2004


Er türmt sich in hohen Haufen in der Schauplatzgasse und vor dem Bundeshaus, versperrt den Zugang zu den „Lauben“. Der Verkehr muss umgeleitet werden, Verspätungen von Bus und Tram sind nicht auszuschliessen. Menschen stehen in Gruppen zusammen, reden und gestikulieren, lachen, wundern sich über die weisse Pracht. Durch Schauplatz-, Gurten- und Kochergasse weht ein kalter Wind, während es in der Spitalgasse heute frühlingshaft warm ist und man eigentlich die traditionellen lebendigen Osterhasen in den Loeb-Schaufenstern erwartet. Aber in den hinteren Gassen herrscht emsiges männliches Treiben. Lastwagen, beladen mit Schnee lassen diesen in die Gasse flutschen, Absperrgitter werden zusammengehakt, Tribünen und Brücken errichtet, Rohre verlegt, um das Schmelzwasser abzuleiten, Rivella-Zelte aufgebaut, Lautsprecher eingerichtet. Die Bundesgasse wird mit weissen Planen überdacht. Das Organisationskomitee, ernste, stämmige Herren in hellblauen Sportjacken, versprechen sich gegenseitig, dass die Temperatur bald sinken würde. Sie haben sonst nichts zu tun, alles läuft, generalstabsmässig, wie am Schnürchen. Bern steht ein Langlauf-Weltcup-Wochende bevor und die Arbeiter packen an, strahlen, machen ein Spässchen. Heute sind sie die Stars.
Ich nähere mich einer Gruppe von Buschauffeuren und frage:
„Woher kommt der viele Schnee?“
„Das isch dr Abriib vo öppe füfzäche Iischbahne i dr Schwyz“, wird mir erklärt.
Ich muss lachen, diese Schweizer verkaufen sogar den gleichen Schnee zweimal. Der eisige „Abfall“, der von den Bahnen gewischt wird, wird hier zur Langlauf-Schlaufe präpariert: Mit der Loipe zu den Zuschauern
Cidhem, die Strumpfverkäuferin im Loeb, kann die Mittagspause kaum erwarten. Sie muss den Schnee sehen. Er gehört einfach zur Adventszeit. Es geht nichts über Bern im Schnee an Weihnachten.
Im Bus sitzen vor mir zwei albanische Frauen. Sie haben ein künstliche Weihnachtsgesteck gekauft und drapieren lachend die Blumen und Schlaufen neu. Die Jüngere trägt eine rote Umhängetasche mit Schweizerkreuz.

„Die Adventszeit ist für uns Lehrkräfte meistens eine unheilig schwierige Zeit.“ (November 04, aus einem Brief von der Schulleitung an alle SonderschullehrerInnen)

In der kleinen Pause beleidigt ein albanischer Nachbarsschüler die Mutter meines mazedonischen Schülers. Daraufhin bekommt der eine Halbwaise vom anderen Halbwaisen einen unheiligen „Bodycheck“, fliegt quer durch den Flur und bleibt liegen.

Die beschnittene Schülerin, 47kg, verprügelt den Katholiken. Nach meinem Einschreiten, taucht sie hinterrücks mit einem frisch gespitzten Bleistift auf und rammt ihn dem „Tsching“ in die Wange. Die Spitze musste im Spital entfernt werden. Der Italiener provoziert das Mädchen gerne, weil dieses immer unheilig spektakulär reagiert. Sie kann zwar nicht links und rechts unterscheiden, kämpft aber wie eine Tigerin, schreit wie die Vögel in „Ronja Räubertochter“, spuckt wie ein Cowboy und benutzt Wörter wie Nuttensohnscheidungskindhurensiechmongoloidbrillenschlangemissgeburtfiggdeinemutter.

Heute fand ein Elterngespräch statt. Ich war als erste im Schulzimmer, bemerkte nebenbei, dass schon die ersten drei Säckchen des Adventskalenders leer waren und zündete eine Kerze an.

Bisher hatten die Eltern jegliche Zusammenarbeit unterbunden und sind öfters umgezogen, wodurch die Töchter immer wieder den Schulkreis wechseln mussten. Mein Ziel war die heilige Unterschrift des Vaters für die Anmeldung seiner Tochter zur Abklärung auf der EB. Das Mädchen bereitet mir im ganzen Ghetto am meisten Kopfzerbrechen. Die schlaflose Nacht war jedoch umsonst, der Vater zeigte sich zur Zusammenarbeit bereit. War das das Ergebnis des Moduls „Gesprächsführung“ oder bewirkte der gestrige Bleistift-Vorfall die Kooperation des somalischen Vaters?

Ich hatte einen Jacken-Wunsch aus dem Knabenheim zu verwirklichen. Habe ich gemacht und bin gestern mit dem Velo in die Abgeschiedenheit der Knabenheime gefahren (übertrieben, das Velo musste ich stossen, der Weg war definitv zu steil zum Fahren) und habe die Super-Jacke anprobiert. Aber sie war zu klein. Ich habe sie wieder mitgenommen und den Lauf zur richtigen Grösse in nützlicher Frist begonnen. Der Knabe geht nämlich am 15.12. in den Schnee und hat nicht etwa eine Alternative, nein, er hat eben nichts. Sondern als somalisch-kenyanischer Mensch einfach nur kalt.

Jedenfalls konnte ich die Sportgeschäftdame mit dieser Tränendrüsen-Geschichte, die nichts als die Wahrheit ist, davon überzeugen, mir die Jacke zu beschaffen, wo auch immer her. Direkt ab Händler muss ich aber 21.– CHF draufzahlen, deklarierte die Gute den „Haken“. Ich habe versichert, dass mir das nullundnix ausmachen würde (die Spende für die Minenkinder schrumpft zwar, mit denen verrechne ich das nämlich). Die nette Sportartikel-Dame hat aber noch einmal gefragt. Und ich habe noch einmal bestätigt und meinerseits gefragt, ob sie es schriftlich möchte? Worauf sie geantwortet hat: „Nein, nein. Hausfrauen glaube ich das.“

Yeah, ich bin eine Hausfrau. Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen. So fühle ich mich gerade und ich habe den Eindruck, dass es der Familie überhaupt nicht bekommt. Alle sind verdammt überllaunig.

war auch hier ein solcher Tag.
Ich überlegte, während draussen der Nieselregen nieder ging und die Kürbissuppe des Mittags das einzige Helle bleiben sollte, ernsthaft den Beruf zu wechseln. Zwar hatte ich eben wieder einige Anfragen zur Frauengeschichte beantwortet, einer Studentin Bücher zu ihrer Hedwig-Dohm-Recherche vorgelegt und der älteren Historikerin gezeigt, wie ein Online-Katalog funktioniert. Trotz dieses sinnvollen Tuns dachte ich zurück an die vielen Jahre, in welchen ich als Erzieherin gearbeitet hatte, seis in Heim, Hort, Quartier, Schule, als Mutter, Pflege- und Grossmutter.
Abends, eingequetscht zwischen den feuchten Mänteln der telefonierenden Pendler, taucht in meiner Erinnerung eine ganz besondere Kindergruppe auf.
Zu Hause angekommen, greife ich nach einem alten Album.
Da sitzen sie auf ihren kleinen Stühlchen zu Viert am Tisch „Ofer fehlt“ steht unter dem Foto. Yaron, den Daumen im Mund, spielt noch etwas verschlafen mit einem Büschelchen Haar. Er braucht seine Zeit um nach dem Mittagsschlaf richtig wach zu werden. Shachar, der Pfiffige, liebt es, die Spaghetti auf sein blondes Haupt zu legen, die vernünftige Ayeled mit ihrem Lockenkopf denkt nicht an solche Spiele, isst ihr Essen aus dem Teller. Dann, zu meiner Rechten, die zarte Gila. Sie will auf keinen Fall essen, weder Hühnchen noch Teigwaren, keine Ugioth und bitte weg mit dem Miz! Gleich wird ihre Mutter kommen und sie aus dem Kinderhaus abholen:
„Schalom, meine Süsse, hast du gut gegessen?“ „Ich habe nichts gegessen. Ich konnte gar nichts essen. Hi (1st ist gemeint) lo natnah li schum dawar!“ (Sie gab mir nichts.)

Ich blätterte noch ein bisschen weiter zu einem Bild, auf welchem eine junge lächelde Frau ein blondes Bübchen auf dem Arm trägt, den Sohn von Yaron.

Ein trister Tag fand ein heiteres Ende und ich wunderte mich, wie viele Kinder in einem Herzen Platz haben, obwohl so ein Herz im Pschyrembel gar nicht besonders gross aussieht.

Aus „Vermischtes“
in der Schweizerischen Familien Zeitung, Nr. 1, 1895:

Eine aufrichtige Braut.
Nachstehendes Inserat befindet sich im amtlichen „Friedeberger Kreisblatt“:
Ich bin Willens, mich mit Herrn Kühl in Wildenow zu verheiraten, aber in keiner Gütergemeinschaft mit ihm zu leben, da sämtliche Sachen, selbst der Trau-Anzug mir gehören und ich auch für keine Kosten aufkomme. Ich heirate Herrn Kühl nur, um einen Mann zu bekommen. Alwine Preuss

Gefunden beim eiligen Vorbereiten meiner Habseligkeiten für den 1. Arbeitstag der Woche.

[Reaktion auf einen WOZ -Artikel darüber, wie Gemeinden Kinder von Asylbewerberinnen dankend von der Schulpflicht entbinden, still und leise. Diese Praxis hält sich noch immer, ob das Ausmass bemerkenswert ist, entzieht sich meiner Kenntnis.]

Sent: Thursday, August 08, 2002 3:17 PM
Subject: an Beat Jung / Keine Hausaufgaben für Alexei

Lieber Herr Jung

Ich bin sehr froh, dass sich einmal jemand dem Thema „Flüchtlingskinder und (kein) Schulbesuch“ angenommen hat. Herzlichen Dank!

Es gäbe in diesem Bereich noch so viele Missstände aufzudecken, z.B., dass es Gemeinden gibt, die Jugendliche zum für Erwachsene vorgesehene TAST abschieben, anstatt sie in die öffentliche Schule zu schicken. Oder auch Probleme von der anderen Seite, dass ausländische Eltern ihre Mädchen nicht alle Schulfächer und Schulreisen besuchen lassen, oder sie viel zu früh vor den Ferien aus der Klasse nehmen. Leider habe ich bis jetzt auch noch nicht herausgefunden, warum z.B. unter unbegleiteten Jugendlichen (ebenfalls ein eher ungenügend angegangenes „Problem“), die weiblichen Jugendlichen oft irgendwie aus TAST-Klassen oder ganz von der Bildfläche verschwinden.

Meine Pflegeschwester ist eine der wenigen Unbegleiteten, die einen Pflegeplatz gefunden hat und die regulär die Sekundarschule besucht. Kein Wunder also können sich EFH-Gemeinden wie Neuenegg (wo ich aber auch sehr engagierte Private kenne!) weiterhin über den im Vergleich niedrigen Ausländeranteil in den Klassen freuen.

Ich und mein Umfeld haben schon oft versucht, die Behörden – mit denen wir ohnehin zu tun haben – aufmerksam(er) zu machen, aber es ist halt eine unglaubliche Spirale von Sparmassnahmen, Personalmangel, Übersetzermangel, Lügengeschichten von Flüchtlingen (ständig falsche Altersangaben), Kompetenzproblemen zwischen den Gemeinden und Überlastung der privat sozial Engagierten.

Noch eimal merci für den guten Artikel in der heutigen WOZ.

Freundliche Grüsse

2nd, female

PS. Dies ist kein Leserbrief. Da ein Teil unserer Familie im Moment vom Rechtsradikalen XY bedroht wird, kann ich mich nicht exponieren.

für mich das schönste Wort dieses Sonntags, sozusagen die „Habseligkeiten“ im Kleinen in der Berichterstattung über die berner Gemeindewahlen. Waggele, (wackeln), tun die beiden Sitze von Ursula Begert und Adrian Guggisberg. Begert, eine Frau, die ihre AmtskollegInnen oft mit einem feinen Bauernzopf beglückte, wird von ihrer Partei, der SVP (mit wenigen Ausnahmen) geächtet. Einen Parteienwechsel zieht die Getreue natürlich nicht in Betracht. Adrian Guggisberg, der sich hauptsächlich für die Verschönerung von betonierten Plätzen mit bepflanzten Betonkübeln verdient gemacht hat und sich für einen neuen Bärengraben einsetzt, bei dem wir dem Mutz endlich Auge in Auge gegenüber stehen können, ist auch ein Waggukandidat.
„Ein Häiläit jagt das andere“ höre ich gerade. Also, ich muss eilen –

Heute habe ich meine Lehrertabelle aufgestellt. Ratet, wer auf welchen Plätzen ist? Auflösung folgt.

Es sind alle Lehrer und Lehrerinnen dabei, an die ich mich erinnern kann. Mehrere für das Gleiche habe ich nummeriert, 1 ist länger her als 2 und 2 ist länger her als 3.

Flötenlehrerin1 | Flötenlehrerin2 | Flötenlehrerin3 | Französischlehrerin| Werken textil1 | Werken textil2 | Französischlehrerin | Werken nicht textil | Klassenlehrerin1 | Klassenlehrerin2| Englischlehrerin | Gitarrenlehrer1 | Gitarrenlehrer2 | Logopäde | Flamencolehrerin | Skilehrer

Die Tabelle hat auch etwas damit zu tun, welche Fächer ich mag.

Eine weitere Geschichte aus dem Irak, erzählt von L. (16), gesammelt von 1st, November 2002

1991 haben die Peshmerga Saddams Soldaten aus Kurdistan verjagt. Meine Mutter ging mit uns Kindern, ich war 5 Jahre alt, zu dem grössten Gefängnis in Suleimanja. Es war ein eigenartiges Wetter an diesem Tag: sonnig, der Himmel war hellgrau und es blies ein starker Wind. Ich ging an der Hand meiner Mutter. Sie trug meinen kleinen Bruder Zaniar auf dem Arm. Im Lautsprecher wurde der Bevölkerung mitgeteilt: „Bevor wir das Gefängnis putzen, sollt ihr kommen und sehen, wie schrecklich es aussieht.“ Es gingen nicht viele Leute hin. Wahrscheinlich hatten sie Angst. Das Gefängnis Chabad war zweistöckig und drinnen war es schwarz. Es roch nach Blut. An einer Wäscheleine hingen blutbespritzte „Nüggeli“ von Babys, kleine Hütchen und Hemdchen, blutige Unterhosen. Die „Nüggeli“ habe ich grausig gefunden. Eine alte Frau hat auf dem Boden nach etwas gesucht und laut geweint.
Wir haben alles angeschaut und sind dann den weiten Weg zu Fuss nach Hause in die Ibrahim-Pasha gegangen: vier Kinder wie Enten hinter der Mutter mit Zaniar auf dem Arm. Der Wind blies heftig in ihr schwarzes Kleid.

Nach der gestrigen Kassensturz-Sendung muss ich mir diese Frage ernsthaft stellen. Esse ich den gesunden, teueren Lauch, sehe ich dabei die Arbeiter mit schweren Kisten übers nasse Feld stapfen für sFr. 12.-/h und in den Gaden „wohnen“, wofür ihnen der Bio-Bauer noch eine saftige Miete abnimmt. Der mickrige Lohn wird von den Arbeitgebern so erklärt, dass sich die Angestellten ja Wissen aneignen könnten, wichtig für ihre Existenz in ihrer Heimat.
Das begreife ich und hoffe, dass wir den Bio-Lauch bald aus der Gegend von Prizren beziehen, natürlich viel billiger und aus „ausgeruhter“ Erde.

Ich habe vor einer Woche eine Maus verloren. Schön, schwarz, kabellos. Ich wollte die Batterien wechseln, bin dafür aufgestanden, habe keine Batterien gefunden und sie deshalb auf die Einkaufsliste gesetzt. Seither liegt nur noch ein trosloser kleiner, rechteckiger Deckel vor mir auf dem Schreibtisch, der Rest des Elektro-Tiers ist spurlos verschwunden. Ich will nicht abstreiten, dass ich manchmal verwirrt bin. Gerade heute morgen wollte ich meinen Schlüssel in den Billettautomaten stecken (Freud grüsst), anstatt meine typisch bernische Merhfahrtenkarte zu entwerten. Auch habe ich schon ungewaschene Socken wieder aus der Wäschetrommel genommen und unbeirrt aufgehängt. Oder das Protemonnaie im Kühlschrank vergessen, lauter so Zeugs halt. Aber diese Maus ist mir ein Rätsel.

Vielleicht hat ein Handwerker sie in seiner Werkzeugkiste mitgenommen? Es rinnt nämlich im Blogk und die Guten müssen immer mal wieder ein und aus bei mir. Denen, die die Geschichte von Mats Feuerwerauto in „Alarm in Sköldgatan“ kennen, wird das sogar plausibel erscheinen.

Via Seconda-T-Shirts hat der Blogk auf der Vorspeiseplatte im Kommentar Erwähnung gefunden. Das isch äbe ds Internet.

Nun lesen wir die Kaltmamsell und empfehlen das hiermit auch anderen. Sie kommt unter „from the Ghetto“, wir haben nichts anders hier.

Die Zwiebel-Zöpfe sind gefährdet! Der Nachwuchs fehlt. Die Jungen mögen die angebotenen Flechtkurse von Renate Probst nicht besuchen. Auch Frau Siegenthaler aus Mörigen sieht schwarz für die „Trütschlen“, denn immer häufiger werden diese von ausländischen Arbeitskräften im Akkord geflochten. Aber eben: ausländsch, qualitativ nicht das, was man von Bern erwartet. So etwas ist schlecht zu verkaufen.
„Der Sommer war sehr gross … “ Rilke konnte über eine so perfekte Saison dichten. Die Gemüsebauern überfällt das grosse Jammern, denn es gab viel zu viele Zwiebeln, mehr als doppelt so viele wie letztes Jahr: 18 500 Tonnen! Jeder Lappi pflanzte Zwiebeln, nachdem die Preise 2003 so gut waren. Da hat man nun den Dreck: die krumm gewachsenen Rüebli und die überschüssigen Zwiebeln werden im Märzen, wenn der Bauer die Rösslein einspannt und Felder und Wiesen setzet in Stand mit dem Mistzetter verteilt und „ungere gfahre“, möglichst nicht zu auffällig, damit die seelandwandernden Konsumentinnen und Konsumenten sich nicht etwa noch Gedanken machen.
Auf jeden Fall halten sich trotz reicher Ernte die Preise, denn gegenwärtig flechten Frau Probst (71) und Frau Siegenthaler (85) noch und liefern feste, regelmässige mit Strohröseli bekränzte Zwiebelzöpfe aus Spezialzwiebeln. Wenigstens der Zibelemärit 2004 ist gerettet!
Wer weiss, vielleicht steigen nächstes Jahr die Getreide- , Milch-, Fleischpreise? Da werden die Bauernschlauen umsteigen, nur weg von der Zwiebel. Die Preise werden beim Überangebot wieder fallen und die Produzenten werden nie nichts zum Weinen haben.
Auch die Konfetti sind nicht mehr wie früher. Die Farben sind leuchtender geworden, weg von diesem trüben Rosa, Türkis und schmutzigen Gelb. Es gibt sie neu auch in Dunkelschwarz und Leuchtendweiss.
Die Bahnhofhalle riecht, trotz heftigem Durchzug, nach Käse- und Zwiebelkuchen.

welch ein Graus … “ haben wir als Kinder gesungen. Fällt heute meine „Logitech“ aus, ist es nicht mehr zum Dabeisein – nichts geht mehr. Wackelt das Kabel? Muss ich connect-Knöpfchen drücken? Sind es die Batterien? Habe ich der Maus die Kugel geputzt oder sollte ich ihr ernsthaft „d’Chuttle putze“?
Inzwischen habe die neuen durch alte Batterien ersetzt (!) und alles klappt wieder hervorragend!
Die intensive Beschäftigung mit diesem wichtigen Eingabegerät hat mich zurück geführt in meine Kindheit. Mein Grossvater mütterlicherseits war Schuhmacher und Feldmauser. Im Winter trug er eine Jacke aus Maulwurfsfell. Die Mäuse und „Schäre“ brachten nicht viel ein. Er band Reisigwellen für die Bauern, stellte Holzschuhe her und arbeitete beim Strassenbau. Meine Grossmutter war in der Firma Meister angestellt, wo sie in einem Keller Seile drehte und Botengänge für die Vorgesetzten erledigte.
Zwei fleissige Leute, die mit dem kleinen Lohn ihre vier Kinder nicht ernähren konnten und sie verdingen mussten.
Als kleines Mädchen versuchte ich immer wieder und vergeblich, in das einträgliche Business „Muuse“ einzusteigen – 20 Rp./Stck. Aber die Buben liessen das nicht zu und meine Freundinnen weigerten sich, mich zu unterstützen.
Im Winter, wenn wir Kinder in den Betten lange lesen durften, kam es vor, dass sich eine Maus auf den Nachttisch neben die Lampe setzte und an einem Kentapfel knabberte.
„Der Mäusesheriff“ von Janosch war eine Lieblingsgeschichte meiner Töchter und auch mein Enkel kennt sie auswendig.
Wen wunderts, wenn ich bei all diesen Mäuse-Erinnerungen im Geschäft zuerst die kleine Schwarze zur Hand nehme, die da so zierlich neben dem ThinkPad Notebook liegt – irgend wie ächt?

Zum Glück seien Kopftuch/Schleier in Bern kein Problem, höre ich von der Integrationsstelle. Sollen wir uns trotzdem an einer Diskussion zu diesem Thema beteiligen?
Bestimmt, denn Schleier sind nicht immer sichtbar!
Heute müssen wir uns einsetzen für Integrationsangebote, müssen und dürfen in den Schulen fördern und fordern, die Mädchen Stärke und Selbstbewusstsein lehren, sie bei der Berufsausbildung und im Studium unterstützen. „… das Rückgrat des Patriarchats sind die patriarchal sozialisierten Frauen“.
Wenn wir, besonders in der Mittel- und Oberstufe in den Tagesschulen mehr Knaben als Mädchen antreffen, weil den Eltern die Ausbildung ihrer Söhne wichtiger erscheint, sollten wir diese Gelegenheit nutzen, die Knaben zu Demokraten zu erziehen. Das ist „mi Tüüri“ nicht einfach. Aber wir müssen! Schon vor zwanzig Jahren, habe ich mich dafür eingesetzt, dass alle Schülerinnen ins Schwimmbad oder in die Landschulwoche mitgehen und dass die jungen Frauen z.B. einen Pflegeberuf erlernen durften. In meinem Quartier war das, im Gegensatz zur übrigen Stadt, bereits ein Thema. Ich halte nichts von diesem falschen „Respekt anderen Kulturen gegenüber“, der meist nur aus Bequemlichkeit vertreten wird und auf Kosten der Frauen und Mädchen geht.
Wer weiss, vielleicht gibt es einmal eine Schweiz, in der alle das Recht haben, sozial und politisch mit zu reden und in welcher das Tragen eines Kopftuches dann wirklich freiwillig ist.

Bei Lyssa läuft eine interessante Diskussion zum Thema. Was lernen wir daraus? Ich meine aus der Länge der Diskussion in kleinen Kommentarfeldern? In Deutschland sind eine Menge Wespennester übrig. Gut, dass Bloggerinnen reinstechen.

Was läuft in der Schweiz? Blogk ist nicht bekannt genug, als dass wir das in den hiesigen Kommentaren klären könnten. Trotzdem:

Meine kleine, ziemlich fertige Meinung zu dem grossen, unendlichen Thema:

Toleranz gegenüber Intoleraten hat Grenzen. Schleier haben freiwillig zu sein. Es gelten immer die Gesetze des „Gastlandes“. (Gesetzes-)Änderungen sind im Schweizerlande demokratische Prozesse. An diesen sollen sich alle beteiligen können, die hier leben und arbeiten.

Die „vordere“ Nacht träumte Albert schon wieder von ihr. Sie mähten zusammen Gras – stillschweigend, Marie mit ihren unverwechselbaren Bewegungen, so wie sie auch in anderen Träumen an ihm vorbei ging, in denen er in einer fremden Wirtschaft sass und den tanzenden Paaren zusah.

So war es auch im wirklichen Leben. Marie tanzte jeden Tanz, nur einmal bei der Damenwahl auf der Bütschelegg blieb sie sitzen, holte keinen auf den Tanzboden. Beim Feldschiessen machte Albert den Kranz und Marie gratulierte ihm, der nur stumm da stand. In den vergangenen 65 Jahren sprach er nur einmal mit Marie. Das war an der Landesausstellung 39, als die Theatergruppe des Männerchors nach Zürich reiste. „Veillon“ hatte in der oberen Etage einer Halle eine Musterwohnung eingerichtet.
Marie rief von unten: „Was isch dert obe?“
Albert von oben: “ Es Himmelbett.“
Mit den Frauen hat’s nie so recht geklappt, obwohl Albert ein flotter Reiter war auf seinem Kohli „Basilisk“. Einer hatte er eine Karte geschrieben und ein Buch geschickt. Das Buch kam wieder zurück mit dem Bescheid, sie fühle sich noch zu jung für eine Bekanntschaft.

Marie hat dann einen Hummel aus dem Guggisbergerland geheiratet und Albert ist ledig geblieben. An der Grebt von Beyeler Gödu vor ungefähr 15 Jahren sass sie ihm schräg gegenüber. Er konnte sie nur anschauen, fand keine Worte.
Letzhin hat er ihre Telefonnummer haraus geschrieben. Nein, heute möchte er keinen Kaffee, auch kein „Stückli vom Beck“.
Etwas gebückt, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern, macht sich der alte Mann vor dem Einnachten auf den Heimweg. Die Katzen müssen gefüttert werden, und wer weiss, vielleicht ist heute d e r Abend, an dem er Marie anrufen wird.

… du hast wunderbare Zukunftsaussichten, denn ab 2007 wirst du zusammen mit allen anderen an 365 Tagen im Jahr genau das tun können, worauf du gerade Lust hast. Wo? In dem für Europa einzigartigen Zentrum, dem Ort des 21. Jahrhunderts, wo Freizeit, Unterhaltung, Gastronomie und Einkauf verschmelzen.
Libes Kind, du wirst über die lichtdurchflutete Mall schlendern. Das öffentliche Leben wird völlig neu definiert werden. Dieses zeitgenössische Paradies, geschaffen von einer internationalen Persönlichkeit der Architektur wird den ramponierten Ruf unseres Stadtteils, von den Medien oft als „Unort“ beschrieben, aufwerten! Bis dahin müssen aber noch Berge von Erde versetzt werden. Zum Glück gibts aus dem Oberland einen Haufen Schutt, mit dem der Röstigraben vor meinem blogk aufgefüllt werden kann. Wir werden das Tor des Westens sein, „durch das die modernen Verkehrswege entlang jahrhundertealter Pfade in Richtung Westschweiz führen“. Wir gedenken der eingewanderten Burgunder und Alemannen. Damit wir der Romandie im täglichen Leben näher rücken, sind entsprechende Strassennamen geplant. Libeskind, auch 2007 wird es noch keine Gleichberechtigung der Geschlechter geben: Die gewählten Namen bezeichnen zehn verdiente Männer und fünf Frauen! Eine mögliche Postadresse könnte dann so aussehen: Herr Aston George Swampillai-Sturzenegger und Frau Tabea Sturzenegger Swampillai, Gilberte-de-Courgenay-Strasse 453 / 4 B, 3028 CH-Bern. Wir beide haben natürlich jeder Zeit einen umfassenden Rundblick auf die Baumaschinen und ihre frisch angelegten Pisten, die Rohre, durch welche die Erde über die Autobahn transportiert wird, die Betonmischtürme, die nachts beleuchtet sind und das Bauarbeitercamp. Alles sieht proper aus. Sauberer als der Waisenhausplatz oder die Münsterplattform. Nachdem wir, du, Kind und ich viele Jahre lang zugeschaut haben, wie diese Felder gepflügt wurden, wie die Kartoffeln, der Mais, der Weizen und die Sonnenblumen gediehen, wie die Krähen hinter dem Pflug her flatterten und die beiden Bussardpärchen ihre Kreise zogen, befinden wir uns auch hier in einer Zeit des Umbruchs.

so hast du in der Not. Man könnte meinen, „Die-Da-Oben“ hätten diese Weisheit nie gehört, denn „in der Zeit“ haben „sie“ etwas anderes gemacht. Weshalb rege ich mich gerade jetzt darüber auf?
Vor mir liegt die „Gartenlaube“ Nr. 18 aus dem Jahr 1911. Da steht neben einem Mädchen in Matrosenkleid, welches eine Sparbüchse in der Hand hält:
Du m u s s t zehn Mark sparen, wenn du auch nur zehn Pfennig in die Sparkasse hineingeworfen hast, denn die Kasse verschliesst sich nach dem ersten Einwurf und öffnet sich automatisch nach dem Einwurf des hundertsten Zehnpfennigstückes. Sie registriert sichtbar jeden Einwurf von Zehnpfennigstücken, bis zehn Mark voll geworden sind. Auch für den Einwurf von Zehnhellerstücken eingerichtet. Kein Schloss! Kein Schlüssel!
Dieses Wunderding kostete nur 3 Mark. Sparen ist nicht immer schmerzlich und schlecht, aber die Fantasie darf einfach nicht fehlen.

Schweizer zum Tamilien, den er kennt:
„O hallo, gud morning, du ju häv a tiket? Auer trafikminister had not a tiket. Hi pey sörtyfäiv fränks for not kamming in prisen.“
Der Tamile lacht. Er hat ein Jahresabo. Ihm kann so was nicht passieren.

« Vorherige SeiteNächste Seite »