2008


Annodazumal

Fände man nicht ab und zu etwas Unerwartetes, könnte unsereiner beim Umziehen und Häuser räumen völlig ermatten.
Diese Zeichnung trägt das Datum 24. Januar 1894. Der Vater von Albert hat sie in der 8. Klasse gezeichnet und fein säuberlich seinen Namen darunter gesetzt. Erstaunlich finde ich, dass das Orange und das Grün fein glänzen. Gab es vor 114 Jahren schon Glanzstifte?
Der Zeichner war ein Bauernbub und wurde später ein Bauer. Er besuchte die Dorfschule von Hinterfultigen. Noch heute gibt es Leute, die einen, den sie besonders bescheuert finden einen „Hinterfultiger“ nennen. Wer ist da der Blöde?

Im Büro erzähle ich meiner Kollegin vom Sessel meiner verstorbenen Eltern. Dieser steht seit Monaten beim Sattler im Dorf und wartet darauf, neu bezogen zu werden. Der begehrte Handwerker vertröstete mich im vergangenen Februar auf den April. Im Moment seien die Segler dran, die ihre Boote zu See lassen wollten. Den Werkstattwänden entlang lagen Walme von Segeltuch, welches darauf wartete, zugeschnitten, genäht, gelocht und schliesslich vom Wind gebläht zu werden.
Der Sommer ist vorbei, die Boote kommen wieder unter die Plane und mein Sesselchen ist immer noch nicht aufgefrischt.
„Ich nehme mit nach Kroatien, ist überhaupt kein Problem und kostet weniger“ sagt meine Kollegin. Sobald ich mit dem säumigen Sattler gesprochen hätte, werde sie das Möbelstück bei ihm im Dorf abholen. Es sei nicht das erste Mal, dass sie mit einem zerschlissenen Sessel nach Kroatien reise, um ihn dort restaurieren zu lassen. Auch die Rückreise in die Schweiz mit „Sessel-Wie-Neu“ sei überhaupt nicht kompliziert.
Dieses Angebot hat mich richtig gerührt. Danke!
Ich finde es schon umständlich, eine Topfpflanze innerhalb der Stadt von hier nach dort zu transportieren.

Beinahe andächtig öffnet Ruedi (bitte nicht Hansruedi!) das Türchen mit dem roten F, zieht an der Schlauchrolle, tippt das rote Rädchen des Wasserhahns an, weist mit dem Kinn auf den Schaumlöscher daneben und fordert uns auf, falls „ein Ereignis“ eintrete, diese Geräte beherzt zu gebrauchen. Wir dürfen auch den roten Alarmknopf im grünen Kästchen drücken, um die Stahltüre ins Freie zu öffnen. Ein durchdringendes Pipipip ertönt, welches der Instruktor mit seinem Spezialschlüssel wieder ausschaltet. (Natürlich hat er vor dem Rundgang seinen Kollegen René von der Haustechnik über diesen Probealarm informiert). Uns werden auch die roten Kästchen mit dem schwarzen Alarmknopf und die darunter hängenden Löschdecken-Pakete gezeigt. „Kühlen Kopf behalten und unbedingt zuerst die Gebrauchsanweisug auf der Verpackung lesen, Brand von vorne nach hinten, von unten nach oben bekämpfen, nur das tun, was ihr euch zutraut“, instruiert uns Ruedi, „nie den Lift benutzen, wenn möglich das Treppenhaus ansteuern. Durch eine Dachklappe, die sich beim Eintreten des Ereignisses automatisch öffnet, werden Sie mit frischer Luft versorgt.“
Vom fünften Stockwerk bis ins 3. Untergeschoss gehts nun immer den grünen Fluchtmännchen nach. Ruedi öffnet hier und da ein Fenster, beschreibt die Tücken der unterschiedlichen Feuertreppen mit oder ohne Sturzschutz: „Klar, schafft ihr den Abstieg mit genug Angst in den Gliedern.“
Ich wage zu sagen, dass ich mehr Mühe hätte, aus dem hoch gelegenen Fenster zu klettern, als eine Feuertreppe hinunter zu steigen.

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Als Kind war ich stolz auf eine selbst gebastelte Uhr aus einer Käseschachtel. Runde Schachteln waren rar in einer Bauernfamilie. Entsprechend der gelieferten Milchmenge musste jede Familie dem Käser Butter und Käse abnehmen. Das bedeutete am Ende des Monats weniger Bargeld für die Milch, kein Gerberchäs und wieder keine Schachtel für die Bastelstunde in der Schule.
Das ist wohl der Grund, weshalb ich nie von Schulkindern verlangte, sie sollten etwas von zu Hause mitbringen: Korkzapfen, Joghurtbecher, Konfigläser, Streichholztruckli, Schuhschachteln, Klorollen, leere Fadenspulen, Kerzenstummel, Büchsen, Blumentöpfe.

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Die Ladentür der schnüseligen alten Buchhandlung steht offen. Die Buchhändlerin sitzt am Computer und würdigt mich keines Blickes. Ich grüsse und warte, möchte ein Buch bestellen, das mir in der heutigen Zeitung empfohlen wird. Ausserdem interessiere ich mich für ein Bilderbuch im Schaufenster. „Ich bin Am-etwas-suchen“, sagt die Frau ohne ihren Blick vom Bildschirm abzuwenden.
„Oh, ich verstehe. Kann ich Ihnen helfen?“ Schnell ziehe ich den Mantel aus, stelle meine Mappe auf eine noch nicht ausgepackte BZ-Kiste und setze mich auf die Bücherleiter neben die Buchhändlerin. Gemeinsam erledigen wir die komplizierte Bestellung eines Klassensatzes „Das kleine Gespenst“ und zwei Kochbücher von Jamie Oliver in Deutsch. Nun muss ich selber zur Arbeit, verspreche aber, in der Znünipause vorbei zu komme, um die Bücherkisten auszupacken.
Mein eigener Bücherkauf eilt ja nicht. Ich werde ihn heute im Abendverkauf in der Grossbuchhandlung tätigen.
Ehrlich gesagt: tief in meinem Innern bin ich immer noch auf der Suche nach einer kleinen Buchhandlung, in welcher ich gegrüsst und bedient werde.

Nomen est omen: Wie ein „Blitz“ (ברק) hat er eingeschlagen. Einen kurzen Moment gönne auch ich mir in diesen frühen Morgenstunden die Hoffnung, dass doch noch vieles irgendwie ins Lot kommen könnte und es noch nicht für alles und alle zu spät ist.

… der Stadt, der Zeitung und der Woche:

Stadt soll Mietern helfen
[… ]Die Totalsanierung von Block A […] wird zum Thema im Stadtrat: Das Grüne Bündnis (GB) fordert den Gemeinderat in einem Vorstoss auf, sich bei der Genossenschaft Fambau für eine möglichst kostengünstige Sanierung einzusetzen. Die Stadt Bern ist an der Fambau mit einer kleinen Anzahl Anteilscheine beteiligt.

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Zaza

Bis er gestern kurz nach dem Einnachten endlich das gedämpfte Licht der Frauenklinik erblickte, gab es viel Zeit, Kleinesmädchen auf das neue Familienmitglied vorzubereiten. Mit diesem Titel hatten wir Glück. Wir durften die Geschichte der Zebra-Familie in den vergangenen drei Wochen immer und immer wieder erzählen bis wir alle nur noch Streifen sahen.
Trotz dieser Trockenübungen war ich nicht vorbereitet auf die begeisterte Begrüssung, die Kleinesmädchen ihrem neuen Bruder bot. Er wurde geküsst, gedrückt, getätschelt und ein bisschen mit den Zähnen ins Händchen geklemmt – und endlich weinte der Kleine. Die Fachleute hatten sich schon Sorgen über das fehlende Schreien gemacht.
Nun sind wir alle ein bisschen am Ausruhen – bis Kleinesmädchen wieder ein neues Lieblingsbuch anschleppt.

Ich bin eine Woche „überfällig“, so schwer wie nie (und hoffentlich nie wieder) in meinem ganzen Leben, zwar geduldig, aber dennoch langsam genervt. Die Arbeit ist übergeben, die Wohnung aufgeräumt und sauber, jegliche Kinderkleider frisch gewaschen und sortiert, tonnenweise Windelvorrat angelegt, alle Rechnungen beglichen, der Kühlschrank voll, die Daten des Compis gesichert und mein Büntlein fürs Spital gepackt.

Um Weihnachtsgeschenke zu machen oder alte Fotos zu sortieren, finde ich irgendwie keine bequeme Position mehr. Für die Geburtsanzeige hab ich immer noch kein tiefsinniges Sprüchlein für unser frisches Kindlein gefunden. Was wohl zu ihm passt?

Kein Umzugsstress ohne den Trost:
Immerhin wird wieder einmal gründlich aufgeräumt – und hier im blogk eine virtuelle Zügelkiste eröffnet. (Kann auch als Abfallkübel benutzt werden)

Von einigen Dingen trennt man sich problemlos. Für andere sucht man nach einem neuen Pläzchen. Bei diesen fragt man sich, weshalb man sie überhaupt aufbewahrt hat. Hier ein paar Beispiele von absolut unnütz Gesammeltem:

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Endlich! Die Punkte sind fertig ausgezählt, die Details der Unterkategorien sind da. Unser Pâtissier hat den 3. Platz von den 32 weltbesten Pâtissiers errungen. Gratulation! Und Dank für all das Wunderbare, was wir immer wieder probieren dürfen. Monate lang ehrenamtlich geübt dafür und jetzt im Wortsinne fix und fertig: Die Olympiade der Köche.

Der Schweizer Nationalmannschaft hat es nicht auf die Treppe gereicht, wir sind 8. von 32 Nationalteams. Dafür hat unsere Jugendnationalmannschaft olympisches Silber errungen und die Schweizer Militärköche sind Olympiasieger (was dem VBS und Sämi Schmid gut tun wird).

So, Zyt zum Nacheschlafe. (Und auch voraus, weil wir hier bald ein neues Bébé haben werden.)

Hier an der Reception von *Bernaqua ist heute nichts zu sehen von „Tageslicht, welches bis ins zweite Untergeschoss“ fallen sollte. Die Hostessen, welche die Eintritte ins Erlebnisbad verkaufen, sitzen in einer warmen Dämmerung. Angetan mit Blusen in Meergrau, tasten sie in Schubladen und Schrank nach Kugelschreibern, Prospekten, Umschlägen, datieren und numerieren Gutscheine von Hand. Die Frauen bewegen sich langsam, als ob sie in einem Aquarium schwämmen. Wahrscheinlich stehe ich nicht lange genug an, um „die Lichtführung jeden Tag neu zu erleben, dieses Zusammenspiel von Licht und Schatten,“ wie in der Presse so hoch gelobt. Ich habe wohl die Schattenphase erwischt und bin froh, nicht in diesem Halbdunkel arbeiten zu müssen. Das sei dann ohne Spa, werde ich informiert, als ich zwei Karten verlange. Schon lange wolle ich wissen, woher dieser Begriff „Spa“ kommt. Die Hostess schaut mich nettmitleidig an. „Wellness pur eben“. „Sie können jetzt“, werde ich aufgefordert, da ich im Dunkeln die Anzeige auf dem Display des Kartenautomaten nicht sehen kann. Ich bezahle, gehe nach Hause und sehe nach, was Spa eigentlich bedeutet: Jupii, eine Bildungslücke mit Quellwasser aufgefüllt!

*Bernaqua nicht zu verwechseln mit Bernaqua!

Eine Garbe Seile

Eiger, Mönch und Jungfrau, Niesen, Stockhorn, Nünenen und Gantrisch schweben über einem leichten Nebel. Der erste Frost hat die Blätter von den Linden geholt und die Heuballen stehen aufgetürmt am Rande der Felder. Heute ist Grünabfuhr im Dorf. Stauden und Äste werden auf den Sammelplatz gebracht. Jeden Herbst falle es ihnen schwer, die Geranien abzuräumen, besonders bei diesem Prachtswetterchen, meinen die Frauen vor dem Dorfladen, während ihnen die Kastanien vom höher gelegenen Schulhausplatz an den Füssen vorbei der Kirche zu rollen.
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Heute begegnete ich im Lift nach langer Zeit wieder einmal einer jungen Albanerin. Ich hatte ihr jeweils ein wenig bei den Hausaufgaben geholfen, sie ist erst im Schulalter in die Schweiz gekommen und das Deutsch war mörderisch zu lernen. Ihren wundervollen Aufsatz über den ersten Tag nach ihrer Ankunft aus Kosova hat sie leider nicht mehr. Ein Archiv kann sich nicht leisten, wer vier Zimmer mit sieben anderen Familienmitgliedern teilt.

Ich wusste, dass sie die Diplommittelschule gemacht hatte und sich danach in Abacus Software weiterbildete, weil sie nur eine Stelle an einer Denner-Kasse gefunden hatte, dort aber nicht bleiben wollte. (Für die Statistik, dass Profit-Organisationen entgegen jeder Qualifikation möglichst keine albanischen Namen anstellen, lege ich die Hand ins Feuer, übrigens.) Ob sich das Kursgeld für Abacus lohne, hatte sie mich nämlich vor der Anmeldung skeptisch gefragt und ich habe genickt wie verrückt und dazu „Ja, ja, unbedingt!“ gerufen.

Eben, heute sehe ich sie nach langer Zeit wieder. Busy gekleidet und mit neuer Zahnspange. Ich frage also, ob es nun endlich geklappt habe mit einer Bürostelle? Aber sicher. Sie arbeite seit August als Sachbearbeiterin in einem Bundesamt.

Dieses bringe Mädel! Mit den fünf jüngeren Geschwistern! Die immer wieder zu den Grosseltern zurück mussten: kaum Wasser, kein Strom, kein Bleistift, kein Papier… Die den Kindergarten und die Schule deswegen nur lückenhaft besuchen konnten, weil der Pleitegeier über der Familie schwebte.

Wie schön.

Nachtrag: Es gibt zwei Gründe, die mich mit Stolz auf unsere Bundesämter erfüllen: Ihre Websites (immer blabla.admin.ch) und ihre Integrationsarbeit.

Frau F. ist in den letzten Monaten sehr gealtert. Trotz ihrer Schmerzen macht sie noch jeden Tag mit kleinen vorsichtigen Schrittchen ein Spaziergängli am Rollator. Falls die Krankenkasse endlich einlenkt, will sie nach Nottu, wo man ihr die alten unnütz gewordenen Medikamente entzieht und sie auf neue einstellt. Erst nachher kann sie sich Sorgen machen, was mit ihr geschieht, wenn man die Wohnung „aushöhlt“. Sie ist ganz verzweifelt darüber, dass so viele Alteingesessene dem Quartier den Rücken kehren. Sie fühlt sich allein gelassen. Seit gestern sei der Schuss draussen, dass die Caritas die leer gewordenen Wohnungen zum vollen Preis miete und während der Totalsanierung darin Asylbewerber unterbringe. Denen mache Lärm, Schmutz, fehlende Heizung und Strom nichts aus. Sie, Frau F. frage sich nur, wie man dann die Leute wieder aus den Wohnungen hinaus bringe. Einfach so auf den Parkplatz stellen könne man die „Asylanten“ ja wohl nicht.
Herr M. gesellt sich zu uns. Er seinerseits frage sich, was passieren könne, falls es mit den Banken so weiter gehe und viele, die ihr Geld hier anlegten, dieses abheben? Er habe vorsichtshalber seines schon weggenommen. Man könne nie wissen in diesen unsicheren Zeiten, plötzlich sei „die Hütte ausgehöhlt“ und kein Geld mehr da für Parkett und Glaskeramik.
In diesem Fall hätte man dann wenigstens die Asylbewerber.

Sonnenkerne

Als ich 1984 in die Wohnung im 13. Stock einzog, gab es auf dem Balkon zwei verkümmerte Föhren mit vielen immergelben Nadeln. In den Blumenkästen hatten die Mieter vor mir eine „Kopostanlage“ eingerichtet, die penetrant vor sich hin stank. Vater und Albert kamen mit Säcken, schaufelten die verfaulten Küchen- und Grünabfälle raus und füllten neue Erde in Kübel und Töpfe. Es dauerte noch einige Sommer, bis ich wusste, welche Pflanzen dem Wetter in dieser Höhe stand halten konnten. Besonders robust waren diejenigen, deren Samen vom Wind oder den Vögeln aufs Dach getragen wurden. Ab Ostern bis im November verbrachten meine Familie und meine Freunde so viel Zeit wie möglich hoch oben über der Strasse unter freiem Himmel. In diesem Jahr grünte und blühte es in den Kästen und Töpfen, dass es eine Freude war, die Himbeeren und Erdbeeren waren süss, die Kräuter wohlriechend und ich kochte viele Liter Minzentee.
Und so tue ich jetzt, was man soll: Aufhören, wenns am Schönsten.

Staengel Hosta Rebe Mauer Butten Hortrose 1 Spur Aztekengold Sonnenhasel

In der Kündigungs-Bestätigung der Verwaltung mit dem freundlichen Namen steht:

„Der Termin für die Wohnungsabgabe ist mit uns rechtzeitig zu vereinbaren. Auf diesen Zeitpunkt hin sind sämtliche Mietobjekte gemäss den Bedingungen des Mietvertrages instand zu stellen. Wir werden uns vorgängig bei Ihnen melden um abzuklären, ob nach Ihrem Auszug allfällige Renovationen gemacht werden müssen.“

In wenigen Monaten werden die Wohnungen rausgerissen, vorher müssen sie instand gestellt und renoviert werden. Alles muss blitzblank sein, wenn die Betonbeisser, Fugenschneider, Steinzangen und Abbauhämmer auffahren. Die Badewannen, Lavabos und die Wasserhahnen werden nur poliert in die Mulde gekippt. Auch die WC-Spülkästen sind, laut Beiblatt, zu entkalken. Der Mieter haftet u.a. für fleckenlosen Kochherd und aussen wie innen geputzte Doppelglasscheiben.

Dass der abgängige Mieter bei dem „mit ihnen“ rechtzeitig vereinbarten Termin sauber gekämmt sein wird, versteht sich von selbst.

Seltsam im Nebel

Schon heute früh, als dieses Foto entstand, wurde auf dem Gelände (von „Land“ ist nicht mehr viel übrig) emsig gearbeitet. Der zusätzlichen Eröffnungs-Parkplatz ist flott geteert. Solche Irrläufe sollte man sich morgen nicht antun und besser im Auto anreisen. Heute habe ich bereits meine erste Einladung zum Essen im „Westside“ bekommen. Endlich Schluss mit diesen Landbeizen, wo die Grossmutter die Servietten faltet, der Sohn den Gästen die Hand schüttelt, die Schwiegertochter das Buffet macht und Grossättis Foto in der Gaststube hängt. Die neue Zeit leuchtet hell in mein Wohnzimmer und nie mehr ist es ganz Nacht.
Diese sind gezwungenermassen umgezogen.

Bern - Mudumalai retour

Vor dreissig Jahren war im Quartier die wadenlangen Fränseli-Hose in. Allerdings erlaubten die Mütter den Kindern das Ab- und Einschneiden der Hosenbeine erst, wenn auch die geflickten „Knie“ durchgescheuert waren. Fransen mussten verdient werden und diejenige, welche mit dem Verschleiss schon einige Stufen weiter waren, wurden von denen mit den neuen Hosen beneidet. Damals gab es noch das Warenhaus ABM. Dort einzukaufen war etwa so, wie in Berns Westen wohnen: einfach unchic, etwas für Prolos. Ich liebte diesen Laden. Die Kinderkleider der Marke „Milou“ waren modern, praktisch, preigünstig – so richtige Lieblingskleider.
Diese Hose hat Fr. 13.95 gekostet. (Nein, den Kassenzettel habe ich nicht aufbewahrt. Ich habe hier nachgeschaut.)
Die Jeans war schon nicht mehr ganz neu, als meine Tochter sich mit ihren Eltern auf den Weg Richtung Osten machte, auf eine Reise, die über Stock und Stein ein ganzes Jahr dauerte.
Nun könne ich die Fränseli-Hose entsorgen, meint mein vernünftiges Kind.
Ja wie denn und wohin?

Jeans1 Jeans2
Jeans3 Jeans4 Jeans5 Jeans6
Jeans7 Jeans9

„Guete Tag, was darf si?“
„I hätti gärn es Pousebrötli“.
„Es Pousebrötli, gärn, danke. Darf süsch no öppis si?“
„Danke, das wär’s“.
„Danke öich, merci, uf Widerluege“.
„Adieu!“
„Adieu, danke!“

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