Feste feiern


In Seidenpapier in den Keller

Ehrlich gesagt, der Einstieg in blogk fällt mir nach so langer Zeit der Abwesenheit nicht leicht. Mit allem bin ich im Verzug. Dreikönige wäre eigentlich der Stichtag zum Abbrotzen (berndeutsch: abräumen, abschmücken) sämtlicher Weihnachtdekorationen. Aber erst vorgestern wickelte ich Heiliges Paar, Heilige Heerscharen, Heilige drei Könige, Ochseselschaf und sechzig weitere Figuren (vierzig davon provenzalische Santons) in Seidenpapier und verstaute sie in der Tiefe von Grossvaters Trögli. Mit Schaudern dachte ich an Tante Milla, sagte auch dem Baumschmuck hurtig ade. Bereits anfangs Dezember hatte ich mich im „Chat noir“ mit Weihnachts-Neujahrskarten eingedeckt: eine für Karl, die für Hans und Lina, diese für Familie Michel, für Margrit, für Tante Ruthli, für Christian und seinen Hund und für Caroline und ihre Katze. Hatte wunderschöne seltene Weihnachtsmarken einer Kollegin abgekauft, bereits im Oktober, aber nun ists zu spät, der Stichtag für gute Neujahrswünsche sei passé – und ab jetzt nur noch das Gegenteil.
Ausreden für solch massive Verspätungen sind vorhanden.

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Dass Ramadan vorbei ist, ist wirklich ein Grund zum Feiern, ich bin jedes Mal erleichtert. Nie habe ich einen Fastenmonat ohne hochhergehende Emotionen und ohne zerdeppertes Geschirr erlebt, ganz egal ob die Leute um mich herum gläubig sind, ganz egal ob sie wirklich fasten. Zu Beginn dieses Fastenmonats ist der Vater meines Schwagers (2nd2nd, male) gestorben. Auch wenn er kaum ein Wort mit seinem verstossenen Sohn gewechselt hat, war sein Tod für diesen traurig, er machte Reisen und schwierige Begnungen nötig, es war ein gefühlsmässiges Minenfeld. Mitten im Fastenmonat hatten wir hier ja auch noch das eine oder andere rassistisch verwertbare Verbrechen, was der Grundstimmung nicht gerade zuträglich war.

Der ältere Bruder meines Schwagers hat die ganze Familie Blogk ja seit jeher abgeschrieben. Inzwischen ist es soweit, dass er seine Kinder aus dem x-ten Stockwerk anschreit, wenn sie mit ihrem Cousin und ihrer Cousine, also mit meiner Nichte und meinem Neffen, draussen vor dem Block spielen. Aus dem Hochhaus muss man ziemlich laut schreien und drohen, um die eigenen Kinder dazu zu bringen, sich auf dem Spielplatz unter einen Baum zu setzen und nicht mehr zu bewegen. Aber es funktioniert. Er ist nun das Familienoberhaupt und befehligt neben seiner Frau, seinen Geschwistern und Kindern nun auch die verwitwete Mutter. Der jüngere Bruder meines Schwagers hat seine Lehre erfolgreich abgeschlossen und nun eine Braut aus dem Heimatland bekommen. Mit der Schwester meines Schwagers hatte unsere Familie bisher ein gutes Einvernehmen. Aber nun hab ich sie am 5. Geburtstag unserer gemeinsamen Nichte beleidigt und erzürnt. Ohne Absicht, aber das spielt keine Rolle. Da war noch Ramadan.

Bitte, Allah, schaff ihn ab.

Am vergangenen Prachts-Wochenende hatten gleich zwei Familienmitglieder Geburtstag. Gefeiert wurde am Sonntag auf dem Bauernhof bei feinem Essen (in Mutters Geschirr) und weltmeisterlichen Desserts. Es gab viele Geschichten und Fotos von früher, während die Jüngsten in den Trucken mit den alten Spielsachen kramten und Haus und Hof samt Lindenbaum begeistert in Beschlag nahmen.
Hier ein paar neue Bilder einer alten Familie:

Altes Haus, oekologisch renoviert

Alter Spruchteller Zantihansen

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Heiter wie der Frühlingsmorgen

Blumenstrauss

möge stets Dein Leben sein

Himmelguck

Fern von Kummer ohne Sorgen

Bodenguck

wie der goldene Sonnenschein

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Ich hab dich ja so lieb

Statt Schoggihühner, die total ausgestorben zu sein scheinen, setze ich Goldhasen mit Glöckchen in die Nester. Ausser mir scheint kein Mensch die Osterhenne zu vermissen. Kleines Mädchen und Kleines Bübchen gehen auf die Suche und freuen sich ungemein an ihrem Nest und den neuen Badehosen.

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Um 1910
(Unterschrieben von Luise Marti)

Mög auf allen Lebenswegen
Dir ein gütiges Geschick
Reichlich spenden seinen Segen
Innern Frieden
Stilles Glück

Neujahrskarten (Originalgrösse, um 1910) aus dem Nachlass von Albert

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Der Gärtner hatte einen Adventskranz gross wie ein Wagenrad gebunden und ihn zusammen mit einem der älteren Buben im „Spyssaal“ an die Decke gehängt. Beim Nachtessen an den Adventsonntagen durfte einer der kleinen Zöglinge dann die Kerzen anzünden. Dazu wurde der Auserwählte vom Heimleiter, von allen „Vater“ genannt, zum Kranz empor gehoben.

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Es freue sie ja auch, dass die Familie das Wochenende so genossen hätte, aber nun sei endlich genug gedankt, meinen die beiden Geburtstagskinder, welche uns ins Hotel am See eingeladen hatten.
Unglaublich, wie schnell man sich als Blockbewohnerin an ein Fünfsternehotel gewöhnen kann. Zum Empfang des reisestaubigen Gastes werden in der Loundge warmweiche Erfrischungstücher gereicht, auf Serviertablett mit Zange. Dann gibts einen Kelch Cidre. Vor dem Fenster der Niesen, welcher einen Wolkenkragen trägt.
Ehe man sichs (als Spa-Hasserin) versieht, schlappt man in Bademantel, Riesenbadetuch „am Arfel“ durch teppichbelegte Gänge, der Wellnessoase zu – und bleibt stundenlang. Man hängt wie ein Walfisch im warmen Salzwasser in welches einige Regentropfen fallen, wartet auf Blubber, Strömung und Strahl aus Düsen. Nach einigen Längen schwimmen im Hallenbad wird es Zeit für die Bodylotion „Alpiénne“ aus einheimischen Kräutern und „Babor“, die Blitzverjüngungskur aus der Ampulle (mit einem Kleenex sorgfältig die Spitze abbrechen und gleichmässig auf Gesicht, Hals und Decollté auftragen). Zum Apéro erscheinen alle porentief rein, duftend wie eine Alpenwiese und sichtbar verjüngt.

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Niesen

Ausnahmsweise hat auch unsere Sippe einmal ein Schnapsdatum für eine kleine Familienfeier genutzt. Wir haben den runden Geburtstag von mir und 2nd, male am 19.9.2009 auswärts begangen. Das war nicht Absicht sondern einfach die Mitte zwischen unseren Geburtsdaten. Wir hatten ein richtig erholsames Wochenende mit schöner Aussicht auf den Niesen und die kommenden Jahre.

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Sevillana

Heute vor fünf Jahren feierten wir den letzten gemeinsamen Geburtstag meiner Eltern. Es war ein fröhliches Fest mit der Familie, den Verwandten, den Leuten aus dem Dorf, und selbstverständlich mit „Züpfe und Hamme bis gnue“.
Das „Echo vor Gibelegg“ jodelte den „Geburtstagsjutz“ auf dem Hausplatz und sang Lieder wie „Am Wildbach“, „E Handvoll“, „Wach uf u sing“, „Es chunt, wies mues“. Und als besonderes Highligt gab’s eine Sevillana und einen Tango, dargeboten von 2nd2nd, female und 3rd, male. „Die haben schon immer alles anders gemacht als wir,“ haben die Ureinwohner des Dorfes gemeint. (Wir waren erst 1957 hierher gezogen.)

Im Garten zwischen dem Schulhaus und nahe dem Heimathochhaus haben wir gestern den Geburtstag von 1st begangen.

Es war nass und lustig. Aber für die Pasta, den Braten und die Rüeblitorte haben wir uns dann doch von der Scholle verabschiedet und den Lift in nach Hause genommen.

Ostereier auf Linsen in Langenthaler 1935

Dieses Jahr konnten die Osterhäsinnen aus dem 16. Stock zwischen Thun und Olten 150 Eier verteilen. (Die Osterhasen kümmerten sich geduldig um den Nachwuchs.) Dank der Unterstützung des Hausmeisters klappte es mit dem Färben auch am neuen Ort. Besonders die Espressomaschine auf dem Balkon war ein Hit. Herzlichen Dank für alle Geschenke, von denen einige schon vor dem Fotografieren verspeist wurden. Mit den warmen Handschuhen aus Bolivien bin ich für den nächsten Winter bestens ausgerüstet.
Mit herzlichen Grüssen über Bach, Fluss, See und Meer!

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Lichter zum Geburtstag

Immer im Dezember, an den Geburts-Tagen meiner Töchter, zünde ich in aller Frühe eine Kerze an und stelle sie auf die Balkonbrüstung. Ein winziges Licht inmitten der nächtlichen Blöcke. Für mich ist es ein Moment, um an die vergangenen Jahre zu denken. Von hoher Warte aus konnte ich jeweils ein Auge auf die spielenden Kinder werfen und zur Stelle sein, wenn ihr schrilles „Iiimaaa“ ertönte.
Heute habe ich das letzte Geburtstagslicht auf diesem Balkon angezündet. Es fallen kleine nasse Schneeflocken, aber die Kerze brennt ruhig weiter.
Alles Liebe und Gute fürs neue Lebenjahr!

Herzlichen Dank allen für die vielen schönen Wünsche und Geschenke, die das neue Kind schon erreicht haben! Wir werden sicher irgendwann eine Liste bloggen, dokumentationsbesessen wie wir sind.

Vor gut zwei Jahren hat meine Schwester die Geburtsanzeige von Kleinsmädchen gezeichnet, jetzt zeichnete sie für Kleinsbübchen.

Vorderseite:

Sterngucker

Rückseite:

Geburtsanzeige Rueckseite

Das deutsche Gedicht ist eine Leseübung aus einem alten Drittklasslesebuch, den albanischen Text hat die Schwester des Vaters gedichtet. Und wie alle Blogk-Kinder hat auch das neue seine eigene Schrift bekommen.

Schönen 1. Advent allerseits!

Block feiert national

Während in den Schweizer Botschaften rund um die Welt u.a. an Fassaden getanzt, die Luxusvariante der „Cervelat mit Fendant“ zelebriert und mit eingeflogenen Bündner Geissen „Heidi“ aufgeführt wird, feuerwerkt, beflaggt und grillt man im Quartier mit einer Begeisterung, wie schon lange nicht mehr. Sowohl hinter, als auch vor dem Block wird gegen 22 Uhr ein prächtiger Chutz angezündet. (Der vor dem Block ist mit Rolator- oder Kinderwagen bequem zu erreichen). Ich denke, der heurige Nationalfeiertag ist eine EURO08-Ausplampete.
Da zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer noch in den Ferien weilen, gab es gestern beim Orangen Riesen die 1.August-Grillplättli (Schweinefleisch) in der Aktion. Sehr gut lief die neue „Balkan-Wurst“ im Viererpack, von welcher unter einer Plastik-Glocke an Zahnstochern ein „Versucherli“ angeboten wurde.

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… eine Ostern am 23. März!

Kleines Kraut ...

Während es draussen stürmt und schneit, werden im 13. Stock
die Eier mit ersten Gräsern und frühen Blumen eingebunden
und gefärbt.

... ganz gross

Die Spitzbuben lassen wir bei den Kränen

Guets Fescht 1

draussen. Die Meiländerli sind viereckig

Guets Fescht 2

dieses Jahr.

Guets Fescht 3

Den Kreis

Guets Fescht 4

und das Eck: mehr braucht es nicht.

Guets Fescht 5

Frohe Weihnachten!

Gestern hat das Quartier, in dem „blogk.ch“ steht, sein 40. Jubiläum gefeiert. Die öffentliche Meinung dazu ist, dass das Quartier damals eines mit Pinoiergeist war und heute eines mit Problemen ist. Vergessen geht oft, dass das, was im Rückblick zum Pioniergeist avanciert, in der Gegenwart eine Reaktion auf Probleme war. Wäre gut möglich, dass das, was wir hier und heute an Herausforderungen zu bewältigen suchen, in vierzig Jahren auch als Pioniergeist gilt. Auch wenn es nicht mehr Skirennen, Risottokochen und Geranienmärkte sind.

***

Coop-Magaziner beim Jubel-Frühstück: Du musst wissen, wenn ein Chef dich fertig machen will, kann er. Egal ob Bosnien, Schweiz, egal ob gute Job oder schlechte, egal viel Gewerkschaf, wenig Gewerkschaft. Egal viel Korruption, wenig Korruption. Er kann einfach, bei ihm ist Macht.

Ich: Kann schon sein. Kommt deine Frau auch noch?

Coop-Magaziner: Nein, sie arbeitet. Ich gehe nachher mit Zwillinge bei ihr in Coop essen. Geld muss fliessen. Coop zahlt unsere Lohn, ich zahle damit Mittagessen bei Coop.

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Mädchen an einem Sinneswettbewerb. Mit verbundenen Augen diktiert es mir, was es nach Tasten, Riechen und Schmecken in den Gläsern vermutet:

Mädchen beim Paniermehl: Brot klein gemacht zu Sand.
beim Fencheltee: Tee für mein klein Bruder.
bei Muskatnuss: Nuss, die meine Mutter reibt.
bei Zimstängel: Vanillestängel für Weihnachten.
bei Grillspiess: Du fädelst Gemüse und Fleisch darauf.
bei Cellophansack-Verschlüssen: Metallteile zum Schliessen von Säcklein die sind wie ein Fenster.
bei Steckmasse für Blumengestecke: Hier steckt meine Mutter schöne Blumen rein und ich meine Finger.

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Ehemalige Bewohnerin: Ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Ins Altersheim, bevor ich alt bin. Was hätte ich nur gemacht auf dieser Baustelle hier? Zwar, die Aussicht, die ist schon anders, lauter Bäume vor den Fenstern. Eigentlich soll man dagegen nichts sagen, aber der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang, die fehlen mir schon. Allerdings soll man nicht klagen, dass es vergangen, sondern dankbar sein, dass es gewesen. Vierzig Jahre lang im zwölften Stock. Das war schon etwas Besonderes.

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Bewohnerin (hat vier Kinder alleine grossgezogen) leise zu mir:
Heute bekommt mein B. den Ehrerndoktor der Uni K. Ich meine, wer hätte das gedacht, als er sich einst selber töten wollte? Du weisst ja, die Pfadi, die hat damals sehr schlecht reagiert, als er sich geoutet hat, er war hier ja Jahre sehr sehr aktiv. Und was ist danach passiert, als B. bei ihnen aufgehört hat, was? Es ist nur noch abwärts gegangen mit der Pfadi und das freut mich bis heute. Das musste damals so sein, dass ich diesen zerrissenen Brief im Abfall gefunden habe, es ist alles genau richtig herausgekommen. Jetzt ist er Quantenphysiker und seit heute Dr. Dr. Zuerst wollte er ja nur noch für die Bewegung arbeiten, aber ich und alle Geschwister haben gesagt, das ist doch kein Beruf, das ist doch einfach eine sexulle Orientierung, das reicht doch nicht als Lebenshinhalt! Und dem 20 Minuten habe ich auch gerade geschrieben, als sie diese Liste mit den homosexuellen Kandidierenden gemacht haben, die hätten besser erklärt, wofür diese Leute stehen! Dass Diskriminierung nicht sein darf, das gilt für alle und jeden! Auch für mich. Ich sage jedem, der mich dumm auf meine schwulen Söhne anspricht: Wer sie beleidigt, beleidigt auch mich, wer sie nicht respektiert, respektiert mich nicht. Die Haltung ist entscheidend und nicht die Orientierung.

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Ein Pöstler: Nach vierzig Jahren haben sie mir nun auf der Schanzenpost gekündigt. Ich arbeite jetzt auf der Sihlpost. Ich hätte mir das nicht gedacht, dass das geht, aber es geht. Es war nicht in Ordnung, dass sie es mir so spät gesagt haben, dass sie mich versetzen müssen. Ich war ja vorher noch nicht oft in Zürich, ich kannte das nicht. Aber sonst geht es.

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Weihnachten war eine halbwegs zu bewältigende Anzahl von Konflikten, ein schönes Familien-Weihnachtsznacht und ein wunderbarer Baum mit ebensolchen Gaben darunter.

Weihnachten war Besuch beim Grossvater, der nicht mehr weihnachten will und zum Entsetzen des ausgewanderten Sohnes (Kanada) nicht einmal ein einziges kleines Lichtlein anzünden mochte.

Und Weihnachten war auch ein Dreizehngänger à la mode du Louis XIV, für dessen Kreation und Genuss sich 2nd, female & male zu einer guten Freundin absetzten, während sich die 3. Generation unter wachsamen Augen der 2nd2nds eine weitere Runde mit Weihnachtsbaum und Geschenken amüsierte.

Meine Schwester ist nun abgereist um das Opferfest als die andere Hälfte der Familienkultur in Wien zu begehen. Uns andere hat der Alltag zurück, nur 3rd geht es entspannt an. Er lädt – wie vermutlich tausende anderer europäischer Kinder – Sound auf seinen neuen iPod.

Herzlichen Dank für die guten Wünsche, die uns aus so vielen Teilen der Welt erreicht haben. Unsere treue Leserschaft macht uns froh und stolz, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Weihnachten mit neuem Kind

Kalt stellen

Auch diese Jahr bis im allerletzten Moment. Wie immer mit Hilfe des Aussenraumes Balkon. Drinnen würden die Spitzbuben mit Herz und sehr viel Butter einfach verlaufen.

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