Das Grab meiner Mutter gehört noch zu den ungefassten, hat also noch kein Betonmäuerchen ringsherum. Die Erde müsse sich mindestens ein Jahr lang setzten. Hangseitig habe ich den schmalen Hügel mit Steinen befestigt, Lavendel und kleine blaue Aster angepflanzt – schlicht, im Gegensatz zu den übrigen Gräbern, die meist eine Fortsetzung des üppigen Fensterschmucks der Berner Bauernhäuser sind. Auf diesen Gräbern wird regelmässig gedüngt und gegen Ungeziefer gespritzt. Meist gehe ich auch beim Grab meiner Tante Marie vorbei, knipse die verblühten Tageten ab, während mir von der Trauerweide Regenwasser auf den Rücken tropft. Marie hatte ihrem Leben ein Ende gemacht, indem sie sich im Altersheim erhängte. Auf dem Grab ihres Mannes, weiter unten in der Reihe, jäte ich auch ein bisschen und denke an diesen geizigen Kauz, der sich Jahre lang vornahm, eine Schifffahrt auf dem
20 Kilometer entfernten Thunersee zu machen. Bevor er diesen Ausflug endlich in die Tat umsetzte, wurde er auf eine grössere Reise geschickt.
Er lebte nach dem Motto: „Wer zahlt, befiehlt.“
Ein ziemlich hässlicher Ort ist das Gemeinschaftsgrab – eine Ansammlung von schlampigen Blumen in Töpfen, Körben, Schalen und Kränzen mit ausgewaschenen Schleifen. Die Namen der Toten auf vergammelten Messingschildchen, aufgeschraubt auf eine Steinplatte, die Moos ansetzt.
Bussarde kreisen über der Trauerweide.
Für eine Weile setze ich mich zu der Wirtin auf die Terrasse. Sie schneidet Lampionblumen für die Tischdekoration. Am Abend ist im „Bären“ Rangverkündigung der Feldschützen.

Heute begegnete ich meiner ehemaligen Nachbarin. Seit einem Monat lebt sie nun im Wohnheim. Wie ein Berg haben sie der Umzug und die damit verbundenen hohen Kosten nieder gedrückt. Aber es gefalle ihr gut in dem Südwestzimmer, welches sie mit den eigenen Möbeln eingerichtet habe.
Ihre alte Wohnung sei an ein ausländisches Ehepaar vermietet worden, ein grosser Mann mit einer Frau, die kein Wort Deutsch spreche. Nun habe es sich heraus gestellt, dass sie ein behindertes Kind hätten. Das sei ja nicht so schlimm, denn es handle sich um ruhige Leute.
„Immerhin bringen sie im Badezimmer keine Schafe unter – grob gesagt.“
Wir bleiben also weiterhin ein zivilisierter Hauseingang;-)

eingepackt

Die Badesaison ist beendet und die Familiengarderobe geräumt. Einige Regentropfen fallen, aber bald verziehen sich die Wolken. Das Wasser ist 18°. Ich steige schnell hinein und schwimme gemächlich die saisonale Abschiedsrunde. Kein Mensch stört meine Bahn. Nach einer halben Stunde hole ich mir einen Kaffee im Restaurant. Dort wird eifrig geschrubbt und gefegt. Dann wird auch hier geschlossen.
Im Bus höre ich die Abstimmungsresultate. Die GewinnerInnen seien am Süssmost trinken, lauter frohe Gesichter seien zu sehen und ab und zu höre man ein Witzchen. (mehr …)

Als ihm während des Mittagschlafs ein kalter Tropfen auf die Stirne fällt, erwacht Vater. Ist es Blut? Dann zerplatzt ein zweiter auf der Stirn und er denkt: „Vielleicht schlafe ich unter einem See!“
Enkelin Cornelia steigt auf die Bühne und meldet ein Loch im Dach. Es giesst in Strömen, und in der ganzen Gemeinde ist kein Dachdecker aufzutreiben. „Wir machen das selber“, beschliesst Vater, (der inzwischen 95 Jahre alt geworden ist, sehr schlechte Blut- und Nierenwerte hat und ein Herz, mit welchem man eigentlich das 50. Lebensjahr nicht erreicht.) Er steigt die ausgetretene Treppe auf die Bühne hinauf, misst das Loch aus, schneidet mit einem scharfen Schraubenzieher eine Eternitplatte zurecht, während Cornelia nach Grossvaters Anweisungen darauf sorgfältigen Gegendruck gibt. Dann schiebt er die passende Platte unter die Dachlatten. Beim Abstieg über die Treppe, hinunter in die Küche, bemerkt er eine wacklige Stufe – gefährlich für alle, besonders für die Urgrosskinder! Vater wählt ein Brett aus, spuckt an den Zimmermannsbleistift, der im Laufe der Jahre kurz geworden ist, zeichnet an, während die Enkelin ihm die klein geschriebenen Masse vorliest, sägt die neue Stufe zu und setzt sie millimetergenau ein.
Nun will der alte Mann noch etwas „sauberes“ Holz zurecht machen und ein paar Nägel, damit Kleinesmeiteli später mit dem Hämmerchen nageln kann. Den Schraubstock soll Christian bekommen und die sehr gute Pumpe gibt er wieder an Kaspars Familie zurück, die sie ihm vor Jahren geschenkt hat.
So findet nach und nach alles Gäbige und Liebgewordene einen neunen Platz.

Mit Enkel und vollem Einkaufswagen stehe ich beim Orangen Riesen an der Kasse. Die wackelige Greisin vor mir hat der Kassierin den Geldbeutel gereicht. Nun zählt die junge Frau die paar Batzen, schüttelt den Kopf: „Es reicht nicht. Sie müssen etwas zurück geben.“ Die alte Frau schaut auf ihren Einkauf: Ein Ruchbrot, eine Budget-Packung Fruchtbonbons, zwei Bananen. „Ja, was soll ich denn am besten hier lassen?“, fragt sie bekümmert.
„Wieviel fehlt denn?“ mische ich mich ein. „1 Franken“, bedauert die Kassierin. „Hier, bitte.“ „Oh, merci vielmal, es gibt doch noch liebe Menschen“, strahlt die Frau und packt den Einkauf hurtig ein.
„Wenn ich mir vorstelle, dass ich auch einmal in ausgetretenen Hausschuhen an der Kasse stehen könnte und ich hätte einen Franken zuwenig, muss ich fast gränne“, jammerte ich auf dem Heimweg.
Mein elfjähriger Enkel: „Das wird dir sicher nie passieren, denn wir sind ja da. Mein Vater hat einen relativ sicheren Job, meine Mutter auch und ich bin auf dem besten Weg dazu, auch eine gute Arbeit zu finden.“
Sagt’s und hüpft mit dem schweren Einkaufs-Rucksack vor mir her – ich zweifle nicht daran – einer guten Arbeit entgegen.

Wenn sie „wir“ sage, meine sie sich allein. So könne sie die unterschiedlichen Arbeiten während des Tages besser bewältigen, erzählt mir meine ehemalige Schulkollegin Theres. Interessant, denke ich und fahre ein paar Stationen in ihrem Bus mit. Sie habe dann das Gefühl, es seien viele am Werk und nehme alles viel lockerer.
Das wollen w i r gleich ausprobieren!

In meinem ersten, mit Spannung erwarteten Schulbericht stand: „… sie weiss, dass Lügen kurze Beine haben …“.
Dieser Satz gefiel mir sehr und ich war überzeugt, dass etwas auf kurzen Beinen herzig aussieht: kleine flinke Lügelchen, die zwischen den langen Menschenbeinen hindurch huschen.
Obwohl mir in der Sonntagsschule erzählt wurde, dass Gott bei jeder Lüge einen Strich mit dem Griffel in sein Goldenes Buch mache, habe ich mir doch ab und zu eine solche geleistet. Da alle um mich herum nur die Wahrheit sagten, fand ich, wären ja Griffel und Buch überflüssig und Gott hätte nichts zu schreiben.
Aber nun dies!
Es gibt einen namens Constantin, der mich im September 1997 angelogen hat. Und ich Trottelin habe ihm jedes Wort entzückt geglaubt. Habe seinen Schrieb sogar archiviert als besondere Perle – neun Jahre lang, in der „Fussball“-Schachtel! Diese Lüge hatte jedenfalls keine kurzen Beine, wie mir die Lehrgotte weismachen wollte.
Schnellere NZZ-Folio-LeserInnen wissen natürlich, dass ich über „Das grösste Kunstereignis 1929“ von Bert Brecht spreche.
Ehrlich gesagt, von alleine wäre ich dem Constantin S. nicht auf die Schliche gekommen. Ehrlich gefragt, ist das nicht das Beispiel einer himmlisch langbeinigen Lüge, bei welcher der göttliche Griffel liegen bleiben muss?

keine Worte …

Ich deponiere meinen Korb mit den Dahlien, Eiern und Beeren auf dem rechten Vorderrad des 14ers. Atemlos lässt sich eine Frau in den Sitz mir gegenüber nieder, stellt eine schwere verschnürte Kartonschachtel ab und fächelt sich Luft zu: „Entschuldigen Sie bitte den Hotdog-Geruch. Er kommt nicht aus der Schachtel. Ich bins, die so stinkt.“
„Kein Problem, ich rieche nichts“, beruhige ich sie.
„Ich war seit heute früh bis jetzt am Hot-dog-Stand bei Loeb. Das Stück kostete heute 125 Rappen, zum 125. Jubiläum, in der Haushaltabteilung im 3. Stock. Die Leute standen Schlange, drängelten aber nicht, die Stimmung war unglaublich friedlich.“
Seit 25 Jahren arbeite sie in der Buchhaltung von Loeb, sei immer korrekt bezahlt und gut behandelt worden. Sie sei zwar sehr müde, aber es habe so richtig „gfägt“ dieses Jubiläum.
Zwischen den Haltestellen Brunnmatt und Säge lassen wir beiden Frauen unsere persönlichen Highlights dieses Warenhauses kurz aufleben.
Ich erzähle ihr von dem sensationellen Einbau der Rolltreppe im Jahre 1956. Unten und oben standen elegante Herren bereit, um dem entzückten und oft ängstlichen Publikum beim Auf- und Abstieg behilflich zu sein. Dann, anfangs der Sechziger, wurde im Untergeschoss eine Buchhandlung mit Kinder- und Jugendbüchern eröffnet. Ich trug jeden Rappen in dieses Sousol, immer bestens beraten und in allen Lesewünschen ernst genommen von den beiden Buchhändlerinnen, was damals in Bern aussergewöhnlich war. Fasziniert haben mich auch die Schaufenster des Hauses. Kaum einer kannte Tinguely, als er in einem der Fenster eine Maschine installierte, welche Teller von einem Stapel griff, sie über ein Förderband ruckeln liess an dessen Ende eine Eisenhand sie packte und an die Wand schmiss. Das war Kunst vom Ämüsantesten und hat Unzählige angelockt.
Wir beiden Frauen hätten genug Stoff gehabt, um nach Paris zu fahren.
Kurz vor dem Aussteigen griff die Frau in den Karton, nahm einen Brotanschnitt heraus: „Für die Hotdogs mussten wir die Mürggeli abschneiden. Ich hab sie alle mitgenommen. Morgen bringe ich sie in den Tierpark als Futter für die Viechli!“
Mit solchen MitarbeiterInnen, die nichts verkommen lassen, kann man die nächsten 125 Jahre getrost in Angriff nehmen.

Am Nachmittag diverse Kurzreferate zur neuen Betriebsorganisation.
Der Leiter einer Arbeitsgruppe beruhigt die MitarbeiterInnen:
„Niemand wird zwangspoolisiert und es werden keine Pflichtenhefte ausgehöhlt!“
Das muss gut werden!

Nur selten drücke ich im Lift den Knopf U4. Eine Treppe unter dem 4. Untergeschoss befindet sich der Block-Keller. Abfluss und Heizungsrohre führen den Wänden entlang. Stabile Eisentüren deuten darauf hin, dass dies auch der Luftschutzkeller dieses Hauseingangs sein sollte. Zwei der durch Holzleisten abgetrenneten Verschläge mit Apfelhurden, die im „Ernstfall“ zu Notbetten umfunktioniert werden könnten, gehören zur Wohnung im 13. Stock. Ich öffne das Vorhängeschloss und nehme die benötigten Büchsen mit dem Harzlack heraus. Hier unten ist es sehr still. Einige der Abteile sind mit Gerümpel voll gestopft. Zwischen Laufgittern, Autoreifen, Schischuhen und ausrangierten Fernsehern stehen zu meinem Erstaunen auch Reihen von Konfigläsern, liebevoll beschriftet, Batterien von Einmachflaschen der Marke „Bülach“, verstaubt und leer, aber parat für den „Ernstfall“, ein Sack Kartoffeln, ein Korb Zwiebeln.
Eigentlich haben wir hier im Block alle ländliche Wurzeln, seis im Emmental oder auf dem Längenberg, in Galizien, Calabrien, Kosovo, Anatolien, Tamil Nadu, im Hochland von Vietnam, im Magreb …
Ich erinnere mich an meinen Einzug ins Quartier vor mehr als dreissig Jahren. Von „Zuhause“ hatte ich einen Dreschflegel und einen alten Mehlsack mit der Aufschrift „Ernst Zbinden von Längenberg 1883“ in die Stadt mitgebracht und hängte diese an die Wände aus Beton.
Seit Jahren ruhen die beiden Relikte einer vergangenen Zeit in einem der beiden Kellerabteile.
Der Block ist längst mein Zuhause geworden.

Heute ging ich in den Denner-Quartierladen mit der festen Absicht, wieder einmal Zigaretten zu kaufen. Diese werden, geschützt vor Dieben, in einem Hängeregal über der Kasse aufbewahrt. Ich wog zuerst Trauben, Nektarinen und Gravensteiner ab, holte ein Gebinde Valser-Wasser, Winzerkäse, ein Stück Parmesan und ein Vollkornbrot. Vor mir an der Kasse war eine Frau im Rollstuhl. Sie verlangte 2 Päckli Parisienne mild. „Was, Fränzi, du rauchst wieder?“ wunderte sich die Kassiererin, während sie die Schachteln umständlich aus dem Regal über ihrem Kopf klaubte. „Nein, nein, die sind für meinen Mann“. „Da bin ich aber froh, dass du nicht rückfällig geworden bist!“
Sitzt die Frau etwa im Rollstuhl, weil sie zuviel rauchte? Ich schaue in meinen „gesunden“ Korb – und ich altes Huhn verzichte tätsächlich auf die Zigis.
Parisienne mild wäre auch meine Marke …

Nach mehr als zwei Jahren erhielt Vater wieder einmal Besuch von „Bruder“ Hopf. Weil der Gottesmann nur eiskaltes Rivella trank, stellte mein Vater damals gleich eine Flasche für die nächste hopfsche Visite kalt. Monate vergingen, in welchen Vater die Flasche Rivella Blau vom grossen in den kleinen Kühlschrank umplaziert und schliesslich wegräumte. Nun war der „Bruder in Christo“ da, zusammen mit seiner schweigsamen Frau. Die beiden hatten inzwischen dem Rivella entsagt und baten um Hahnenwasser. Hopf, der früher Vertreter für Tierfutter war und am Sonntag in Vereinshäusern und Bauernstuben Bibelstunden abhielt, las auch am Küchentisch zwei Verse aus einer Bibel vor, die seit Jahren unter alten Zeitungen und Landwirtschaftkatalogen liegt. Nach der Lesung sprach Evangelist Hopf über den Siebten Himmel, die Ewige Heimat für „Brüder“, welche ein ganz besonders frommes und gottgefälliges Leben geführt hatten. Ergriffen zählte er Namen auf, verlor sich in Erinnerungen an diese Grossen und Guten, während seine Frau immer wieder auf die Uhr schaute und ihren Mann daran erinnerte, dass sie ja heute auch für den Schwager kochen müsse und die Zeit sowieso nur noch für Café complet reiche.

Inzwischen hat Vater, dem schon ein einziger Himmel ein Rätsel ist, über den Siebenten nachgedacht und ist zum Schluss gekommen, dass Hopf einst enttäuscht sein würde ob der geringen Zahl an „Chemberen“ (Bekannten) dort oben.

�©cologique

Hier ein Aprikosen- oder Pfirsichstein, dort eine zerbrochene Muschel, ein zerquetschter Pingpongball, ein bröselnder Zuckerwürfel. Ich sortiere Wäsche und Erinnerungen an die Ferien. Im „Le Midi libre“ wurde man gebeten, Kleider und Schuhe nach jedem Aufenthalt am Strand gut auszuschütteln, damit nicht jedes Jahr Tausende Kilos Sand „abreisen“. Ich klopfe deshalb nur wenige Körnchen aus den Taschen.
In diesem Sommer verschwanden die Plastikbeutel aus dem „Super U“. Mehr als dreissig Jahren lang wurden sie gratis abgegeben und nach Gebrauch meist vom camarguesischen Wind „entsorgt“. Sie verfiengen sich dann in den naturgeschützten Pflanzen, schwammen auf Etangs und Kanälen.
Die Neuen kosteten 30 Cents. (Die Frau an der Kasse „signierte“ den Strichcode von Hand: bezahlt.)
Oft waren die Taschen ausverkauft. Ich glaube, dass nicht wenige unter Schweizer Weihnachtsbäumen und auf Geburtstagstischen landen werden. Denn die vorausplanende Schweizerin denkt in den Sommerferien bereits an Weihnachten 😉

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Die Winde des Südens sind voller Überraschungen – wie das Leben.
Au revoir!

Adieu!

Millionen solcher schwarz-weiss Fötis liegen in zerschlissenen Umschlägen und Schachteln, kleben in Poesiealben, längst abgelaufenen Pässen, vergessenen Bewerbungsschreiben und abgegriffenen Geldbeuteln. Wie viele Stunden hat man kichernd die Automaten belagert, gespannt auf den Fotostreifen wartend, der, noch feucht und nach faulen Eiern stinkend, aus den Schlitz in Aussenwand der Fotokabine ruckelte?
In ein paar Tagen werden die analogen Kabinen verschwunden sein. An ihrer Stelle wird dann digital fotografiert, zwar zum gleichen Preis und in Farbe, aber mit vier identischen Bildern. Möglich, dass sich die Wehmütigen aus der Schweiz bei Gelegenheit noch einmal hier auf den Drehstuhl setzten

Malve

Ich habe gehört, dass einer durch die Städte ziehe und an Strassenrändern Malvensamen fallen lasse. Man wisse nicht, ob das toleriert werden solle, da Malvenstängel eventuell den Beton sprengten, die Sicht der AutofahrerInnen hemmten, lästige Bienen und BlumenpflückerInnen anlockten oder Vandalen die alles niederträten, so dass das Strassenbord unordentlich aussähe.
Bei uns ist er auch vorbei gekommen, der Schlingel!

Quarzsand...
Fotos: 1st

Es gibt keinen Zweifel: die BernerInnen sind übergeschnappt. Ihnen ist im Moment nicht zu helfen. Es fällt mir schwer, da nicht mitgerissen zu werden, glaubt mir!
Eine schreckliche Sache ist mir zu Ohren gekommen: Jemand aus Bushs Entourage habe das Bundeshaus gekauft. Die Plastikvermummung diene nur dazu, um unser Parlamentsgebäude dahinter in Ruhe Stein um Stein abtragen zu können. In Las Vegas werde es dann als tolle Goldgrube wieder aufgebaut und von echten weissen Königstigern bewacht.
Verzweifelt versuchte ich heute Abend, diese Katastrophe zu verhindern, wurde aber von den Securitas-Wächtern, den Polizisten und den Soldaten an der „Baustelle“ nur ausgelacht. Einige von ihnen „bewachten“ die Gratis-Bar, andere hatten sich eine Italien-Fahne umgehängt und schauten den Strandfussballern auf dem Bundesplatz zu. Kein Wunder merkt niemand, was da klammheimlich vorgeht, hat man doch allen im wahrsten Sinn des Wortes den besten Sand Europas in die Augen gestreut. Aus einem Hunderte von Kilometern entfernten deutschen Baggerssee wurden 300 Tonnen feinster Quarzsand

herbei gekarrt (siehe „Bund“ vom 21.06.06). Nun haben wir mitten in der Stadt einen Strand bester Qualität zum Fussball spielen, während ein anderer Fussball das Regieren übernimmt.
Mir graut ja davor, wenn die Leute nach den Sommerferien den leer geräumten Sandsteinfelsen entdecken. Ich hatte sie gewarnt – vergeblich. Auf jeden Fall werden wir eine Grube für den deutschen Sand haben und vielleicht daraus einen Baggersee …
(Falls ihr, liebe FreundInnen aus Deutschland, euren Quarzsand in action sehen wollt: 30. Juni bis 9. Juli am Internationalen Beach-Soccer-Turnier in der Lenk!)

Anscheinend gibt es nicht genug ZuschauerInnen für alle Grossleinwände …

Seit Generationen wird in meiner Familie immer alles geflickt. „Zu Ehren ziehen“, nannten meine Eltern das und machten aus der Not eine Tugend.
Eine neue Fliegenklatsche würde 1.50 kosten, aber mein 95jähriger Vater hat diese hier mit einem Stück (uraltem) Hundsleder geflickt. Ich finde das übertrieben!

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