Aus erster Hand


… die Vereinigten Freikirchen können sich, im Gegensatz zu der Reformierten Landeskirche über mangelden Zulauf nicht beklagen. Morgen z.B. ist Wurstsonntag. Am „Chueh-Brüggli“ in Thun, dort wo jedes Jahr die Werbeplane des Zirkus‘ Knie hängt, wirbt in diesen Tagen eine Wurst mit Flügelchen für das Event Beten – Singen – Lobpreisen – Tanzen – Essen. In einer der Selve-Hallen der stillgelegten schweizerischen Waffenschmiede, werden morgen die meist jungen Gläubigen aus nah und fern Gott preisen und Wurst essen, weil ihnen „der Himmel nicht Wurscht ist“.
Der Termin ist umsichtig gewählt, laufen doch heute bei Coop und Migros Cervelat-Aktionen: 10 Stück à Fr. 5.-
Ist dies nicht ein schönes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Wirtschaft?

[Auszug aus einem Gespräch über 11 Busstationen. Ich sass neben einer Russin, 64 Jahre alt, vor 25 Jahren von Moskau in die Schweiz migriert, schon ewige Zeiten im Block.]

Meine Liebe wie geeht es? Ich war in Ferien mit ganze Famiilie, nein, so kann man nicht sagen, mit meine Schwestärr, meine Cusín und seine Frau und viele von ihren Brüder und Schwestärr, eine von Ohio und eine von Berlin, einfach viele Läute, sie kennen sich aus Moskau, aus den 50 und 60 Jahren. Es waren die schönste Ferie, die ich gelebt habe und glaube mir, ich hatte viele Ferien! Ich bin pensioniärt! Es war ein Schiff in diese Karibik, mit alles. Mit eine Berg und Glofplatz und jeden Tag Konzert und jeden Tag Tanzen und jeden Tag schöne Schminke, mit Jakuzi und Suuschi und mit Essen, wie du nie gesehen hast. Eine Melone, gemacht wie ein Kopf! Und Krevetten! So gut oarganisiert. So gut oarganisiert.

– Habt ihr auch Ausflüge gema……?

Aber sicher waren wir in Porrto Ricco wun-der-schöän, aber andere Inseln nicht so gut, viele arme Läute, viel arme Häuser, nein, nein, das war nicht so gut. Aber die Amerikaner, sie sind lustige Läute, sähr lustig. Sie tanzen sähr gut und kümmern sich nicht. Meine Tochtär – du kennst meine Tochtär? Sie ist 33 Jahr geworden und hat immer noch diese Stefan, seit zwälf Jahre. Ich mach mir grosse Sorgen, ooohne Kinder… Ihr Doktorr sagt, alles in Ordnung mit meine Tochtär, aber diese Stefan, er will zu keinem Doktorr – aber mein Tochtär, sie hat angerufen von Florida, sie macht ihre Ferien, sie sagt, grosse Schiff ist für aalte Läute, aber ich sage, alle waren da, auch junnge Läute und Kinder, es hat alles für sie. 2’500 Perrsonen und 1’500 Perrssonnal! Aber du kannst sie nicht sehen, sie sind verteilt. Und so gut oarganisiert. Meine Tochtär ist nicht wie Muttär, sie ist Pessimist. Am Telefon klagt sie von Florida. Aber hier ist Schnee, dort ist Sonne, Amerikaner sind lustige Läute, was will sie? Diese Stefan, diese Stefan, er ist schon über vvierzig Jahre aalt, er macht mir grosse Sorge, er muss zu einem Doktorr. Oh, wie geht es deinär Muttär? Ist sie endlich pensioniärt? Sie muss auf diese Schiff, es gibt viele viele davon. Wir gehen nächste Jahrr wieder, alles ist oarganisiert. Und versprich, dein Sohn bekommt eine kleine Schwestärr, jeder Junnge braucht eine Schwestärr, eine Schwestärr ist sähr wichtig.

2nd, 2nd ist offline und schriebt SMS:

Z.G. bin ich weg [von der Schule, Anm. der Schwester]. A. hat Y. den Arm gebrochen. Bin am Lernen: „Ein Kind ohne Grenzen ist wie ein Fass ohne Boden.“ Äuää!?

Wen sie zitiert schreibt sie nicht.

Albert hört gerne die Verkehrsmeldungen. Heute, mit fast 89 Jahren, macht er seine Reisen nur noch im Kopf, sieht man von den vorsichtigen Fahrten ab, die er jeden Samstag vom Hof ins Dorf unternimmt. „Lukmanier gesperrt“ löst bei ihm ein verhaltenes Lachen aus. Ha, der Lukmanier …
Während der 2. Mobilmachung 1940 wurde der Bauernsohn mit einigen anderen Landbernern in den Kanton Tessin nach Malvaglia verlegt. Als sie am Ort ankamen, stand bereits eine Panzeratrappe auf dem Platz. Obenauf sass einer, der funkte wichtig in der Gegend herum, es war der Krebs vom Rütteli. Dieser hatte den Posten wahrscheinlich bekommen, weil er mit dem Traktor ähnlichen Motor der Atrappe umzugehen wusste.
Obwohl Albert und seine Kameraden eigentlich der Kavallerie angehörten, wurden ihnen bei der Ankunft nur alte Drahtesel zugeteilt. Dann hiess es:
„Ab, auf den Lukmanier, zur Beobachtung“.
Mein Vater kramt nun auch in seinen Erinnerungen, erzählt, dass das Aufgebot ins Militär für die Bauernsöhne ein willkommener Anlass war, heraus zu kommen und etwas Neues zu sehen. Im Gegensatz zu Albert wurde der junge Bauer „nur“ nach Burgdorf, wenig Kilometer von seinem Hof entfernt, zur sogenannten Spahi-Wache beordert. Was er da vom Krieg zu sehen bekam, war für den „Rösseler“ grauenhaft. Eisenbahnwagen, beladen mit Pferden, alle Tiere in schlechtem Zustand davon viele bereits tot, verhungert, mussten ausgeladen werden. Dazu gehörte ein Teil der 12000 polnischen Soldaten, die sich von Frankreich her über die Grenze in die Schweiz abgesetzt hatten und nun in Internierungslager unter gebracht werden mussten.
Ich merke, dass Vater mehr den verhungerten Pferden nach trauert, als den Polen, die auch ziemlich fertig gewesen sein mussten, so ohne Waffen in einem fremden Land.
Die Spahis, nein, die mussten sich keine Sorgen machen, die Burgdorferinnen kamen mit Kindskörben voller Chram und Schokolade zum Bahnhof, wollten die Fremden fast zu Tode füttern, waren völlig vernarrt in sie. Kaum ein polnischer Internierter, der auf der Pritsche übernachten musste. Der Nüchternste schaffte es ins beste Bett. Albert kann das bezeugen. Überall, wo diese Polen hin kamen, wurden die Frauen zu Närrinnen, hatten kaum mehr Augen für die Schweizer. Das machte diese böse und verzweifelt. Sie fragten die uralte Frage: „Was haben die, was wir nicht haben?“ Die Frauen hatten eine Antwort darauf. Albert weiss sie, will sie aber „ums Verroden“ nicht preis geben – nicht an diesem Tisch.
Es gibt ein Foto von meiner Mutter. Jung, lächelnd steht sie auf einer abgemähten Wiese, umringt von braungebrannten polnischen Internierten, die bei der Ernte helfen. Sie kann über diese Spahi-Weiberhelden bis heute nur Gutes sagen: freundlich, lustig, hilfsbereit und fleissig waren sie, sahen sofort, dass da schon einer war, der ein Auge auf die junge Frau geworfen hatte – mein Vater.

Wie der Begriff „Spahi“, den ich bis gestern noch nie gehört hatte, von Persien bis zu uns ins Bernerland gekommen ist, weiss ich nicht.
Wahrscheinlich mit den Handelsleuten über den Lukmanier … ?

(mehr …)

… heute von von Dr. Robinson Oja aus Nigeria.

Lieber Freund,

ANTRAG FÜR IHRE VORBEHALTLOSE UNTERSTÜTZUNG

Dieser Buchstabe kann zu Ihnen als Überraschung kommen, aber er wurde aus
meinem aufrichtigen Wunsch heraus, ein gegenseitiges Geschäft Verhältnis
mit Ihnen zu teilen getragen. Zuerst wird Ihr strengstes Vertrauen in dieser
Verhandlung in hohem Grade erbeten. Dieses ist aufgrund seiner Natur als
seiend äußerst vertrauliches und oberes Geheimnis.
Ich bin ein oberer Regierungsbeamter mit einer Gesellschaft des öffentlichen
Rechts und Mitglied eines adhoc Ausschusses, der durch die Bundesregierung
von Nigeria aufgestellt wird, um den Vertrag zu wiederholen, der vorbei
hinter Leitung
zugesprochen wird. Im Verlauf des Kennzeichnens, des Srcutinisings
und des Empfehlens für die Zahlung alles rechtsgültigen Vertrages, der durchgeführt
wurde, entdeckten wir eine sehr große Summe Geld an betragend bereits zugesprochenen USD41.5M (vierzig eine Million fünfhundert tausend US Dollar)
grob Überschuß den fakturierten Vertrag und exccuted
für Nigerian National Petroleum Corporation.
Hafen säuberte das ` AUGEAN STABLE`, das wir beabsichtigen, die Balance
von USD41.5M zu bringen, das momentan in unsere Spitze Bank von Nigeria
auf unseren eigenen Nutzen und Vorteil schwimmt. Jedoch verlangen wir für
Ihre standhafte Unterstützung in dieser Hinsicht weil, während Staatsbeamte
wir unter dem Staatsdienstverhaltenskodex Büro vom Laufen lassen eines fremden Kontos oder des Betriebs eine Auslandsgesellschaft es sei denn verboten
werden, nachdem Ruhestand in diesem nichtigen wir Sie für uns konfrontieren
wünscht während der Partner, zum wir zu ermöglichen, die Kapital in Ihr
Konto schnell unterzubringen.

Bedenken Sie, daß keine Gefahr zu diesem Projekt angebracht wird und alle
Logistik im Platz und in Modalitäten sind, die für die glatte Zusammenfassung
innerhalb einer vereinbarten Zeit ausgearbeitet werden. Dieses stimmt mit
der Tatsache überein, daß Sie das Vertrauen nie verraten müssen bereits
ausgeruht auf Ihnen. Wir haben entschieden, Sie mit 30% der Gesamtsumme
für Ihre Unterstützung auszugleichen, 60% für uns während 10% für Verschiedene
Unkosten (lokal und international).

Bitte stellen Sie Ihre vertrauliche Telefon- und Telefaxzahl zur Verfügung,
um mir zu ermöglichen, mit Ihnen für weitere Diskussion auf dieser Angelegenheit
in Verbindung zu treten. Raten Sie bitte in Ihrer Rückholpost, wenn jederzeit
genug vertraulich ist, Sie anzurufen.

Vorwärts schauen zum Hören von Ihnen.

Bester Respekt,

Wer von uns macht dieses Bombengeschäft???

.. ist die gelblichweisse Standartfarbe, in welcher die meisten Mietwohnungen und Spitalkorridore gestrichen werden, erklärt mir meine Freundin C. Sie ist als ausgezeichnete Flachmalerin in der Stadt und der Region bekannt, wird von den Kunden und Kundinnen weiter empfohlen. So kam ihr Arbeitgeber, ohne Auslagen für Werbung, einmal mehr zu einem Grossauftrag. Seit Dezember bis Ende April arbeitet sich C. mit Pinsel, Abdeckplane und Farbkübel auf Rädern durch die Gänge des Spitals am Fusse unseres Hausbergs. Die Wände werden mit Glanzdispersion, die Türzargen, d.h. die metallenen Türrahmen, mit einer wässerigen grauen Farbe gestrichen, deren einziger Vorteil es ist, dass sie nicht stinkt. Auf ihr sieht man jeden Handabdruck, der nur schwer zu reinigen ist.
Die Znünipausen könnte meine Freundin im engen Abstellraum des Technischen Dienstes verbringen, wo die Männer ihre Brote essen und in den Zeitung vom Vortag blättern. Stattdessen tigert die Frau in dieser Viertelstunde durch die noch ungestrichenen Gänge von der Geriatrie zur Radiologie an den Laboren vorbei Richtung Chirurgische Klinik, sucht, um etwas Abstand von 90/10 zu bekommen, ein weit entferntes WC auf.
Die Leute sind freundlich und mit der sauberen speditiven Arbeitsweise des weiblichen Malers zufrieden. C. könnte Hausmalerin werden. Das wäre eine sichere Stelle bis zur Pension in 25 Jahren. Mit der Materialschlepperei über Treppen und Gerüste bei jedem Wetter wäre es dann vorbei, denn hier gibt es Lifte. Es gäbe dann aber auch keine Engel-Wolken-Decken in vornehmen Schlafzimmern mehr, die C. unter anderem auf Wunsch besonders gerne und ohne 90/10 malt. Bis Ende April hat sie Zeit auszurechnen, wie oft das ganze Spital in zwei Dutzend Jahren total neu gestrichen werden könnte.
Ich verstehe, dass sie dabei fast verrückt wird.

UPDATE 18.01. SMS von C. an 1st, 18.01., 08:52:13
… habe gerade das aufbahrungsräumli fertig. Die da liegen,meckern nicht über malergestänke.Jetzt geh ich in die kantine.Juhuii.Nachher in die putzräume,die nat.Nicht ausgeräumt sind.Hoffe, du hast einen angenehmen tag.Tschüüss,c

Die Dorftrottel sind ausgestorben, diese Frauen und Männer, meist bei Bauern oder Handwerkern für Unterkunft und Essen in Diensten, oft ausgenutzt, wegen ihren Behinderungen verspottet, geplagt. Trude, Hilfsnäherin bei einem Militärschneider, besuchte uns oft an Schlechtwettersonntagen. Die ganze Familie sass dann in der kleinen Stube, wir Kinder auf dem Trittofen, während Trude uns Gedichte vortrug, die sie mit ausholenden Armbewegungen begleitete. Die „tannigen“ Bretter knarrten unter den schweren Schuhen, wenn sie ihre Schlaufen ging, von der Tür zum Tisch, seitwärts zum Fenster, rückwärts am Buffet vorbei: „Ich bin die Mutter Sonne und trage die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage …“ Fasziniert verfolgten wir die Vorführung der jungen Frau in gestricktem Rock und Schürze, ihre Arme, die A, E, I, O, U formten.
Jahre später, bei einer Aufführung des Eurythmie-Ensembles aus Dornach, kam mir Trude wieder in den Sinn und die Sonntage, als wir Bauernkinder unsere Einführung in diese Kunst erhielten.

von lieben Nachbarn.

vom realen Kopftuchstreit

[Reaktion auf einen WOZ -Artikel darüber, wie Gemeinden Kinder von Asylbewerberinnen dankend von der Schulpflicht entbinden, still und leise. Diese Praxis hält sich noch immer, ob das Ausmass bemerkenswert ist, entzieht sich meiner Kenntnis.]

Sent: Thursday, August 08, 2002 3:17 PM
Subject: an Beat Jung / Keine Hausaufgaben für Alexei

Lieber Herr Jung

Ich bin sehr froh, dass sich einmal jemand dem Thema „Flüchtlingskinder und (kein) Schulbesuch“ angenommen hat. Herzlichen Dank!

Es gäbe in diesem Bereich noch so viele Missstände aufzudecken, z.B., dass es Gemeinden gibt, die Jugendliche zum für Erwachsene vorgesehene TAST abschieben, anstatt sie in die öffentliche Schule zu schicken. Oder auch Probleme von der anderen Seite, dass ausländische Eltern ihre Mädchen nicht alle Schulfächer und Schulreisen besuchen lassen, oder sie viel zu früh vor den Ferien aus der Klasse nehmen. Leider habe ich bis jetzt auch noch nicht herausgefunden, warum z.B. unter unbegleiteten Jugendlichen (ebenfalls ein eher ungenügend angegangenes „Problem“), die weiblichen Jugendlichen oft irgendwie aus TAST-Klassen oder ganz von der Bildfläche verschwinden.

Meine Pflegeschwester ist eine der wenigen Unbegleiteten, die einen Pflegeplatz gefunden hat und die regulär die Sekundarschule besucht. Kein Wunder also können sich EFH-Gemeinden wie Neuenegg (wo ich aber auch sehr engagierte Private kenne!) weiterhin über den im Vergleich niedrigen Ausländeranteil in den Klassen freuen.

Ich und mein Umfeld haben schon oft versucht, die Behörden – mit denen wir ohnehin zu tun haben – aufmerksam(er) zu machen, aber es ist halt eine unglaubliche Spirale von Sparmassnahmen, Personalmangel, Übersetzermangel, Lügengeschichten von Flüchtlingen (ständig falsche Altersangaben), Kompetenzproblemen zwischen den Gemeinden und Überlastung der privat sozial Engagierten.

Noch eimal merci für den guten Artikel in der heutigen WOZ.

Freundliche Grüsse

2nd, female

PS. Dies ist kein Leserbrief. Da ein Teil unserer Familie im Moment vom Rechtsradikalen XY bedroht wird, kann ich mich nicht exponieren.

Eine weitere Geschichte aus dem Irak, erzählt von L. (16), gesammelt von 1st, November 2002

1991 haben die Peshmerga Saddams Soldaten aus Kurdistan verjagt. Meine Mutter ging mit uns Kindern, ich war 5 Jahre alt, zu dem grössten Gefängnis in Suleimanja. Es war ein eigenartiges Wetter an diesem Tag: sonnig, der Himmel war hellgrau und es blies ein starker Wind. Ich ging an der Hand meiner Mutter. Sie trug meinen kleinen Bruder Zaniar auf dem Arm. Im Lautsprecher wurde der Bevölkerung mitgeteilt: „Bevor wir das Gefängnis putzen, sollt ihr kommen und sehen, wie schrecklich es aussieht.“ Es gingen nicht viele Leute hin. Wahrscheinlich hatten sie Angst. Das Gefängnis Chabad war zweistöckig und drinnen war es schwarz. Es roch nach Blut. An einer Wäscheleine hingen blutbespritzte „Nüggeli“ von Babys, kleine Hütchen und Hemdchen, blutige Unterhosen. Die „Nüggeli“ habe ich grausig gefunden. Eine alte Frau hat auf dem Boden nach etwas gesucht und laut geweint.
Wir haben alles angeschaut und sind dann den weiten Weg zu Fuss nach Hause in die Ibrahim-Pasha gegangen: vier Kinder wie Enten hinter der Mutter mit Zaniar auf dem Arm. Der Wind blies heftig in ihr schwarzes Kleid.

Die „vordere“ Nacht träumte Albert schon wieder von ihr. Sie mähten zusammen Gras – stillschweigend, Marie mit ihren unverwechselbaren Bewegungen, so wie sie auch in anderen Träumen an ihm vorbei ging, in denen er in einer fremden Wirtschaft sass und den tanzenden Paaren zusah.

So war es auch im wirklichen Leben. Marie tanzte jeden Tanz, nur einmal bei der Damenwahl auf der Bütschelegg blieb sie sitzen, holte keinen auf den Tanzboden. Beim Feldschiessen machte Albert den Kranz und Marie gratulierte ihm, der nur stumm da stand. In den vergangenen 65 Jahren sprach er nur einmal mit Marie. Das war an der Landesausstellung 39, als die Theatergruppe des Männerchors nach Zürich reiste. „Veillon“ hatte in der oberen Etage einer Halle eine Musterwohnung eingerichtet.
Marie rief von unten: „Was isch dert obe?“
Albert von oben: “ Es Himmelbett.“
Mit den Frauen hat’s nie so recht geklappt, obwohl Albert ein flotter Reiter war auf seinem Kohli „Basilisk“. Einer hatte er eine Karte geschrieben und ein Buch geschickt. Das Buch kam wieder zurück mit dem Bescheid, sie fühle sich noch zu jung für eine Bekanntschaft.

Marie hat dann einen Hummel aus dem Guggisbergerland geheiratet und Albert ist ledig geblieben. An der Grebt von Beyeler Gödu vor ungefähr 15 Jahren sass sie ihm schräg gegenüber. Er konnte sie nur anschauen, fand keine Worte.
Letzhin hat er ihre Telefonnummer haraus geschrieben. Nein, heute möchte er keinen Kaffee, auch kein „Stückli vom Beck“.
Etwas gebückt, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern, macht sich der alte Mann vor dem Einnachten auf den Heimweg. Die Katzen müssen gefüttert werden, und wer weiss, vielleicht ist heute d e r Abend, an dem er Marie anrufen wird.

Nein, mit dem Bus fahre sie nicht mehr in die Stadt, erkärte mir eine gute Bekannte, seit über zwanzig Jahren mit einem Nordafrikaner verheiratet. Dieser Lärm, der Schmutz, die vielen Ausländer seien ihr einfach zuwider, und sie nehme lieber das Auto. Mir sind diese täglichen Fahrten in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer ein Vergnügen. Trotzdem möchte ich sie nicht missen, denn ich treffe die unterschiedlichsten Menschen, gehöre dazu auf dieser West-Strecke der Stadt.
M., eine junge Frau aus dem Quartier erzählt mir, sie sei immer noch auf Lehrstellensuche. Vor einigen Tagen durfte sie bei der Post schnuppern und einen Briefträger auf seiner Tour begleiten. Das gefiel ihr sehr und auch der Briefträger war äusserst zufrieden, konnte M. doch immer mit ihm Schritt halten. Auch den schweren Postwagen schob sie ohne zu murren den Berg hinan, was bis jetzt noch keiner Frau gelungen war. Nun darf M. in einigen Tagen zum Multicheck antreten. Den kennt sie schon von anderen Betrieben. Die junge Frau hat keine Hoffnung, diesen bei der Post zu bestehen. Jeden Tag bekommt sie von den Eltern 10 Franken. Wenns wieder nicht klappt mit der Stelle, muss sie „zur Soziau“.
Auch N. möchte endlich eine Lehrstelle finden. Seit zwei Jahren arbeitet sie in einer Kinderkrippe und möchte Kleinkindererzieherin werden. Sie hat schon unzählige Bewerbungen geschrieben, aber auf eine Lehrstelle melden sich bis zu 60 Leute. N. träumt davon, ins Militär zu gehen und Hundeführerin zu werden. Sie könnte ihren eigenen Hund mitnehmen.
S. kommt zusammen mit seiner Mutter von einem „Tag der offenen Tür“ in einem Gymnasium zurück. Der Campus gefällt dem Knaben. Die Mutter findet die Architektur der Anlage aber ziemlich spiessig und sähe es gerne, wenn der Sohn für sein Studium eine baulich klarere und geschmackvollere Institution wählen würde. Sie will aber nicht beeinflussen. Da S. in allen Fächern talentiert ist, bis in einigen Tagen aber ein Schwerpunktfach angemeldet werden muss, rückt die Frage der Architektur auf den zweiten Platz.
Ich sitze neben einer ehemaligen ABM-Verkäuferin. Sie erzählt mir von der neuen Stelle bei Migros. Nein, die Arbeit im Untergeschoss des Glasgebäudes macht ihr nichts aus. Die teuren oberen Etagen mit Tageslicht hat Migros an andere Geschäfte vermietet. Bei ABM gabs für die Mitarbeitenden nie etwas zum Geburtstag. Bei Migros ist das anders. Die Frau hat zum ersten Mal in ihrem Verkäuferinnen-Leben einen Blumenstrauss und einen 20 Franken-Einkaufsgutschein erhalten!

[E-Mail von 2nd an 1st]

Liebe Erste

Könntest du fragen, ob das Zitat „alea iacta est“ in Kurdisch (welchem auch immer) bekannt ist? „Richtig“ übersetzt heisst es: „Der Würfel ist geworfen“ – wir brauchen es in Deutsch so wie im Subject. Vielleicht auch Ch. noch fragen, für die Version in Iwrith? M.R. macht ein kleines Forschungsprojekt an der Uni, ihr Mail sende ich dir apart.

In Albanisch scheint man nicht so zu würfeln, hatte gestern ein langes Gespräch mit der Familie S. vom 2. Stock, die haben andere Sprichwörter. Es war sehr amüsant, Mutter S. ist wirklich rhetorisch unerreicht.

Falls ihr Mann seinen Schwiegervater in die Wohnung bringt, wird sie mit der jüngsten Tochter ausziehen. Sie will nicht wieder diese „schreckliche Touriste“ bedienen, es reicht! Hoffentlich gibt die Schweiz dem Schwiegervater kein „B“ – sie betet jeden Tag zu Allah (er ist gross), dass die Schweiz noch strenger werde mit „B“ – schon „funfzig“ B-Ausweise hat ihr Mann irgendwelchen Unnützen verschafft und deshalb liebt und verehrt ihn die albanische Gemeinde. Aber Gottseidank Schweiz ist nun wirklich streng! Und sie schwört, dass sie mit diesem Schwiegervater und „seine Mädchen“ (???) fürsorgeabhängig und den Schweizern auf der Tasche sitzen würde. Ich habe eingewendet, ihre Kinder seien ja so gut integriert, dass sie nun auch Steuern bezahlen und Sozialfälle mittragen können und es vielleicht nicht ein Problem zwischen Schweizern und Ausländern sei, sondern eher ein Problem zwischen Deppen und Nicht-Deppen. Ja, das stimmt schon (seeeeehrrrrrrr, seeeeeehrrrrr Recht, liebe, liebe Zweite), sie läuft jetzt nicht mehr mit Freudinnen, die ihren Ghüder im öffentlichen Ghüder deponieren, nein, nein, das ist Unrecht, sehr, sehr schlimm. Aber dass die Nachbarin H. immer die Ghüdermarken der Familie S. kontrolliert hat, hat sie ihr noch nicht verziehen – Gotthabsieseelig. (Aber AAAALLLLE haben sie gehasst und der Sohn kommt nicht gut, weil er nie abgeschnitten war von der Mutter und jetzt wo sie tot ist, trinkt er jeeeeede Nacht.) Und zwei schweizer Frauen, die für einen Korb voller Tulpen beim Selber-Schneid-Feld nur drei winzige Münzen eingeworfen haben (tschigg – tschigg – tschigg), denen hat sie auch gesagt, dass Gott sie sehen und es ihnen mehrfach heimzahlen werde. Wer keine 80 Rappen pro Tulpe zahlen will, soll keine Tulpe haben. Von 80 Rappen kauft sie ein halbes Pfund Reis und ohne Tulpen kann man leben – obwohl Tulpen von unglaublicher Schönheit sind.

Liebe Grüsse

die Zweite

[31. Januar 2004: Email „aus schwersten zeiten von einem optimisten mit lebenserfahrung“. C.D. geb. in Budapest, ist Musiker und Computerfachmann, lebt seit 30 Jahren in der Nähe von Haifa]

…schon lange zeit habe ich nicht geschrieben, weil ich sehr beschaeftigt war mit arbeitssuche, die beinahe hoffnungslos war. es ist ein wunder, dass ich einen arbeitsplatz gefunden habe, wenigstens fuer kurze zeit. nicht durch annonce oder zeitung, nur von mund zu ohr – so geht das hier im heiligen land. natuerlich ist das gehalt nur 1/3 von dem was ich bisher verdient habe, aber ich muss zufrieden sein, dass ich ueberhaupt lebe. meine freunde, die professoren von der computerbranche, suchen noch immer, schon 1 jahr und 7 monate. leider ist hier eine unmoegliche situation. die leute werden schon mit 40 zu „alten sachen“ degradiert. das habe ich am eigenen koerper gespuert. die sorge für andere ist nicht in mode. hier ist es jetzt zu dem zustand gekommen: ausbeuter und ausgebeutete. die arbeitgeber verdienen 1500!!! mal mehr als die einfachen arbeitnehmer. in jeder branche dasselbe. wir halten den weltrekord. eines tages wird das explodieren. die gesellschaftliche spannung ist hier so gefaehrlich, dass die ganzen arabischen armeen zusammen nicht gefaehrlicher sein koennen als die gegenwaertige lage.
sonst ist alles in ordnung – relativ, wie es hier moeglich ist. Nur gestern war wieder ein selbstmordanschlag, 10 tote und 50-60 verletzte. das zaehlt hier schon zum grauen alltag.
jetzt zu den guten ereignissen. vor einer woche habe ich mit meinem orchester in Mishmar haEmek ein konzert gegeben. es war ein grosser erfolg, und wir haben viele einladungen bekommen. mein spiel auf dem waldhorn ist viel besser als vor 30 jahren (bin ich reifer geworden??) zur zeit arbeite ich an einem projekt in Hod haSharon, wo sehr viele hitech-musiker leben. wir sind nur 15-20 leute, aber langsam waechst unser orchester weiter. das spielen ist wichtig für die Seele …

1994 – In fremden Dörfern, erzählt von L. (Jg. 1986) am 10. August 2003, gesammelt von 1st

Meine Eltern hatten sich wieder einmal getrennt. Meine drei älternen Schwestern blieben bei meinem Vater in Süleimanja. Mein kleiner Bruder und ich zogen mit der Mutter weit weg von der Stadt in ein Dorf, seinen Namen weiss ich nicht mehr, in die Nähe von Halabja. (Diese Gegend ist bekannt für ihre Mäuse und Malariamücken.)

Die Menschen dort lebten von den Kühen, dem Federvieh, den Früchten der Bäume, dem wilden Honig und dem Arrak, in welchem noch die Blättchen des süssen Kümmels schwammen.
Wir fanden ein Zimmer bei einer alten Frau, die ich „Chanm“, Madame, nannte. Um ihren Hals verlief eine hässliche Narbe. Zwei Einbrecher hatten sie einmal hinterrücks überfallen und ihr beinahe die Kehle durchgeschnitten. Einer der beiden verlor beim Überfall seinen Ausweis und so kamen die Diebe ins Gefängnis.

Meine Mutter stand immer sehr früh auf, um auf dem Markt Frühstück zu kaufen. Sie war sehr schön, mit ihrer hellen Haut, den braungrünen Augen und den rosaroten Wangen. Die Männer waren verrückt nach ihr, tuschelten hinter ihrem Rücken und starrten sie an. Das machte mich sehr eifersüchtig und ich war oft wütend deswegen. Der Joghurtmann war richtig verliebt in sie und gab uns oft die Waren umsonst. Meine Mutter war ganz anders als die Dorffrauen, welche schon mit 13 Jahren Falten bekamen, mit den Hühnern zu Bett gingen und mit den Hähnen aufstanden. Bei der Arbeit rollten sie ihre Röcke hoch und zeigten ausgemergelte Beine. Diese gross gewachsenen Frauen fanden meine Mutter dumm, denn sie war nur eine kleine Lehrerin und hatte keine Ahnung vom Melken und Käsen. Dabei konnte meine Mutter Wein machen und auch ein feines Essen, das „Trchena“ genannt und auch als Wintervorrat zubereitet wird. (Ich weiss leider nicht mehr, woraus diese Trchena gemacht wird. Ich muss unbedingt meine Kusine fragen).

Plötzlich, eines Tages, tauchten mein Vater und die Schwestern auf. Nun wohnte die ganze Familie in dem kleinen Zimmer. Mein Vater und die Schwestern haben sehr über die rückständigen Leute gelacht. Lachend hat mein Vater angefangen, für das ganze Dorf nützliche Sachen zu bauen: einen Tauchsieder aus einem mit Draht umwickelten Stein, damit man das Badewasser wärmen konnte, er flickte das Radio aus den 70er Jahren, fertigte aus einem Ölfass einen Ofen an, auf dem man Brot backen und Fleisch braten konnte. Die Leute haben uns dafür geliebt. Wir wurden immer eingeladen und mussten nie mehr kochen. Als die Schule im Herbst wieder anfing, zogen wir nach Bakrajo, denn in Süleimanja waren die Wohnungen zu teuer.

Zum Dorf Bakrajo, das heisst „Gerstenernte“, führte nur ein schlechter Weg, welcher bei nassem Wetter schlammig wurde. Kein Bus fuhr in dieses abgelegene Dorf. Die Wohnung war billig. Die Leute wohnten mit Mäusen und Ratten zusammen, welche aus den Schränken heraussprangen, wenn man die Türen öffnete. Wir kannten fast alle Probleme der Bewohnerinnen und Bewohner, und meine Mutter hat fast alle gelöst. Die Menschen von Bakrajo hatten nicht viel Ahnung von der Welt ausserhalb ihres Dorfes. Sie leben von den Sonnenblumen und ihren Kernen, vom Reis und der Gerste (Jo). Aber diese Menschen hatten ein grosses Herz und waren bekannt für ihre wunderbare Gastfreundschaft. Zu unserem Einzug haben sie uns königlich beschenkt mit allem, was sie hatten.

[Eine Nachbarin bittet um Internet-Zugang, für dringenden Aufruf]:

ja trazim svog bratica gorana c.,31 godinu starog,koji se nalazi
negdje u njemackoj. goran dolazi iz zagreba i ima dva brata i roditelje
koji zive u zagrebu. molim gorana ili osobe koje mi mogu pomoci da mi se jave . hvala lijepa.

An die Betreuerinnen und Betreuer

17. Dezember 2001

Liebe Betreuerinnen und Betreuer von M. M.

Ich bin mir nicht sicher, ob dies ein gutes Geschenk ist. Aber ich dachte mir, vielleicht könnte die Hampel-Piratenschiff-Bastelei in eine Freizeitgestaltung eingebaut werden? M.M. hat von seinem Umzug erzählt und eine witzige Dekoration für ein neues Zimmer wäre das schon.

Wenn Sie das Basteln zu mühsam finden, rufen Sie mich doch rasch an, dann schicke ich etwas anderes.

Mit freundlichen Grüssen & besten Wünschen

[Brief meiner Freundin und Deutschlehrerin A. ]

Frau S senior und Frau S junior

Sehr geehrte Frau X,

Ich gestatte mir, mich in Sachen der obgenannten Frauen an Sie zu wenden:

Frau S senior besucht bei mir einen Deutschkurs (Modul X). Sie selbst ist anerkannt und besitzt einen B-Ausweis für anerk. Flüchtlinge. Ihre 25 Jahre alte Tochter hingegen ist vorläufig aufgenommen und hat einen F-Ausweis. Wie mir die beiden Frauen darlegten, hat die Tochter S junior ihre Stadt zwei Tage vor ihrer Mutter verlassen, weil nämlich die jungen Leute zuerst gingen resp. sich in Sicherheit brachten und die Älteren noch zurückblieben (das ist ja nicht an den Haaren herbei gerissen, dass es sich meist so abspielt, liest man in verschiedenen Berichten über Kriegsgebiete immer wieder). In die Schweiz eingereist sind sie jedoch zusammen. Es wurde vermutlich bei der Befragung ein Widerspruch ausgemacht und die Aussagen der Tochter offenbar als unglaubwürdig qualifiziert. S senior wollte einen Rekurs einreichen, begab sich zur Rechtsberatungsstelle und bekam von dort die Antwort per Post, dass man in ihrer Situation nichts machen könne. Allerdings kam der Brief, als die Ein-sprachefrist schon abgelaufen war, gemäss Aussagen von S senior. Nun ist das nicht das Problem ihres Amtes, die Frist ist abgelaufen, die Sache fix. Mutter anerkannt, Tochter vorläufig aufgenommen.

Wie realistisch ist es, dass die Tochter je wieder, ohne nahe Verwandte (Vater verschleppt, verschollen, gestorben…. bis heute ungeklärt), in ihrem Land Fuss fassen wird? Erst recht nicht, wenn ihre Mutter hier bleiben kann als anerkannte Flüchtlings-frau. Das ist doch ziemlich absurd. Wichtig ist mir, dass Sie wissen:

Beide Frauen arbeiten in Billiglohnjobs (Küchenhilfe, Reinigungsdienst). Ich könnte auch sagen, sie rackern sich ab, sie machen beide einen gesundheitlich angeschlagenen Eindruck. Sie sind sehr darauf bedacht, möglichst selbstständig zu leben. Die Tochter ist vollkommen fürsorgeunabhängig, arbeitet an ihrer Arbeitsstelle unregelmässig und auf Abruf, springt jederzeit ein, wenn sie dazu aufgefordert wird. Darum aber kann sie keinen Deutschkurs besuchen: Weil sie erstens vorher nie genau weiss, wann sie frei hat und zweitens, weil ihr, wenn sie nicht mehr jederzeit verfügbar wäre, die Stelle gekündigt würde, zumindest hat sie Angst davor. Und ein Deutschkurs darf sie auch nicht zu viel kosten, weil ihr eben an Geld mangelt (ihr Gehalt reicht gerade für die monatl. Fixkosten). Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass S junior in ihrer Heimat das Gymnasium besucht und ein Studium der Jurisprudenz angefangen hat. Sie wirkt sehr intelligent (spricht deutsch, obwohl sie nur einen Monat einen Kurs besuchte) und ich bin mir sicher, dass sie als anerkannter Flüchtling das Beste aus ihren Möglichkeiten machen würde. Seit 4 Jahren ist sie vollkommen blockiert.

Ist es sinnvoll und wünschenswert, dass ihr Potential derart brachliegt? Ich kann mir nicht erklären, warum solche Situationen geschaffen werden. Können Sie mir dies erklären? Es kann doch nicht das Ziel sein, dass eine junge intelligente Frau, die nicht mehr von der Fürsorge lebt und sich für eine Arbeit bemüht hat, derart vor sich hin dämmt und ihre Intelligenz nicht brauchen kann. Es wirkt auf mich so, als wäre sie doppelt bestraft: Der Krieg, die Flucht (die Mutter ist anerkannt, also muss es doch Asylgründe geben!) und dann eine festgefahrene Situation wegen ihres Ausweises, in der ihr eine Weiterentwicklung total verweigert wird. Es ist meiner Meinung nach eine unhaltbare Situation und ich fühle mich als Bürgerin dieses Landes dazu berechtigt, Sie darauf aufmerksam zu machen.

Natürlich habe ich den Frauen auch geraten, einen anständigen Anwalt zu beauftragen. Allerdings: Wie sollen sie sich den finanzieren?

Ich bitte Sie mit Nachdruck um Stellungnahme.

« Vorherige Seite