Do 2 Apr 2015
Geweckt werden die April-Schlafmützen im Block durch ein leichtes Vibrieren, das an den Betonwänden herauf steigt. Es ist 07:17 Uhr und die Arbeiter setzen vorsichtig die Bohrer an, um zu den Kernen des Hauses vorzudringen. Wer nun seine Ohrstöpsel noch nicht in Form geknetet und gesetzt hat, wird auf der Stelle bis ins Gehirn und hinunter zu den Zehen gepackt, durchgeschüttelt, aufgefressen von einem infernalischen Gedröhne. Da gibt es nur Ausreissen und Fliehen.
Eine eisige Kälte hat den Sturm abgelöst. Es fängt an zu regnen. Trotzdem machen wir uns nach dem Mittagessen auf, um frische Gräser, Blätter und Blumen zu suchen, denn morgen steht das Eierfärben an. Wir begegnen keinem einzigen Hundekot. Wahrscheinlich haben die geliebten Vierbeiner bei dieser Kälte und dem Sturm zu Hause ins Kistchen gemacht.
Die Kräuter sind sauber. Wir werden pflotschnass, aber wir Frauen bleiben dran, jagen nach Seltenem. Nicht jedes Löwenzahnblatt findet Gnade vor unseren kritischen Augen. Wer Geduld hat, bringt auch ein zartes Gänseblümchen aufs Ei.
Da das karfreitägliche Färben nach vielen Jahren nicht weniger, sondern erfreulicherweise immer mehr Freunde und Bekannte begeistert, mussten wir „auslagern“. Wir sind nun im Gemeinschaftsraum des Quartiers, wo es auch genug Platz für die Kleinen und ihre Kegel hat. Ohne die Hilfe meiner Kinder könnte ich nicht alles so schön und praktisch vorbereiten. Danke!!
2nd2nd, female hat vor sechs Jahren angefangen, ein Gästebuch zu führen. Es gibt sicher wichtigere Statistiken, aber an ihren Aufzeichnungen können wir sehen, wie sich unser Leben im Quartier entwickelt.
Wir färben mit Naturfarben. Hier links hinten ein besonderes Rot, vorne links ein intensives Blau, hinten rechts die wohlriechenden Zwiebelschalen und vorne rechts ein feines Gelb.
Ich mache eine Farbenprobe, damit die „neuen“ Färberinnen und Färber sich ein Bild von den Suden machen können.
Nun ist alles bereit, auch fürs sogenannt „leibliche Wohl“ ist gesorgt.
Morgen um 11:00 Uhr öffnen wir die Tür.