Alles oder nichts


Wolkentier

Heute nur das Allernötigste getan, wie Kalenderblatt gewechselt, gelesen, den Wolkentieren zugeschaut …

Houptversammlig vom Gmeinsdienscht 28. April 2017 (84. Jahr)

Guete-n-Abe mitenang, i danke öich, dass dir so zahlriich sit erschine.
Z’ersch wei mir mit dene Rose u Cherzli dene gedänke, wo hüt nümm unger üs si. I bitte alli wo chöi, churz ufzschtah. Danke!
I danke dr Margrit, dass si o das Jahr ds Protokoll schribt. Das isch gäng e grossi Arbeit. Danke!
Martha, würdisch du bi de zwe vordere Tische ds Stimmezelle übernäh? Danke.
Ueli, chönntisch du das für die zwe hingere mache? Danke.
Het öpper öppis drgäge? Danke, de fahre mer witer.
Margrit, würdisch du ds Protokoll vo 2016 verläse? Danke.
Wär das wott gnähmige, söll doch bitte d’Hand ufha. Eistimmig, danke viumau!
Mir chöme zu de Jahresbbrichte. E grosse Dank allne Leiterinne vo dr Wäbgruppe, dr Turngruppe, dr Cafégruppe, dr Alterszentrumsgruppe, dr Arbeitsgruppe Veielihoger u em Café littéraire. Mir danke für das grosse Angaschema.
D’Theres erlüteret üs d’Jahresrächnig. Danke, Theres, für die zueverlässegi u suberi Füehrig vo üser Buechhaltig.
Dank verschidene Schpände vor Kollekte us Truurgottesdienschte hei mir im vergangene Jahr unger Angerem mit 4’800 Franke d‘ Seniorearbeit u mit 3’500 Franke d’Jugendarbeit chönne ungerstütze. O verschideni Hilfswärk hei e Biitrag übercho u mir hei ds Material für üser Bastel- u Handarbeite chönne zahle. Danke allne ganz härzlech!
Dr Verein „Gmeinsdienscht“ het am Zibelemärit e Schtang gha, het e Adväntsverchouf im Chirchgmeidhuus gmacht u e Schtang (Marktstand) am Oschtereiermärit uf em Loryplatz. 400 Eier si im Schwick scho vor de Elfe verchouft gsi. Danke allne, wo gäng wider die vielfältegi Arbeit hälfe meischtere.
Üse langjährig Revisor, dr Beat, list üs itz dr Revisorebbricht vor. Danke, Beat, dass du die Arbeit gratis machsch!
(Dr Beat danket dr Theres für di tipptopp-korräkti Rächnigsfüehrig.)
Mir chöme zu de Wahle. Alli bishärige Vorschtandsmitglider wärde eischtimmig widergwählt.
Danke vilmal, e settegi Wärtschätzig u Anerchennig isch üs gäng wider Motivation.
D’Kathrin suecht no Hälferinne u Hälfer für im Novämber d’Wiehnachtschrippe im Antree vo dr Chilche ufzschtelle u im Jänner de wider abzruume. Das isch e schöni u kreativi Arbeit, wo jedes siner Idee cha iibringe.

Äs git no vil z’danke a däm Abe:
dene, wo d’Tische so schön deckt hei,
dene, wo Kafi oder Tee iischänke, dene, wo die feine Bletterteigschalusie bbache hei,
dene, wo dr Taxidienscht mache,
am Sigerischt, wo dr Hällrumprojeter u d’Bestuehlig igrichtet het,
em Chirchgmeinrat u dr Pfarrerin wo ar Versammlig hei teil gno.
E ganz härzleche Dank de 204 Mitglider, wo ihre Mitgliderbitrag (Fr. 12.-) zahlt hei, vili sogar meh, als si hätte müesse!

Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt sicher über 65 Jahren. Junge Leute wären hoch willkommen.
Auch bei der nächsten Hauptversammlung werden Kerzen brennen, aber jemand wird noch da sein, um jemandem zu danken.

Marokkanisches

(Irgend einmal weiter unten passt dieses Foto in den Text.)

Den März-WMDEDGT-Tag verbrachte ich mit lästiger Grippe im Bett. Die Notizen zum 5. April kommen etwas verspätet. Die Inder würden jetzt sagen: Better late then never.
Weitere pünktlich erschienene WMDEDGT-Beiträge auf der Website der In­i­ti­an­tin dieser Rubrik.

Erika wachte auf und wusste nicht, wo sie war. Es war Nacht, aber hell. Sie tastete nach der Nachttischlampe, aber da war keine. Ihre Hand berührte die kalte Wand. Sie schreckte auf. Ein dicker Mond sah aus, als bückte er sich, um zu ihr hereinzuschauen…

Das bin natürlich nicht ich, sondern das ehemalige Model Erika Keiner. Erika hat sich eben von ihrem Ehemann getrennt und ist von einem Haus am Zürichberg in ein „Problemquartier“ an den Stadtrand gezogen. (Vor dem Aufstehen lese ich ein paar Seiten aus „Das wahre Leben“).

Heute stehe ich um sechs Uhr auf. Draussen ist es noch grau und kalt – Mantelwetter. Ich dusche und wasche mir die Haare, trockne nach Anleitung von „Brigitte Woman“ einzelne Strähnen (für mehr Fülle) und nur lauwarm. Bis ich draussen in der feuchten Luft bin, klappt das kurz mit dem Volumen. Dann lüfte ich die Wohnung, mache das Bett und räume das Geschirr aus der Spülmaschine.

Um zehn nach sieben Uhr hole ich meine Enkelin im 12. Stock ab, um sie ein Stück weit in die neue Schule zu begleiten. Obwohl sie den Weg gut kennt, kann ich ihr damit eine Freude machen. Am „Beerenplatz“ – die Ansagerin vermeidet das ä – steigt die Schülerin aus und ich beschliesse, eine Runde über die Endstation der Tramlinie zu drehen. Zuerst ein Stück durch die Altstadt Richtung Zytglogge, dann nach rechts. Von der Brücke aus habe ich einen weiten Blick auf die Aare mit den aperen Kiesbänken. An Museen und Villen vorbei ruckelt das Tram Richtung Südosten bis ans entgegengesetzte Ende der Stadt. Hier gibt es auch Hochhäuser. In der Wendeschleife hat jemand einige Gartenbeete angelegt. In zwanzig Minuten bin ich wieder in der Stadt.

Beim Bancomat erschrecke ich einen Kunden, als ich an das Nachbargerät trete. Man kann ja nie wissen, wer einem Geld oder Code entreisst. Ich biege in „meine“ alte Gasse und in das Haus, in welchem ich viele Arbeitsjahre verbracht habe, ein. In der früheren Lehrbuchsammlung befindet sich jetzt ein Café mit Polsterstühlen und Sofas.
Meine „Schale“ – mit einem Glas Wasser – wird umgehend gebracht. Ob ich auch ein „Gipfeli“ möchte? Nein, danke. (Wenn ich eins will, bestelle ich es.)

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Gartenschlaefer

(Selbst vom kleinsten Papierchen wie dieser Briefmarke kann man etwas lernen.)

Hinter trüben Wolken versteckt nahm er zu, bis er gestern Nacht dann hell auf mein Bett schien. Dabei hätte ich in den vergangenen Wochen viel Zeit gehabt, neben Husten und Fiebern, ihm ein bisschen beim Vollmöndeln zuzuschauen.

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Frauentag

Es hätten gut noch einige hundert Frauen Platz vor dem Bundeshaus gefunden. Allerdings hätten diese auf ein pinkes Strickzeug verzichten müssen, denn diese Farbe ist seit gestern in der Stadt so ziemlich ausverkauft.

AHV

Die letzten Knäuel wurden in ein eindrückliches Transparent gegen die Erhöhung des AHV-Alters für Frauen verstrickt.

Frauentag I Frauentag II
Frauentag III Frauentag IV

Trotz angesagten Regens kommt doch ein lustiges Grüppchen pinkbehüteter Strickerinnen – unbewilligt – auf dem Bundesplatz zusammen. Ich freue mich sehr, einige Frauen aus meinem früheren Leben in der „Frauenszene“ wieder zu treffen (vor mehr als 20 Jahren).

Dass Frauen wieder einmal zu laut sind, wird ihnen so gegen 13:00 Uhr aus dem nahen Bundeshaus mitgeteilt: „Ruhe! Session wird massiv gestört! Weg mit den Lautsprechern! Werden sonst konfisziert!“ Pfiffe und übermütiges Gelächter auf dem Platz: „Klar, im Mund halten sind wir Spitze, ha, ha, ha!“
(Medienwirksam wurde am Vormittag auch im Bundeshaus gestrickt, wobei die willigen Männer geduldig von den Parlamentarierinnen angeleitet wurden.)

Frauentag V

Dieser Pussyhat ist nicht rechtzeitig zum 8. März fertig geworden, was aber die Trägerin nicht zu stören scheint. Sobald sie wieder eine freie Minute hat, wird sie weiterstricken.

„Weshalb sind Sie hier?“ fragt mich ein junger Journalist. Ja, weshalb? Die Liste der Gründe wäre lang.

„Der Umgang der Schweiz mit den Frauenrechten ist in vielerlei Hinsicht bedenklich, ja besorgniserregend. Es besteht staatlicher Handlungsbedarf, und zwar nicht zu knapp. Zu diesem Schluss kommt der jüngste Bericht des Uno-Ausschusses zur Geschlechtergleichstellung in der Schweiz, der Ende 2016 mit über siebzig Empfehlungen veröffentlicht worden ist.“ (NZZ, 07.03.2017)

Frauentag VI

Journalistinnen sind in grosser Zahl angerückt und froh über alles, was man ihnen erzählt.

Regula Ritz Flavia Wasserfallen
Frauentag VII Frauentag VIII

Ich wünsche uns allen, auch den Männern, ein weniger frauenfeindliches Jahr!

Im Moment gibt es nicht viel Erfreuliches von ennet dem Grossen Teich zu lesen, deshalb bin ich froh um den kleinsten Lichtblick.

Danke allen Lehrerinnen und Lehrern, die heute pünktlich ihre Klasse in Empfang genommen haben. Das ist nicht selbstverständlich!
Danke meinen beiden Töchtern, die heute gut vorbereitet vor ihre SchülerInnen und MitarbeiterInnen treten und Unvorhergesehenes managen werden.

Meine Enkelin (10 J.) hat einen Abschiedskuchen gebacken – Schoggi mit bunten Zuckerperlen und Marzipangemüse. Heute ist ihr letzter Tag in der schlechtesten Schule der Stadt. Wir alle haben’s versucht, bis das Mädchen jeden Abend weinte, nachts nicht mehr schlafen konnte und keine Hausaufgaben mehr heim brachte. Die Klasse war ihr viel zu chaotisch und laut. Die Schlägereien, besonders in der Pause, waren ihr zuwider. Sie wurde vor einiger Zeit zur Peacemakerin gewählt (Wer Ruhe und Frieden will, soll gefälligst selber dafür sorgen?). Dieses „Amt“ belastete die Viertklässlerin nur noch mehr, besonders, wenn sie Konflikte lösen wollte/sollte – etwa nach Turnstunden mit verlorenen Spielen – und keine Erwachsener weit und breit zu finden war.
3rd, female hat einen Platz in einer sehr guten Schule erhalten. Um ihn zu bezahlen, werden wir uns alle einschränken müssen. Aber das kennen wir ja schon von früher. Viel Glück zum Start am neuen Ort!

… im alten Haus.
Über das alte Haus im Dorf habe ich hier schon oft berichtet.
Nach dem Tod der Eltern räumten wir nicht nur ihre hinterlassenen Sachen aus Stuben, Keller, Garten und Bühne, sondern auch alles, was frühere Bewohner in den vergangenen hundertdreissig Jahren zurück gelassen und Generationen von fleissigen Spinnen mit einem grauen Vlies zugedeckt hatten. Neben papierenen Wespennestern gab es zwischen den Balken auch die fein erhaltene Mumie einer Ratte. Während wir drei Schwestern mit der Unterstützung unserer Kinder putzten und fegten, konnten wir uns nach und nach vom Haus „Dorf 10“ verabschieden. Wer hier wohl einziehen wird? Werden neue Besitzer alles „aushöhlen“ und teure Eigentumswohnungen in die historische Hülle einbauen?

Das Haus hatte Glück. Von der neuen Besitzerin, einer Stiftung, wurde es fachgerecht und liebevoll umgebaut. Viel Altes wurde aufgefrischt und am Ort belassen. Unter dem weiten Dach hat eine sozialpädagogische Wohngemeinschft ihr Zuhause. Es wird nun u.a. musiziert, gemalt, geschreinert, und regelmässig finden auf der ehemaligen Bühne kulturelle Veranstaltungen statt.
Ich bin sicher, dass irgendwo auch eine neue Generation Spinnen netzelt.

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Am 30. November 2016 habe ich hier geschrieben:

Je näher die Wahlen rücken, desto mehr zweifle ich daran, dass wir nach 184 Jahren Herrschaft endlich eine Stadtpräsidentin bekommen

Das Stadtpräsidium von Bern bleibt fest in Männerhand! Das ist bitter.
Mein Dank und meine Hochachtung allen, die sich für eine Stadtpräsidentin einsetzten. Es war nicht leicht, sich zu exponieren, denn der Gegenkandidat und heutige Sieger samt seinen zahlreichen Anhängerinnen und Anhängern gehören einer Gruppe an, die das Sagen in den meisten Bereichen unserer Gemeinde hat.
Interessant war, dass sich diesseits die Wahl ähnlich abspielte, wie ennet dem Grossen Teich – nur eben auf Seldwyla zugeschnitten.
Kein Blatt war sich zu schade, die Kandidatin zu diskreditieren, monatelang herunterzumachen, in ihrem Privatleben auf Jahre zurück zu schnüffeln, Frisur und Kleidung zu kritisieren, sämtliche frauenfeidlichen und verleumderischen Kommentare stehen zu lassen, die Verdienste der Politikerin abzuwerten und sie als Frau zu verspotten. So etwas muss frau aushalten. Ich könnte z’luter Wasser gränne.

Die Unterlegene wird ihre Arbeit im Gemeinderat fortsetzten zum Wohle unserer Stadt – und des neuen Stadtpräsidenten.

Eines Tages, wer weiss, wird sie zu der Überzeugung gelangen, dass die heutige Niederlage gut für sie war.

Botschaft an die Nachkommen

Hier eine mütterliche Zettel-Botschaft an die Nachkommen:

Diese Pfanne hat noch dem Grosi Rosa Schenk-Haueter gehört, darum stelle ich sie beiseite. Euch wird es nicht schwer fallen sie weg zu schmeissen.
Grosi Glauser-Schenk

Heute vor zehn Jahren – es war auch ein Dienstag – ist meine Mutter gestorben. Ich erinnere mich an die friedliche Stimmung im alten Haus. Mutter lag still in ihrem Bett, als ob sie noch den Liedern auf ihrer Lieblings-CD lauschen würde: Heimlig isch der Summer gange, Näbel isch uf d’Bärge cho
Im Ofen brannte das Feuer und um den Esstisch sassen Familienmitglieder und Besucher, während meine Schwester Rosy etwas kochte und alles ruhig im Griff hatte, wie in all den Jahren, als wir Müeti pflegen halfen.
Mutter hatte immer sehr gern geschrieben. Ihre „träfen“ Briefe an Ämter, Zeitungen, Familienmitglieder und Verwandte lösten nicht immer eitel Freude aus. Sie schrieb auf jedes Zettelchen, das ihr in die Hand kam. Das hing sicher mit ihrer entbehrungsreichen Kinder- und Jugendzeit zusammen. So ein leerer, weisser, linierter Schreibblock, ein freier Augenblick nach einem langen Arbeitstag, dazu eine umher hängende Ungerechtigkeit in der Familie, der Gemeinde, der Welt und schon purzelten die Wörter aufs Blatt.
Vater sagte dann: „Advokat hätte sie werden sollen, unsere Mutter.“
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drei Knaben

Zusammen mit den anderen Krippenfiguren werden sie heute weich verpackt in die Holztruhe gelegt. Jedes Jahr ist das ein Moment, in welchem ich mich frage, wie es wohl beim nächsten Auspacken sein wird. Mache ich das noch selber oder lesen meine Kinder die kleinen Zettel in den Schachteln?
Drei Könige, zwei Teile. Sorgfältig und auf weicher Unterlage auspacken. Liebe Grüsse und eine friedliche nicht allzu stressige Adventszeit. I., 9-11-2011

Auf der Truhe steht der Name meines Grossvaters und das Jahr 1893, an welchem er 20 Jahre alt und volljährig geworden war.
Über diesen Johann Sch. weiss ich nicht viel. Man sagte, er sei ein uneheliches Kind einer Bauernmagd und eines Wanderarbeiters aus dem Süden gewesen. Das „fremdländische“ Aussehen habe er seinen Kindern vererbt. Er war ein geschickter Schuhmacher, Reisigwellenbinder und Feldmauser, der nach dem Tagewerk auf seiner Handharmonika spielte. Leider konnten er und seine Frau Rosa trotz fleissiger Arbeit „vo eire Tagheiteri zur angere“ nur eines ihrer vier Kinder ernähren. Die anderen drei verbrachten ihre Jugend als Verdingkinder bei Bauern.

Ich habe es verpasst, mehr über meine Grosseltern mütterlicherseits heraus zu finden. Vor einigen Jahren wurden die Akten der kantonalen Ämter umgelagert. In meiner Heimatgemeinde macht man den Beamten mit Nachfragen zurück ins 20. Jahrhundert (noch nicht digitalisiert) gar keine Freude. Um den Todestag meiner Grossmutter mütterlicherseits im Archiv nachzuschlagen, brauchte es über ein Jahr und die Androhung eines Leserbriefs, bis jemand in den Keller der örtlichen Turnhalle hinunter stieg und einen Ordner öffnete.

(Über die Vorfahren meines Vaters – meist Bauern und Totengräber im Nebenamt – geht der Stammbaum zurück bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.)

Meine Enkelkinder lieben es, in der alten Truhe, dem Trögli, zu kramen.
Wenn ich alle Weihnachtsdekoratioen weggeräumt habe, öffnen wir den Deckel anfangs April wieder für Ogdern – kein Schreibfehler, sondern aus Emil Steinbergers Kreuzworträtsel;-)

Isabelle schlug die Decke zur Seite, stand auf und trat ans Fenster. Draussen war es noch dunkel. Der Sternenhimmel war von einer unglaublichen Intensität – der Mistral hatte jeden Schleier weggeblasen, weit weg, hinaus aufs Meer. Es hatte deutlich abgekühlt. Irgendetwas peitschte in den Böen gegen das geschindelte Dach ….

Das bin natürlich nicht ich, sondern Isabelle Bonnet, ehemalige Chefin der Police nationale und jetzt, auf eigenen Wunsch, Kommissarin in einem südfranzösichen Dorf, 978-3-426-52111-3.

Ich erwache um 05:43 Uhr mit Kopfschmerzen, draussen ist es heller als sonst – der angekündigte „Schnee bis in die Niederungen“ bedeckt spurenlos das Quartier unter mir. Im Block ist alles ruhig. Ich schlüpfe noch mal unter die Decke und öffne auf meinem iPad die Leseprobe (siehe oben) eines Krimis. 62 Gratisseiten lang befinde ich mich in der Provence, wo Isabelle Bonnet bei einem frühen Morgenspaziergang – auch sie ist mit Kopfschmerzen erwacht – über eine nackte Männerleiche stolpert.
Am Ende der Leseprobe drücke ich nicht auf „Kaufen“.
Anschliessend lese ich hundert Seiten aus dem Februarbuch für „mein“ Café littéraire. Eine Mutter-Töchter-Schwestern-Geschichte, wird als Mutmacherbuch angepriesen und war der Vorschlag einer Leserin aus der Gruppe. Nach hundert Seiten bin ich überzeugt, dass die restlichen zweihundertvierundsechzig von mir ungelesen bleiben werden.
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Panettone

Zusammen mit dem Rest der Blogk-Familie ausserhalb des Fotos (jaja, unscharf, Frau Susanne;-() wird der Panettone „Boella Crema Arancia“ bis auf den letzten Krümel aufgegessen.

Damit der Panettone wachsen kann, braucht es Zeit. 72 Stunden lang wird der Teig gehätschelt, behütet, gewärmt gekühlt, gebacken und dann wieder sanft abgekühlt (… raffredare lentamente). Am Vortag nehmen die Bäcker den Mutterteig aus der Schüssel und teilen ihn in Stücke, kneten Mehl und reine Butter hinein.
Währen der Nacht wächst der Teig über sich selber hinaus. Steigt über den Schüsselrand empor (… il bordo della ciotola). Kräftige Männerarme nehmen ihn in Empfang, falten und kneten ihn von Hand und mischen zuletzt die Zutaten hinein: Sultaninen aus biologischem Anbau und kandierte Fruchtstücke, sonst nichts. Deshalb schmeckt der Panettone genau so wie er muss.
Jeder Panettone wird heute noch mit grosser Sorgfalt von Menschen für Sie eingepackt.

Ich liebe diese „Geschichten“ auf Verpackungen von italienischen Lebensmitteln. Sollten wir uns nicht auch Zeit nehmen, um zu wachsen, und über den Schüsselrand empor zu steigen? Hätscheln, behüten, wärmen, sanft abkühlen und dabei genau werden, wie man muss!
Der Panettone (ich meinte immer, Panettone sei weiblich) war, wie alle Jahre zuvor, ein Geschenk von meiner Schwester Rosy.
Merci 1000!

Herr und Frau Muthunayagam haben für diese letzte Woche vor Weihnachten 36 Maschinen Wäsche eingeschrieben. Jedes textile Fetzchen, welches Wasser verträgt, soll bis zum Fest gründlich durchgespült sein. Frau Flühmann im 20. Stock regt sich über solch massive Besetzung der Waschmaschinen heftig auf. Bei Muthunayagams sei sowieso immer alles blitzblank und dieser Ansturm auf den Waschsalon völlig unnötig.

Anfangs Dezember klebt der Hausmeister ein Merkblatt mit seinen Putzterminen in den Lift. Die Mieterinnen und Mieter werden gebeten, alle Gegenstände, die sie vor der Wohnungstür stehen haben, wegzuräumen, denn der Vorraum wird gefegt und poliert. Im Gegensatz zu anderen Mietshäusern ist es bei uns erlaubt, „Gegenstände, die den Eingang zur Wohnung verschönern“ hinzustellen.
(Selten wird in diesem Fall über Geschmack gestritten. Das triste Bild mit den braun und violett ineinanderlaufenden Spiralen, welches meine Nachbarin zwischen unsere beiden Wohnungstüren gehängt hatte, wechselte ich erst nach fünf Jahren aus nach einem längeren Gespräch mit ihr.)

Obwohl im Block ein grosser Teil der Bewohnerinnen und Bewohner nach dem Buch kein Christfest feiern, hängen jetzt an vielen Türen Weihnachtsdekorationen in Form von Kränzen, Kugeln, Glocken, Bändern, Schneemännern und Engeln. Es gibt kaum eine Wohnung, in welcher nicht mindestens ein Plastikbaum mit bunten Kerzen aufgeklappt wird.

Im Sommer achtet man kaum darauf, dass unsere Strasse nach einem der drei Weisen aus dem Morgenland benannt ist. Erst in der Adventszeit denkt die Eine oder der Andere vielleicht kurz an den König von Nubien und Arabien, der einem Stern nach ging in rotem Mantel und mit Gold im Gepäck.

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Der Glockenturm spielt – immer drei Minuten vor dem Stundenschlag der Kirchen – eine kurze Melodie. Heute ist es „Leise rieselt der Schnee“.
Etwas Schnee liegt nur auf den Bergketten am Horizont. Trotzdem ist ein früher Morgen mit Rauhreif vom 16. Stock aus gesehen auch zauberhaft.

Wald mit Rauhreif

Blick von meinem Balkon Richtung Nordwesten zum Jura.

2 Bäume

Rauhreif in die Reihenhausgärten vor meinem Block.

Pausenplatz

Der Pausenplatz mit Schulhäusern. Unsere Kinder sitzen – welch ein Glück – im Warmen.

Über die Winter in meiner Kindheit habe ich hier geschrieben. Schifahren, meist auf zu langen Latten und und in unpassenden Schuhen, war bei tiefem Schnee eine Notwendigkeit, weit weg von jeglichem Vergnügen. An einem nebligen Morgen kam ich zu spät zur Schule. Ich hatte mich auf einem Feld verirrt, traf immer wieder auf meine Schispur und fand eine zeitlang den Weg ins Dorf nicht mehr. Meine Eltern hatten den ganzen Winter damit zu tun, täglich den Fussweg vom Bauernhaus hinauf zur Dorfstrasse frei zu schaufeln und Fenster und Türen von Schneewechten zu befreien. Auf und über dem Sitzofen wurden die durchnässten wollenen Winterkleider getrocknet. Daran und an den Geruch in der Wohnstube erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich die Schneeanzüge, Jacken, Handschuhe und Mützen meiner Enkelkinder aufhänge, alle aus diesen bunten, leichten, wasserdichten Materialien und im Nu trocken.

Mit Schnee an Weihnachten sei nicht zu rechnen, melden die Meteorologen. Im Berner Oberland schneien die Kanonen weisse Bänder in braune Landschaft.

Sie laufen heimlich ab, versperren einem den Platz in Geldbeutel- und Taschenfächern und brodusiern oft Apfal, alle diese Bons, Kleber, Stickers, Goldpunkte, Märkli, Rubbellose usw. Eigentlich finde ich jegliche Art von Gutscheinen mühsam – Bücherbons ausgenommen.
Trotzdem freute ich mich, als ich neulich beim Abstauben einen Umschlag mit einer Geschenkkarte hinter einem Fotorahmen fand: Fr. 100.- für Ihr Coiffure mit der besonderen Atmosphäre und dem gewissen Etwas (deutsch: Ihr Frisur mit der besonderen Atmosphäre und dem gewissen Etwas??).
Ein guter Anstoss, vor den Festtagen wieder einen schön geformten Hinterkopf zu holen. Zum Glück hat Gutschein Nr. 1666 kein Verfallsdatum. Er muss schon sehr lange hinter dem Bild gesteckt haben, was leider nicht gerade das beste Licht auf meine Abstaubmoral wirft.
Vor dem CoiffeurCoiffure-Salon greife ich zur Karte in meiner Tasche – vergebens. Sie ist weg.
Wowiewannwarumwer ratlos und mit immer noch flachem Hinterkopf komme ich nach Hause. Hier ist er auch nicht. Ich telefoniere versuchshalber in die Coiffure. Eine freundliche Nadine hört mir zu und verspricht, den Fall ihrem Chef darzulegen. Falls es eine noch offene Nr. 1666 gibt, höre ich von ihr.

Alles hat geklappt. Nadine hat mir eine neue Geschenkkarte geschrieben, sie mit Goldstift verziert und an der Coiffure-Kasse deponiert.
Bereits einen Tag später sitze ich in der besonderen Atmosphäre und dem gewissen Etwas bei Ramona. Sie mischt ein Pfirsich-Lavendel-Shampoo, erklärt, dass sie meine grauen Haare damit aufhelle, weil graue Haare oft eine leicht urinfarbene Gelbspur hätten. Ups, ich glaube, sie will mir so einen Gelbspurwegspüler verkaufen. Ich möchte nicht und betone, dass meine Haare überhaupt nicht die geringste Gelbspur aufweisen würden. Ich sei prima zufrieden mit meiner Haarfarbe, grau hin oder her.
Ramona weiss, wann’s genug ist. Sie habe ihr Haar rot gefärbt, als das noch nicht so in Mode gewesen sei. Inzwischen sieht ihr Pferdeschwanz etwas orange und struppig aus.
Soll sie mir die Haare bis oberhalb der Ohren kürzen, hinten wieder in die Spitze schneiden? Lieber stumpf oder etwas wild? Wild ist ok. Sie schabt mit dem Messer über meine Haarsträhnen und schüttelt die feinen Büschel ab. Dabei vernehme ich, dass Ramona heuer dreimal Weihnachten feiern darf: zuerst mit dem Götti, der Geburtstag hat, dann mit der Familie und zum ersten Mal nach drei Jahren Zusammensein mit der Familie ihres Freundes. Darauf freut sie sich sehr, und „ds Mami vom Fründ“ freut sich auch, denn die Familie besteht nur aus drei Personen und da macht ein Zuwachs sehr glücklich. („Und erst noch ein so netter“, schiebe ich ein.) Weihnachten zu Dritt ist ja auch ein bisschen mickrig, sinniert die junge Frau.
Soll sie ein bisschen Schaum? „Ja, bitte, lieber als Spray“.
Ramona hat das gut gemacht. Kein Mensch sieht, dass ich bei der Coiffeuse war, obwohl der Hinterkopf doch nun nicht mehr so „vertätscht“ ist.

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Als der Radiowecker klingelte, langte Juliette mit ausgestrecktem Arm nach dem Nachttisch und warf auf diese Weise den Wecker zu Boden, womit das grässliche Summen aufhörte. Sie schob ihr Federbett zur Seite …

Das bin natürlich nicht ich, sondern Juliette Beaumont aus dem Buch, in welchem ich vor dem Aufstehen noch ein paar Seiten lese. Es ist das „Winterbuch“ aus meinem Café littéraire. Laut Werbung von RTL France auf der hinteren Seite des Umschlags ist dieser Roman gefährlich und man könne ihn nicht mehr aus der Hand legen. Ich kann.
Dichter Nebel schwappt mir entgegen, als ich das Fenster öffne. Auf dem Sims liegen zahlreiche tote Mücken. Seitdem die Fassade des Blocks isoliert wurde und deshalb die Fenster tiefer liegen, suchen Mücken und allerlei Käfer hier Schutz vor der Kälte. Gestorben sind sie ja zu dieser Jahreszeit immer, aber ein bisschen diskreter. Oft wurde in den vergangenen Wochen der Hausmeister zu Hilfe gerufen. Der konnte nur zu einem Lappen und Seifenwasser raten.

Ich beschliesse, die erfrorenen Mücken heute liegen zu lassen. Vor dem Duschen und Anziehen werfe ich einen Blick auf die News-Schlagzeilen, mache die angezeigten Uploads auf meinem iPhone. Später lese und beantworte ich ein paar Mails und bezahle eine kleine Weihnachtsspende hier ein. Wer weiss, vielleicht reicht es für eine Nähmaschine. Beim Zusammenlegen der gestern Abend gewaschenen Wäsche stelle ich, wie früher schon, weiteren Sockenfrass fest: 23 Einzelpilze, aber immerhin 33 Paare. Ich falte auch die übrige Wäsche (für die Kleinkrähen) und lege sie zum Mitnehmen in eine blaue Tasche aus dem Elchhaus.
Falls jemand hier liest, möchte sie/er eeendlich Kaffee. Ich auch.
Wenn man im 16. Stock wohnt, versucht man möglichst viel in einem Gang zu erledigen. Also packe ich die diversen Plastikflaschen in den Einkaufswagen, binde den Müllsack zu, schnappe die Einkaufsliste und fahre mit dem Lift ins EG. Im „Ghüderhüsli“ (Kehrichtraum) werfe ich den Abfallsack in einen der riesigen Kontainer. Auf dem Weg zur Tramhaltestelle mache ich einen kurzen Abstecher in den Garten. Dort ist von meiner letzten Sammelaktion nichts mehr zu sehen. Eine neue Laubdecke liegt auf Beeten und Rasen. Wie die Mücken auf dem Fenstersims, lasse ich auch die Blätter liegen und fülle nur frische Körner ins Vogelhaus. Auf dem Rosmarinstrauch daneben liegt ein Rauhreifspinnennetz.
Beim Orangen Riesen werfe ich die Flaschen in die Sammelbehälter. Für meine Tochter, die morgen Geburtstag hat, suche ich den Topf mit der schönsten Christrose aus. Frau Moosberger an der Blumenkasse stellt mir die Pflanze sorgfältig in eine Tüte. Ich kann diese bei ihr deponieren, bis ich meinen Einkauf erledigt habe.

Endlich nehme ich mir im Orangen-Riesen-Restaurant eine angewärmte Tasse und drücke auf die Milchkaffeetaste. Es gibt, obwohl es langsam gegen Mittag geht, noch ein Croissant. Nun lese ich die Zeitung und überspringe auch ab und zu einen schrecklichen Bericht.
Kurz nach elf, ein bisschen vor den Arbeitern, kommen zahlreiche Rentnerinnen und Rentner zum Mittagessen. Das ist mir noch nie aufgefallen. Es gibt unter anderem Fleischvögel mit Gemüse und sieht sehr lecker aus. Ausserdem gibt es Zeitungen und Bekannte für ein Schwätzchen.
Nun mache ich meine Einkaufsrunde. Heute kann man Mandarinen und geräucherten Schinken degustieren. Die Teller unter den Plastikhauben sind beinahe leer. Mit meiner Dauersorge, einmal richtig arm zu sein, stelle ich mir vor, dann diesen Degustationsplatten nach zu gehen und Traubenbeeren, Hobelkäse, Christstollen, Salami und Grossmutters Lebkuchen zu verschlingenprobieren. Immerhin ein Plan für schlechte Zeiten.
Aber – GSD – kann ich mir noch kaufen, was ich brauche. Mit Frau Minder, der Mitarbeiterin, welche im Sousol alle Regale auffüllt und im Schuss hält, wechsle ich immer ein paar Worte. Sie hat eine neue Frisur: auf einer Seite Millimeterschnitt, sieht sportlich aus. „Ja, man merkt’s, die Weihnachtszeit ist für viele Kunden nicht leicht“. Zum Glück arbeite sie in einem guten Team, da könne man das durchhalten.
Nun hole ich noch die Christrose ab und mache mich auf den Heimweg. Es ist nun 12:20 Uhr.

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Tauben ausgeflogen

Die Tauben sind also weg. Schätzen wir den Spatz in der Hand!

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Der Bethlehemstern auf unserem Block wurde am Freitag bei trockenem Hochnebelwetter aufgerichtet. Die Beleuchtung funktioniert tadellos.
Wie jedes Jahr haben die Bewohnerinnen und Bewohner im benachbarten Glöggliweg alles gegeben, um Reihenhäuser und Gärten festlich zu schmücken.
Auf dem Heimweg werfe ich einen Blick auf die Lichterketten.
Eine grimmige Männerstimme aus dem Vorgärtchen:
„Gottfriedstutz, warum brönnt dä Bock nid?“
(Gemeint ist der Leuchtschlauch-Rehbock)

fuckfaktisches:

Meine Tochter (2nd, female) schreibt mir am 21.11.16, 22:17:

Wenn du mal Zeit hast, 8 Seiten zu lesen …

Ich habe die acht Seiten eben gelesen und muss, quasi als Verdauungshilfe, meine Blog-Woche mit diesem Video abschliessen (Link ebenfalls von meiner Tochter):

(1996 Kennedy Center Honors, Washington D.C.)

Auch in unserer kleinen Stadt stehen Wahlen an.
Je näher sie rücken, desto mehr zweifle ich daran, dass wir nach 184 Jahren Herrschaft endlich eine Stadtpräsidentin bekommen, denn seit Monaten wird eine für dieses Amt bestens qualifizierte Kandidatin wacker demontiert. Auch sie hat (siehe oben) „zwei Gesichter“, „prescht schon wieder vor“ wie damals, „mit Ambitionen auf einen Sitz im Gemeinderat“, sie „nimmt Mitfrauen Wind aus den Segeln“, „desavouiert Bündnispartner“. Sie sei schnippisch, schaue nur für ihr Wohnquartier, nehme ihre Kinder bis spät in die Nacht mit an Veranstaltungen. Taxifahrer und auch -fahrerinnen verfluchen sie wegen der Baustellen in der Stadt, den Velowegen und -streifen, den mangelnden Parkplätzen und ihrer Nichtnähe zu den „Büetzern“. Ganz klar, dass über keinen kandidierenden Mann so etwas geschrieben wird.
Wir müssen einfach sofort damit anfangen, vor unseren eigenen Türe zu wischen.

Friedhof am Langen Berg

Bei Nebel und Schnee die Gräber der Eltern mit Tannenästen zudecken, mit einem Topf Christrosen und einer weissen Kerze schmücken (mit Sensor, damit sie nur im Dunkeln brennt.)

Der November tut’s dem Oktober nach: er drängelt sich eilig an mir vorbei. Ich mache es diesen Wochen auch leicht, denn oft habe ich keine Hand frei, sie mindestens ein bisschen aufzuhalten. Ich buttele Kleinstmädchen, singe 11 vergessen geglaubte Vogelhochzeitsstrophen bis Kindchen schläft, schleppe letztes Gemüsegrün vom Garten in die Küche, wasche fein, bügle dampfend, streiche Brote gesund, übe mit den „Grossen“ Ergänzen auf eine Million, Wortarten und Sauriernamen, rühre Schoppen und Suppen, lese vor, schimpfe ein bisschen JackenaufhängenSchuhezusam-menstellennichtinderWohnungschutten, flicke – auch heute noch – völlig durchgewetzte Lieblingshosen (mit Kindchen auf dem Schoss, welches das Schnurren der Nähmaschine liebt und mich mit grossen Kirschenaugen anschaut, wenn ich sage: „Nei, nei, nid ds Fingerli i d’Nadle ha, das macht ganz fescht Bobo!“ (Sage im Laufe des Tages noch ganz andere Sachen als „Bobo“).
Immer wieder nehme ich mir vor, einmal das Protokoll eines Wochentags zu machen. (Woran anderen Bloggerinnen auch schon dachten und wahrscheinlich sogar umsetzten).

In meiner Zeit als Bibliothekarin in einem Archiv für Frauengeschichte begegnete ich Augusta Gillabert-Randin – nicht persönlich, denn sie starb bereits 1940. Um der Frauenarbeit sichtbar zu machen, schrieb sie u.a. auch so eine Alltagsliste.
Am vergangenen Mittwoch traf ich mich mit Frauen aus „meinem“ Café Littéraire. Wir verbrachten den ganzen Vormittag in einer Buchhandlung, kauften viele Bücher, sprachen kaum über die US-Wahl, sondern nur darüber, was wir gerne gelesen hatten, welches von den neuen Büchern wir als erstes lesen würden und welche Titel wir den Frauen im Café Littéraire fürs 2017 – unserem 35. Jubiläumsjahr – vorschlagen könnten.
Vor einigen Tagen wurde ein junger Journalist gefragt, was er nun nach diesem Berichterstattungsmarathon aus Washington zu Hause in der Schweiz als erstes tun würde. Er werde seine Kinder umarmen.
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