Wieder ein grauer, kalter Tag. Ich erledige nur das Nötigste. Heute will ich aus aktuellem Anlass hauptsächlich lesen. Das gerettete Buch des Simcha Guterman steht seit 1993 auf meinem Bücherbrett. Bis heute konnte ich es nicht lesen. Ich versuche es – ein erschütterndes Dokument.
Bei Bauarbeiten im polnischen Radom wurde 1978 eine versiegelte Flasche mit zusammengerollten, engbeschriebenen Papierstreifen gefunden. Es ist der Nachlass des Juden Simcha Guterman, der unter grössten Gefahren auf der Flucht durch Polen die grausamen, vernichtenden Erlebnisse seiner Familie und seiner Mitbürger*innen auf diese Streifen kritzelte, in der Zuversicht, dass diese Flaschenpost einmal gefunden würde.
An Leitsprüchen und Weisheiten für den Alltagsgebrauch hat es in meiner Kindheit nicht gemangelt. Sie blieben an mir kleben und drängen sich unter anderem dann vor, wenn ich etwas wegwerfen entsorgen will. Könnte man’s nicht doch noch irgendwie „zu Ehren ziehen“, etwas Apartes daraus machen, wenn auch nur für Wochen, für Jahre, noch besser für Generationen? Meinen Schwestern geht es nicht anders. Kürzlich erhielt ich das Föti einer Jeans. Die Hose gehört meiner Nichte Cornelia. Beim „Spaziergang“ im unwegsamen Gantrischgebiet brach sie sich das Wadenbein und …
Als ich gestern früh gegen 08:00 Uhr nach ihm Ausschau hielt, hingen graue Wolken über der Stadt. Am Abend gab es dann einen klaren Sternenhimmel. Der Mond stand hoch und weiss über dem Block. Ich musste mich weit aus dem Fenster Balkon lehnen, um ihn zu sehen.