2018


Sie bleibt unvergessen!
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Unsere Kleinkrähen sind in Sand, Sonne, Salz- und Süsswasser gewachsen, besonders an den Füssen.
So flattern Vater und Grossmutter mit ihnen durch die Läden – Mama sitzt bereits in einer Lehrerinnenkonferenz – und besorgen neue Turn- und Hausschuhe, dazu radierbare Tintenroller mit Ersatzpatronen, verschiedenfarbige Leuchtstifte, Leimstifte usw. fürs neue Schuljahr. (Alles „nämele“ nicht vergessen!)
Nach einer Glace-Kaffee-Pause beim Orangen Riesen kaufen wir ein paar Erica gracilis für die Gräber ihrer Urgrosseltern.

Auf der Fahrt durchs Köniztal hinauf auf den Langen Berg entgeht uns keine mausende Katze und keine Kuh- oder Schafherde, sei sie noch so weit entfernt. Nicht, dass ich solche Stotterfahrten auf Landstrassen liebe, wo neben jedem Kalb angehalten oder mindestens langsamer gefahren werden muss, aber meine Enkel wollen alles genau sehen. Weshalb sollten wir Erwachsenen bei so viel Interesse am Landleben nicht riskieren, von einem eiligen Einheimischen gerammt zu werden?
Erreicht man dann die Höhe des Hügelzugs, hat man einen unglaublichen Blick über das Gürbetal, die Voralpen bis ins Freiburgische, die Berner Alpen hinein ins Luzernische und über Hügel und Wälder hinweg auf den Thunersee.
Nachdem wir weiter unten an Herden mit schwarzen Kühen (Angus?) vorbei gekommen sind, grasen hier oben schwere, hornlose Tiere mit weissem Fell (Charolais?). In meiner Jugend war ein einziges graues oder braunes Chueli im Stall ein Grund, nicht in den Milchverband aufgenommen zu werden.
Bei den Simmentaler Flecken mit den Glocken auf der Weide vor dem Tannwald müssen wir natürlich auch eine Fotopause einlegen – ich, als Beifahrerin mit unruhigem Blick in den Rückspiegel.

Das Dorf mit seinem Einfamilienhausfortsatz ist wie ausgestorben. Nur ein wanderndes Paar strebt der Postautohaltestelle zu. Eine Erfrischung am Dorfbrunnen ist nicht möglich. Der Trog ist ausgetrocknet. Ich erinnere mich nicht, ihn je so ungastlich gesehen zu haben. Ist die speisende Quelle versiegt? Hat man ihm das Wasser abgegraben?

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Jahrhundertmond 07.18

(Alle Fotos in diesem Beitrag sind von Caroline B.)

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es gibt feinen Kaffee

Das Café an der Avenue Frédéric Mistral. (Es gibt dort auch eine sehr schöne Toilette, von welcher ich leider kein Foto habe.)

Nicht nur die Abstände zwischen den Vollmonden werden bei mir kürzer, auch beim Packen der Reisetasche für die Sommerferien scheint mir, ich hätte doch erst vor Kurzem meine hellschwarzen Shirts, die ausgebleichten Sommerröcke, Foulards und Sandalen eingepackt. Nur an den Büchern und den Kleinkrähen sehe ich, dass doch ein ganzes Jahr dazwischen liegt.
Am meisten Zuwendung bekommt vorher noch der Garten: Johannisbeeren pflücken, Gelée einkochen, Saft einfrieren, die herunter gefallenen Gravensteiner auflesen und Apfelmus kochen, die Stachelbeeren pflücken und einfrieren, die Krautstiele (und die Blätter) blanchieren und einfrieren, die Kefenstauden abräumen, die restlichen Kefen blanchieren und einfrieren, ein bisschen jäten und um die Randenstauden sorgfältig hacken, hohe Pflanzen aufbinden und die Nachbarin, welche sich ums Giessen kümmert fragen, was ich ihr aus Südfrankreich mitbringen kann. Nougat und Salz!

Einen schönen Juli, wo immer Sie auch sind.

Au revoir!

Ehrlich gesagt glaubte ich, diese Art von Journalistinnen und Journalisten stürben langsam aus. Aber nein, es rücken junge nach, welche die Klischees übernehmen – sehr schade, fantasielos, beleidigend und das Wichtigste: nicht den Tatsachen entsprechend!
Wie oft schon habe ich mir vorgenommen, mich nicht mehr zu enervieren, wenn wieder einmal ein Zeitungsartikel erscheint, in welchem unser Quartier als Betonwüste oder gar als Unort beschrieben wird.
In der Regel erscheinen solche Berichte im Advent, denn was bietet sich besser an, als kurz durch CH-3027 Bethlehem zu schlendern, am besten abends zwischen fünf und sechs Uhr an einem kalten Strubussitag mitten in der Woche? Am nächsten Morgen kann man dann lesen, wie menschenleer, trist und grau dieses Ghetto halt sei, nur ab und zu um eine dunkle Ecke streichend ein Vermummter und das MigrosoderCoop-Restaurant voller alter Leute bei billigem Kaffee.
Dieses Jahr gab’s schon im Juni etwas zu berichten.
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Wormell
Aus: Wormell, Christopher :
Teeth Tails and Tentacles, Animal Counting Books, ISBN-10: 0762421002

Liebe Kinder, bei diesem Bild muss man auf mehr als 3 zählen können;-)

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Doppeladler

Doppeladler farbneutral

Ehrlich gesagt: ich möchte mich doch auch noch kurz einmischen in die hochemotionale Diskussion zum Doppeladler, den man auch als „Doppeljubel“ in der Presse antrifft.
Einige meinen, die *siegreichen Sportler mit kosovarischen Wurzeln hätten das Schweizerkreuz auf ihren Trikots küssen sollen – entweder vor oder nach dem Doppeladlerzeigen.
Der Vogel – nach den ornithologischen Kenntnissen von Ex-Trainer Hanspeter Latour keinesfalls ein schweizerischer Alpenkolibri – war ohne das geküsste Kreuz scheint’s für einige Eidgenossen eine Zumutung. (Wie sich die gegenerische Mannschaft fühlt, können wir Aussenstehenden nur schwer nach empfinden.)

Dass zwei Hände mit Leichtigkeit auch ein Schweizerkreuz formen könnten, sehen sie hier:

Kreuz I

Kreuz von vorne (oder hinten)

Kreuz II

Kreuz von hinten (oder vorn)

* WM 2018, 22.06. Schweiz : Serbien 2:1

Notiert

Einkaufszettel gefunden im Einkaufswagen des Orangen Riesen:
Wunder
Oel (evtl. Wunder-Oel?)
Butter
Milch
Blätterteig
Slipeinlagen
Normale Kehrichtsäcke
WC-Frisch
Nastüchli
Haushaltrollen
Rasierer
Taschentücher
Muskatnuss
Brot

Die nicht normalen Kehrichtsäcke gäbe es am Blumenstand. Da könnte man auch gleich fragen, wo die Wunder zu finden sind.

Noch nicht sieben. Der Morgennebel hing über der Erde wie ein schwerer grauer Vorhang. Er wallte und waberte, trieb in wolligen Wirbeln und Girlanden dahin, teilte sich. In einer Ecke des Parkplatzes, beinahe verborgen von den Schwaden ein kleiner Wagen, leer, das hintere Seitenfenster teils eingeschlagen und mit Plastikfolie und Klebeband abgedeckt. Der Sheriff bückte sich und sah hinein. Doch nicht leer.
Auf dem Fahrersitz sass eine junge Frau und schlief. Sie hatte die Knie angezogen, ihr Kopf lehnte am Fenster. Auf dem Beifahrersitz lag ein Küchenmesser mit zehn Zentimenter langer Klinge, und auf der Rückbank war ein pelziges Bündel, das der Sheriff nicht genau erkennen konnte.
Er klopfte leicht ans Fenster…

Die Frau ist Lilian, die sich auf keinen Fall vom teuflischen Blackway aus dem kleinen Nest in Vermont vertreiben lassen will. ISBN 978-3-312-00693-9

Mich weckt heute Grossesmädchen. Es holt sich seine Sportkleider an meiner Wäscheleine. (Ich hatte Hosen und Shirt gestern zusammen mit meiner Feinwäsche gewaschen.) Nicht besonders munter fange ich an, die Küche aufzuräumen und dann die restliche Wäsche abzuhängen. Ich beschliesse, trotz des grauen Himmels schwimmen zu gehen. Die Wäsche lasse ich auf dem Bügelbrett liegen, mache das Bett, putze die Lavabos und hänge eine neue Seife ins Klo. Ich hinterlasse die Wohnung gerne einigermassen ordentlich, obwohl meine Töchter mir das abzugewöhnen versuchen und versprechen, alles in Ordnung zu bringen, falls ich das mal selber nicht könnte.
Ich wärme mir eine Schale Haferbrei, streue etwas braunen Zucker mit Zimt aus Marokko darüber. Dazu gibt’s ein Glas Wasser. Nein, ohne Zitrone. (Herzogin Meghan trinke zum Frühstück nur ein Glas Zitronenwasser, natürlich ohne Haferbrei.)
Nach einem kurzen Besuch bei meinen Balkonpflanzen, die Gurken wachsen schon bald in mein Wohnzimmer hinein, lese ich noch einige Seiten im Juni-Buch meiner Café-littéraire-Gruppe: Amos Oz „Judas“.
Auf dem Weg ins Schwimmbad gehe ich im Garten vorbei und pflanze den Rest meiner Prunkwindensetzlinge ein. In einem Beet habe ich ein Gitter aufgestellt in der Hoffnung, die Gurken würden dieses erklimmen. Im Moment gibt es für diese Kletterei noch keine Anzeichen. Damit sie ein gutes Vorbild erhalten, bekommen sie die sportlichen Winden an ihre Seite.
Die Vögel pfeifen, der Wetterhahn schaut nach Norden und ich setze mich ein bisschen vors Gartenhaus, schaue dem Grünzeug beim Wachsen zu.
Als mir die Sonne auf die Beine scheint, wird es Zeit fürs Bad. Schnell mache ich noch ein Foto von meinen Kletterrosen.
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Bei verhangenem Gewitterhimmel ein bisschen in der „Mottenkiste“ gewühlt.
Nicht ganz frei von Kitsch, aber wenig verstaubt:

Einladung
Wir organisieren ein Fest!
Freitag ab 17:00 Uhr vor dem Block.

NachbarInnen kennen lernen, essen, trinken, zusammen sein.

Tische, Stühle und Getränke stehen zur Verfügung. Es kann auch gebrätelt werden.

Nachbarn I

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr können wir am heutigen Nachbarschaftstag draussen sitzen. Frau Egger meint aber, dass es 2017 mit weniger Platz gemütlicher war. Nur schade, dass nicht mehr Schweizer Bewohnerinnen und Bewohner zum Nachbarschaftshöck gekommen seien, finden einige. Die „Ausländer“ sind doch so freundlich. Man schaue nur wieder einmal das reichhaltige Büffee an mit den feinen Salaten und dem Gebäck aus verschiedensten Ländern.
Ich mache einige Bewohnerinnen darauf aufmerksam, dass noch mindestens zwei weitere grössere Anlässe im Quartier statt finden und besonders das 300 Meter entfernte Bierzelt mit der Tanzmusik eine Konkurrenz zum Nachbarschaftstag sei.
Ich nehme mir eine Schale Bulgursalat. Dazu schenkt mir ein türkischer Mitbewohner ein Glas erfrischenden Ayran ein. Seine Familie wartet schwatzend und lachend auf den Sonnenuntergang und damit auch auf die Schüssel mit dem gekochten Rindfleisch. Einer der Jungen kommt und grüsst mich. Er ist ein ehemaliger Schüler von mir und besucht seine Eltern hier im Block. Ich erinnere mich sehr gut an das aufgeweckte Bübchen von damals. Nach der Schule machte Bülent eine Lehre als Elektriker und holte dann berufsbegleitend ein Studium nach. Heute hat er eine Staatsstelle mit günstiger Wohnung, ist mit einer Krankenschwester verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist begeistert, dass seine Kinder vom Lehrplan 21 profitieren werden. Als Mitglied im Elternrat will er dazu beitragen, die Bedenken den Erneuerungen gegenüber zu zerstreuen. Seine Kinder sollen einen Vater haben, der sich um ihre Bildung kümmert. Er weiss, wie es ist, wenn die Eltern die Sprache nicht verstehen, keine Mitteilungen aus der Schule lesen können und das Schulkind vom Kindergarten an alles selber in die Hand nehmen muss – irgendwie.

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Zum Beispiel, im wahrsten Sinne des Wortes, ein schwarzer Berg Wäsche auf das Bügeleisen, dreissig Setzlinge Kapuzinerkresse aufs Einpflanzen, diverse schwarzweisse Taubensch … auf den neuen Fenstersimsen auf einen Putzlappen und einige angefangene und liegengebliebene blogk-Einträge auf die Publish-Taste.

Mein jüngerer Enkel (2nd3rd, male, 9.6) beschrieb mir letzhin drei seiner Lehrerinnen. Eine davon, Frau Oosli, sei so wie ich, nur hätte sie mehr Abenteuer erlebt.
Ich bat ihn dann, mir ein ooslisches Abenteuer zu erzählen, was er gerne tat. Die Lehrerin war zusammen mit ihrer Schwester im Jura unterwegs. Auf einmal galoppierte eine Herde Pferde auf die beiden Frauen zu. Diese erschraken fürchterlich, aber die Tiere blieben wie auf Kommando vor ihnen stehen und niemandem wurde ein Haar gekrümmt.
Was ich damit sagen will: obwohl ich kaum Abenteuer hier veröffentlichen kann/darf, versuche ich doch für die Familie (und für ein paar treue Leserinnen und Leser) dieses oder jenes zu notieren. Wer weiss, vielleicht helfen die kleinen Einträge, sich an eigene Abenteuer zu erinnern.
Mich erinnerten die Jura-Pferden an die Affenhorde, angeführt von einem kräftigen Silberhaarigen. Ich stieg durch einen Rhododendrenwald hinauf zu einer abgelegenen indischen Poststelle, als die Affen zu mir herunterstürzten und -kugelten. Eben hatten sie das Gärtchen eines Dorfbewohners geplündert. Der Mann liess sich das nicht gefallen und rückte den Dieben zielsicher mit der Steinschleuder – plopplopp – auf den Pelz. Am „stotzigen Bord“ stand ich plötzlich mitten unter Brüdern und Schwestern auf der Flucht. Ich dachte nur: Das glaubt mir keiner, denn das Internet war noch lange nicht in Sicht. Das habe ich meinem Enkel nicht erzählt, denn ich wollte ihm das Pferdeabenteuer seiner geliebten Lehrerin lassen.

Und nun zu weiteren Meldungen:

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Wahlwerbung

Zu ihm habe ich nie „Alex“ gesagt, obwohl ich ihn als Genossen hätte duzen dürfen.
Es muss im Herbst 2004 gewesen sein, als meine Partei eine Wahlveranstaltung im „Sternensaal“ organisiert hatte. Ein kalter Tag, das Lokal überfüllt, Wurst und Suppe waren begehrt. An einem langen Tisch scharten sich die Kandidatinnen und Kandidaten um den damaligen Stadtpräsidenten und hatten es ganz für sich lustig.
Kandidat Alexander Tschäppät kam allein, liess den Präsidententisch links liegen und quetschte sich mit einem Teller Suppe, Wurst und Brot auf eine Bank mitten unter die Stimmbürgerinnen und -bürger. Es dauerte nicht lange und man war in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Später stand der Kandidat auf und trat zu einer Gruppe Jugendlicher aus Bern West. Auch dort schien er den Ton zu treffen. Nach kurzer Zeit sass auf den jungen Schöpfen ein Hut mit der Aufschrift „Tschäppu“. Während die restlichen Kandidierenden sich um einen guten Wein versammelten, hatte Tschäppu seine Kampagne schon fein gestartet. (Im November wurde er dann mit über 60% der Stimmen zum Stadtpräsidenten gewählt).
Obwohl er ab und zu auch gut sichtbare Fettnäpfe übersah, bleibt er für mich der „Stadtpräsident„.

Adieu, lieber Alex. Ich werde dich vermissen, auch wenn ich dich im Leben nie geduzt habe.
2nd, female meint: „Zum Glück isch YB vorhär no MeYschter worde!“

Zwei alte Beiträge aus blogk zu Ehren des Stadtpräsidenten:

Stiller Held im Herbst, 20.10. 2007

Bubentraum, 31.01.2008

Samenband

Wenn die Kleinkrähen zu mir geflogen kommen, habe ich meist eine kleine Arbeit für sie bereit, am besten eine, die sie noch nicht kennen.
Hier wird ein Samenband für Radieschen hergestellt. Grosses Mädchen legt Samenkorn um Samenkorn nacheinander in einen der Tupfen Mehlkleister, die ich in regelmässigen Abständen auf einen Streifen Papier (WC) angebracht habe. Nach dem Trocknen kann das Band dem Pflanzplatz entsprechend zurecht geschnitten und in die Erde gelegt werden. So erspart man sich das mühsame Pikieren.

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… das Meer gesehen.
„Zieh deine Schuhe und Strümpfe aus“, hat Mama gesagt. Ich bin mitten in das mondbeglänzte Wasser gelaufen.

Mondlicht

Da waren nur ich und das grosse, weite Meer.

(Aus: Waddel, Martin, Eachus, Jenniver: Am grossen, weiten Meer,
Sauerländer 1994, ISBN 3-7941-3743-4)

Muentschi

Si si ufenang uecheggläge, si enang a Rügge u a Hals ghanget, hei i ds Liibli gschluchzet, enang i d Backe gchlemmt u ufe Chopf tätschlet u gmüntschelet, si umegumpet, hei enang a d’Bruscht presst, sech gägesitig d‘ Haar verwuschlet oder d’Glatze gstriichlet, hei dr Wölfli ufglüpft u dür d’Mängi treit – ändlech wider einisch Meischter!
Das isch es Spiel gsy, woni nid im Stadion hät wölle erläbe, eifach zvil für miner alte Närve. I ha mi zwüschiche am Glettibrätt müesse ufstütze u ha’s de ändlech gschafft, im Chüehlschrank es Bärner Müntschi z’reiche.

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Schlange I

Wenn Enkelin und Grossmutter mit Urgrossmutters blauer Knopfsammlung spielen, schaut Grossmutter zu und verschiebt das Bloggen.
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Wenn Schlangen und Eidechsen sich auf den Steinmauern sonnten, Anemonen und Zyklamen die Wiesen und Waldböden bedeckten, nachts die Schakale im Wadi jammerten, dann war es wirklich Frühling geworden, meine liebste, wenn auch kurze Jahreszeit in Israel. Der Hirte, der eigentlich ein Architekt war, wurde von der Schafherde über die blühenden Hügel begleitet. Hund habe ich keinen gesehen, aber vielleicht genügte den Tieren die Flötenmusik des Mannes, der ihnen mit seinem weissgelockten Haarkranz etwas ähnlich sah.
Jeden Frühling denke ich an diese Momente der Ruhe und Schönheit, welche ich damals in den 60er-Jahren in einem unruhigen Land erlebte konnte.

In den vergangenen Tagen habe ich Archivschachteln, viele Bücher und mein Gehirn durchstöbert. Ich suchte nach Brauchbarem für eine Jubiläums-Glückwunsch-Doppelkarte für diesen Gufeknopf, diesen Keil, welcher nun schon seit 70 Jahren zwischen seinen grossen Nachbarn steckt.

Hier die Seite 1 meiner Karte:
eine spärliche Sammlung von *Bildern, z. T. über 50 Jahre alt. Sie in dieser Form zusammenzubringen hat mich zwar einige Mühe gekostet, aber dabei tauchten viele Erinnerungen auf, entfalteten sich frisch und lebendig. Zehn Freunde und Freundinnen auf den Fotos haben uns für immer verlassen, ohne dass sich die Hoffnungen für ihr Land erfüllt hatten.
Wo ihr auch seid – ihr bleibt unvergessen!

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Jura 11

(Bei der Chapelle de la Bosse)

Nicht, dass ich besonders begeistert war, als meine Tochter letzten November für die kommenden April ein Häuschen in den Freibergen mietete – und erst noch in einem Reka-Dorf.
Als Alleinerziehende wurde ich früher oft von Müttern gefragt, ob ich nicht in Reka-Ferien mitkommen möchte. Das sei so erholsam. Es gebe viel gemeinsames Spielen, Basteln, Essen, Wandern in schöner Natur. Die Kinder seien sinnvoll beschäftigt und wir Mütter hätten Zeit zum Plaudern, Lesen, Jassen, Diskutieren usw. Man schenkte mir Reka-Bons zu Geburtstag und Weihnachten, und ich hatte oft Mühe, nett Nein zu sagen, denn solche Mutter-Kinder-Ferien stellte ich mir grauenhaft vor.

In diesen Frühlingsferien werde ich von meiner Tochter eingeladen: in die Freiberge in ein abgelegenes Nest zwischen Tannen und Pferdeweiden. Besonders die Kleinkrähen freuen sich, dass ich mitkomme und ich wage nicht, mich nicht auch zu freuen. Ich rede mir ein, dann auch gleich eine geografische Bildungslücke stopfen zu können. (Franche Montagnes, was ist das? Wo ist das?)

Bei klarem Wetter sehe ich von meinem Balkon aus die jurassischen Hügelzüge. In der Schule erklärte uns der Lehrer wie der Kettenjura entstand. Dazu schob er das kreideverschmierte Handtuch längsseitig zusammen.

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Ostertisch

Gründonnerstag
Während meine Enkelin mir den Schirm über den Kopf hielt, pflückte ich Un- und andere Kräuter, letzte Schneeglöckchen, Schlüsselblumen, Nüsslisalat, Salbeiblätter, winzigen Löwenzahn, zarten Storchenschnabel und Grashalme. Der Regen prasselte auf meinen Rücken, das Grünzeug war voller Schlamm und die Hände wurden schnell eiskalt.
Zu Hause wusch ich die Pflänzchen sorgfältig – jedes einzelne war kostbar. Am Karfreitag sollten sie um die Eier gebunden werden.

Karfreitag
Schon lange ist meine Wohnung zu klein fürs Eierfärben. Vor drei Jahren zogen wir in einen grösseren Raum um. Nun hatten sich wieder zahlreiche Nachwuchsfärberinnen und -färber mit ihren Erwachsenen angemeldet. Also bogen wir um eine weitere Hausecke, hinüber an den Waldrand, wo eine geräumige Baracke steht. Diese wird im Quartier als Kindertreff genutzt und kann für Familienanlässe gemietet werden, samt Spielplatz, Feuerstelle, Spielsachen und einer modernen Küche. Es kamen gegen fünfzig kleine und grosse Leute. Wir färbten um die 300 Eier. Bei Kuchen, Züpfe, Käse und Früchten wurde geplaudert, gespielt und Kräuter kunstvoll drapiert. Es war, trotz Kälte und Nässe, ein warmer, gemütlicher Tag.

Ostern
Die ganze Blogk-Familie kam zu mir zum Frühstück, mit feinen Broten, wunderbarem Himbeerkuchen mit Pistazien, Käseplatte, Schoggihasen und den bunten Ostereiern. Die Kleinkrähen suchten ihre Nester, die ich so schwierig wie möglich in der Wohnung versteckt hatte. (Hätten meine Töchter meine alten Verstecktricks nicht so ein bisschen an die Kleinen „verraten“, würden diese sicher noch immer suchen: Das Nest, welches ich in die Unterseite eines Sessels befestigt hatte, dasjenige hinter einem Vorhang hochgebunden und das dritte in einem Stapel Hüte versteckt.

Schöne Oster- und Pessachtage!

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