2006
Yearly Archive
Mo 8 Mai 2006
Was sind „Paninis“?
Materie: Abziehbild.
Motiv: Fussballer, Stadien, Wappen
Erscheinungsweise: Zur Fussball-EM, zur Fussball-WM
Herstellung: Panini
Zweck: Sticker-Kollektion nach Nationalmannschaften, einzukleben in das WM-2006-Stickeralbum
Preis: 0.90 CHF pro 5 Bildchen, bei Denner nur 0.70 CHF (immer ausverkauft)
History: Begonnen hat die Erfolgsgeschichte 1964 mit einem Sammelalbum der italienischen Mannschaft.
Weitere sprachliche Besonderheiten: Im Block heisst es nicht „ich habe nun alle Bilder von Togo“, sondern „ich bin Togo voll.“ Es ist also gut möglich, dass einer klingelt und fragt: „bist du Holland voll?“ 2nd, males Antwort wäre dann: „Ja, ausser Goalie,“ was bedeuten würde, dass ihm noch der Torhüter Van der Sar fehlt. Man lässt im hiesigen Slang nämlich auch Artikel weg.
Die Schweizer sind ein Volk von Tauschern und Sammlern. Deshalb wird nicht nur offline, sondern auch online getauscht, wobei die Bildchen schon noch per Post verschickt werden müssen. Generationenübergreifend. Sportliche Opas tauschen mit starverrückten Mädels, Bänker von der Zürcher Bahnhofstrasse tauschen mit den Joëls aus dem Emmental. 3rd, male hat sogar schon mal mit einem Tamilenjungen aus Koblenz getauscht. Dass Deutschland erst so spät Panini-Zugang bekommen hat, bleibt unverständlich und generiert hierzulande Schlagzeilen.
(Weiters ethnologisches Detail: Weil hier sehr klare Vorstellungen von Qualität und Moral im Secondhand- und Tauschgeschäft herrschen, hat auch E-Bay keine Chance gegen ricardo. Denn nur ricardo hat der Eidgenossen Vertrauen.)
Mo 8 Mai 2006
Posted by 2nd, female under
Alles oder nichtsNo Comments
Wenn man im Block aufgewachsen ist, dann weiss man auf die Hundertstelsekunde, wie wer klingelt. Klingeln muss man unten, um überhaupt ins Treppenhaus zu gelangen.
Menschen mit gewöhnlichen Ansprüchen wie „bitte Türsummer betätigen“ „bitte an die Gegensprechanlage kommen“ klingeln 1-1.5 Sekunden. Kinder, die Klingelzug machen, klingeln ganz unregelmässig, weil sie mit ihren kleinen Händen möglichst viele Knöpfe erwischen wollen. Der Pöstler klingelt bei uns nicht twice, sondern lang gezogen. Bei Notfall ist mehrmals lang gezogen angesagt.
Nun klingelte es also mitten in der Nacht. Sehr gesittet, 1.5 Sekunden. Wir standen auf, nicht so schnell, da es nicht nach Notfall klang, aber doch so, als würde jemand wollen, dass wir unten öffnen. Aber um diese Zeit betätigt kein vernünftiger Block-Mensch seinen Summer ohne an der Gegensprechanlage nachzufragen, wer da sei.
Ein sonorer, nachhaltiger Rülpser.
Welch überzeugende Begleitung in süsse Träume.
So 7 Mai 2006
Zum ersten Mal seit dem letzten Weltkrieg ist ein Artikel in dieser Stadt total ausverkauft – mehr als zwei Wochen nicht im Handel.
Das tut weh!
Wir sind es nicht gewohnt, mit unserem Geld etwas nicht kaufen zu können. Verzweifelt irren wir von der oberen in die untere Stadt, durch die Aussenquartiere, in die Region, ja, sogar in andere Landesteile, vom Kiosk zur Tankstelle, vom Postschalter zum Orangen Riesen, von der Bäckerei zur Papeterie, der Buchhandlung zur Zeitungsredaktion, zu Fuss, mit dem Töff, im Auto, mit dem Trotinett oder per Velo, in Gruppen oder allein. Unterwegs begegnen wir anderen Irren, hören auf die wildesten Gerüchte, nur um an Ort und Stelle zum x-ten Mal zu hören, dass es sie nicht gibt, man wohl bestellt habe, aber nicht erhalten, leider.
Es gebe Lieferschwierigkeiten, seitdem auch in Deutschland der Verkauf angelaufen sei. In Italien komme man mit der Produktion nicht mehr nach.
Am Ball bleiben ist alles! Sich nicht aufregen, wenn die Verkäuferinnen, tritt man in ihr Gesichtsfeld, die Arme hochreissen und einem von Weitem ein entnervtes „Nein“ entgegen schreien. Trotzdem jeden Tag auch im kleinsten Kiöskchen nachfragen und vielleicht die fünf letzten Paninis einem anderen Wahnsinnigen vor der Nase wegschnappen.
Eine neue Sucht grassiert, beengt den Horizont. (Über die Auswirkungen auf nicht süchtige Angehörige, z.B. Mütter, werden in diesem Jahr einige Dissertationen und Lizentiatsarbeiten abgeben.)
Bei Schweiz und Ghana „bin ich voll“. Aber sonst klaffen noch Lücken. Die grössten bei Tunesien.
Dass es in unserer Stadt bis vorgestern noch ca. zwei Ahnungslose gab, die von der Panini-Welle nicht berührt wurden, darüber erzählte mir meine Freundin Marwa:
Ein Musiker, ein Philosoph und ein Bibliotheksleiter treffen sich in der Kaffeepause. Der Musiker erzählt von seinen Töchtern im Panini-Fieber, und wie er als Vater beim Sammeln und Tauschen so richtig mitgerissen wird.
Nun versteht der Bibliotheksleiter endlich, was Paninis sind. Hatte er seiner Tochter, als sie ihn neulich danach fragte, doch geantwortet, das seien Sandwiches.
Der Philosoph zum Musiker: „Was, deine Töchter sammeln auch? Ich meinte, das sei nur etwas für Buben.“
Der Musiker: „Nein, nein, auch Mädchen sammeln, nicht nur Buben.“
Der Philosoph: „Für welches Land sammeln sie denn?“
Der Musiker kopfschüttelnd: „Man merkt, ihr seid nicht auf dem Laufenden.“
Jupi! Die Frau des Buchbinders in meiner Bibliothek hat ein Fussballbrot gekauft und als Beilage ein Briefchen Bildchen erhalten. Der Buchbinder hat sie mir geschenkt. Danke 1000!
Do 4 Mai 2006
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Aus erster HandNo Comments
Junge, ca. 7 Jahre:
Der Samichlous, dä geit i d’Schueu
Cha nid läse ohni Stueu.
Ig bi nid Oscherhaas
Ig bi nid Oscherhaas
Du bisch äs Oschterhaas
Du bisch äs O-Oh-sch-ter-haaaas!
***
2 Mädels, ca. 12 Jahre
-Ig ha huärä MSN-Verboooooot.
-Neeeei, huärääää.
-Doch, ächt.
***
2 Männer, ca. 88 Jahre
-Jetzt wei si no Zoll erhäbe. Uf d’Strass.
-Ja, ig ha dervo gläse.
– Das die keni angeri Problem hei.
-Ja, das faut-ne-ja nume drum y.
– Wüu si kener angere Problem hei.
[Content.]
***
Mi 3 Mai 2006
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Alles oder nichtsNo Comments
In unserem Land ist wirklich nichts los! Trotzdem gelang es dem Schweizer Fernsehen letzte Nacht im Zyschtigsclub ein brennendes Thema, mit kompetenten Gästen, zu diskutieren:
Plumpe Boulvardisierung
Bundespräsident
Büstenhalter
Nackter Oberkörper
Vernebelung
Badehose
Demokratiepolitische Fragestellung
Linke Medienkritiker
Blick-Journalismus
Rohrkrepierer
Stilfrage
Amtsperson
Badehose
Respekt
Schaden für die Schweiz
Seriosität
Verantwortung
Auflageproblem
Personalisierung
Badehose
Pressefreiheit
Beschwerde
Privatsphäre
Peoplejournalismus
Ferienfotos
Selbsinszenierung
Badehose
Di 2 Mai 2006
Bericht aus dem heutigen Bund zum 1. Mai, Kundgebung mit dem Bundespräsidenten in Zürich:
Nicht bis zum Ende seiner Rede kam Bundespräsident Moritz Leuenberger, der am Abend an einem Fest der SP in der Nähe des Helvetiaplatzes auftrat. Leuenberger hatte seine Rede kaum angefangen, als knapp huntert vermummte Aktivisten des revolutionären Aufbaus ins Festgelände auf der Bäckeranlage eindrangen, Knallparaden warfen und versuchten, das Rednerpodium zu stürmen. Auf Anraten der Polizei brach der Bundespräsident seine Rede ab und zog sich ins nahe Quartierzentrum zurück.
Nun, dass ein Bundespräsident am eigenen Leib erfahren hat, dass Quartierzentren rentieren auch wenn sie nicht rentieren, ist schön. Dass die Autonomen mit ihrem Auftritt den Rechtsradikalen vom letzten Rütli die Händchen reichen, ist weniger schön.
Und wenn Stadtrat Hess abgewiesene Asylbewerber mit Ameisen vergleicht, die unter seinem Bett eine «Getränkeflasche mit süssem Inhalt» gefunden haben… das Weitere mag ich gar nicht schreiben, so verdammt unerbaulich und „gschämig“ ist das alles für unsere tolle Demokratie, in der jeder Arsch zu Wort aber oft (gezielt) nicht über das Stammtischniveau hinaus kommt.
Auch dass die Schweiz in Sachen Familiendramen Weltspitze werden will, ehe sie den privaten Zugang zu Pistolen und Gewehren strenger handhabt, scheint ausgemacht. Die USA jedenfalls hätten wir schon überholt, vermeldet das Radio.
Gar nichts zu lächeln heute.
Sa 29 Apr 2006
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Aus Vaters Kindheit im Emmental:
„Im Deckhüsli hi si es Chueli u zwüü Guschti gha, derzue e Dreispitz Land. Iinisch im Apriu hi d‘Ängerlinge d’Würze vouständig abgfrässe gha, so dass d’Ching dä Bitz Gras bis a ds Hüsli zueche hi chönne ufroue wie-n-e Teppech. D’Mueter het e Schüssle bbrunge u mi het se mit de dicke wiisse Larve gfüut. D’Hüehner hi sech druf gstürzt u aui gfrässe.
Drvo si si chly muderig worde, hi ganz schwarz gschisse u lang nümme ggliit.
Im Mai het me mit dr Schueu müesse ga chäfere. Mi het es Tuech unger d’Bueche ggliit u het mit em Schüttuhagge die Maiechäfer ache gschüttlet. (We de d’Sunne isch cho, si d’Chäfer munter worde u hi sech wider a d’Bletter gchrauet). D’Ching hi se i auti Bränte gsammlet und se em Lehme Chrigu bbrunge. Dä isch Chäfervogt gsi, het aus gwoge u für ds Kilo es Zwänzgi zaut. Mit däm Gäut isch me de ga riise. Dr Chrigu het im-e-ne Wöschhafe Wasser gchochet u het die Chäfer drmit übergosse. Ersch we si tod si gsi, het er se dörfe i ds Bschüttloch ache gheie.“
Unser Quartiergärtner hat in den letzten zwei Jahren ein vermehrtes Vorkommen von Engerlingen festgestellt, ja, sogar in meinen Blumenkübeln einige Exemplare gefunden. Mir graust vor diesen blassen zusammengekrümmten „Würmern“. Interessant finde ich aber die Forschung.
So kann man in der Schweiz die Maikäfer-Flugjahre berechnen:
Quersumme geteilt durch 3, Rest 0: Basler Flug (2004, 2007)
Quersumme geteilt durch 3, Rest 1: Berner Flug (2005, 2008)
Quersumme geteilt durch 3, Rest 2: Urner Flug (2006, 2009)
Sa 29 Apr 2006
Besuch auf dem Friedhof.
Am Grab einer Nachbarin.
1978 – 2005.
Herzversagen nach einem
steinigen Leben.
Fr 28 Apr 2006
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In meiner frühsten Zahnarzterinnerung war ich ungefähr fünf Jahre alt. Mein Vater, er lebe in Frieden, aber bitte nicht in meiner Nähe, wies den Zahnarzt an, mir die Nase zuzuhalten, damit ich den Mund öffnen würde. Er selbst trug mich seitlich auf den Hüften und blockierte meine Arme.
Später wurde ich in der Schulzahnklinik behandelt, wo mir Frau Dr. Zahner (so hiess sie wirklich), meinen letzten Milchzahn ohne Vorwarnung aus meinem Mund riss.
Endlich erwachsen, besuchte ich die Praxis von Frau Dr. St. wie alle meine Familienmitglieder. Leider übergab die Ärztin ihre Praxis von heute auf morgen. Der Nachfolger überzeugte niemanden in meiner Familie. Dieser hatte es nicht geschafft, mir mein schwangerschaftliches Zahnfleischbluten zu erklären oder mir Tipps gegen den riesigen Blutverlust beim Zähneputzen zu geben. Stattdessen verkaufte er mir x Produkte, deren Anwendung er mir nicht genau erklären konnte und liess mich immer und immer wieder anreisen. Ich bezahlte Hunderte von Franken. In meinem Mund bildeten sich irgendwelche Pusteln, die er nicht zu benennen wusste und die mich bei der Zahnpflege unheimlich behinderten. Zum Glück ermöglichte uns die Mutter von 2nd, male, Patientinnen von einer eigentlich schon voll ausgebuchten Frauenpraxis zu werden. Anders als bei meinem vorherigen Halsabschneider-Zahnarzt, wurde ich dort kompetent beraten. Die Pustel heisst Epulis. Die Zahnärztin schnitt sie mir schmerzfrei raus. Eine Stunde Behandlung reichte, ich gehöre wieder zu den glücklichsten Menschen mit den schönsten Zähnen und freue mich auf die nächste Behandlung! Ich wünsche allen solche positiven Zahnarzterlebnisse, den PatientInnen und den ZahnärztInnen, von denen sich anscheinend mehr umbringen, als in allen anderen Berufsgruppen.
Mi 26 Apr 2006
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„Letztes Jahr hatte meine Tochter einen Schilddrüsentumor. Wir hatten die besten Ärzte und sie bekam die beste Pflege. Seitdem denke ich immer an die Kinder von Tschernobyl“, erzählte mir heute meine Arbeitskollegin.
(Foto: Plakat an der Heiliggeist Kirche, Bern)
Di 25 Apr 2006
„Für sie wurde niemals eine Ausnahme gemacht,“ darf man gern auf meinen Grabstein schreiben.
Gerechtigkeit ist etwas Schönes. Man attestierte mir den Sinn dafür ihn zahlreichen Schulzeugnissen, ich bin die Letzte, die daran zweifelt.
Ich glaube kaum, dass einer alle Finger braucht um die aufzuzählen, die im Block mehr Gemeinwohl betrieben haben als ich. Die Arbeitskraft, Toleranz , Geduld, zwei Dutzend Fussbälle, Kleider, Schuhe, unendliche Laufmeter Bücher und mindestens zwei Tonnen Esswaren in den Rachen des Quartiers geworfen haben, nur damit meine Kindeskinder eine Verbesserung bemerken – vielleicht. Dank erwarte ich nicht, aber etwas Gnade wäre ganz nett.
Doch nein! Wenn es bei uns hereinregnet, wird zuerst der Schaden von denen behoben, die lauter kläffen. Wenn ich einmal bei schönem Wetter hundert saubere Wassertröpfchen über den Balkon ablaufen lasse, klingelt es sofort Sturm: „Putzen Sie? Lesen Sie die Hausordnung!“ (Reinigung des Balkons mit Wasser nur bei Regenwetter gestattet).
Wenn ich nach zwanzig Jahren Erwachsenenleben hier zum ersten Mal den Papierabfuhr-Termin verwechsle und meinen Papierbund zu früh rausstelle, würde da ein Hauswart so nett sein und ihn rasch in seinen Container werfen?
Niemals! Wenn da jeder käme! Er knallt ihn mir vor die Tür und staucht mich zusammen. Und wenn der Termin ist, wartet er vergnügt darauf, dass ich ihn verpasse. Und wenn ich dann doch noch drauf komme, lässt er ein listiges „dies‘ Mal stimmt’s!“ fallen.
Das finde ich dann gemein. Allein der Gedanke an die Gerechtigkeit versöhnet mich.
Di 25 Apr 2006
Posted by 1st, female under
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Dichtgedrängt sitzen die jungen Leute auf den Stufen vor den Lauben, geniessen die Sonne und essen ihre Brote. Zwei Strassenwischer fegen die weggeworfenen Servietten, Kartons, Büchsen und Flaschen weg.
Einige Leute im Bus regen sich schrecklich darüber auf, „ratiburgern“, was gegen eine solche Plage unternommen werden sollte.
Die Frau neben mir lacht. Sie besitzt einen Kellerladen am besten Platz.
Kurz vor 12 Uhr nimmt sie den Wasserschlauch und spritzt ihr Terrain tüchtig ab. Kleine Pfützen sammeln sich zwischen den Steinen und sind erst ausgetrocknet, wenn die frechen schnabulierenden „Vögel“ sich wieder in ihre Schulkäfige zurückgezogen haben.
Ha, bei ihr haben sie sich noch nie niedergelassen.
Mo 24 Apr 2006
Woran erkenne ich u.a., dass ich alt werde?
Ich erhalte beim Tauschen einige Fussball-Bildchen gratis.
Im Dorfladen verlangen die Jünglinge für Zidane vier Päckchen, weil sie denken, ich könne mir einen solchen Handel leisten.
Wenn ich Ansichtskarten aus fremden Städten erhalte, freue ich mich sehr an engen Gassen, maurischen Kacheln, Bildern vom Brot backen in der Sahara – möchte aber nicht hin.
Ich sage kaum mehr “cool”.
Gute Nacht!
So 23 Apr 2006
Hoch oben auf dem Dach zu wohnen, ist meistens ein Vorteil. Gibt es doch kaum einen besseren und Platz, aufziehende Gewitter über dem Jura zu beobachten, einen Regenbogen, der sich im Osten über die Stadt wölbt, ein Rudel Heissluftballone, welches vom Wind über den Block dem Emmental zu geschoben wird oder die Schneeberge, beschienen von der aufgehenden Sonne. Nicht zu vergessen der riesige libeskindsche Bauplatz Bern-West.
Ein solcher Hochsitz braucht Pflege, besonders nach einem langen und strengen Winter. Die Mauern erhalten eine neue Farbe, der Boden muss von Moos und Unkraut gesäubert werden, damit das Wasser richtig abfliessen kann und nicht in die darunter liegenden Wohnungen eindringt. Alle Pflanzen werden umgetopft und vorsichtig gegossen.
Sonnenblumen-, Glockenreben- und Kürbiskerne (für Vaters Hochbeet) werden in Aussaattöpfen angezogen. Erst nach „den Eisheiligen“ bekommen die Pflanzen und somit auch die Menschen ihren Sommerplatz auf dem Balkon.
Kein Wunder, dass zum Bloggen nur wenig Zeit bleibt..
Heute doch noch ein Buch gelesen, empfohlen von meinem Enkel.
Do 20 Apr 2006
Posted by 2nd2nd, male under
Vom Müll[2] Comments
So viel Abfall habe ich noch nie gehabt seit ich Hauswart bin, auf einmal hatte ich keine Container mehr.
Die Leute haben auch den Frühling putz über Ostern gemacht und ihren Balkon aufgeräumt.
Zum Glück wurde heute der Abfall abgeholt. Es war stressig über Ostern den 20 stockigen Block sauber zu halten. Oft werfen die Leute Sachen aus dem Fenster.
Mi 19 Apr 2006
Die Unterschriften sind nun also deponiert, das Referendum ist zu Stande gekommen. Unser Stadtteil hat sage und schreibe 125 Unterschriften gegen die Revision des Asylgesetzes und 179 gegen die des Ausländergesetztes beigetragen.
Während man im Breitsch gemäss Aussagen eines gestandenen Sammlers den Leuten bloss vor der Migros den Bogen unter die Nase zu halten brauchte, hatte unsere Migrations-Gruppe hier wesentlich mehr Aufwand. Wie immer gab es viele, die lieber für das Gegenteil unterschrieben hätten und nach Asylbewerber-Stopp verlangten. Aber Heim und Garten von Referendumsfreundinnen und –freunden wurden bis jetzt von Aggression verschont. (Beim Kampf um die erleichterte Einbürgerung hatten manche weniger Glück.) Allerdings ist diese Abstimmung ja erst im September, und man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Auch wenn ich nicht an den Abstimmungserfolg glaube, bin ich zufrieden, dass wir den Nothilfestopp verhindert haben. Und wenn ich lese, dass sich sogar Markus Rauh mitwehren will, dann ist das mehr Einsatz, als ich zu hoffen gewagt hätte.
Weniger glücklich bin ich über die Presse, die (partiell aber regelmässig) kommentiert, die Referendumsgruppen, bestehend aus Linken, Menschenrechtsorganisationen und Kirchen, hätten ja nur die „humanitäre Tradition“ als Argument und kaum sachpolitische Gemeinsamkeiten.
Als ob die humanitäre Tradition, mit der dieses Land leider auch schon gebrochen hat, nicht Grund genug wäre.
Di 18 Apr 2006
Posted by 2nd, female under
Aus erster Hand[2] Comments
Wenn ich mich so umhöre- und schaue, hat dieses Statement niemand gelesen überhaupt wahrgenommen begriffen an sich herangelassen.
So 16 Apr 2006
Seit Mutters Tod schlägt Vaters Herz noch langsamer als vorher. Seine Beine sind schwer von Wasser und essen mag er nur wenig. Er nimmt zwar seine Medikamente, trinkt auch den Petersilientee, aber eigentlich hilft alles nichts. Nachts plagt ihn die Vorstellung, das Grab seiner Frau sei voller Wasser gewesen und man habe den Sarg darin versenkt. Sie sei auch noch „ertrunken“. Ganz deutlich habe er ein Plantschen gehört. Der Boden zwischen Kirche und Kloster sei sehr lehmig, so dass das Wasser nicht abfliessen könne.
Es hilft nichts, wenn ich darauf hinweise, dass vor kurzem diese lehmhaltige Erde mit Geröll durchmischt wurde. Er meint nur, dass Fachleute auch nicht alles richtig machten und schaut mich verzweifelt an.
Ich nehme meine Kamera und mache mich zusammen mit meiner Tochter auf zum Friedhof. Es regnet in Strömen. Neben dem Grab meiner Mutter ist bereits ein neues ausgehoben. Ich schiebe ein Brett weg, rolle die Abdeckung etwas ein und starre in die Grube. Diese ist zwar feucht, aber keine Spur von Grundwasser ist zu sehen.
Wir legen das Herz aus weissen Rosen vor das Holzkreuz und machen einige Fotos für Vater, der mit seinen geschwollenen Füssen den Weg hierhin nicht schafft.
Zu Hause berichten wir über den Augenschein vor Ort und sind nicht sicher, ob der alte Mann nun beruhigt ist. Wir nehmen an, dass das Plantschen aus seiner Kindheit stammt, als sein Vater, sein Onkel und seine kleine Schwester starben und er als Neunjähriger plötzlich verantwortlich war für einen grossen Hof und eine Familie.
Stangenbohnen, seine absoluten Favoriten im Gemüsehimmel, will er keine mehr pflanzen, aber ich soll ihm 2 Päckli Buschbohnen der Marke „Dasy“ besorgen.
Zu Hause im Block angekommen, ist meine Waschmaschiene defekt und ich muss 20 Liter Seifenwasser abschöpfen.
Draussen regnet es heftig auf das frisch geputzte Küchenfenster.
Fr 14 Apr 2006
Posted by 2nd2nd, female under
Alles oder nichts[3] Comments
1st hat heute in ihren Gebräuen ungefähr 123 Eier gefärbt, die wir anderen Eierfärbenden mit Kräutern verziert und mit Strümpfen eingewickelt haben. Alle Eier wurden wunderschön, aber 1st’s Kunstwerke heben sich halt nach x Jahrzehnten Erfahrung ab und bleiben die Schönsten.
Da wir aufs Eierfärben schon letztes Jahr eingegangen sind, gebe ich zum Schluss einen nicht ganz kinderfreien Witz wieder und verbleibe mit besten Wünschen für ein erholsames Osterfest!
Wisst ihr, weshalb der Osterhase manchmal fast im Selbstmitleid versinkt?
Weil er seinen Schwanz hinten trägt, seine Eier verstecken muss und nur ein Mal im Jahr kommt.
Mi 12 Apr 2006
Posted by 1st, female under
Alles oder nichts1 Comment
Sicher wird die Beleuchtung – Osram Lumilux 1979 – auch noch die 19″-Flachbildschirme in diesem Büro überleben.
Nachtrag vom 13.04.:
Hier ein interessanter Beitrag zu „Licht“
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