Heute sind in meiner Tageszeitung ca. 56 Männer und 8 Frauen abgebildet (TV Programm nicht mitgezählt).
Vor vier Jahren waren es 36:9.

Zum Ausgleich hier ein paar Fotos aus meinem Archiv:

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Nachdem ihr ID-Ausweis geprüft worden ist, befestigt sie das Schild mit dem Aufdruck „Bibliothek“ seitlich an ihren Gürtel. Heute bekommt sie neben dem Schlüssel für Lift und Treppenhaus vom Wachmann ein schwarzes Telefon. Viel lieber hätte sie ein blaues, aber im Moment ist keines frei. Das bedeutet, dass der Arzt oder der Psychologe im Haus ist.
Im Gegensatz zum blauen darf man das schwarze Telefon nicht legen, nur stellen. Beim Legen geht gleich der Alarm los. Das Telefon meint dann, dass der Benutzer/die Benutzerin auch liegt, im schlimmsten Fall auf dem Boden – niedergeschlagen von einem Insassen.
Als sie den schwarzen „Knochen“ das erste Mal ausgehändigt bekam, legte sie ihn ahnungslos auf den Schreibtisch. Ohrenbetäubendes Schrillen! Wie, wo, was drücken? Sie stürzte durch die Gänge, lief mit dem Ungetüm ins obere Stockwerk. Auch hier menschenleer. Endlich erlöste sie ein Aufseher aus ihrer Bedrängnis, indem er einfach zum Telefon sagte: „Fridu us em Zwöite – Fäualarm vo dr Bibliothekarin.“
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Der Pfirsichbaum steht krumm und knorrig da, gebeugt unter der Last der Früchte. Es ist überhaupt ein fruchtbares Jahr: Aprikosen, Kirschen, Äpfel – alle Bäume tragen so viel wie sonst nie.
Ich denke an die Laboranten, die ins Dorf marschierten und Proben von unserer Ernte nehmen wollten. Sidorow gab ihnen stolz seine Monsterzucchini, Lenotschka reichte die Hühnereier über den Zaun, Marja brüllte spöttisch: „Na klar, ich werde jetzt gleich aufstehen und für euch meine Ziege melken, sonst noch was?“, und ich liess die vermummten Gestalten schulterzuckend auf mein Grundstück, sie sollten sich zusammensuchen, was sie wollten. Schliesslich mussten sie ihre Arbeit tun.
Beim ersten Mal öffnete ich für sie ein Glas eingelegter Pilze, weil ich sie wie Gäste behandeln wollte. Sie gabelten einen Pilz auf und steckten ihn in ein Gefäss mit Schraubendeckel. Meine Tomaten fassten sie mit Gummihandschuhen an. Bei den nächsten Malen liess ich mein Eingemachtes im Regal.

Aus: Bronsky, Alina : Baba Dunjas letzte Liebe, Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2015, ISBN 978-3-462-04802-5

In dieser Geschichte kehrt Baba Dunja als Greisin zurück in die Todeszone, in ihr verstrahltes Dorf Tschechowo, in ihr von verrückten Spinnennetzen ausgefülltes Haus, versorgt sich selbst mit Beeren, Gemüse und Früchten aus ihrem verstrahlten Garten.
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Mond in der Toscana

Pinocchio bittet um einen Platz auf dem Wagen ins Schlaraffenland.
Er wird dieses nach fünf Monaten Nichtstun und Vergnügen als Esel verlassen.

Colodi, Carlo: Pinocchios Abenteuer, Aarau : Sauerländer, 1986
Illustriert von Roberto Innocenti

Eine verwitwete Seniorin zur anderen, die gerade Witwe geworden ist:

„I ha dir no mis härzleche Bileid wölle usspräche.
I ha ke Charte gschribe.
Eigentlech schribeni überhoupt nüt meh.
Scho sit vierzg Jahr hani nid es Mau öppis ungerschribe.
Es isch mer eifach verleidet.
Sogar d’Amäldig für d’Klassezämekunft hani ihm ggä.
Är het de ds Formular usgfüllt.
Woni no ha ungerschribe, isch es ihm nie rächt gsi.
Entwäder hani z’fescht nach links gschribe oder z’vil nach rächts.
Mängisch isch ihm d’Ungerschrift z’höch obe gsi oder z’töif unger.
Wenis mit em Platz bpreicht ha, de het är gseit:
‚Die blöde ä-Zeiche u i-Tüpf wo du gäng machsch.'“

3rd, female: Wo ziehen sich die Eltern zurück, wenn die Kinder blöd tun?
2nd, female: In die Badewanne?
1st, female: In den „Sturm der Liebe“??

Antwort:

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Geissens

Aus: Der Wolf und die sieben Geisslein – Ein Märchenbuch nach Grimm von Felix Hoffmann, Verlag Sauerländer, 1984

Die Geisslein hatten dem bösen Tier den Bauch mit so viel Rumpelsteinen gefüllt, wie sie hinein bringen konnten. Dann nähte die alte Geiss den Bauch in aller Eile wieder zu.
Was dann geschah, wissen wir. Die Geisslein schliefen trotz Vollmond ruhig und tief. Die alte Geiss räumte Schere und Zwirn weg – griffbereit – denn man frau konnte nie wissen.

Es schneit aus grauem Himmel. Ich begleite die Enkelkinder vor die Haustür. Obwohl es um 07:10 Uhr noch finster ist, joggeln die beiden aufgeräumt zur Schule. Der Hausmeister schiebt den Schnee von den Gehwegen.
Gerade kommt mir in den Sinn, dass wir dieser Tätigkeit früher je nach Gegend „treibe“ oder „triibe“ (mit offenem i) sagten. Wahrscheinlich von „Treibi“ (Spur) abgeleitet. Ich nehme die Zeitung aus dem Briefkasten.
Während ich in den 16. Stock fahre, erinnere ich mich an die Winter meiner Kindheit. Oft lag morgens Schnee bis über die unteren Fensterscheiben. Die Eltern standen dann noch früher auf als gewöhnlich, um den steilen Weg bis zur Gemeindestrasse frei zu schaufeln, damit wir zur Schule gehen konnten. Dass man im warmen Klassenzimmer auftaute und sich unter dem Stuhl eine Schneewasserpfütze bildete, war unangenehm, aber für die auswärtigen Schülerinnen und Schüler normal. Wollstrümpfe und Schihosen aus dickem Loden sogen unendlich viel Nässe auf. Wer im Dorf wohnte, sass trocken auf dem Stuhl. Auf dem langen Heimweg gefroren die feuchten Kleider dann wieder, und ihr Auftauen, diesmal ohne Kind, fand über dem Sitzofen aus Sandstein statt. So ging es den ganzen, langen Winter über.
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Fatmire, eine der vielen Grossmütter im Block, erzählt, wie es kam, dass ihr Sohn Mergim seinen Namen nicht liebt.

Es sind schon einige Jahrzehnte her, dass ihr Mann einen Nachbarsjungen aufs Feld mitnahm. Nachdem er dem Buben etwas zu essen gegeben hatte, hiess er ihn am Rand des Ackers sitzen zu bleiben und zu warten, bis er mit der Arbeit auf dem Mähdrescher fertig sei. Man ahnt es schon: das Kind geriet unter die Maschine und starb. Der Mann wollte nur noch ins Gefängnis. „Bitte, bitte, sperrt mich ein!“ Er wurde aber von der Polizei bald nach Hause geschickt. Es war ein schrecklicher Unfall. Wie konnte man diese Schuld abtragen? Fatmire bekam Zwillinge, zwei Knaben. Einer wurde nach dem Toten Mergim benannt. Nach wenigen Monaten wurde Mergim krank. Weit und breit kein Spital, kein Arzt. Auch dieser Mergim starb. Das Ehepaar spielte mit dem Gedanken, den zweiten Zwilling umzubenennen, verwarf aber dann schuldgepeinigt den unüblichen Schritt. Fatmire bekam noch einmal einen Jungen, der – welch ein Glück – ein grosser und starker Mergim wurde.
Mergim möchte gerne anders heissen.

Erster Schnee

Mittags von meinem Balkon aus.

Erster Schnee!!

Am Nachmittag erstes Feuer Feuerchen 2016.
Es regnet bereits wieder in schweren Tropfen.

Wie habe ich mir doch früher einmal so ein ThinkPadchen gewünscht, ein herziges Laptöpchen für die Mappe. Ich hätte es überall schnell hervorholen und alles aufschreiben können, was um mich herum geschieht.
Einmal, vielleicht 1997, war ich mit Tanja an der Frankfurter Buchmesse. Sie hatte Uelis Laptop dabei und musste nicht mehr mit diesen mühsamen Buch-Meldezetteln hantieren, konnte alle wichtigen Verlagsinfos gleich aufschreiben oben in der Halle 4, (wo wir immer unsere Mäntel, Taschen und Stöckelschuhe abgaben). Das war einfach lässig, nicht zuletzt weil diese Geräte noch selten waren und meine Tochter so schnell tippen konnte.
Dieser Laptop war steinschwer, sah hässlich aus und verlangte eine aufmerksamere Behandlung als ein rohes Ei.
Als der ThinkPad bei uns in Bern auftauchte, war ich begeistert (so wie die von der NASA und die russischen Raumfahrer). Später (2004) verkaufte IBM die Marke nach China und ein „Made in China“ wollte ich nicht. Zu sagen ist: ich hätte gar kein Geld gehabt, so ein schwarzes, dünne Designer-Kistchen zu kaufen.

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Die Feuerwerkverkäuferin beim Orangen Riesen sollte Recht behalten, als sie bei den Raketen mehr zum „Huere Chlapf“ als zu bunten Feuergarben riet. In der Silvesternacht hingen Nebelschwaden über Berns Westen, so dass Kracher und Knaller tatsächlich wirkungsvoller waren, als bunten Kugeln, Sternenregen und Glitzerschweife.
Am Vormittag traf ich mich mit meinen Freundinnen zum Silvesterkaffee. Ein TV-Mann wollte uns Frauen überreden, vor laufender Kamera ein veganes Festmenue – es stand bereits hübsch angerichtet im hinteren Teil des Restaurants – zu testen. Diese Freude konnten wir dem Reporter um 09:00 Uhr früh nicht machen. Leider, denn sein Sender ist eigentlich ein netter, mit netten ModeratorInnen, welche über die regionalen Autounfälle und anderen regionalen Dramen einfühlsam berichten. Ich wollte den Enttäuschten trösten und sagte:
„Sicher kommen bald zahlreiche Gäste, die mitmachen möchten.“
„Es müsste jetzt sein, denn ich bin im Druck, wenn wir heute Abend senden wollen.“
„Sie haben doch den Bären im Logo und der ist ja mehr ‚gsatzlig‘ und kein ‚Jufli‘?
„Fernsehleute sind immer pressiert, ob Bär oder Löi.“

Das vergangene Jahr hat uns Schönes und bis in die letzten Tage auch Trauriges gebracht. Herzlichen Dank für die guten Wünsche, die feinen Guezli, die lieben, passenden Geschenke und die Besuche bei mir im Block und im blogk.

Auf ein gefreutes, neues Jahr!

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Hueter der Tr�¤ume

(Quint Buchholz: Die Hüter der Träume)

Vergangenheit ist Geschichte.
Zukunft ist Geheimnis.
Und jeder Augenblick ist ein Geschenk!

Nina Deter (*1947), deutsche Liedermacherin

Heute, kurz nach Mittag war er voll, der Mond – nach 38 Jahren wieder an diesem Tag. Der nächste Weihnachtsvollmond sei im Jahr 2034 zu erwarten!

Einen besinnlichen Weihnachtsabend und mögen unsere Träume stets gut behütet sein!

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Erneut seien am 4. Dezember wieder welche entwischt. Kleine, ovale, schwarze aus Plastik. So wie 2010, als Millionen von ihnen sich in den Oberländer Gewässern herumtrieben. Sie hatten sich, damals wie heute, durch den künstlichen Tropenbach in die Engstlige und weiter in die Kander treiben lassen. Im Thunersee verteilten sie sich dann zu x-Millionen zwischen Hecht, Egli und Seeforellen.
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Roggenbrot

Pane ossolane (Roggenbrot aus der Region Domodossola, zerklüftet wie das Bachbett am Oberlauf des Toce)

Statt nur ein paar Haltestellen mit dem Tram in die Stadt zu fahren und dort einen Märitkaffee zu trinken, schaukle ich im 07:31ger InterRegio durchs grüne Aaretal. Noch erheben sich die Alpen wie ein schwarzer Scherenschnitt vor dem morgenroten Himmel. Es wird ein sonniger Wintertag. Alpen und Voralpen sind mit Neuschnee bedeckt, in den Schattentälern liegt Rauhreif auf Äckern und Weiden. Durch Tunnel, über Viadukte und Rampen, wilden Bächen entlang gehts vom Wallis hinunter – immer wieder mit Blick auf die weissen Bergspitzen – nach Italien. Ein bisschen geschüttelt und gerührt erreicht man bereits nach 96 Minuten das Städtchen Domodossola. An der Piazza del Mercato finden meine Freundinnen und ich gleich ein taschentuchgrosses Tischchen in einer vier Taschentücher grossen Bar. Es scheint ein Treffpunkt der älteren einheimischen Frauen zu sein. Man kennt sich und wartet schwatzend und lachend vor der WC-Tür.

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Anfangs Dezember blättere ich jedes Jahr in meinen Archivschachteln (staube sie auch ab), schaue Fotos an, lese alte Briefe. Der Grund: meine beiden Töchter und Pflegegeschwister haben in diesem Monat Geburtstag.

Heute trage ich auch unser Minimädchen in den Stammbaum ein.
Vorfahre Bendicht G., * 1688 – (nicht zu verwechseln mit Bendicht S., * 1627, Urgrossonkel des Urgroßvaters des Onkels meines Vaters) – wurde noch mit Federkiel in den Kirchenrodel seiner Emmentaler Gemeinde aufgenommen. Sein Enkelsohn Friedrich, * 1764, bekam einen Eintrag mit der Stahlfeder. Meine Enkelin erhält eine elektronische Namenstafel und wird – schwupsdiwups – mit ihren zahlreichen Familienmitgliedern bis zurück (vorläufig) ins 17. Jahrhundert verbunden.

Historische Aufzeichnungen aus Registern, Verzeichnissen und Zeitungen hängen sich an. Nach und nach wachsen weitere Äste von angeheirateten Sippen aus verschiedenen Teilen der Welt hinein in unseren Baum. (Natürlich werde ich regelmässig per Mail an die aktuell anstehnden Geburtstage meiner näheren, weiteren und weitesten lebenden Verwandten erinnert).

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Frauen im Advent

Gerade hatte ich den Bibel erwähnt, den mein Schwiegersohn geschenkt bekam. Ich freue mich über die Adventskalender, die ich geschenkt bekam.

Und das sagten sie:

1. Dezember
Antony, Susan Brownell, 1820-1906:
„Fahrradfahren hat mehr für die Emanzipation der Frauen getan, als alles andere auf der Welt.“

2. Dezember
Madame de Staël, 1766-1817:
„Es gehört viel Kraft dazu, Gefühle zu zeigen, die ins Lächerliche gezogen werden können.“

3. Dezember
Bettina von Arnim (1785-1859):
„Die Schönheit ist Lebensnahrung der Seele.“

4. Dezember
Dietrich, Marlene (1902-1992):
„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler machen. Aber ein bisschen früher, damit ich mehr davon habe.“

5. Dezember
Chanel, Coco (1883-1971):
„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“

6. Dezember
Christie, Agathe (1890-1976):
„Glück misst man nicht nach Länge oder Breite, sondern nach Tiefe.“

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Um ein Engelshaar wäre der Stern von Bethlehem …

Stern 1

… in diesem Advent nicht mehr aufgegangen.

Stern 2

An der neuen Fassade könne keine Aufhängevorrichtung dafür befestigt werden, beschlossen die Architekten – natürlich sind sie Auswärtige mit Einfamilienhäusern in der Agglomeration.

Stern 3

Der Hausmeister liess nicht locker. Bethlehem ohne Stern, das durfte nicht sein. Die zuständigen Bauherren versprachen – hier würde schlussendlich passen – sich etwas zu überlegen.
Vor einigen Tagen, bei kalttrockenem Wetter richtete der Hausmeister zusammen mit Nachbarn den Stern an der neuen Metallschiene auf.

Aufrichten

(Fotos in diesem Beitrag: R. Stutz, 26./27.11.2015)

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… in dunklen Tagen!
Willkommen Kleinstesmädchen in der Blogk-Familie!

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Wir tun alles, versuchen, Vorbild zu sein, unterdrücken das H-Wort und Flüche, die mit „Gott …“ anfangen oder schwächen solche ab, was bei mir dann zu einem harmloses „Gottliebduttweiler“ wird. Aber alles nützt nichts: unsere Kleinen reden wüst, manchmal erschreckend wüst. Schlimmer ist es geworden, seit sie von 3018, wo man weniger wüst spricht, in die Schule nach 3027 gewechselt haben. Da die Schulzimmer der Unterstufe und der Mittelstufe nebeneinander sind, haben die Kleinen nicht nur auf dem Pausenplatz Gelegenheit, die neuesten Varianten von H- und F-Wörtern zu hören. Auch N-Wörter gibts mehr als genug. Es ist nicht verwunderlich, dass aus dem „Notenbuch“ dann ein „Nuttenbuch“ wird. „Coquillage“ wird klar ein „Coquillarsch“. (An Fantasie fehlt’s den Bern-West-Kids nicht).
Bei Gelegenheit spreche ich das Thema bei den Enkelkindern an. „Wenn wir zu Besuch sind, reden wir nie wüst.“
Ja, Gottliebduttweiler, weshalb ist das für mich keine Beruhigung?

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