2011


Erste Ernte

Aus dem eigenen Winterbeet ein paar Schritte vor dem Block soeben geerntet.
Einziger Dünger: die Komposterde, die hinter dem Haus von den freiwilligen
Helferinnen und Helfern seit Jahren hergestellt wird.

In den 70er Jahren nervte ich mich total, …

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Als absolute Liebhaberin von Archiven werde ich heute von unserem Kartografen M.K. auf dasjenige der PTT aufmerksam gemacht.
Herzlichen Dank!

Hier eine Kostprobe:

Archivkönigin
Unter dieser Rubrik werden mehrmals pro Jahr einzelne Archivalien aus den Beständen des PTT-Archivs vorgestellt.

Pressemitteilung, 1918
Die Grippe (verlinkt von blogk)) hat zugeschlagen:
Im Jahre 1918 konnte der Telefondienst nicht mehr reibungslos erfolgen. Die Damen vom Amt waren krank und Gespräche über mehrere Zentralen konnten daher nicht mehr verbunden werden.
Man riet: mehr schreiben.

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Faden weiss

Wysse Fade mit Strickliseli, Stoffchride, Perle, Zickzackschäri

Rede ni öppe vo früecher, wiu i im Gägesatz zu „für hüt“, no besseri Wort meine zfinge?
Kompliziert- Item.
Das me im Fadechörbli muess Ornig ha, isch mir scho früech igimpft worde.
So, wie me gäng e früsche Naselumpe sött bisech ha
u ja nie us em Huus i dräckige Ungerhose.
In Wyss ha ni Sidefade, Elastigfade, Verwäbfade, Polyesterfade,
Bouelefade, Stärnlifade,
Cordonnette für d’Chnopflöcher, Fächtli für ds Wullige.
Nachhär gits ja no die vile Spüehli in de verschidene Farbe.
Bi re settige Vielfalt mues me eifach Ornig ha.
Im ene Chörbli oder Schublädli isches ja no eifach, Chnüpple z’vermide
u mi cha froh si, me me kes Gnusch im Hirni-Fadechörbli het.
Schön wärs, we me aus Kaputtnige chönnt ufrumme
wie nes Fadechörbli.
Hüt nime ni wider einisch d’Näimaschine füre. I näie weniger als früecher,
spare z’Flicke uf, bis es es Bigeli git.

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„Wüste wechselt mit Wüste, denn Wüste ist nicht gleich Wüste. Die zehn verschiedenen Wörter dafür haben einen Sinn, einen je eigenen. Derjenige vom Leer- und Freisein, von der -losigkeit ist der häufigste: weglos, pflanzenlos, schattenlos, etwaslos. Steine sind immer da, oder Sand, als Ebene oder als Berg. Und solange Berge da sind, kann sich das Auge erholen. Es stösst an Grenzen, an Barrieren, wechselnde, kann etwas hinter der nächsten Bergnase erwarten. Einen Baum vielleicht, eine Akazie, eine weitere Bergnase oder ein Wadi mit immensen aufragenden Felswänden, die langsam von der Zeit zerbrochen werden, an ihr zerbrechen. Vorläufig umfangen sie noch einen Einschnitt, auf dessen Grund eine kämpferische Flora existiert, die den Bedingungen ein karges Leben abringt. Dazwischen dünnes Vogelpiepsen und ein paar Esel, die da gemeinsam umherstreifen, um die Nähe eines Brunnens wissend.

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Aussaat in Toepfe

Sonnenblumen
Prunkwinden
Glockenreben
Topfwicken
Hosta
Astilbe
Frauenherz
Gartennelke

Das Apfelbäumchen habe ich schon letzten Frühling gepflanzt

Wörterchaos aus den Nachrichten:

Kein Grund zur Sorge, weder für Kärnten,
die Schweiz, noch für Deutschland
„Eine ungewöhnlich aussergewöhnliche Situation“, sagt Frau Merkel
Höchst unwahrscheinlich, dass wir 3000 km entfernt betroffen sind
Was ist mit den Partikeln, die in den Jetstream gelangen
Zehn Blöcke Kernschmelze
„Zeitfenster zur Hilfe für Verschüttete schmelzen“, sagt die NGO-Beauftragte für die EU-Länder
Statt Musikantenstadel Nachrichten
Journalist in Tokio meldet „Zehntausende kontaktabgebrochene Menschen“
Stoische Würde der Japaner
Reisewarnung von auswärtigen Ämtern
Vorläufig noch keine Tabletten einnehmen!

Auf dem Helvetiaplatz

„Es sind sicher die Libyer“, meint mein Kollege, als Rufe von Demonstrierenden
durch die Herrengasse zu unserem Fenster hinauf schallen.
Auf der Kirchenfeldbrücke reihe ich mich dann aber ein in einen Strom von Tibeterinnen und Tibetern.
„Aufstandstag“ sagt mir eine Frau, als ich sie nach dem Grund
dieser Zusammenkunft frage.

Fahne mit Kailash und Schneeloewen Recht auf Reise in den Tibet
Im Festtagsrock mit Falte Mantel mit tiefer Seitentasche

Etwas Rotes ist immer dabei und steht u.a. für Treue, Tapferkeit und Verbundenheit.

Tashi Deleh – Möge es dir wohlergehen

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Mutter mit der Tasche

Johanna Bertha Schenk mit der Tasche

Zum 100. Internationalen Frauentag die kaum je erwähnten Namen der
angeheirateten Frauen in der direkten Linie meines Vaters:

Barbara Gosteli, ? – ?, verheiratet am 6. Juli 1708
Maria Schärer-Sollberger, 7. Januar 1725 – ?
Maria Häfliger, ? – 3. April 1828
Anna Wahli, 29. April 1803 – 14. August 1869
Anna Elisabeth Rüfenacht, 3. Juli 1831 – 12. Februar 1902
Elise Pfeiffer, 21. Januar 1887 – 25. Oktober 1948
Johanna Schenk, 30. August 1922 – 10. Januar 2006

Gerade hats nicht gereicht für unsere Kandidatin in den Ständerat. Mehr als schade! Ob das Resultat mit den Stimmen der Auslandbernerinnen und -berner (denen nicht genug Zeit blieb, an der Stichwahl teilzunehmen) ein anderes gewesen wäre, bezweifle ich, denn die Bernischen im Ausland sind meist vom Land. Solche knappen Wahlausgänge stimmen mich immer trist.
Erfreuliches ist aus der jungen Generation unserer Familie zu melden:
Das Dessert-Kochbuch von „unserem“ Pâtissier wurde zum weltbesten des Jahres 2010 gekürt.
Herr und Frau Pâtissier, meine herzlichsten Glückwünsche!

Hier ein kurzer Blick ins Atelier

Frau Moser überlässt das Frühlingserwachen dem Lieben Gott. Er ist’s, der die verschrumpelten Blätter der Schlüsselblumen aufrichtet, die leuchtend roten Rhabarberknöpfe und die Knospen des Feuerbusches treiben lässt. Weil’s im Garten vorerst nur zu güggelen gibt, greift Frau Moser, entgegen den ärztlichen Vorschriften, zu den Stricknadeln und lismet ihre Söhne und deren Söhne ein.
Die schrägen Holztüren über den Treppen der Kellerläden in der Altstadt sind wieder geöffnet. Gerade erfasst ein kühler Wind eine Reihe grossblumiger Hemden auf Bügeln, und der alte Magnum braust mit offenem Verdeck über die Vollkornbrücke. Am Theaterplatz werden die Abflussrohre gereinigt. Die Gärtnerin an der Ecke stellt eingetopfte Riesenprimeln, deren Stängel silikongespritzt aussehen, auf eine Bank.
Zwei Tauben streiten sich heftig um ein …

futterneid

…Buttergipfeli.

Solche Zänkereien werden bald der Vergangenheit angehören, denn seit kurzem haben die Berner Tauben eine Taubenmutter, welche diesem Federvieh ein bisschen Anstand beibringen wird, schon wegen den Touristen. Der Ustig hält auch im „Westside“ Einzug in der Person von Detlef D! Soost samt seiner Missen-Entourage – geht’s euch allen gut, coole Sache.
Nun sollten Sie auch die Blutreinigungskuren starten. Mein Vater schwörte auf einen Sud aus frischen Tannensprossen. Es funktioniere aber auch mit Schafgarbe, Brennessel oder Spitzwegerich. Mir wurde der Tee aus Olivenblättern empfohlen, stärke u.a. das Immunsystem und beuge Virenerkrankungen und Pilzbefall vor. Olivenblätter habe ich in den umliegenden Drogerien und Apotheken noch keine gefunden.
Um bei all diesem Erwachen, Auftauen, Spriessen und neu Anfangen nicht allzu unnütz in der Gegend herum zu stehen, beschliesse ich, selber ein Tee zu werden. Wer will, kann bei mir so nach Herzenslust den Kropf leeren, auspacken, ausspucken, was sich in harten Wintern an Ballast angesetzt hat. Scheuen Sie sich nicht, persönlich zu werden! Ich garantiere ein offenes Ohr und Reinigung pur. Schafgarbe, Nessel und Spitzwegerich können Sie für dieses Jahr vergessen.

Blogk rechnet jetzt laufend das Alter der Blogk-Bewohnerinnen und -Bewohner. Ein weiterer Hinweis darauf, dass wir den Tag pflücken sollten. Thank you, 2nd, male.

februar
gaukelfrühlinge narren
schneefall stellt richtig
wir flicken rissige wörter so können sie lange noch halten
(lang genug für uns)

aus: Der Traum, geboren zu sein von Kurt Marti

Deine Mutter

Wegweiser (Deine Mutter) aus der neuen Serie „Lokale Sicherheit in unserer Stadt“
Idee: Reto Nause in Zusammenarb. mit Alexander Tschäppät

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„Ja, kaum jemand hat den Tod von Aldous Huxley mitbekommen“, meint Gerard, der Historiker und nimmt eines der eben gelieferten Bücher zur Hand. „Wann ist er denn gestorben?“ frage ich. „Am 22. November 1963.“

… noch gerührt geräuchert

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Schweizerische Frauenstimmrechts-Schnecke 1928

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich in der vergangenen Woche nie auf dieses Jubiläum angesprochen wurde. Im Gegensatz zu unzähligen Frauen, die sich noch nach Jahrzehnten an allerkleinste Details erinnern …

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Draussen vor der Wohnung ein Angsschrei. „Hast du das auch gehört?“ fragt Frau Hausmeister ihren Mann, der in der Küche sitzt. „Es wird ein Kind sein,“ meint dieser. Dann ein zweiter Schrei. Frau Hausmeister saust raus. Die Wohnungstür der Nachbarin ist geöffnet. Frau R. liegt auf dem Boden. Sie blutet stark aus Wunden am Kopf. Oh Schreck, was ist geschehen? Der Hausmeister eilt zu Hilfe. Die alte Frau habe Staub gesaugt und sei dabei von ihrer Katze attakiert worden. Das Tier ist fuchsteufelswild, verkriecht sich unters Bett und lässt sich lange nicht fangen. Der Tierarzt will die Katze nicht einschläfern. Sie sei kerngesund und noch nicht alt. Aber Frau R. kann nicht mehr. Das Leben mit einem solchen Tiger in der kleinen Wohnung sei ihr zu riskant. Sobald sie wieder etwas zu Kräften gekommen ist, räumt sie alles, was an ihre vierbeinige Mitbewohnerin erinnert, weg.
In der Waschküche gibt dieser Vorfall lange zu reden. Dabei ist das Mitleid ganz und gar nicht auf Frau R.s Seite. Die Katze sei viel zu oft allein gelassen worden, weil ihre Besitzerin auf der Schwatztour gewesen sei. Bei einem solch eintönigen Leben werde jede Katze verrückt.
Der Hausmeister hört sich die verschiedenen Meinungen an und kommt spät zum Mittagessen.

Man backt früh morgend Vollkornbrötchen auf,
kocht spät abends ein Schübeli Hörnli, sammelt Zeichnungen ab dem
ersten Gekritzel in einen Ordner,
klebt dem Puppentisch, den man eigentlich entsorgen wollte, das Bein wieder an,
lobt Kleinesbübchen, wenn es die Lavettchen

… neu ordnet.

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Ich war letzte Woche bei der Dentalhygienikerin, die dieses Mal ein Dentalhygieniker war. Er stellte sich vor und erzählte mir, meine Dentalhygienikerin mache ein Austauschjahr in den USA und werde beim nächsten Mal wieder für mich da sein. Ich hörte seinen merkwürdigen Akzent, las nochmal sein Namensschild und konnte ihn doch nicht schubladisieren. Nachdem er mir eine ausgezeichnete Behandlung hat angedeihen lassen – was bei mir nicht einfach ist, weil meine Zähne es nicht sind -fragte ich ihn dann doch, woher sein Name stamme? „Aus Iran“ antwortete er. Und da ich ja zu den Unbelehrbaren gehöre, die Zuwanderung nötig finden, erkundigte ich mich noch, ob er schon länger hier sei und was er plane, wenn die Stellvertreung auslaufe? Er sagte, er sei nun acht Jahre in der Schweiz und vorher in Skandinavien gewesen und wie es weitergehe, werde sich weisen. Acht Jahre schon, entgegnete ich, dann sei es wohl zu spät, ihn willkommen zu heissen und zu fragen, wie es ihm gefalle hier. Oh, nein, nie zu spät, meinte er strahlend, ich sei die erste, die frage. Und also redeten wir, bis die nächste Klientin kam.

Eigentlich wüsste ich es ja, es schreit mir von Plakatwänden und aus Schlagzeilen entgegen: In der Schweiz muss jeder permanent dankbar sein, dass er sich überhaupt auf unserem helvetischen Boden bewegen darf. Und sobald er nur ein bisschen dazugehört, hackt er auf den nächsten ein, der neu kommt. Nur Touristen werden gefragt, ob und wie es ihnen hier gefällt.

Die einfache Regel, dass das Verhalten von Gastgebern und Gästen auf Gegenseitigkeit beruht und dass einer von beiden in Güte anfangen muss, was in Minne weitergehen soll, kennt jeder. Schliesslich wird sie von der Odyssee, dem Nibelungenlied, der Bibel, vom Talmud und Koran seit jeher vermittelt und mit apokalyptischen Beispielen von Fehlverhalten illustriert. Was nur hindert hier und heute die simple Anwendung?

Beim Umzug habe ich meine Tabletten verloren. Oder habe ich sie ihrer Lebenswichtigkeit wegen nur zu gut versorgt? Gut, dass ichs noch rechtzeitig gemerkt habe, sonst wäre ich dann blöd dran gewesen, wenn die Behörden, und nur sie, die Einnahme anordnen würden. Keine Ahnung, ob sie das noch könnten bei „einem schweren Kernkraftwerkunfall mit Bruch des Sicherheitsbehälters“. Die Anordnenden müssten ja dann schleunigst ihre eigenen Tabletten suchen, falls sie auch so nahe an Mühleberg wohnen, wie ich.
Meine Kinder brachten mir eine neue Packung, die ich nun neben die Phytomed-Kügelchen und das Padma 28 lege. Zur Sicherheit übte ich heute die Packung in der Packung auszupacken. Ich las auch die beiden sehr klein gedruckten Packungsbeilagen. Hätte ich damit gewartet bis zum Ernstfall, hätte sich das radioaktive Iod längst in meiner Schilddrüse abgelagert und die Tabletten wären nicht einmal mehr für die Katze gut gewesen.
Oder wäre es doch besser, die Tabletten in der Handtasche … ?
Wenn ich den Befürwortern für ein neues Kernkraftwerk in meiner Nachbarschaft glaubte, könnte ich die Schachtel ruhig wieder verlieren, gäbe es nicht noch diese

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