2006


Ich bin seit jeher der Meinung, dass Vereinsarbeit und politische Arbeit ein Handwerk sind, das man erlernen und nutzen kann. Ich würde niemals in einem Quartier leben, ohne dem Quartierverein beizutreten oder einen solchen zu gründen. Dies nur so nebenbei, weil oft über „Vereinsmeierei“ geschnödet wird.

Heute um 7:30 an „meinen“ Verein geschrieben:

Wegen der Grossbaustelle haben wir eine neue Busstation an einer zu Stosszeiten stark befahrenen Strasse (auch Lastwagen, z.B. von Coop). Ich habe das heute morgen eine Stunde beobachtet, jeder ist herzlich eingeladen, werktags um 7.00 bei mir vorbeizukommen und das Gleiche zu tun. Um diese Busstation zu erreichen, müssen die Leute, die von den Blöcken X und Y kommen, die Strasse in einer Kurve überqueren. Diese Strasse hat zwar einen Fussgängerstreifen und ist beleuchtet, aber sie ist unübersichtlich.

Folgen der neuen Situation:

1. Es ist erwiesen, dass Menschen und ganz besonders Kinder, sich auf ihr Ziel – also den Bus – konzentrieren und weniger auf die Strasse. Es ist für die Leute hier eine Umstellung eine so grosse Strasse überqueren zu müssen und es kommt deshalb vor, dass sie auf diese neue Strasse rennen, um den Bus noch zu erwischen.

2. Schulkinder unter 10 Jahren müssen wieder in die Schule begleitet werden.

3. Die älteren oder weniger flexiblen Menschen haben Angst vor dem Übergang und benutzen die nächste Busstation, was einen zusätzlichen, steilen Fussweg bedeutet.

4. Wenn eine Gruppe gemeinsam auf den Bus geht oder vom Bus kommt (Kurse im Gemeinschaftszentrum, Schul- oder Kindergartenklassen), wird es chaotisch, alles steht still: Die wartenden Autos, die eintreffenden Busse. (Dass die Gruppen kaum Platz zum Warten haben, ist ein anderes Problem.)

Vorschlag:

Ich bin dafür, dass wir noch vor Winterdunkelheit und -glätte eine Ampel fordern. Die kann von mir aus grundsätzlich auf Stand-by sein, aber wenn ein Fussgänger sie durch Knopfdruck aktiviert, muss sie funktionieren.

Grund:

Genau diese Sachen sind es, die die Menschen hier gegen diese Baustelle und das neue Quartier wie auch gegen die Verkehrsbetriebe aufbringen, weil sie zeigen, dass man an die (vielen!) Menschen hier zu wenig denkt. Ein Unfall würde die ohnehin schlechte Akzeptanz des Projekts um Jahre zurückwerfen.

Herzlichen Dank.

Laubsauger
Aufmerksame Blogleser gibt es beim Tiefbauamt in Bern. Wenigstens für dieses Problem wurde nun subito eine Lösung gefunden: der Jumbo-Laubsauger! Ist die Zugmaschine, ein kräftiger Traktor, erst einmal in Stellung gebracht, geht das Aufsaugen des Laubes beinahe geräuschlos vor sich: nur ein sanftes Schmatzen, dann ein leichtes Flattern, wenn die feuchten Blätter durch den Schlauch wirbeln. Trotzdem braucht es kräftige Männerarme, um diesen Rüssel zu führen.
(Der Erfinder tüftle an einem Lady-Jumbo.)
Über das bisschen Lärm, wenn Traktor mit Zugmaschine sich wieder in Bewegung setzen, wollen wir uns nicht ärgern.
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Sie werde im Herbst 2008 wieder zurückgebaut, die „Bypass„-Strasse, welche ab heute zu meiner provisorischen Bus-Haltestelle führt. Dieser Fussweg ist nach Infoblatt der Verkehrsbetriebe „behindertengängig“.
In zwei Jahren werde die Haltestelle an ihren definitiven Standort am Ansermet-Platz verlegt. Wie lange kann man solche Hässlichkeit im öffentlichen Raum am Rande eines Riesenbauplatzes ertragen? Wahrscheinlich mit dem Trick, der in diesem Quartier beinahe immer funktioniert: Wir fangen sie an zu mögen.

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Am 23. Oktober 1956 sprach die Lehrerin mit den Kindern ein Gebet. Danach bat sie alle, den Eltern mitzuteilen, dass jede Familie unbedingt einen Notvorrat anlegen müsse: Hörnli, Zucker, Reis, Öl.
„Notvorrat“ brauche man im Krieg. Verängstigt kam meine kleine Schwester Rosmarie nach Hause und berichtete, was Fräulein Lange der Klasse aufgetragen hatte. Die Mutter führte das Kind zu der alten Holztruhe und hob den Deckel:
„Hier ist unser Notvorrat.“
Die Truhe war gefüllt mit gedörrten Apfel- und Birnenschnitzen.

Und trotzdem erinnert sehr vieles an Lilas „Erschreckend“ genau an unser Quartier. Lesenswert und auf merkwürdige Weise motivierend, es immer wieder zu versuchen.

Anja zu ihrer Freundin Sonja:
„I ha-n- es Sändwitsch gfrässe u öppis gsoffe, ha d’Scheiche uf e Tisch gschmisse u eini gschlotet. Huereseich, dä Siech isch uf Spanie verduftet! Itz weisch, warum i nümme über-e Chrigu schnure? Dä het mi bodebös verarschet.
Hallo, Herr Widmer! schöni Ferie gha?
Das isch mi Lehrer, e huerehärzige Schätzu.
Am Mäntig mues i ga schnuppere uf Bowil – es Huerekaff, nume Chüeh u Chüehdräck um ds Huus ume. Dä Siech cha mer gstohle blybe. Dä söll de nid cho z’gragge, wen-er vo Spanie ume chunnt.
He, da isch mi Brüetsch, dr Patrik. Muesch ne de nid küsse, är hasset das.“
Anja gibt ihrem kleinen Bruder einen Kuss. Sonja setzt sich dem schweigsamen jungen Mann in Tarnanzug auf den Schoss und küsst ihn auf die Stirn:
„Chömet, mir gö doch alli zäme es Jahr uf Brasilie!“ (mehr …)

Nachdem es lange zu nass war, konnte ich nun endlich die Parkplatzlinien nachziehen lassen. Das war eine grosse Organisation, weil ich ja schauen musste, dass der Parkplatz zur richtigen Zeit leer war.

Alles ist gut gegangen. Das einzige kleine Problem war ein kleines Stück Strasse, das nicht zum Block gehört. Es gehört der Stadt und ich kann eigentlich nicht darüber entscheiden.

Aber ich wollte dort ein Kinderschutz-Zeichen, weil so viele Kinder vom Tagi und vom Kindergarten dort durchspazieren. Dieses Zeichen leuchtet auch im Dunkeln, weil es wird genau von einer Stassenlaterne angezündet.

Das Zeichen, das ich wollte, gibt es bis jetzt nur im Kanton Aargau. Ich hatte zwar keine Bewilligung, aber ich habe so lange begründet, bis es mir die Strassenbezeichnungsfirma trotzdem gemalt hat. Am Schluss hat es dem Firmenchef so gut gefallen, dass er es fotografiert hat und damit Werbung machen will.

Neues Zeichen für Fussgänger

Zielscheibe

Man fand ihn, schmutzig und völlig durchnässt im Quartier. Auf ihn wurde geschossen. Er sei u.a. schuld an der Islamisierung und damit auch an der Minarettisierung unseres Landes. Ausserdem sei er sowieso kein echter, sondern nur
ein Papiirli-Schweizer.

Als Rooney das kroatische Tor knapp verfehlte, brachte der Kellner das BLT-Sandwich mit Frites. Ich sass wieder einmal an meinem alten Platz im Pub mitten unter englischen Fussballfans. Beim Monatsbier, dem dunklen, liess ich mir BLT erklären, denn von englischem Essen habe ich keine Ahnung – Bacon, Lettuce, Tomato, aha. Ungestört tropfte der Speck dann aus den Broten, als Robinson den ins Tor rollenden Ball verpasste und mit dem Fuss ins Leere stiess. Aus! Blankes Entsetzten unter den Fans. Man hörte nur noch die Flügel des müden Ventilators an der Decke schlagen.
Gelacht wurde erst wieder, als Ludovic Magnin im neuen goldenen Tenu wütend über den Bildschirm stürmte. Er sehe aus wie ein rosa Söili, in einer so lächerlichen Kluft könne man nur verlieren, ha,ha ha!
Wir fassten unsere Mappen und die verrauchten Mäntel und gingen heim.
(Die Schweiz verlor gegen Österreich 1:2)

Über mangelnde Transparenz können sich Reisende mit der Deutschen Bundesbahn wirklich nicht beklagen. Die Störung am Triebkopf wurde sofort gemeldet und später – Merkur sei gepriesen – auch behoben. Einige Zeit gabs keine weiteren Durchsagen, denn die Sprechanlage war defekt. So fläzten wir uns ahnungslos in den bequemen Sesseln der ersten Klasse! Aber dann hielt der Zug vor Mannheim inmitten herbstlicher Weiden: Leute auf den Gleisen!! Vor Karlsruhe gabs einen Unterbruch im elektronischen System: „Leider haben wir keinen Überblick über die Reservationen!“ Wenig später kam die Menue-Durchsage: gefüllte Pfefferschoten und Schweinsmedaillons an Basilikumsauce, dazu ein roter Wein. Wir sollten uns doch verwöhnen lassen und die Ruhe geniessen. Ihr ICE-Speisewagen-Team.
Mit den Pfefferschoten wurde es nichts, da sich bereits in Frankfurt die Laptop-Fraktion an den Esstischen niedergelassen und aus dem Speisewagen ein Büro gemacht hatte. Wir verzehrten die wenigen Käse-Kresse-Eierbrötchen aus der Bordküche. Inzwischen brachen wir bei jeder Durchsage in Gelächter aus. In Offenbach streikte Tür 1L. Man suchte den Schlüssel und konnte sie dann von Hand abschliessen. Allerdings liess sie sich auf dieser Reise nicht mehr öffnen.
Bevor der Zug in Basel einfuhr, bat uns die freundliche Stimme im Lautsprecher um Entschuldigung für die Signalstörung vor Hannover und wünschte in Deutsch und Englisch zum letzten Mal „trotzdem gute Fahrt“.
Der Nachtzug über Bern nach Rom hatte den verspäteten ICE abgewartet. „Nur mit der Ruhe,“ meinte der Schaffner, als er uns schwer bepackt heraneilen sah. Wir lachten bis nach Bern.

Ich habe meine Freundin A. auf Wunsch einer Leserin gebeten, diese Geschichte aus dem Jahr 2004 weiter zu erzählen. Sie schickt mir ein Zitat aus dem Antwortschreiben des Amtes vom 14.10.2004:

„Sie äussern Ihr Unverständnis darüber, dass das Bundeamt nicht Mutter und Tochter S. Asyl erteilt hat, sondern nur der Mutter. (…) Sie werden verstehen, dass wir aus Datenschutzgründen nicht mit Ihnen über Details aus den Asylverfahren korrespondieren können. Das Amt prüft jedes eingereichte Gesuch sorgfältig und individuell. Frau S. und ihre Tochter sind beide volljährig, deshalb wurden zwei getrennte Verfahren geführt und individuell geprüft, ob Asylgründe vorliegen oder nicht. (…) Wie Sie selber feststellen, gelingt es S.S. auch mit Ausweis F, für ihren Lebensunterhalt selber aufzukommen.Ohne Vorliegen von neuen und erheblichen Tatsachen oder Beweismitteln kann auf den Asylentscheid der Tochter nicht erneut eingegangen werden – daran kann auch ein Anwalt nichts ändern. Mittelfristig ergeben sich u.E. auf für S.S. gute Perspektiven: als integrierte, fürsorgeunabhängige junge Frau kann ihr durch die kant. Fremdenpolzei eine Aufenthaltsbewilligung erteilt werden, mit der sie auf dem Arbeitsmarkt noch bessere Chancen hat. (…)“

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Weiler gespiegelt

Letzthin war wieder einmal eine „Wohnungskontrolle“ angesagt. Die Verwalterin, eine energische Blondine in schwarzer Lederkluft, zusammen mit dem ihr untertänigst ergebenen Hauswart (nicht der aus unserer Familie!!) machten einen Gang durch die Blockwohnungen, prüften den Zustand von Tapeten, Bodenbelägen, Kühlschränken, Backöfen und besonders den der Anschlüsse von Wasch- und Geschirrspülmaschinen, welche eigentlich nicht erlaubt, aber inzwischen von der Vermieterin geduldet sind
– „aber auf eigene Verantwortung!!“
In diesem Jahr soll in jeder Wohnung neben dem Dringenden auch etwas erneuert werden, was sich die MieterInnen wünschen
– „natürlich in vernünftigem Rahmen!!“
Da alles Dringende sowieso repariert wird, habe ich keinen Wunsch parat.
„Möchten Sie die Wand in der Küche geplättelt haben?“ schlägt mir Frau Kühne vor und zückt den Notizblock.
„Ja, warum nicht,“ stimme ich zu, obwohl ich mich an die Eternitplatte aus den Sechzigern gewöhnt hatte, welche mit einem Wisch zu reinigen war und nie Anspruch auf strahlenden Glanz hatte.
Ganz anders ist es mit den neunen schneeweissen Kacheln. Sie schreien geradezu nach einem dieser Super-Proper-Sprays, die ich bis jetzt in keiner Reklame beachtete.
Ich sprühe, wische mit weichem Tuch, kontrolliere, indem ich mich seitwärts über den Kochherd beuge, ob irgendwelche Streifen … Nein, spielgelblank und strahlend sauber.
Ohne Kacheln hätte ich einige Seiten lesen können.
Ein Vorteil: Ohne mich umzudrehen, habe ich nun einen malerischen Blick auf den Weiler am Hügel.

Kleinesmeitli hat wie andere Bébés sehr viele Geschenke bekommen. Da die Mutter seit sie selber Kleinesmeitli war, einen totalen Listen-Tick hat, ist kein Geschenk entgangen. Nachfolgend ein Auszug aus der Liste von Geburt bis Ende September. Natürlich gibt es auch eine vorgeburtliche Liste und eine laufende Liste. Alle Listen – auch die mit allen SMS – kommen ins Fotoalbum, auf dass der Archivierungs-Fimmel weitervererbt werde.

Mittwoch 16. 8. 2006
1st: Blumen vom Rosenkavalier, drei weisse Rosen in grün
2nd, f: Zwetschgen, m&m’s, Ballistos
Freundin1: tibetanische Weisheit, selbst gehäkeltes Chäpli, blau-weiss gestreiftes Body, Eimalzin
Freund1: Rosenstöckli, Raffaelos
2nd, m: 6 Mandelbärli
Patin: 10 Tafeln Schokolade
Freund2: 50.-

Donnerstag, 17. 8. 2006
2nd2nd, mt: Sonnenblumenstrauss von der Tscharnegut-Floristin
Freundin2: T-Shirt und Pyjama
Bekannte: farbige „säufer“-Tüchli, rosa Bademantel
Schwägerin 2nd2nd, f: 2 Rosen

Freitag, 18. 8. 2006
Freundinnen 3&4: Froschkönig-Finkli
Albanischer Cousin: Blumenröckli mit Höschen und Hütchen, grünes T-Shirt mit Schmetterling, weisse Hosen, (später) eine Priese Zucker
Bettnachbarin: Champagner im Spital

Samstag, 19. 8. 2006
Freundin5: grosses Pack Pamper’s
Albanischer Cousin: Sternzeichen Löwe aus Glas
Albanischer Cousin: Uhr mit zwei Schafselefanten
Tante von 2nd2nd, f: Bügeleisen

Sonntag, 20. 8. 2006
1st: Apfelkuchen

Montag, 21. 8. 2006
Nachbarn: selbst gemachte Karte
Hebamme: Weledapäckli mit rosa Söckchen

Dienstag, 22. 8. 2006
Bekannte: Kirschenkernkissen, rundes Holzspielzeug
Bekannte: Gutschein „zur goldenen Wiege“ 40.-, rote Söckli
Nachbarin: Blumenstrauss in rosa

Donnerstag, 24. 8. 2006
Freund3: Kuscheldecke und Karte
Freundin 6: dreieckiges Holzspielzeug
2nd, f: Kleider für 100.-

Samstag, 26. 8. 2006
Urgrossvater: 50.-

Sonntag, 27. 8. 2006
Bekannte: Käferli-Waschlümpli und Karte
Albanische Freunde: Kleider, 6 blau-goldene Gläser, Bluse für Kinds-Vater, 100.- für Kinds-Mutter

Montag, 28. 8. 2006
Nachbarin: Karte mit 20.-

Dienstag, 29. 8. 2006
Nachbarin: weisses langärmliges T-Shirt
Eltern von Freundin1: Kaputzen-Pulli aus Italien
Bekannte: Karte mit 30.-

Donnerstag, 31. 8. 2006
Nachbarin: grünes Dinosaurier Body
Nachbarin: „Lissi Baby“-Puppe
Nachbarin: Schachtel „Baron“ Pralinen, rosa Trainer-Hose und –Pullover
Freundin7: grosser Schoki-Glückskäfer, weiches Äffchen

Freitag, 1. 9. 2006
Nachbarin: rosa Badetuch mit Waschlümpchen
1st: Zwetschgenkuchen

Samstag, 2. 9. 2006
Bekannte: selbstgestrickte Finkli
Frundin aus D: 3 Paar Socken, 2 Paar Strumpfhosen, „In the jungle“ Libli und Höschen, 5 Bodys, Gelee Ananas und Bananen, Wicklein (Süssigkeit mit Nüssen und Kernen)

Dienstag, 5. 9. 2006
Nachbarin: Karte mit 20.-, Komplett Anzug (Höschen, Libli, Essmänteli und Handschuhe. Alles in Rosa und Weiss)

Donnerstag, 7. 9. 2006
Nachbarn: Karte mit 50.-
Nachbarn: Karte
Bekannte: 3 Sonnenblumen
Nachbarin: kleine Sonnenblume und Spielzeug 30°

Freitag, 8. 9. 2006
Schwiegermutter: selbstgestrickte Söcklein und weisses Libli für Linda , Llikum me arra, Përpeq, 3 Paar Socken (Styled in Türkiye) und ein Herren Unterhemd für Nexhat, 2 Paar Kniestrümpfe für Sarah
Patin: 1 l Sauser, grosser gelber Rosenstrauss, gestrickte, fein gefütterte hellblaue Jacke (68), Söcklein (new born), Body

Samstag, 9. 9. 2006
Nachbarn: Schachtel mit 11 Aachener Köstlichkeiten, Manchesterhose (80), langärmliges rosa T-Shirt (80), Champagner litchi, Kitsch-Kerzenständer

Montag, 10. 9. 2006
Vorgesetzter: Brief und 50.- LOEB-Gutschein

Dienstag, 12. 9. 2006
Bekannte: beige Hose mit Räuschchen und lila Libli (74)

Freitag, 15. 9. 2006
Nachbarin: farbiges Röckli (80), kurzes Body, Aprikosenschnitten-Dessert, violetter Trainer
Nachbarin: Brief und Body (68)
Bekannte: Maus aus „Chlätterbär“

Samstag, 16. 9. 2006
2nd, m: 3 Rosen zum „Geburtstag“ für Kleinesmeitli

Montag, 17. 9. 2006
Bekannte: Karte
Bekannte: Karte, Bär mit aufziehbarer Musikdose, verpackt in selbstgemachter Malerei
Alte Freundin der Familie: Karte mit Zitat aus „Le petit prince“, WWF Delphin, „Princess“ Pijama

Donnerstag, 21. 9.2006
Tamilische Familie: Plastikgeschirr, Schachtel Biscuits, rosa Trainer (OTTO)

Freitag, 22. 9. 2006
Nachbarin: Karte und 20.-
Alte Freundin der Familie: esprit Manchester Röckli und Bluse, Karte und 100.-
Eltern 2nd, male: Jeans-Röckli, Libli und Karte
Bekannte: Baby-Bad für erschöpfte Eltern, Pflegeöl, Waschlümpli und Karte

Mittwoch, 27. 9. 2006
Bekannte: Jeans-Röckli, rosa Libli und Rüschchen-Söckchen (4-6 M)
Nachbarin von 1st: Karte, Entchen Waschlümpchen und rote Decke mit blauem Esel

Freitag, 29. 9. 2006
Nachbarin: 20.-
Nachbarin von 2nd, f: schwarzes Tuch mit farbigen selbst gestickten Blumen
Mutter von Freundin1: farbiges Stühlchen

Samstag, 30. 9. 2006
Freundin von 2nd, f: Päckli (noch unausgepackt)

Tashi delek - Nhamasde

Blogk-Kind schreibt und zeichnet 1979 in sein Schulheft:
„Im Himachal Pradesh
Hier gibt es schöne Blumen, viele Früchte, Bäume Kräuter. Vieles ist ähnlich wie in der Schweiz. Der Himachal liegt in der Nähe der Tibetanischen Grenze. Die Tibetaner sind eingenommen worden von den Chinesen. Hunderte von Tibetanern flüchteten nach Nepal und nach Indien. Von dort aus sind sie in alle Länder gezogen: in die Schweiz, nach Deutschland, nach Frankreich und nun sind sie in der ganzen Welt verschtreut. Viele sind auch in Indien geblieben eben im Himachal. Weil es dort fast so Kalt ist wie in Tibet und weil sie es in den Tropen nicht Aushalten. Viele mussten auch in den Süden Indiens gehen. Aber es sind einige gestorben weil es zu heiss war.“

Kann gut sein, dass „Blogk-Kind“ für morgen auf der Buchmesse neben dem Notebook auch noch ein kleines Schulheft in die Tasche gesteckt hat.

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Balkonputz1

Unsere Hausordnung verbietet klar und deutlich den Balkon mit Hilfe von Wasser zu putzen. Weil es ablaufen muss, würden unter Umständen und je nach Windrichtung 12 Wohnungen unter uns sowie jeder, der

um den
unter dem
zwischen dem

Block geht in nasse Mitleidenschaft gezogen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Bei richtig starkem Regen dürfen wir zum Reinigen Wasser brauchen. Und deshalb haben 3rd und ich heute.

Jetzt sind wir wieder am Schärme. Und obwohl die Heizung in unserem Block natürlich noch nicht läuft, sind wir zuversichtlich, bis morgen wieder trocken zu sein.

Balkonputz2

Liebe Mitarbeiter
Hat jemand von Ihnen im Namen unseres Unternehmens Prospekte
(im ganzen 6 Paletten) bestellt?
Oder kennt jemand von Ihnen einen gewissen Edgar Portner?
Bitte mich sofort kontaktieren unter Tel. 59321 oder per Email.
Der Chauffeur wartet am Zoll auf meine Antwort.
Freundliche Grüsse
Deborah Fiechter

Inzwischen hat sich der Chauffeur eine Kollegin angelacht und in der Nähe des Zolls auf Firmenrechnung ein Zimmer genommen.

Das Grab meiner Mutter gehört noch zu den ungefassten, hat also noch kein Betonmäuerchen ringsherum. Die Erde müsse sich mindestens ein Jahr lang setzten. Hangseitig habe ich den schmalen Hügel mit Steinen befestigt, Lavendel und kleine blaue Aster angepflanzt – schlicht, im Gegensatz zu den übrigen Gräbern, die meist eine Fortsetzung des üppigen Fensterschmucks der Berner Bauernhäuser sind. Auf diesen Gräbern wird regelmässig gedüngt und gegen Ungeziefer gespritzt. Meist gehe ich auch beim Grab meiner Tante Marie vorbei, knipse die verblühten Tageten ab, während mir von der Trauerweide Regenwasser auf den Rücken tropft. Marie hatte ihrem Leben ein Ende gemacht, indem sie sich im Altersheim erhängte. Auf dem Grab ihres Mannes, weiter unten in der Reihe, jäte ich auch ein bisschen und denke an diesen geizigen Kauz, der sich Jahre lang vornahm, eine Schifffahrt auf dem
20 Kilometer entfernten Thunersee zu machen. Bevor er diesen Ausflug endlich in die Tat umsetzte, wurde er auf eine grössere Reise geschickt.
Er lebte nach dem Motto: „Wer zahlt, befiehlt.“
Ein ziemlich hässlicher Ort ist das Gemeinschaftsgrab – eine Ansammlung von schlampigen Blumen in Töpfen, Körben, Schalen und Kränzen mit ausgewaschenen Schleifen. Die Namen der Toten auf vergammelten Messingschildchen, aufgeschraubt auf eine Steinplatte, die Moos ansetzt.
Bussarde kreisen über der Trauerweide.
Für eine Weile setze ich mich zu der Wirtin auf die Terrasse. Sie schneidet Lampionblumen für die Tischdekoration. Am Abend ist im „Bären“ Rangverkündigung der Feldschützen.

Heute begegnete ich meiner ehemaligen Nachbarin. Seit einem Monat lebt sie nun im Wohnheim. Wie ein Berg haben sie der Umzug und die damit verbundenen hohen Kosten nieder gedrückt. Aber es gefalle ihr gut in dem Südwestzimmer, welches sie mit den eigenen Möbeln eingerichtet habe.
Ihre alte Wohnung sei an ein ausländisches Ehepaar vermietet worden, ein grosser Mann mit einer Frau, die kein Wort Deutsch spreche. Nun habe es sich heraus gestellt, dass sie ein behindertes Kind hätten. Das sei ja nicht so schlimm, denn es handle sich um ruhige Leute.
„Immerhin bringen sie im Badezimmer keine Schafe unter – grob gesagt.“
Wir bleiben also weiterhin ein zivilisierter Hauseingang;-)

Mein Lift

Weil nicht alle hier Lesenden mit Liften vertraut sind: Das ist „mein“ Lift in Abwärts-Fahrt. Man kann sich ihn als fahrende Kabine vorstellen, ähnlich wie die Dinger der Fassadenputzer. Die Kabine ist auf einer Seite offen und rast eine Wand entlang, die pro Stock zu öffnen ist. Man muss aufpassen, dass man sich nichts einklemmt, keine Schnürsenkel, keine Haare, keine Taschen, vor allem nicht die Kinder. Denn der Lift ist so alt, dass er häufig auch in solchen Fällen noch den Kontakt herstellt, trotzdem losfährt und einfach reisst.

Der Lift von 2nd2nd ist sauberer. Die haben halt auch einen emsigen sehr präsenten Hausmeister. Bei unserem gibt’s nie eine Umfrage, aber der ist auch aus dem Berner Oberland und nicht aus dem Kosovo. Das ist natürlich etwas anderes.

In meinem Leben bin ich mindestens 30’000 Mal mit dem Lift gefahren. Ich habe mit den Mitfahrenden ein kurzes Wort gewechselt, Gespräche geführt, Neuigkeiten ausgetauscht und mich mit einem guten Wunsch von ihnen verabschiedet. Natürlich bin ich manchmal gezwungenermassen oder auch freiwillig die Treppe hinauf- oder hinutergelaufen.

Aber heute, heute habe ich den Lift das erste Mal nicht genommen, um sozialem Kontakt auszuweichen.

Letzten Freitag, vor dem Abstimmungswochenende, warf der Verwalter in alle 166 Briefkästen einen Brief. Alle MieterInnen erhielten einen Umfragebogen, auf dem sie verschiedene Fragen zum Hauswart mit „sehr gut“ bis „schlecht“ ankreuzen müssen und extra Zeilen für Reklamationen bekamen. Darüber informiert wurden wir offiziell erst gestern. Da für kein Kreuzchen eine Begründung verlangt wird, werden alle, die meinen Mann mögen ein „Gut“ ankreuzen und alle anderen ein „Schlecht“. Fragt mich nicht, wie ein solcher Bogen ausgewertet werden soll. Die Emotionen fahren auf und ab.

Wenn ich eine Mieterin wäre, würde ich nun jedes Mal, wenn ich mich, die Hauswartsgattin, sähe, an diese Umfrage denken. Umgekehrt ist es leider auch so, dass ich nun beim Zusammentreffen mit MieterInnen auch immer daran erinnert werde. Jeder Wunsch, den ich ihnen mit auf den Weg gebe, wird gewertet, denke ich. Die Frau Hauswartgattin ist bestimmt nur so freundlich, weil sie will, dass ich ein „gut“ für ihren Mann ankreuze. Ein elendes Misstrauen frisst mich auf und heute steige ich Treppe abwärts.

Ob wir noch umziehen müssen, damits wieder aufwärts geht?

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