimmungskampf hat begonnen, ignoranz.ch fasst wie gewohnt akribisch zusammen.

hasse ich dieses Quartier. Das ist im Grunde ein gutes Zeichen. Mein allerliebster Nachbar ist aus dem Knast zurück. Ja, der, der die 4 1/2-Zimmer-Wohnung gekriegt hat, für die viele Familien Schlagen standen, keine Ahnung weshalb. Es wäre im scheissegal gewesen in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Eben, jetzt ist er aus dem Knast raus und zieht schon wieder Volk an, das man während er drin war, hier nie mehr gesichtet hat. Dafür sieht er wesentlich besser aus als vorher, geföhnt anstatt strähnig, genährt anstatt klapprig. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass wir wieder aneinandergeraten (er war über mir im Kindergarten), weil er mit seinen Dealerkumpanen rumzofft und mit 60 km/h durch die „Zone 30“ blocht. Kleinkriminielle dürfen gerne hier wohnen, aber ihre Kleinkriminalität sollen sie gefälligst irgendwo anders ablassen. Zum Beispiel in Muri.

Die Flügel hält es ausgebreitet, das Mövenmädchen. Aber aus der Glasschale kann es nicht wegfliegen, obwohl es ernsthaft den Anweisungen von aussen zu lauschen scheint.

Herr K. aus Frutigen findet es nicht richtig, dass das Kunstwerk aus dem Museum entfernt wurde. Auch Frau R. aus Rohrbach ist darüber nicht glücklich, denn sie hat damit gerechnet, dass es in der Ausstellung etwas Unbekanntes zu sehen gäbe, und ausserdem hätte sich vorher auch niemand um den weiblichen Fötus gekümmert. Empört ist Herr I. aus Naters über die Erzkonservativen im Wallis, die einem vorschreiben wollen, wie Kunst auszusehen hat.

Albert hat seine Hosen zum Waschen gebracht. Bei der Arbeit mit den Bienenvölkern gab es einen Fleck auf ein Hosenbein. Dieser hob sich, weil neuesten Datums, von den anderen ineinander übergreifenden Flecken deutlich ab.
Ich liebe Probleme, die ich gleich lösen kann. Juppii, die Hose ist eigentlich hellbraun mit einem feinen Fischgrätemuster, kann aber nach der Wäsche nun nicht mehr in die Ecke gestellt werden, eher kann man nun durch den Stoff Zeitung lesen. Albert will sich, gutes Zureden hin oder her, von den lützlen Beinkleidern nicht trennen.

Was liegt eigentlich für alte Menschen nach all den Sparrunden heute noch drinn? „Satt und sauber“ ist die Devise in den Altersheimen. Zu mehr reichts nicht.
Während der Ausbildung lernen die PflegerInnen zwar noch etwas über weitere Bedüfnisse dieser Altersgruppe, schreiben Diplomarbeiten wie: „Nicht-materielle Aspekte der Betreuung von Betagten“, „Gruppenarbeit mit älteren Menschen“, „Soziologie für die Altenarbeit – soziale Gerontologie“, „Das Recht der Alten auf Eigensinn“. Schon im ersten Praktikum kommt die Ernüchterung. Wenns für etwas nicht reicht, dann ist es sicher der Eigensinn.
(Will sich meine Mutter in aller Herrgottsfrühe von der Spitex-Schwester nicht waschen lassen, macht die Schwester der über Achzigjährigen „zur Strafe“ das Bett nicht. )
Man könnte sagen: Die Altersbetreuung steckt noch in den Kinderschuhen, und in solchen ist man schlecht gerüstet für anstehende Aufgaben.
Eine aufmerksame Blog- und Zeitungsleserin aus Deutschland hat mir diesen Zeitungsartikel zugeschickt. Danke, liebe Kristine. (neu verlinkt)
In der ganzen Pflegeheim-Tristesse wirkt das Dienstbotenheim in Koppigen, Kanton Bern wie ein helles Licht. Vor einiger Zeit wollte die Kantonale Gesundheitsdirektion das beinahe 100 Jahre alte Heim den neuesten Vorschriften anpassen. Die engen Stuben der betagten Knechte und Mägde sollten vergrössert und die sanitären Einrichtungen modernisiert werden. Erfolgreich wehrte man sich gegen diese Veränderung. Man brauche sie nicht. Die Alten seien nur zum Schlafen und Nachdenken im Stübli, sonst in Stall, Wald, Garten, auf dem Feld oder in der Küche. Gewaschen hätten sie sich ein Leben lang am Brunnen.
„Für viele ist das Heim nicht die letzte Station, sondern nur ein Stellenwechsel“, meint der Heimleiter Alexander Nägeli. Könnte man etwas Respektvolleres über alte Menschen sagen?

ein lustiges Wort, wenn’s einem zu so später und stiller Stunde in die Tasten rollt. Sie sind das Letzte und am schwierigsten zu stricken, und können, wenn’s nicht hinhaut, den schönsten Pulli verderben. In der Unterschule brauchten wir Überärmel, aus Resten genäht, am Handgelenk und in der Mitte des Oberarms mit einem Gummizug versehen. Viele hatten Blümchenstoff, ich dunkelblauen Barchent, denn der Stoff mit Blümchen wurde in meiner Jugend knapp abgemessen. Ärmel sollen die Kinder nicht in den Teller hängen lassen und daran keinesfalls die Schnudernase abputzen. Manchmal nimmts einem den Ärmel rein. Das sagt man so, wenn man von etwas nicht mehr lassen kann – Mensch, Tier oder Sache.
Der Ärmel als Bild wird heute auch gerne von den ArbeitgeberInnen gebraucht. Sie können nämlich keine Stellen aus dem Ärmel schütteln, so gerne sie das täten, sorry. Aber gerade das ist es, was ich mir unter einer guten Betriebsleitung vorstelle: dass sie die Kunst des Aus-dem-Ärmel-Schüttelns versteht. Viele haben eben Mehl am Ärmel – nüt für unguet.

Im neuen SPIEGEL (Nr. 31 vom 1.8.) schreibt Dirk Kurbjuweit einen ausgezeichneten Artikel über Afghanistan, die Bundeswehr, deren Selbstschutz („ist das Grösste“) und Hilflosigkeit im Angesicht der Mohnfelder. Und er wechselt – wie es ja eine SPIEGEL-Spezialität ist – immer wieder den Schauplatz nach Deutschland:

Wer im Büro der Oberstaatsanwältin Karin Engert sitzt, sitzt mitten im hilflosen Krieg gegen Drogen. Es ist ein ärmliches Büro. Die Wände sind fleckig, die Möbel alt und abgestossen. Wie fast überall bei Justiz und Polizei zeigt sich der Staat als Hungerleider.

Und weil das bei uns nicht viel anders ist, empfand ich die Antwort der Oberstaatsanwältin auf die Frage nach dem Sinn ihrer Arbeit so tröstend, als wäre sie vom Dalai Lama:

„Ich mag es nicht, dass ich vom Wedding bis Moabit an sechs Gruppierungen vorbeifahre, die offen Drogen verkaufen. Die Allgemeinheit hat einen Anspruch darauf, dass die Spielplätze sauber sind von Spritzen. Die Allgemeinheit hat einen Anspruch darauf, dass Kinder auf Schulen gehen können, wo sie nicht von Dealern unter massiven Druck gesetzt werden. Wir kriegen Berlin nicht händlerfrei. Wir können nur so viel Sand ins Getriebe streuen wie eben möglich. Dafür kämpfen wir jeden Tag.“

Und wie ich kommt der Journalist zum Schluss, dass dies ein weiser Ansatz ist und schreibt:

Bei Karin Engert im Büro kann man verstehen, dass der Kampf gegen Drogen nicht geführt wird, um zu siegen. Weder sie, noch die Zollbeamten, noch die Sozialarbeiter, noch die Süchtigen können Drogen besiegen. Es ist ein Kampf, der die Vergeblichkeit nicht scheut. Es geht nicht um einen grossen Sieg, es geht um viele kleine.

Jupii, WIR haben geputzt!!!
Der kleine FC Thun hat gegen Dynamo Kiew 1:0 gewonnnen! Wie sie sich freuen, die verschwitzten Lausbuben im Frutiger-Dress, sie purzeln übereinander, fliegen dem Schönenberger an die Brust, drücken und streicheln einander übers triefende Haar, schoppen die blauen Leibchen der Besiegten in den Hosenbund, werfen sich mit Anlauf auf den Rasen. Das Stade de Suisse Wankdorf brodelt, tost. Die Meckerer, welche so ihre Zweifel hatten zum neuen Stadion müssen sich beim Anblick der 25000 Fans ganz stillschnell nach hinten verziehen – husch, husch. Die Sportreporter werden die Namen der Spieler schon noch kennen lernen, und bei den nächsten Toren gegen die Schweden (Malmö) weiss man dann auch, dass einer der Spieler Tiago Bernardi heisst – oder nicht doch Bernhardini? Könnte man sich in der Schweiz besser merken.
Den Thunerinnen und Thunern sei eine Freinacht gegönnt – und alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Hauptstadt sollen morgen dem 2. Wunder von Bern zuliebe ein Auge zudrücken, wenn die aus dem „Tor zum Oberland“ noch etwas schlafsturm und heiser ins Büro schlarpen.
Wohl, wohll – eine Winnermentälität braust durchs alte Zähringerstädtli – sensationell!

Übrigens noch ein kluges Wort von Ballack: „Ich entscheide mich, wenn ich eine Entscheidung treffe.“ Hab ich heute am TV gehört und mirs gleich hinter die Ohren geschrieben zu späterem Gebrauch.

Dank den Ausländern! Hier im Quartier würde sonst plötzlich unser Nationalfeiertag vergessen gehen.

Nichts für Ungut, ABER kaum habe ich etwas Abstand von meinen mitstudierenden HeilpädagogInnen und sonstigen KollegInnen gewonnen, entwickle ich richtig böse Gedanken: so wie ich mir gestern wünschte, am Schweizer Nationalfeiertag, dass sich die Rakete eines kleinen Italieners als Bumerang entpuppen würde, habe ich mir in der Arena während des „Torro piscine“ gewünscht, dass die Kuh einen Zigeunerbuben überrennt. Die Sirene der Feuerwehr schreckte mich aus meinen Gedanken. Auf dem Fleckchen Rasen zwischen den Häusern verflog das Feindbild des kleinen Macho, als ich eine Sippe Sri Lankaner den 1. August feiern sah. Meine Schwester sagt zwar, Leiden ist nicht messbar. Dennoch sind mir vorpubertierende Bestien lieber als der Tsunami. Ich habe niemanden verloren. Im Gegenteil.

Ich hoffe, auch ihr könnt gesund, entspannt und braungebrannt eure Arbeit wieder aufnehmen, die 1000 E-Mails bearbeiten und das Trinkwasser schätzen. Welcome home!

Den Sommer von oben, erleben und loben!

…ist weg und hat die Kommentarfunktion mitgenommen. Gruss, Kuss, Genuss und Schluss (aber nur vorläufig).

Aus flachen Körben verteilen Krankenschwestern schon um 7 Uhr früh lustige Pfuschi-Karten. Ich erhalte eine mit „NO SMOKING – Ersatzmöglichkeit No 38“, dazu eine Papierpfeife und einen weissen Bleistift mit der Aufschrift „Rauchfreie Insel
Auf den Treppen zum Bettenhochhaus stehen bereits einige Patientinnen, Nachtschwestern und Notfallärztinnen, die an den weissen Stiften kauen und in die bunten Papierpfeifen blasen – lautlos, damit die NichtraucherInnen noch ein bisschen schlafen können. Die KettenraucherInnen haben sich zur Sicherheit noch einen Bleistift hinter beide Ohren geklemmt, falls die Lust auf einen Glimmstengel sie überkommen sollte. Im Lift ist es eng und man verzichtet rücksichtsvoll auf den genussvollen Biss ins weiche Holz, lässt es in den Kitteltaschen stecken.
Ich höre, dass sich die Pfleger geweigert hätten, mit den Karten auf die Strasse zu gehen. Sie finden, dass man den Menschen die Selbstverantwortung lassen und nicht aus dem ganzen Kanton eine Erziehungsanstalt machen solle, besonders nicht mit solchen Holzhammermethoden wie den Pfuschi-Karten. (Klick aufs Bild)
Ich entscheide mich heute für die Papierpfeife, trete ungeniert blasend damit ins Krankenzimmer meiner widerspenstigen Mutter.
„Was isch de das für-ne Schissdräck?“ fragt sie.

Meine Grossmutter ist im Spital, den „Gummäng“ (Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“) hat sie längst hinter sich gelassen. Seit zwei Tagen tobt sie laut oder flucht leise im Spitalbett. Sie weiss nicht recht, wo sie ist, aber sie weiss, dass sie dort nicht bleiben will, entsprechend schwer haben es die Kanülen in und an ihrem Körper.

Zum Ausgleich habe ich ihr gestern ein paar moralische Sätze und heroische Lieder zum fertig machen gegeben, die sie mir als Kind beigebracht hat.

Du sollst den Namen [Gottes nicht verunehren] (macht sie immer noch nicht, sie flucht anders.)
Geben ist [seliger denn Nehmen]
Hartes Brot ist [nicht hart, kein Brot ist hart]
Lass nie die Sonne [untergehn über deinem Zorn]

Unser Leben [gleicht der Reise…] (Sie war überrascht und glücklich, dass wir zusammen alle Strophe hinbekommen haben)

Lueget vo Bärge u Tal [flieht scho der Sunnestrahl]
Lueget vo Oue u Matte [wachse die dunkele Schatte]
D’Sunn‘ [ade Bärge no stooht]
O, wie sie [d’Gletscher so rooot]

(Von da weg hatte ich meine liebe Mühe und hab mich auf das Summen verlegt.)

Nachher

Unsere Zuversicht war Naivität in Reinkultur. Bereits wenige Stunden nach der Installation der Blumenkübel nach allen Regeln der Partizipation, wurde einer davon nicht nur gekippt, sondern in hohem Bogen über eine Terrassen hinausgeworfen.

Was ist das für ein Quartier, in dem wir leben?
Wer macht so etwas Destruktives, Unsinniges, Hirnloses?
Da waren sie, unsere dummen, dummen Fragen.

„Die Nachtbuben,“ sagte ein alter Mann. „Die Nachtbuben, die gab es schon immer.“

Zuoberst die Unterhosen, dann Socken, Hemd, Hosen, Jacke und die Schuhe griffbereit, so mussten wir als Kinder die Kleider ablegen, wenn ein Gewitter im Anzug war. Donner-Bigeli nannte meine Schwester diese Kleiderhäufchen bei ihren eigenen Kindern. Das gab Sicherheit und nahm ein wenig die Angst.

Albert und Vater sitzen in der kühlen Küche während über dem Thunersee „ein Wetter“ aufkommt. Sie haben in ihrem Leben unzählige „Wetter“ erlebt. Eine heikle Sache war es mit den Sensen. Diese durften dann nicht auf der Schulter getragen werden. Die Spitze nach unten zog man d’Sägesse über die Erde nach Hause, hängte sie keinesfalls an die Hauswand, bis das Gewitter vorüber war. Ungern denkt Albert daran, wie ihm das Pferd Lotti mit dem Graswagen durchbrannte, weil es das aufkommende Gewitter durch die Hufeisen spürte. Manchmal sprangen blaue Funken aus den Steckdosen, Zaunpfähle wurden gespalten und blaue Flämmchen leckten dem Viehdraht entlang. Einmal wurden zwei Rinder, die unter einer Linde Schutz gesucht hatten, vom Blitz erschlagen. Alberts Vater stach sie, damit man das Fleisch noch „auswägen“, den Bauern verkaufen konnte.
In schwülen Sommernächten tat man oft kein Auge zu, wachte im Stall, war bereit, im Notfall Mensch und Tier zu retten und das Haus den Flammen zu überlassen. Alte Berner Bauernhäuser brennen wie Zunder.
Wie wohl die verschiedenen Blitze und der Donner entstehen? Bis jetzt hatte man gar keine Zeit, sich mit diesen Naturereignissen gründlich zu befassen. Weiss Albert als ehemaliger Feuerwehrmann Genaueres? Leider nicht, obwohl der Kommandant bei einer der Feuerwehrübungen mit einem Gerät ankam, mit dem er den Mannen die Entstehung eines Blitzes demonstrieren wollte. Der Versuch misslang. „Zu feucht,“ meinte der Kommandant, der lange an einem Blechrad gedreht hatte. Als junger Mann stand Vater einmal auf der Grossen Scheidegg, hatte über sich einen strahlend blauen Himmel und zu seinen Füssen ein Gewitterwolkenmeer, aus dem unzählige Blitze aufstiegen: „Wie eine Bürste – unvergesslich“.
Nächsten Samstag bringe ich ein Buch mit, damit wenigstens diese Frage den beiden Neuzigjährigen beantwortet werden kann.

Eigentlich war das „Bössli“ mit der Nummer 27 nur ein Versuch, den der damalige Direktor der Städtischen Verkehrsbetriebe gleich abzubrechen versprach, falls er nicht rentiere. Es galt, die Quartiere Bethlehem und Bümpliz in Berns Westen mit einer Buslinie zu verbinden. Natürlich wurde die Bevölkerung aufgefordert, diese rege zu benutzen. Wie so oft dachte man aber nicht daran, dass hier fast nichts durch Lesen von Infos statt findet, sondern durch Nachahmung. So fuhr der kleine Bus mit Namen „Alfred“ zuerst beinahe leer durch die Gegend. Der Chauffeur hörte seine Musikkassetten, meist Volksmusik oder deutsche Schlager. Jeder Fahrgast wurde begrüsst und verabschiedet. Von „Rentieren“ konnte lange nicht gesprochen werden, und es brauchte einiges an Überredungskunst, wir nennen es „Weibeln“, dass Bernmobil das Projekt nicht abbrach.
Heute ist der Bus meist gedrängt voll. Gegrüsst und verabschiedet wird noch immer. Manchmal gibts auch arabische oder kurdische Musik. Der Platz rechts hinter dem Chauffeur ist meist besetzt. Er ist für die Stammgäste, die so zum Vergnügen ein paar Runden drehen. Die Frau mit der brauen und der gestreiften Tasche ist arbeitslos. Nach einigen Schwierigkeiten mit ihrem Betreuer auf dem RAV hat sie jetzt ihre Ruhe, trägt grosse Birkenstocksandalen wegen dem Wasser in den Beinen. In einem kleinen Notizblock führt sie Buch darüber, welcher Fahrer welche Tour hat. Sie kennt die Strecke und deren Tücken bestens. Beim Bahnhof Nord ist die Einfahrt eng. Gestern wurde diese von einem vordrängelden PW gefährlich blockiert. Ich: „Geit’s däm no?“ Frau: „Es isch Eini, nid Eine, u de ersch no us Friburg, hi, hi, hi.“
Auch die Umstehenden lachten über die Autolenkerin aus Freiburg, der man natürlich den Vortritt gab.
Trotz der Hitze und dem Gedränge blieben alle lustig.
Die beiden Fahrkartenkontrolleure hörten sich die Ausreden von zwei älteren Damen ohne gültigen Fahrausweise an. Bei so vielen Leuten sei es nicht möglich gewesen, zum Billettautomaten „vorzustossen.“ (Tarif: Fr. 1.90)
Sie dürfen sich heute auf einem Büro melden, wo ihr Fall entschieden wird.

Seit zehn Jahren ungefähr bearbeite ich autodidaktisch meine Spinnenphobie. Das sieht so aus, dass ich kleine Spinnen bei mir wohnen lasse. Frau Nachbarin hat mir gesagt, ein Haus mit Spinnen sei ein gutes Haus und ausserdem hasse ich Mücken noch viel mehr. Ich versuche auch Leute, die mir gegenüber stehen, von Ungeziefer zu befreien -mit blossen Händen oder mit einem Tüchlein. Alles eine Frage der Einstellung.

Zum Glück war meine Schwester gestern Abend noch da. Sie entfernte mit einem Mop einen eckligen harmlosen Weberknecht über dem Telefon, schüttelt ihn den Balkon runter, versichert mir, dass er nicht mehr zurück kommen werde und dennoch, erschreckt mich mitten in der Nacht wieder so ein hartnäckiger Langbeiner. Er liess sich ganz ruhig an einem durchsichtigen Faden mit etwa 24 km/h von der Decke runter genau in mein Blickfeld. Ich hab ihn mit dem mini-Staubsauger von 1st eingesaugt und diesen dann auf dem Balkon deponiert. Am Morgen früh schilderte ich meinen Mut mit den flinken Spinnen meinem müden Freund und zeigte ihm den Tatort. Uuh plötzlich, mein Freund hat gemeint, ich stelle eine Szene nach, taucht wieder so ein gstabiges Wesen vor meiner Nase auf, da betrachtete ich unter Tränen meine Therapie als sinnlos. Mein Freund tötete die fette Spinne und meinte
1. „Ups, dazu hätte ich jetzt dich coachen sollen.“ und
2. „Zum Glück wohnen wir nicht in einem Häuschen mit Garten.“

Den Link habe ich an einem „hennen“-kalten Tag gefunden. Heute möchte ich euch diese besondere Bibliothek vorstellen. Wer weiss, vielleicht sucht jemand, der/die gerne liest, noch eine kühle Feriendestination?
(Ich nicht, denn ich gehöre zu den wenigen Bernerinnen, die ferienmässig in den 68gern stehen geblieben sind und in deren Bücher jedes Jahr Sand vom gleichen Strand zwischen den Seiten klebt.)
Ums Haus weht heute ein warmer Wind, trägt trockene Erde von den Rosenbeeten mit sich – erinnert mich an den Chamsin in den Hügeln von Ephraim und Menashe, einer ähnlichen Gegend wie dieser.
Entsch … ich habe heute anscheinend nur Ferien im Kopf – muss mich unbedingt auch um die Ferienlektüre kümmern …

Vorher

Quartierbewohner beerschaffen selber Blumenkübel und pflanzen dieses Jahr auch selber an. Die Stadtgärtnerei übernimmt diese Aufgabe an dieser Stelle des Quartiers seit ein paar Jahren nicht mehr. Wegen Vandalismus? Geldmangel? Weil sie hauptsächlich mit Reinigungsarbeiten beschäftigt ist? Ich weiss es nicht.

Eine gute Idee, denn die Erfahrung und vor allem die Fachliteratur sagen uns, dass Partizipation durch die Quartierbewohner das beste Mittel ist gegen Zerstörung durch die Quartierbewohner.

Fortsetzung folgt.

Eine stattliche Graugans, wahrscheinlich aus einer Zucht entflogen, landete vor einiger Zeit auf dem Wohlensee. Die Schwäne freuten sich keineswegs über die Neue, zogen sich genervt in ihre schilfigen Buchten zurück und übten Ignorieren. Frau Graugans gab nicht auf, suchte immer wieder den Kontakt. Und siehe da: sie fand Beachtung bei einem schneeweissen Schwan. Die beiden wurden ein unzertrennliches Paar, haben nun ein gemeinsames Schwanenganskind mit elegant geschwungenem Hals, gesprenkeltem Schnabel und kräftigen grauen Gänseflügeln auf einem weissen Schwanenkörper.
In Berns Westen wird ab und zu auch erfolgreich integriert!

Ich notiere mir das hier schnell, weil ich gerade nur Internet und keinen Drucker habe. Dann kann ich es an einem anderen Ort ausdrucken. Papa darf bis morgen nicht hier draufschauen, sonst sieht er mein Deck und kann sich auf meine Schwächen einstellen. Mit ihm mache ich dann den Kampf.

Pitiless von: Horst Oehme

Energie
13 Energie: Kampf
12 Energie: Pflanze
Pokemon
1x Panphy
1x Rizeross
1x Georok
2x Onix (Altes Onix)
3x Tragosso (Dschungel)
1x Onix (Neo Genesis)
1x Maschock
1x Rasaff (Dschungel)
1x Knogga (Dschungel)
3x Menki (Dschungel)
3x Bluzuk (Dschungel)
1x Smettbo
2x Bisaknosp
2x Kokowei (Dschungel)
1x Nidorino
1x Ultrigaria (Dschungel)
1x Parasek (Dschungel)
1x Lorblatt (Neo Genesis)
1x Togetic (Neo Genesis)

Trainer
4x Trank
1x Plus Power
1x Mr.Fuji
1x Wartung

Wappe-Spruch
Hans Zulliger

Wär chunnt der stotzig Wäg z’düruuf
A Rosefälder düre,
Im glyche Trapp,
im glyche Schnuuf,
U streckt sy Zunge vüre?
Säg hurti, wär so gsatzlig geit
U fescht uf breite Talpe steit?
Wär isch es, wär?
Es isch der Bär, der Bärner Bär!

Mi het ihm vür, er trappi schwär,
Er chöm es bitzli gnietig,
Er sprängi nid, der Bärner Bär,
U syg nid übermüetig,
Er tanzi nid grad uf der Stell
U bsinn si zwuri, was er wöll –
So syg’s eso! …

Das ist ein Gedicht auf den alten Bären.
Der moderne, der keucht nicht mehr mit hängender Zunge und schwerem Schritt den Aargauerstalden hinauf. Er tänzelt auf dem Drahtseil hoch über dem Bahnhofplatz, hat auch als Wappen auf den öffentlichen Verkehrsmitteln und amtlichen Briefköpfen abgespeckt. Denn alles bewegt sich in der Mutzenstadt. Da muss man auch als Bär umdenken und mobil sein. Für die erwarteten Gäste gibt es einen Gratis-Fitness-Parcour durch den öffentlichen Raum. In diesem Sommer hat man besonders viele Gräben aufgerissen, Baustellen abgesperrt, Verkehr umgeleitet, Kleiderständer, Reklametafeln, Tische und Stühle, Topfpalmen und Marktstände in die Lauben gestellt. Eben in allem Bern³!

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