So. 24 Mai 2009
In Berlin sei „Anbaden“ bis spätestens zu Pfingsten üblich, erzählt mir meine Kollegin, die im Osten dieser Stadt aufgewachsen ist. Also bin ich, obwohl zwei Wochen später als in anderen Jahren, nicht zu spät dran. Das Bassin ist beinahe leer, einige Alte Häsinnen und Hasen stellen Schirme und Liegestühle auf und plaudern mit den Nachbarn. Bei einer Wassertemperatur von 22° fällt mir der Einstieg nicht schwer. Schon nach den ersten Zügen lockern sich die Winterknochen. Ich schwimme in 25’000m3 Wasser – jupi!
Das Bad lernte ich anfangs der fünfziger Jahre kennen. Die Tannen waren noch magere Grotzli, hinter welchen sich die Kinder bis auf die Unterhosen auszogen. Als Landkind genierte ich mich ein bisschen, aber meine Stadt-Tante Friedali ermunterte mich, doch wenigstens mit den Füssen im Wasser zu schwaddern. Das Bad war damals noch ein Naturweiher mit sumpfigen Ufern, einigen Ruderbooten und einem „Inselchen“ aus leeren Ölfässern, von welchen übermütige Stadtbuben sich gegenseitig ins Wasser schubsten. Einmal, so wünschte ich mir, möchte ich auch zum Inselchen schwimmen können.
Heute umrunde ich dieses Eiland aus Beton einige Male und setzte mich dann mit Kaffee und Buch unter eine Platane.