Der orange Riese


Mit Enkel und vollem Einkaufswagen stehe ich beim Orangen Riesen an der Kasse. Die wackelige Greisin vor mir hat der Kassierin den Geldbeutel gereicht. Nun zählt die junge Frau die paar Batzen, schüttelt den Kopf: „Es reicht nicht. Sie müssen etwas zurück geben.“ Die alte Frau schaut auf ihren Einkauf: Ein Ruchbrot, eine Budget-Packung Fruchtbonbons, zwei Bananen. „Ja, was soll ich denn am besten hier lassen?“, fragt sie bekümmert.
„Wieviel fehlt denn?“ mische ich mich ein. „1 Franken“, bedauert die Kassierin. „Hier, bitte.“ „Oh, merci vielmal, es gibt doch noch liebe Menschen“, strahlt die Frau und packt den Einkauf hurtig ein.
„Wenn ich mir vorstelle, dass ich auch einmal in ausgetretenen Hausschuhen an der Kasse stehen könnte und ich hätte einen Franken zuwenig, muss ich fast gränne“, jammerte ich auf dem Heimweg.
Mein elfjähriger Enkel: „Das wird dir sicher nie passieren, denn wir sind ja da. Mein Vater hat einen relativ sicheren Job, meine Mutter auch und ich bin auf dem besten Weg dazu, auch eine gute Arbeit zu finden.“
Sagt’s und hüpft mit dem schweren Einkaufs-Rucksack vor mir her – ich zweifle nicht daran – einer guten Arbeit entgegen.

Von Samstag bis Donnerstag verschiebe ich immer alles auf den Freitag, besonders die Hausarbeiten.
Heute versuchte ich, einen Glaskrug zu meiner Kaffeemaschine der Marke „Wake up“ zu kaufen, hatte ich doch den noch beinahe neuen in der Eile mit der Pfeffermühle erschlagen. Nein, so ein Ersatz sei in keiner Filiale vorrätig, man müsse bestellen. Das daure bis zu sechs Wochen, wurde mir im Hauptsitz mitgeteilt. (Seeweg von Taiwan?)
Den ganzen Vormittag sprach ich mit sämtlichen Abteilungsleiterinnen der Migros-Aare-Filialen, die sich ihrerseits auch an den Draht hängten, um div. Aussenlager nach Artikel Nr. 7173.072 abzusuchen.
Ganz zuletzt machte mir Frau Kofmehl (Filiale Bethlehem) Hoffnung, den Krug bis ca. 10. Juli beschaffen zu können. Er koste 11.95. Ich bestellte gleich zwei. Den Deckel des zerbrochenen Kruges solle ich aber behalten, denn es käme oft vor, dass der Ersatz ohne diesen geliefert werde!
Mein Schwiegersohn meint, dass es Leute gibt, die in solchen Situationen einen Modellwechsel vornehmen.
Ich habe mich an „Wake up“ gewöhnt und warte, zusammen mit dem Deckel, geduldig auf die Krüge –

(Nachtrag: Nach dem Spiel, ihr wisst schon welchem, hatte ich auch den Deckel zerdrückt. Hoffentlich liefert Taiwan ausnahmsweise einmal komplett!)

Über Pfingsten habe ich meinen Kühlschrank abgetaut, denn ich brauche Platz für die M-Toto-06-Snacks und die Hopp- Schwiiz-Pizzakreation. Das ist eine „Familypizza, welche vierteilig daher kommt mit vier Kreuzen aus Tomatenscheiben und Stäbli aus Schweizer Gruyère-Käse…“. Die „WM-Verpackung“ einfach aufreissen und hopp, in den vorgewärmten Schwiiz-Ofen damit.
Ich fürchte, dass wir alle in einem Monat aussehen werden wie Fussbälle, rund und blass mit schwarz unterlaufenen Augen – Fussballengerlinge 06!

Mit meinem Panini-Album bin ich leider noch nicht voll, denn seit einigen Tagen tausche ich nicht mehr nur Bildchen gegen Bildchen. Meine Coiffeuse suchte für ihren Sohn wochenlang erfolglos die Nr. 24. Ich hatte diesen rastalockigen, nicht nominierten Patrick Owomoyela doppelt und schenkte ihn der armen Seele. Dafür bekam ich meinen asymmetrischen Haarschnitt für Fr. 50.-, statt für Fr. 68.-.
Nun versuche ich, mit den doppelten Holländern beim Spengler ein Anschlussrohr für die Waschmaschine einzutauschen. Die Halterung für den Gartenschlauch kostet mich voraussichtlich 1 Hakan. Wie ich allerdings zu Nr. 510 Chung Kyung-Ho komme, ist mir schleierhaft, denn er ist in meinem Tauschrevier rar.
(Den vom „Zauberer zum Experten“ mutierten Alain Sutter werde ich voraussichtlich nicht los.)

Sieglinde

Die Idee vom Migros-Magazin, alle 32 WM-Teilnehmernationen durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter vertreten zu lassen, fand ich äusserst unterhaltsam. Dass sie aus jeder Nationen eine oder einen gefunden haben, ist trotz Multikulti-Schweiz erstaunlich.

Vielleicht war das ja die Chance für die Dame von der Elfenbeinküste, in der Jowa-Bäckerei unterzukommen. Für Trinidad und Tobago konnte allerdings nur eine Kundin gewonnen werden, offensichtlich ist es nicht einmal dem charmanten Chefredaktor Hans Schneeberger gelungen, ihr die allerletzte Stelle im Kühlhaus schmackhaft zu machen.

08.08.2018: Leider funktionieren die Links dieses Beitrags nicht mehr. Dieses M-Magazin gibt es nicht online.
Zur Erklärung:

Das Migros-Magazin vom 15. Mai ist einem einzigen Thema gewidmet: der Fussball-Weltmeisterschaft, die am 9. Juni in Deutschland beginnt. Aus diesem Anlass erscheint die Zeitung mit 32 Titelbildern; sie zeigen 30 Migros-Mitarbeitende und zwei Kunden aus den verschiedenen WM-Teilnehmerländern.
Rund 80’000 Menschen arbeiten in der Migros, rund 100 Nationen sind in der Migros-Gruppe vertreten. Dieser Tatsache trägt die Redaktion des Migros-Magazins mit der nächsten Nummer, die am 15. Mai in den Briefkästen und in den Migros-Filialen liegt, Rechnung: 30 Mitarbeitende und zwei Kunden aus den 32 WM-Teilnehmerstaaten werden in Wort und Bild porträtiert. Natürlich jeweils in den Originaltrikots ihrer Nationalmannschaft.
Mehr noch: Die deutschsprachige Ausgabe des Migros-Magazins wird mit 32 verschiedenen Titelbildern erscheinen, die nach dem Zufallsprinzip im gesamten Wirtschaftsgebiet der Deutschschweizer Genossenschaften verteilt werden.

… haben wir zwar den Menschen in aller Welt gebracht“, philosophiert Herr Schneeberger, der Chefredaktor vom Orangen-Riesen-Blatt, „wir haben es aber nicht geschafft, ihnen gesellschaftliche Toleranz und kulturelle Freiheit als zu verteidigende Werte wirklich näher zu bringen“. „Und“, schreibt er weiter, „die Unfähigkeit des Westens, unsere Denkmuster und Grundsätze anderen Religionen und Kulturen wirklich verständlich zu machen, hat sich hier wieder einmal offenbart.“
Wo „hier“ und welche „Unfähigkeit des Westens“ wohl gemeint sind? Auf jeden Fall hat sich Herr Schneeberger vom grossen M, hoffentlich im letzten M-oment, auch noch zum M-Thema geäussert. In den Läden des orangen Riesen dürfen sich alle Religionen sicher fühlen. Da passiert nichts.

Uns allen nichts,
den buddhistischen Nudeln nichts,
den katholischen Spaghettis nichts,
den reformierten Bratwürsten nichts,
den jüdischen Mazzes nichts,
den muslimischen Feigen nichts,
dem orthodoxen Honig nichts,
dem hinduistischen Reis nichts.

(Seidem die MitarbeiterInnen in den orangen Gewändli nicht mehr ganz zu den Working poor gehören weil der Riese endlich einen Mindestlohn von 3300 Fr. bezahlt, ist es auch an dieser Front ruhig).
Gibts den Elch nun wirklich schon im hintersten Kuluwäly?

Eigentlich hatte ich vor, die nötigen Einkäufe heute Nachmittag „im Schnuuss“ zu machen, d.h., den Orangen Riesen in meinem Quartier in möglichst kurzer Zeit zu durcheilen und die Waren hurtig von den Gestellen zu pflücken.
Daraus wurde nichts, denn diese schlauen Orangen hatten – wahrscheinlich letzte Nacht – die Gestelle umgeräumt. Als ich nach der Zartbitterschokolade für den Freund meiner Nichte greifen wollte, war da Katzenfutter. Weil ich keine Katze versorgen muss, wusste ich erst, dass sich solches in der rotgoldenen Aluschale befand, als ich meine Nachbarin traf, die davon einen halben Wagen voll vor sich her schob. Sie suchte eigentlich den Fruchtsaft, aber an diesem Platz standen jetzt Sparpackungen mit Tischbomben. Die Müslistengel waren auf dem Platz der Teigwaren gerückt, und der Brie befand sich statt auf dem untersten, auf dem obersten Tablar rechts. Auch das Feinwaschmittel musste aus unerfindlichen Gründen seinen Platz mit dem Weichspüler tauschen.
Es war ein emsiges Suchen, höfliches Fragen, Entschuldigen und Grüssen. Kinderwagen versperrten die ohnehin schon engen Durchgänge. Die Kleinen schliefen oder weinten weil sie in ihren gesteppten Anzügen zu warm hatten. Eine Traube Bekannter umringte frischgebackene Grosseltern, die eben einige Umschläge mit den neuesten Fotos des Enkelkindes abgeholt hatten. So herzige schwarze Haare hatte es bei seiner Geburt. Wer wollte, durfte die süssen Bilder zwischen dem Sonderangebot von Büromaterial und hellblauen Badefinken bewundern.
„Herr Arifi! Herr Arifi, bitte zum Kundendienst!“ „Fräulein Moosberger, bitte an die Kasse!“ (Fräulein Moosberger ist die Tochter von Frau Moosberger!)
Ich wartete an der Kasse. Als die Reihe an mir war, zeigte die Kassiererin auf die Lampe: „Habe eben ausgelöscht, mache Paus.“ Ich reihte mich wieder ein zwischen Kinder- und Einkaufswagen. Eine Frau liess mich vor. Sah ich schon so knille aus? Ich dankte und lächelte. Gern geschehen, sie habe keine Eile. Als ich meinen Einkauf verpacken wollte, sah ich, dass man alle Packtische weggeräumt hatte. Auch der Kopierapparat, die Plastikpflanze und der Tisch mit dem Geschenkpapier waren verschwunden. An ihrer Stelle standen Palette mit Getränkegebinden. Ich rechnete schnell aus: auf einem Palett 945 Liter Mineralwasser. Irgendwie versuchten alle, ihre Ware ohne Tisch zwischen Kinder- und Einkaufswagen, Rollatoren und Rollstühlen einzupacken. Manchmal fiel etwas zu Boden. Die Kassiererinnen in ihren kleinen Festungen reichten freundlich Haushaltpapier zum Putzen übers Rollband, ein Säckchen zum Scherben Einpacken oder die in der Ablage vergessenen Packungen. Frau Moosberger wickelte die Blumensträusse warm ein, während eine Gruppe von Männern am Kiosk einige Lose aufrubbelte. Meine beiden alten Nachbarinnen in handgestrickten Ohrenwärmern kamen vom Spaziergängli und freuten sich auf ein Käfeli. Heute war der Orange Riese nichts anderes als ein erweitertes Wohnzimmer, in dem zwar umgestellt worden war, aber was solls? Man hatte ja Musse zum Suchen.

Nebenbei: Dieses orange Riesen-Wohnzimmer steht nicht im Telefonbuch, weil „etwas schief lief“. Die Nummer wird einem aber gerne bekannt gegeben von der Filiale an der Murtenstrasse.

Im Becher meines Saison-Joghurts eröffnet sich mir nach jedem Löffel Zeile für Zeile des folgenden Textes:
„Erntefrische Waldfrüchte wie
Heidelbeeren, Himbeeren, Brom-
beeren und Erdbeeren sind ein
Genuss auf jeder Festtafel – leider
meist hart verdient. Wer findet die
Plätze im Wald, wo diese Speziali-
täten wachsen, wer hat Zeit und
Lust, sie zu pflücken, sich allenfalls
von den Stacheln der Brombeer-
sträucher die Kleider zerreissen
und die Haut zerstechen zu las-
sen? Wir nehmen Ihnen diese
Mühe ab und bereiten Ihnen aus
frischen Waldbeeren ein kulinari-
sches Vergnügen erster Güte.
Damit sie sich auf das Wesent-
liche konzentrieren können:
aufs Geniessen!“

Nicht alle im Hochhaus lassen sich diese Mühe des Sammelns abnehmen, streifen gerne selber durch Hecken, pflücken Waldbeeren und Hagebutten, schneiden Pilze, sammeln Hasel- und Baumnüsse – kennen eben die Plätze im Bremgartenwald. In ihrem Sammeleifer sieht man sie auch ab und zu auf einem Zwetschgen- oder Quittenbaum.

Ravioli

Hui, da ist ja noch Osterzüüg drauf, das ist wohl ein Zettel vom letzten Frühling. Ich sammle die drum einfach in einem Couvert und notierte mir kein Datum.

nach Wahl

Kleiderroller

Hoffentlich habt ihr alle von der Putzmittelaktion der Orangen Riesen profitiert. Ich auf jeden Fall habe nun die Staubwedelchen für die kleinen Zwischenräume, den Schaum für den Backofen, den Schwamm für die Radiatoren, Spray gegen Kalk und die div. Feuchtüchlein für den Kleinen Hunger Schmutz. Jedes Mal, wenn ich den Putzschrank öffne, um ihm eine Glühbirne oder eine Schuhbürste zu entnehmen, fallen mir die geblumten Dosen und Packungen vor die Füsse. Die Aktionen liegen günstig, denn es besteht nach den Überschwemmungen ein unendlicher Bedarf an Putzmitteln.
Auch Arbeitsplätze werden weggeputzt.
Übrigens: Die Schweizer Hilfe an die USA wurde als nicht nötig zurück gewiesen. Es gibt Stimmen die sagen, man hätte zu viel Wolldecken eingepackt und keine Putzmittel.
Das kann ich mir nicht vorstellen, da doch die Schweiz eine erfahrene Helferin rund um den Erdball ist.

Um einen moderen und perfekten Haushalt zu führen fehlen mir neben der Zeit z. B. ein Aushöhler, ein Dekoschneider für Gemüse-Krönchen und -röschen, eine Kombiraffel „ruck-zuck“, eine Fleckenmaus und auch die Honigspirale.
Dank lieber Freundinnen bin ich im Besitze einiger bunter Reinigungstücher, mit denen ich nur mit lauwarmen Wasser Fester, Lavabos, Herdplatten, Möbel vor blitzblanker Sauberkeit erstrahlen lassen könnte.
Seit gestern kenne ich Oxi-Speed. Die Zeit der angeklebten, nicht aufgelösten Tabs in der Geschirrspülmaschine ist vorbei. Nachdem ich an der Migros-Kasse ein Warenmuster in einem grünen Briefchen erhalten hatte, machte ich mich auf zum „Kundendienst“. Die beiden Verkäuferinnen wussten noch nichts über das neue Produkt, denn sie kaufen ihr Abwaschmittel im Pick Pay und bei Denner, nicht „im Migro“. Frau B. telefonierte aber gerne für mich: „Ja, hier ist eine Kundin, die möchte wissen, wann der Oxi-Schpliin in den Laden kommt.“
Ich verliess das Geschäft mit einer Packung, die 27 Portionen Pulver in „100% biologisch abbaubaren“ Säcklein enthält. Der Probelauf ergab ein Superresultat: Teller und Gläser, auch das Besteck waren fleckenlos und strahlten wie in der Reklame.
Ein bisschen unheimlich ist mir dieser samtene Glanz schon, denn eben habe ich die klein gedruckte „Inhaltsstoffangabe nach Empfehlung der EU-Kommission“ gelesen: … enthält Enzyme, gentechnologisch hergestellt. Ich habe gelesen, dass solche Produkte vom Umweltschutz her nicht eben lupenrein sind:

Die Gentech-Organismen gelangen in die Natur und schädigen dort möglicherweise andere Lebewesen oder übertragen ihre manipulierten Gene auf diese.

(Begeistert von der apfelgrünen Musterpackung waren besonders die Bewohnerinnen des nahegelegenen Betagtenheimes. Wer noch kein Briefchen erhalten hatte, kam an der Kasse vorbei, um eines zu verlangen. )

Migros

Im Oktober 2001 verbrachte ich drei Tage in dem Städtchen Viti, im Süden Kosovos. Dort sah ich die ersten und letzten frei lebenden unbewachten Serben. Es waren vier alte kleine Frauen. Ihre Säue auf offenem Feld überraschten mich, hatte ich doch in diesem Land kein Schwein gesehen. Auch die Schüsse von der nahe liegenden Grenze zu Mazedonien beängstigten mich. Ich wollte nicht dort bleiben, aber als ich die oder das MIGROS sah, wurde mir behaglicher.

*Grosse Mengen für wenig Geld

Fondue

Gurken

Randen

Neben Migros rückt auch Coop, der andere orange Riese, rasant von der genossenschaftlichen Gründungsidee ab, die gewesen wäre, „Fabrikarbeitern und -arbeiterinnen, die ihr Geld in den Läden ihrer Arbeitgeber ausgeben mussten, eine Befreiung aus dieser Abhängigkeit zu ermöglichen“

Vor lauter lazy days ist mir das Communiqué zum erfreulichen Wachstum „vo üsere Migros“ entgangen. Kein Wunder, dass die das nur mit McKs bewältigen. Für mich bleiben eine persönliche und eine historische Frage offen:

  • Wird 2nd2nds Freund innerhalb der Migros von Nacht- auf Tagarbeit wechseln können, wenn er (treu wie er ist, innerhalb der Migros) eine Weiterbildung macht?
  • Ist die Budget-Linie eine preiszerstörerische Reaktion auf Aldi oder ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln (alltägliche Produkte, einfache Verpackung)?
  • Aber das Kulturprozent ist einmalig wie PR-genial. Thank Godi.

    Einkaufszettel

    [Diesen Zettel habe ich heute auf dem Spaziergang gefunden. Brändi ist Alkohol.]

    Zehn Monate lang ziehen die smarten McKinsey-Berater durch das Hauptquartier des orangen Riesen in Zürich. Sie wissen zu straffen, zu streichen, verstehen sich aufs Outsourcen, bringen Benchmarks mit, erledigen für den Oberboss Anton Scherrer das Grobe. Ihre Notizen machen sie nicht auf einem Fressfötzel, wie unsereins, nein, sie schreiben auf gelbliche Einheitsblöcke, blau liniert, faxen die Notizen abends nach Indien, wo billige Spezialistinnen flugs die Exceltabellen erstellen, mit denen der mckinseysche Clan am nächsten Tag „durch die Korridore tigert.“

    Falls ihr kein WOZ-Abo zu Weihnachten bekommen habt, liebe Migros Kundinnen und Kunden, könnt ihr den aufschlussreichen Artikel von Marc Badertscher hier lesen.

    McKinsey im Betrieb sei der Anfang vom Ende, meint mein Schwiegersohn, der sich in Wirtschaftsfragen auskennt. King Scherrer, (nebenbei auch noch der Erfinder der Mutterschaftsversicherung), ist da anderer Meinung. 6 Mio Franken lässt man sich ein solches Konzern-Lifting kosten. Das Feintuning ist dann nur noch eine Bagatelle. Was sind schon 200 abgebaute Stellen bei einem so grosszügigen Sozialplan?
    Sind die Mitarbeiter genug verunsichert, so dass einer dem anderen nicht mehr traut, alle um den Arbeitsplatz bangen, haben sämtliche Chef und Chefinnen der Welt ein leichtes Spiel. Beim nächsten Mal spielen sie noch besser.
    Die Migros wurde von einem Unangepassten gegründet, der die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für seine Ideen zu begeistern verstand und deren Wohlergehen für ihn wichtig war. Gottlieb Duttweiler gelang es, etwas Einzigartiges zu schaffen.
    Dreht er sich manchmal im Grab herum, wenn seine Nachfolger sich so überzeugt in den Mainstream stürzen?

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